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enioren in den USA, die das 65. Le- bensjahr überschritten haben und sich demnach für die staatliche Krankenversicherung „Medicare“ qua- lifizieren, sehen sich seit Beginn des neu- en Jahres mit dem so genannten Drug Plan D konfrontiert – und bleiben viel- fach ohne Medikamente. Die Ergän- zung zum Medicare-Programm soll den Seniorinnen und Senioren einen Versi- cherungsschutz für ihre Arzneimittel- kosten bieten.Private Anbieter
US-Präsident George W. Bush begrüß- te den Drug Plan D als „größten Fort- schritt für Senioren im Gesundheits- wesen“ der letzten vierzig Jahre, wie die New York Times berichtete. Das neue Programm soll nach dem Willen der Regierung in Washington dabei helfen, die steigenden Kosten im Ge- sundheitswesen einzudämmen. Bis-
lang mussten die meisten der rund 43 Millionen Medicare-Versicherten die Kosten für ihre Medikamente selbst bezahlen. Mit dem Drug Plan D kön- nen sich die Senioren künftig gegen dieses Risiko absichern. Gegen einen Monatsbeitrag von 35 US-Dollar und einen jährlichen Selbstbehalt von 250 US-Dollar übernimmt die neue Versi- cherung 75 Prozent der Medikamen- tenkosten. Das Arzneimittelprogramm soll zwar hauptsächlich durch Medicare subventioniert werden, wird aber von privaten Versicherungsträgern wie Aetna, Humana und der United Health Group vermarktet und verwal- tet. Der Wettbewerb unter den priva- ten Anbietern soll die Kosten niedrig halten, hofft die Regierung.
Doch das neue Versicherungspro- gramm ist umstritten. Harry Reid, Füh- rer der Demokraten im Senat, kritisier- te den Drug Plan D heftig: „Die Lage ist die, dass einkommensschwache Amerikaner um ihre Medikamente bet- teln und Senioren oh- ne jeglichen Versiche- rungsschutz dastehen.
Präsident Bush hat das Medicare-Programm so sehr verpfuscht, dass es der Mehrheit der Se- nioren keinen Vorteil mehr bringt“, sagte der Senator.
Viele Republikaner haben sich der Kritik der Demokraten ange- schlossen.Seit In-Kraft- Treten des Arzneimit- telprogramms im Ja- nuar 2006 haben Zehn- tausende Amerikaner nicht die Medikamen- te erhalten, die ihnen von Medicare verspro-
chen wurden. Die Regierung hat den Versicherungsträgern inzwischen mit- geteilt, sie müssten eine 30-Tage-Ration der Arzneimittel bereitstellen, die von Teilnehmern zuvor eingenommen wor- den wären. Sozial Schwache sollten dar- über hinaus nicht mehr als fünf US- Dollar für ein Medikament ausgeben, das durch den Plan gedeckt ist.
Unter den Senioren herrscht große Verwirrung um Inhalte und Vorteile des neuen Programms. Eine Umfrage von Associated Press ergab, dass zwei Drit- tel der Medicare-Versicherten nicht verstanden haben, wie der Drug Plan D funktioniert. Nur 16 Prozent der Be- fragten gaben an, das Programm sei gut durchschaubar. Jean Finberg vom Na- tional Senior Citizens Law Center kriti- sierte: „Die meisten dieser Menschen sind hilfsbedürftig. Unsere Regierung schützt diese Leute nicht, und der neue Plan ist zu kompliziert.“ Gary Karr, Sprecher des Centers for Medicare and Medicaid Services, räumte ein, dass es anfangs Probleme gab. Es handele sich um ein Programm mit einem Volumen von 30 bis 40 Milliarden US-Dollar, das für viele Senioren eine gewaltige Um- stellung bedeute.
Probleme mit der
Medikamentenversorgung
Etwa 20 US-Bundesstaaten haben in- zwischen den Notstand im öffentlichen Gesundheitswesen ausgerufen. Viele Staaten haben erklärt, die Unzuläng- lichkeiten des auf Bundesebene ge- förderten Medicare-Programms auf- zufangen, darunter Kalifornien, Ohio, Illinois, Pennsylvania und die Neu- england-Staaten. Ihre Unterstützung kommt vor allem den Einkommens- schwächsten zugute. In Kalifornien ergaben erste Hochrechnungen, dass rund 200 000 der 1,1 Millionen einkom- mensschwachen Medicare-Versicher- ten Probleme hatten, ihre Medikamen- te zu erhalten. Seit Beginn des Pro- gramms am 1. Januar haben viele der ar- men Senioren Apotheken ohne Arz- neimittel verlassen, nachdem man ih- nen mitgeteilt hatte, dass sich ihre Ei- genbeteiligung auf 250 US-Dollar und mehr belaufen kann – zusätzlich zur monatlichen Prämie. Karen Dente T H E M E N D E R Z E I T
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A596 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 10⏐⏐10. März 2006
US-Medikamentenprogramm
Rentner ohne Arznei
Bislang mussten die meisten älteren Amerikaner selbst für ihre Arzneimittelkosten aufkommen. Eine Medicare-Reform soll das ändern, doch es gibt auch Kritik am „Drug Plan D“.
Bei vielen Senioren herrscht Verwirrung um Inhalte und Vorteile des neuen Medikamentenprogramms.
Foto:laif