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Archiv "Rückenmarksanästhesie mit Kokain: Die Prioritätskontroverse zur Lumbalanästhesie" (09.10.1998)

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V

or 100 Jahren – am 24.

August 1898 – wurde an der Königlich Chirurgi- schen Universitätsklinik in Kiel ein bahnbrechendes Ex- periment durchgeführt. Die Akteure waren zwei dort täti- ge Ärzte: Klinikoberarzt Au- gust Bier (1861 bis 1949) und Assistenzarzt August Hilde- brandt (1868 bis 1954). Bei diesem Experiment sollte ei- ne einprozentige Kokainlö- sung in den Lumbalsack inji- ziert werden, um eine Anästhesie im Bereich der unteren Körperhälfte aus- zulösen.

Zuerst versuchte Hilde- brandt, die Kokainlösung August Bier zu injizieren.

Dieses Experiment mißlang, da die benutzte Pravazsche Spritze nicht zur Kanüle paß- te. Dadurch lief die Kokain- lösung größtenteils vorbei und gelangte so nicht in die Rückenmarksflüssigkeit des Lumbalsackes. Deshalb wie- derholten beide noch am glei- chen Tage das Experiment.

Bei diesem zweiten Versuch spritzte Bier seinem Kollegen Hildebrandt einen halben Milliliter der Kokainlösung ein. Bereits sieben Minuten nach der Injektion empfand Hildebrandt Nadelstiche in den Oberschenkel nur noch als Druck, und nach 23 Minu- ten wurde selbst „ein starker

Schlag mit einem Eisenham- mer gegen das Schienbein“

nicht mehr als schmerzhaft empfunden. Erst 45 Minuten nach der Injektion begann sich die Schmerzempfindung wieder zu normalisieren.

Nach Beendigung des Experi- mentes legte sich Hildebrandt

„im besten Wohlbefinden zu Bett“. Eine Stunde später zeigten sich jedoch bei Hilde- brandt starke Kopfschmer- zen, gefolgt von Erbrechen.

Die Ergebnisse dieser Versu- che zur Schmerzausschaltung mittels einer Kokaininjektion

in den Lumbalsack publizier- te August Bier ein Jahr dar- auf in der „Deutschen Zeit- schrift für Chirurgie“ unter dem Titel „Versuche über Co- cainisirung des Rückenmar- kes“(1). Bier beschreibt in dieser Veröffentlichung ne- ben den Versuchen mit Au- gust Hildebrandt auch voran- gegangene Experimente, die er an sechs Patienten durch- geführt hatte. Für diese Ar- beit fungiert Bier als Allein- autor, erwähnt jedoch im Text mehrfach die Mitwirkung August Hildebrandts.

Für die medizingeschicht- liche Einordnung dieser Bier- Hildebrandtschen Versuche sind einige Fakten anzufügen.

Zum ersten war es kein Zu- fall, daß die Experimente ge- rade zu dieser Zeit und gera- de in Kiel vorgenommen wur- den. In der gleichen Kieler Klinik wie Bier und Hilde- brandt arbeitete der Internist Heinrich Irenäus Quincke (1842 bis 1922). Quincke hat- te 1878 für diagnostische Zwecke Liquorentnahmen durchgeführt und verwandte hierzu eine von ihm ent- wickelte Hohlnadel (Trokar).

Quincke sah auch bereits die therapeutischen Nutzungsfel- der seines Verfahrens, „in- dem man Medikamente in den Subarachnoidalraum inji- zieren könne“ (2).

