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Archiv "Nachwuchsdruck in den Freien Berufen" (15.05.1985)

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Nachwuchsdruck

in den Freien Berufen

Die Leistung von Wirtschaft und Verwaltung zur Bereit- stellung von Ausbildungsplätzen für Schulabgänger ist beachtlich. Der Beitrag der Bundesregierung an diesem Erfolg ist belegbar. Ministerin Frau Dr. Wilms, die das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft führt, hat die Runde 1985 zur Einwerbung für Ausbildungsplät- ze bereits begonnen. Die Bilanz 1984 und Erwartungen für 1985 klammern jedoch in fast allen öffentlichen Stellungnahmen einen sehr bedeutenden Bereich aus.

E T HE Ä ZTE L

Aktuelle Politik

N

ach vorsichtigen sachver- ständigen Schätzungen su- chen schon jetzt 120 000 bis 150 000 Hochschulabsolven- ten Arbeit. Es ist kurzsichtig und scheinheilig, in den Studenten- zahlen eine Entlastung des Ar- beitsmarktes zu sehen; denn die Studentenzahlen lassen erken- nen, daß sich die intellektuelle Reservearmee in den nächsten anderthalb Jahrzehnten rasant vervielfältigen wird:

— Die Aufnahmebereitschaft der Wirtschaft für Akademiker ist um so mehr begrenzt, als die ver- fehlte Bildungspolitik der 70er Jahre den Mittelbau qualifizier- ter Facharbeiter als prägende Basis für akademische Tätig- keiten in der Wirtschaft ge- schwächt hat.

— Die Aufnahmekapazität der Verwaltung ist erschöpft; ein weiterer Ausbau würde unratio- nale Überkapazitäten schaffen und damit die Steuerlastquote bis zur völligen Lähmung der wirtschaftlichen Wachstums- chancen erhöhen.

— Der Nachwuchsdruck in den Freien Berufen mit akademi-

scher Qualifikation vermehrt schon jetzt die Zahl proletari- scher Kümmerpraxen, provo- ziert Insolvenzen und gefährdet die Qualität des freiberuflichen Leistungsangebotes.

Nahezu in allen Bereichen der Hochschulausbildung sind die Tendenzen übereinstimmend.

Es gibt lediglich zeitliche Pha- senverschiebungen: In der päd- agogischen Berufsausbildung hat der Staat sein eigenes Ausbil- dungsplatzangebot bereits zu- rückgenommen. Im Bereich der juristischen akademischen Aus- bildung und in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ist die Bewegung in vollem Gange. Das gleiche gilt für die approbierten Heilberufe. Sogar Theologen su- chen in wachsender Zahl verge- bens den Sold für die Verkün- dung froher Botschaften.

Dringend notwendig ist:

1. Das Grundrecht auf freie Be- rufswahl kann nicht weiterhin die Steuerzahler verpflichten, die individuelle Selbstverwirkli- chung vieler Hunderttausende junger Menschen zu bezahlen,

die mit an Sicherheit grenzen- der Wahrscheinlichkeit in den von ihnen erlernten akademi- schen Berufen keine Chance ha- ben werden, diese Investition zu amortisieren.

2. Umfang und Struktur dieser Bildungskatastrophe müssen so präzise wie möglich ermittelt werden. Allgemeine, regionale und berufsspezifische Lösungs- kataloge können nur auf dieser Grundlage erstellt und in politi- sche Handlungsinitiativen um- gesetzt werden.

3. Je eher und je mehr junge Menschen erkennen, daß sie an- dere Erwerbstätigkeiten suchen und aufnehmen müssen als ih- rer erworbenen akademischen Qualifikation entspricht, desto größer ist die Chance einer Dämpfung der revolutionären Eskalation sozialer Enttäu- schung.

4. Es bedarf des Bewußtseins der Notwendigkeit eines neuen

„Generationsvertrages" in der Akademikerschaft für die Suche nicht nur nach Arbeitsplätzen für Akademiker, sondern auch für Sinnerfüllung akademischer Bildung ohne berufliche Ein- satzchance, wenn Gesellschaft und Staat nicht durch diese Bil- dungskatastrophe in schwere und schwerste Erschütterungen geraten sollen.

Es handelt sich also bei der als

„Akademikerschwemme" allzu salopp bezeichneten Bildungs- katastrophe keineswegs um ein partielles Arbeitsmarktproblem.

Das rasante Wachstum der intel- lektuellen Reservearmee zwingt vielmehr die Problematik in die übergreifende Dimension ge- samtstaatlicher Aufgaben. Kon- struktive soziale und politische Katastrophenschutzpolitik ist überfällig. J. F. Volrad Deneke Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 20 vom 15. Mai 1985 (21) 1489

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