DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
TAGUNGSBERICHTE
Merkmalen einen relativ hohen Wert von 5. Krebspatienten zeig- ten in beiden Merkmalen den Wert 3. Patienten mit autonomem Syndrom (neurovegetative Er- schöpfung) hatten hinsichtlich Er- folgsorientierung den Wert 1, hin- sichtlich Streß den Maximalwert von 6. Brengelmann wies darauf hin, daß sich in dieser Gruppe häufig psychiatrische Patienten fänden.
Streßmanagementtraining für Polizisten
Breite Anwendung soll der Streß- Test in Zukunft in einem langfri- stig angelegten Streßmanage- ment-Trainingsprojekt finden, das in Zusammenarbeit mit der Höhe- ren Landespolizeischule des Lan- des Nordrhein-Westfalen in Mün- ster entsteht. Wie Horst Olszews- ki, Leiter der Schule, berichtete, konnten hier bisher 2000 Polizi- sten in einem dreiwöchigen Ver- haltenstraining in der Erkennung und Bewältigung von Streßsitua- tionen geschult werden. Ziel der Maßnahme ist es, die Teilnehmer in die Lage zu versetzen, in Bela- stungssituationen „im körper- lichen Kontakt mit dem Bürger"
(= Schlägereien) oder bei Ver- kehrsunfällen mit Schwerverletz- ten kurzfristig Erregungsspitzen zu kappen (De-eskalation von Streßreaktionen) sowie langfristig ihre Belastbarkeit zu erhöhen.
Auf der Basis von Stressoren- und Verhaltensanalysen, wobei auch ineffektive Streßbewältigungsver- suche wie zum Beispiel das Ziga- rettenrauchen „entlarvt" werden, lernen die Polizisten Techniken wie Entspannungsmethoden, Desensibilisierung, Problemlö- sung, Einstellungsveränderung, Kommunikation und Arbeitsme- thodik und üben diese in Rollen- spielen ein. Die Ergebnisse sind ermunternd. Die Teilnehmer fühl- ten sich, wie die verantwortliche Trainerin mitteilte, nach dem Trai- ning insgesamt leistungsfähiger, entspannter, in der Kommunika- tion sicherer und in Belastungssi- tuationen souveräner. Sie beton-
te, daß bei vielen bereits die Ge- wißheit, für den „Ernstfall" Metho- den zur Bewältigung zur Hand zu haben, zu mehr Selbstvertrauen und Sicherheit führte.
Die Psychologin Dr. Gabriele Nie- beI von der Universität Kiel be- richtete über Erfahrungen mit dem Training positiven Verhaltens in kleineren Betrieben, bei Kran- kenhauspersonal und bei psycho- somatisch kranken Personen. „Ei- ne ständige Stimulation der nega- tiven Bestrafungszentren im Ge- hirn führt dazu, daß Motivation und Leistung, Gesundheit und Wohlbefinden leiden. Angst, De- pression und Schwächung der körpereigenen Abwehrkräfte grei- fen immer mehr um sich. Man muß einfach wieder lernen, die positiven Verstärkerzentren zu ak- tivieren." Der Aufbau von positi- ven Verhaltensalternativen findet in der Gruppe unter therapeuti- scher Leitung statt. Gelernt wird, eigene Meinungen und Wünsche ohne Aggression zu vertreten, po- sitive Erfahrungen mit dem eige- nen Verhalten wahrzunehmen und zu berichten, andere sozial zu verstärken, befriedigende und körperlich angenehme Erlebnisse herbeizuführen (durch Entspan- nungsübungen, bewußten Genuß von Speisen, Gerüchen usw.) und vieles mehr. Psychosomatische Patienten zeigten noch Monate nach einem solchen Training (in dem übrigens im Gegensatz zu anderen Therapien viel gelacht wird) eine deutliche Abnahme von sozialen Ängsten, Schlafstörun- gen und Beruhigungsmittelver- brauch.
Insgesamt vermittelte der Kon- greß den Eindruck, daß im Be- reich betrieblicher Gesundheits- vorsorge ein großes Betätigungs- feld liegt. Nicht nur für Verhal- tenstherapeuten und Unterneh- mensberater, sondern auch für Betriebskrankenkassen, Sozialbe- auftragte der Unternehmen und die — bedauerlicherweise nur in sehr geringer Zahl anwesenden — Betriebsärzte.
Dr. med. Sabine Schonert
Wettbewerb
in den Freien Berufen
Das mit einer Plauderei des Präsi- denten des Bundeskartellamtes, Professor Dr. Wolfgang Kartte, Berlin, eingeleitete vierte Wissen- schaftliche Symposion des Insti- tuts für Freie Berufe an der Fried- rich-Alexander-Universität Erlan- gen-Nürnberg (Thema: „Wettbe- werb in den Freien Berufen") wur- de wieder zu einem Erfolg. Der Akzent lag bei der Erörterung des Wettbewerbs in den Freien Beru- fen der unmittelbaren Dienstlei- stung durch Beratung, Vertretung und Betreuung und damit bei den großen Gruppen der Berufe mit qualifiziertem Berufszugang und Selbstverwaltungen zur rechtli- chen und ethischen Diszi- plinierung der individuellen Be- rufsausübung in der Bindung an das Gemeinwohl.
Zu wenig beachtet wurden aller- dings die Wettbewerbsprobleme in den durch Medien wirkenden Urheberberufen. Der Präsident des Bundeskartellamtes fand es interessanter, die Randprobleme des Wettbewerbs für Kosmetika in Apotheken zu erörtern, als die öf- fentlich-rechtlichen Medienmono- pole auch nur zu erwähnen. Als bedeutsam wurden die Probleme des Nachwuchsdruckes und der Qualitätssicherung erkannt. Volle Übereinstimmung bestand in der Bejahung des qualitativen Lei- stungswettbewerbs, ohne diesen jedoch ganz allgemein für alle freiberuflichen Leistungen global definieren zu können. Der von manchem Beobachter erwartete Streit zwischen Werbungspropa- gandisten und Werbegegnern hielt sich zwischen den beiden Feststellungen:
1. Das wichtigste ist der Wettbe- werb, für die Freien Berufe muß er jedoch eingegrenzt werden.
2. Im Bereich der Freien Berufe muß Werbung verboten werden, soweit sie nicht schon stattfindet und erlaubt ist. FM 30 (34) Heft 1/2 vom 3. Januar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A