Auf der Basis von phar- makologischen (Albert Nie- mann, Göttingen) und oph- thalmologischen Studien (Carl Koller, Sigmund Freud) mit Kokain führte William Stewart Halsted (1852 bis 1922) am New Yorker Roose- velt Hospital die erste Aus- schaltung eines peripheren Nervs mittels einer Kokain- injektion durch. Wenig später (1885) veröffentlichte dann der amerikanische Neurologe James Leonard Corning (1855 bis 1923) im New Yor- ker Medical Journal seine Ar- beit über „Spinal anaesthesia and local medication on the cord“ (5). In diesen Experi- menten brachte Corning ge- ringe Mengen einer kokain- haltigen Lösung zwischen die Wirbelfortsätze und an knöcherne Strukturen der A-2556 (64) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 41, 9. Oktober 1998

V A R I A GESCHICHTE DER MEDIZIN

Rückenmarksanästhesie mit Kokain

Die Prioritätskontroverse zur Lumbalanästhesie

P. Oehme

1

und M. Goerig

2

Vor 100 Jahren wurde die Grundlage für die klinische Anwendung der Lumbalanästhesie gelegt.

1Forschungsinstitut für molekula- re Pharmakologie, Forschungs- verbund Berlin e.V.

2Abteilung für Anästhesiologie, Universitäts-Krankenhaus Eppen- dorf, Hamburg

Die Lumbalanästhesie gehört zu den am häufigsten angewandten Verfahren der Regionalanästhesie. Die Gründe hierfür sind die einfache Technik, die kurze La- tenzzeit und die geringe Versagerquote. Abbildung: G. Fischer Verlag

(2)

Wirbelsäule eines Hundes. Für den von ihm gefundenen schmerzausschaltenden Effekt des Kokains ging Corning zuerst davon aus, daß dieser indirekt auf das Rückenmark über resorptive Vorgänge via Kreislaufsystem erfolgt. Spä- ter applizierte Corning die Kokainlösung auch direkt in die Rückenmarksflüssigkeit des Lumbalkanals und expe- rimentierte nicht nur am Hund, sondern führte derarti- ge Kokainapplikationen auch am Patienten durch.

Die praktische Umset- zung seiner Experimente in Form einer Nutzung in der Klinik gelang Corning jedoch nicht. Diese Leistungen von Corning mehr als ein Jahr- zehnt vor den Bier-Hilde- brandtschen Versuchen in Kiel werden in der ersten Bierschen Arbeit nicht er- wähnt und sollten deshalb später Ausgangspunkt für ei- nen Prioritätsstreit um die Entdeckung der Kokain- Lumbalanästhesie werden.

Kurze Zeit nach den ge- meinsamen Kieler Experi- menten trennten sich die We- ge von Bier und Hildebrandt.

Letzterer verließ im März 1899 die Kieler Klinik, um während des Burenkrieges in Südafrika als Sanitätsoffizier zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr habilitierte er sich 1904 an der Berliner Charité.

Im Gegensatz zum mi- litärärztlich geprägten Weg Hildebrandts begann August Bier zunächst in Kiel, dann in Greifswald eine akademische Karriere. Im Jahre 1903 wur- de Bier dann von Greifswald an die Bonner Universität be- rufen.

Corning meldet Anspruch an

Zwei Jahre nach dem Er- scheinen seiner ersten Arbeit zur Lumbalanästhesie nahm August Bier 1901 auf dem XXX. Kongreß der Deut- schen Gesellschaft für Chir- urgie in Berlin hierzu erst- mals wieder Stellung. In ei- nem Übersichtsreferat, im gleichen Jahr in der Zeit- schrift für klinische Chirurgie

veröffentlicht, konnte Bier über mehr als 1 200 durchge- führte Spinalanästhesien be- richten (8). In seinem Vortrag kam er auch erstmals auf die Frage der Urheberschaft für die Lumbalanästhesie zu sprechen, weil der New Yor- ker Neurologe Corning zwi- schenzeitlich seinen Prio- ritätsanspruch angemeldet hatte. Bier erläuterte, daß er erst jetzt Kenntnis von Cor-

nings Arbeiten erhalten habe, zum Zeitpunkt seiner Kieler Versuche davon nichts wußte und deshalb auch Cornings Ergebnisse in seiner Arbeit nicht erwähnen konnte.

Mit diesen Aussagen von Bier war der Prioritätsstreit jedoch keineswegs beendet, sondern eskalierte weiter.

