• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Deutscher Röntgenkongress: Therapeutische Eingriffe gewinnen an Bedeutung" (13.08.2004)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Deutscher Röntgenkongress: Therapeutische Eingriffe gewinnen an Bedeutung" (13.08.2004)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

M

ehr als 90 Prozent der Diagnosen werden in der Klinik mit bildge- benden Verfahren gestellt – jetzt

„mischen“ Radiologen zunehmend auch in der Therapie „mit“. Die Radiofre- quenz-Ablation von Lebermetastasen kolorektaler Karzinome ist wahrschein- lich nur ein Anfang. Bei der Therapie und Prophylaxe von Subarachnoidal- blutungen ist die endovaskuläre Technik des „Coiling“ von Aneurysmen schnel- ler, ebenso wirksam, aber deut- lich risikoärmer als der neurochir- urgische Eingriff.

Beim 85. Deutschen Röntgen- kongress in Wiesbaden kündigte der Präsident der Gesellschaft, Prof. Bernd Hamm (Berlin), in der Diagnostik ein revolutionäres Comeback der Computertomo- graphie (CT) an. Neue Geräte er- lauben bei einer um 30 Prozent verminderten Strahlenbelastung eine verkürzte „Expositionszeit“

und liefern Bilder mit hoher Auf- lösung. Mit 16-Zeilen-Geräten ge- lingen anatomische Bilder von Herz und Koronarien ohne Bewe- gungsartefakte (Foto). Bei Steno- sen ist dieses CT der diagnosti- schen Koronarangiographie inso- fern überlegen, als neben dem Lu- men auch die Art der Stenosen (Verkalkung oder weiche Plaques) aus dem Bild zu detektieren ist.

Bei der Brustkrebs-Diagnostik wird zunehmend die digitale Mammogra- phie eingesetzt. Mit den neuen Geräten ist eine elektronische Datenübermitt- lung möglich, was das Einholen einer zweiten Meinung erleichtert. Die Ma- gnet-Resonanz-Tomographie (MRT) ist hilfreich bei Hochrisiko-Patien- tinnen mit mammographisch dichter Brust, aber auch bei unübersichtli-

chen Verhältnissen nach brusterhal- tender Operation oder nach Einsatz von Prothesen. Nach Aussage von Dr.

Markus Müller-Schimpfle (Frankfurt/

Höchst) können damit auch kleine Her- de eines Rezidivs gut erkannt werden, das MRT der Mamma eigne sich au- ßerdem zur Diagnostik in Fällen mit axillärem Lymphknotenbefall und un- bekanntem Primärherd. 30 bis 50 Pro- zent der per MRT entdeckten Herde

seien maligne, erläuterte Müller- Schimpfle. Präoperativ eingesetzt kom- me es in 15 Prozent der Fälle zu Ände- rungen der Therapie.

Die Beteiligung am Screening zur Früherkennung kolorektaler Karzino- me von derzeit drei Prozent dürfte beim Ersatz der flexiblen Koloskopie durch die virtuelle deutlich erhöht werden.

Wie Dr. Patrik Rogalla nach 1 500 Un- tersuchungen an der Berliner Charité darlegte, ist diese Methode für Patien-

ten weitaus angenehmer: verkürzte Vorbereitung ohne literweise Darm- spülung und kurze Untersuchungszeit, keine Verletzungsgefahr. Inzwischen können noch dünnere Schichten „ge- schnitten“ und damit schärfere Bilder erstellt werden. In Grenzen möglich ist auch eine virtuelle Darmreinigung, bei der Stuhl- und Flüssigkeitsreste „weg- gerechnet“ werden. Nach einer Unter- suchung bei US-Veteranen ist die dia- gnostische Aussagekraft der Me- thode auch bei Normalpersonen vergleichbar mit derjenigen des konventionellen Verfahrens. Ein- ziger Nachteil: Es ist keine gleichzeitige Therapie möglich.

Dafür haben die Radiologen eine minimal invasive Therapie für die – gerade beim kolorek- talen Karzinom häufigen – Le- bermetastasen anzubieten: die Radiofrequenz-Ablation (RFA).

Allerdings nicht als Alternative zum chirurgischen Eingriff, wie Prof. Lothar Heuser (Bochum) betonte, sondern in nichtresek- tablen Fällen wie beim hepato- zellulären Karzinom. Bei diesem minimal-invasiven Verfahren der interventionellen Radiolo- gie werden im Zielgewebe Tem- peraturen bis 100 Grad Celsius erreicht und eine Nekrose des Tumors angestrebt. Die Methode kommt nur dann in Betracht, wenn es sich um Ein- zelläsionen bis zu fünf Zentimeter Durchmesser oder weniger als fünf Herde von weniger als 3,5 Zentimetern handelt und keine weiteren Metastasen vorliegen. Patienten mit Herzschritt- macher oder Defibrillator, bekannter Koagulopathie oder Infektionen sind ausgeschlossen. Die 5-Jahres-Überle- bensraten von Kolonkarzinom-Patien- M E D I Z I N R E P O R T

A

A2230 Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3313. August 2004

Deutscher Röntgenkongress

Therapeutische Eingriffe gewinnen an Bedeutung

Die Radiofrequenz-Ablation von Lebermetastasen sowie das „Coiling“ von Subarachnoidalblutungen sind Beispiele aus dem Repertoire der Radiologen.

Mit 16-Zeilen-Computertomographen gelingen anatomi- sche Bilder ohne Bewegungsartefakte.

Foto:Siemens

(2)

ten steigen durch die Therapie der Le- bermetastasen von einem Prozent auf 24 bis 50 Prozent bei chirurgischer Le- berresektion; für die RFA nannte Heu- ser einen Wert von 46 Prozent.

Die Methode wird auch eingesetzt zur Behandlung von Nierenkarzino- men, gutartigen Knochentumoren und symptomatischen Knochenmetastasen, die auf eine Strahlentherapie nicht mehr oder nicht ausreichend anspre- chen. Im Versuchsstadium befindet sich die RFA bei Lungenmetastasen und beim Mammakarzinom. Die Patienten reagieren auf die Therapie individuell unterschiedlich mit nur mäßig erhöhter Temperatur bis zu hohem Fieber. Die Komplikationsraten sind laut Aussage von Heuser gering: Blutungen bei ver- sehentlichen Gefäßverletzungen oder iatrogene Infektionen. Einer Verschlep- pung von Krebszellen begegnen die Ra- diologen durch das Zurückführen der Nadel im heißen Zustand.

Minimal invasive Techniken sind auch bei der Therapie von Subarachnoi- dal-Blutungen erfolgreich. Beim so ge- nannten Coiling wird das rupturierte Aneurysma im Hirngefäß endoskopisch mit winzigen Platin-Spiralen (coils) „aus- gestopft“ und abgedichtet, was auch Rezidiven vorbeugt. Dieses Vorgehen ist nach Angaben von Prof. Michael Forsting (Essen) erheblich risikoärmer als das neurochirurgische Clipping.

Es ist eine neue Generation von Pla- tinspiralen mit einer Spezialbeschich- tung entwickelt worden, die schneller

„abdichten“. Sie sind zwar teuer, doch der Preis werde durch die Verkürzung der Liegezeit aufgewogen. Verglichen mit dem neurochirurgischen Eingriff, zeichnet sich das Coiling durch eine er- heblich verminderte Mortalität (1,1 versus 2,6 Prozent) und Morbidität (3,7 versus 10,9 Prozent) aus.

Das „Erfinderforum“ des Kongresses bot Entwicklungen, die noch einige Hürden nehmen müssen, bis diese Pro- dukte aus der Mikro- und Nanotechno- logie dem Menschen helfen können:

Bei der „Aachener Kapsel“ zur tele- metrischen Dauer-Überwachung von Blutdruck und Herzfrequenz handelt es sich um eine Silikonkapsel, die einen Mikrochip mit Drucksensor enthält.

Über die A. femoralis wurden acht Minischweinen je drei dieser 2,3 Milli-

meter großen Silikonkapseln einge- pflanzt. Die Signale über Pulsschlag und Blutdruck in der externen Lesestation wichen maximal fünf Prozent von den konventionell bestimmten Werten ab. In drei Fällen haben sich allerdings kleine Thromben gebildet – ein Problem, an dessen Lösung die Wissenschaftler derzeit arbeiten. Als „Wächter“ könnte die Kapsel auch zum Einsatz kommen bei Patienten mit therapiertem Bauch- aortenaneurysma, um eine mögliche Leckage früh zu erkennen, sagte Prof.

Thomas Schmitz-Rode (Aachen). Prin- zipiell sei die Kapsel auch geeignet, an- dere Sensoren aufzunehmen – etwa zur Messung des Blutzuckers. Kombiniert mit einer Mikropumpe, die die notwen- dige Insulinmenge abgibt, entstünde ein intelligentes Implantat von weniger als

„Däumeling-Größe“.

Für die Therapie entwickelt werden die „Aachener Zwerge“: Das sind ther- mosensitive Polymerträger mit Magne- tidkern, in die Magnetkolloide und Medikamente eingelagert werden kön- nen. Bei Anlegen eines externen elek- tromagnetischen Feldes kommt es zur induktiven Erwärmung des Magnetid- kerns, der Polymerträger schrumpft, die Medikamente werden freigesetzt.