Ausgangspunkt der Eskalati- on war, daß sich hierzu einige chirurgische Assistenzsärzte der Charité zu Wort melde- ten. Als erster veröffentlichte Philipp Bockenheimer (1875 bis 1935) in der Zeitschrift für ärztliche Fortbildung eine Übersichtsarbeit zu „Tech- nik und Indikationen der lo- kalen Anästhesie“ (9), in wel- cher er Corning die Priorität zuspricht, als erster „nach Injektionen von Kokainlö- sungen in den Subarachnoi- dalraum der Lumbalgegend Anästhesie der unteren Kör- perregionen erzielt“ zu ha- ben. Bockenheimer betont auch, daß Corning diese In- jektionen „damals zu thera- peutischen Zwecken ge- macht“ hat. Biers Anteil be- schränkt Bockenheimer auf die Tatsache, für diese in Ver-

gessenheit geratenen Cor- ningschen Versuche gemein- sam mit dem französischen Chirurgen Théodore Tuffier (1856 bis 1929) „die Verwert- barkeit dieser Methode für die lokale Anästhesie richtig erkannt“ zu haben.

August 1905 publizierte Hildebrandt in der angesehe- nen Berliner Klinischen Wo- chenschrift (10) einen Bei- trag, in dem es heißt: „Das

Verdienst, zuerst die Analge- sierung der Darmgegend und der unteren Extremitäten vom Wirbelkanale aus vorgenom- men zu haben, gebührt Cor- ning in New York.“ Hilde- brandt schreibt dann weiter, daß es sich bei Cornings Ex- perimenten nicht um Zufalls- ergebnisse handelt, sondern um das zielbewußte Vorge- hen eines genialen Experi- mentators, der auch genaue Vorschriften für die Technik der Lumbalanästhesie gege- ben hat. Biers Verdienst be- schränkt Hildebrandt auf den

„Anstoss zu erneuter und all- gemeiner Prüfung der Cor- ning’schen Analgesierungs- methode“, wobei Hilde- brandt den französischen Chirurgen Tuffier noch vor Bier an die Spitze setzt.

Nach konzertierten An- griffen aus beiden Berliner Chirurgischen Universitäts- kliniken mußte August Bier erneut um seinen Prioritäts- anspruch für die Lumbal- anästhesie kämpfen. Am 29.

Mai 1906 veröffentlichte er deshalb einen umfangreichen Beitrag (12) in der Münche- ner Medizinischen Wochen-

schrift mit dem Titel „Zur Ge- schichte der Rückenmarks- anästhesie“.

Zum ersten wirft Bier in dieser Arbeit seinem ehema- ligen Kieler Mitstreiter Au- gust Hildebrandt vor, ihm (Bier) durch diese Angriffe

„sein Eigentum streitig zu machen“ und den Eindruck erwecken zu wollen, als ob er, Bier, vorsätzlich die Ergeb- nisse von Corning „gestohlen und seinen Namen bei (der ersten) Veröffentlichung un- terschlagen (habe)“.

Zum zweiten wirft Bier ein interessantes Problem auf: „Es wiederholt sich eben das alte und doch ewig neue Spiel: Fast alle Entdeckungen von einiger Bedeutung sind schon früher einmal in ihrem vollen Umfang gemacht, ge- ahnt, oder die Vorarbeiten dazu sind ausgeführt, aber man hat ihre Tragweite nicht begriffen, oder eine mangel- hafte Technik oder sonstige widrige Umstände stellen sich ihrer Einführung und prakti- schen Anwendung hindernd in den Weg. Sie gerieten dann vollständig in Vergessenheit und blieben in den Archiven, die über sie berichteten, be- graben. Das letztere ist Cor- ning passiert, der zweifellos die Vorarbeiten für die Rückenmarksanästhesie aus- geführt hat.“

Kein Ende des Prioritätsstreits Ironisierend rät deshalb Bier den Gelehrten der Chir- urgischen Klinik der Charité, ihren historischen For- schungstrieb nicht auf den kleinen August Bier aus Bonn zu erschöpfen, sondern die Medizin von Grund auf zu revolutionieren und zu refor- mieren, indem sie all jenen, deren Entdeckungen auf Vor- leistungen anderer basieren, die Priorität aberkennen.