Durch die eingelagerten Eisenoxid- partikel können die „Zwerge“ – gelenkt durch einen externen Magneten – an einen definierten Zielort gebracht werden. Denkbar ist aber auch eine

„Steuerung“ durch Beladung mit An- tikörpern, die den Weg zum Karzi- nom weisen. Wenn Zytostatika inkor- poriert werden, eröffnet sich so ein neuer Weg für eine gezielte Tumor- therapie. Dr. rer. nat. Renate Leinmüller M E D I Z I N R E P O R T

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 3313. August 2004 AA2231

Zwei Hochfeld-MRT-Systeme mit je- weils drei Tesla sind das Herzstück des Brain-Imaging-Centers im Neuro- campus der Universität Frankfurt/

Main. Im Schwerpunkt „funktionelle Hirnforschung“ will das Verbundpro- jekt, das von der Deutschen For- schungsgemeinschaft und dem Bun- desforschungsministerium finanziert wurde, eine Brücke von der Grund- lagenforschung zur Klinik schlagen. 20 Wissenschaftler – Neuroradiologen, Neurologen, Psychiater, Neurophysio- logen – kooperierten, erläuterte Prof.

Helmuth Steinmetz (Frankfurt/Main).

Die Magnetfeldstärken bisheriger Kernspintomographen liefern nur un- scharfe Kartierungen der Hirnfunktio- nen. Die beiden neuen Geräte besit- zen eine zwei- beziehungsweise sechs- fach höhere Feldstärke und ergeben damit schneller schärfere Bilder der Hirnaktivität. Dadurch wird es mög- lich, millimetergenaue Karten der Ak- tivitäten des menschlichen Gehirns anzufertigen. Dies ist von Nutzen bei der Planung operativer Eingriffe, weil vorab kritische Areale definiert wer- den können, die geschont werden sol- len. Nicht nur für Patienten mit Hirn-

traumen, Apoplex oder Gehirntumo- ren, sondern auch für die Diagnostik bei Epileptikern erhoffen die Forscher neue Erkenntnisse – etwa über den Fo- cus des Anfallsleidens im Gehirn. Bei der Schizophrenie ist bereits der Nach- weis gelungen, dass akustische Hallu- zinationen dieselbe periphere Hirnre- gion aktivieren wie tatsächliche Stim- men. Bei der Demenz wiederum ist die Durchblutung der Hirnregionen ein langsamerer Vorgang als die neurona- le Aktivität. Die Koppelung mit einem EEG soll dabei genauere Einblicke in (mögliche) hirneigene Gegenregula- tionen geben.

„Wir wissen viel über die einzelnen Komponenten des Nervensystems, aber wenig über die dynamischen Wechselwirkungen, die höheren Hirn- funktionen zugrunde liegen“, verdeut- lichte Prof. Wolf Singer (Max-Planck- Institut für Hirnforschung, Frank- furt/Main) die Kenntnislücken. Unter dem Motto „vom Molekül zum Verhal- ten“ erhoffen sich die Wissenschaftler Einsichten, wie Emotionen entstehen, was bei Entscheidungen vor sich geht oder was die Gedächtnisleistung aus-

macht. Le

Mit Ultra-Hochfeld-MRT-Scannern die

Gehirnaktivitäten kartieren

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Interdisziplinäre Diagnostik, Therapie und Beratung, Verlag Walter de Gruyter, Berlin, New York, 1998, 447 Seiten, kartoniert, 248 DM.. Günter Ewald: Die Physik und

Somit ergibt sich die Frage, ob bei einem strenger definierten Patien- tenkollektiv durch einen Verzicht auf die Strahlentherapie das Risiko eines In-Brust-Rezidivs dem von

Eine jüngst erfolgte Auswertung zeigt nun, dass das Engagement bei Auswärts - arbeiten zwar stabil geblieben ist, dass aber die Einkommen aus diesen Tätigkeiten stark zugenommen

Wenn Sie Nebenwirkungen bemerken, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker oder das medizinische Fachpersonal. Dies gilt auch für Nebenwirkungen, die nicht in

e Technik der interstitiellen Strah- lentherapie: Prinzipiell handelt es sich bei dieser Form der interstitiel- len Strahlentherapie um eine „after- loading"-Technik; das

Deutsches Ärzteblatt: Kann man sich neben dem Medizinstudium „si- cherheitshalber" gleich für Rechts- wissenschaft oder einen anderen Studiengang mit garantierter Zulas-

Die Methode wird auch eingesetzt zur Behandlung von Nierenkarzino- men, gutartigen Knochentumoren und symptomatischen Knochenmetastasen, die auf eine Strahlentherapie nicht mehr

Für den initialen Aufbau hal- ten sie eine koordinierende zentrale Instanz im Bundesmi- nisterium für Gesundheit und Soziale Sicherheit für notwen- dig.. Langfristig empfehlen sie