Jedoch war auch mit die- sen grundsätzlichen Darle- gungen Biers der Prioritäts- streit noch nicht zu Ende.

Hildebrandt (13) meldete sich 1906 erneut mit einer gleichfalls „Zur Geschichte der Lumbalanästhesie“ über- A-2557 Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 41, 9. Oktober 1998 (65)

V A R I A GESCHICHTE DER MEDIZIN

Lokalisation der Punktionsstelle (links). Die Punktionskanüle wird be- hutsam unter Abstützen der Hand am Rücken des Patienten vorgeschoben (rechts). Fotos: G. Fischer Verlag

(3)

schriebenen Arbeit in der Berliner Klinischen Wochen- schrift zu Wort. Hierbei ver- bat er sich jegliche Belehrun- gen, nach welcher Richtung die historischen Studien an- zustellen seien, und äußerte sich schließlich unversöhn- lich: „. . . so lasse ich mir denn durch Biers Machtwort das Recht der freien Meinungs- äußerung nicht nehmen und werde auch fernerhin die Lumbalanästhesie nach ihrem Autor Corning’sche Methode nennen.“

Doch Bier ließ sich auf diese Weise nicht aus dem Felde schlagen. Trotz der Attacken aus Kreisen der chirurgischen Assistenten der Charité zur Prioritätsfrage bei der Lumbalanästhesie er- hielt er den Ruf an die Berli- ner Fakultät und übernahm mit dem Sommersemester 1907 die berühmte Klinik in der Ziegelstraße. Mit seinem Amtsantritt kündigte er als neuer Direktor Assistenten seiner Klinik, darunter auch dem erwähnten Philipp Bockenheimer, einem erklär- ten Gegner des Bierschen Prioritätsanspruches. Dieses Vorgehen des „Neuen Her- ren“ wurde in einigen Berli- ner Zeitungen als „eine Krän- kung der Berliner Ärzte- schaft“ kritisiert (14).

Für Hildebrandt, der nicht in den Zuständigkeits- bereich des neuen Direktors Bier fiel, sondern unter Otto Hildebrand (1858 bis 1927) arbeitete, vollzog sich die weitere Entwicklung etwas anders: Nachdem er 1908 offi- ziell von seinem Dienst beur- laubt worden war, bewarb er sich 1911 um die Chefarztstel- le im Krankenhaus Ebers- walde (Auguste Victoria- Heim), etwa 40 Kilometer nordöstlich von Berlin gele- gen. Um die Besetzung dieser Chefarztstelle kam es dann zu einem massiven Streit zwi- schen Hildebrandt und dem Verein der Ärzte Oberbar- nims, da die Chefarztstelle durch die zuständige ärztliche Standesorganisation gesperrt worden war (15).

Hildebrandt wurde aus dem 11. Berliner Ärzteverein

wegen „inkollegialen und standesunwürdigen Verhal- tens“ ausgeschlossen. Unge- achtet solcher Querelen wur- de Hildebrandt dann 1913 zum Chefarzt des Auguste Victoria-Heims gewählt. Aus der Eberswalder Zeit von

Hildebrandt gibt es ein aussa- gekräftiges Zeitzeugnis zu seiner Persönlichkeit. 1928/29 arbeitete hier in der von Hildebrandt unabhängigen II. chirurgischen Abteilung unter Sanitätsrat Richard Schneider (1869 bis 1962) der spätere Nobelpreisträger Werner Forßmann (1904 bis 1979) und führte dort seine ersten Selbstversuche zur Ka- theterisierung des rechten Herzens durch. Werner Forß- mann beschreibt in seiner Autobiographie (16) Hilde- brandts Verhalten in der Kli- nik als rücksichtslos-egoi- stisch. Das Verhalten Hilde- brandts gegenüber Bier be- zeichnet Forßmann als „un-

verträglich“ mit dem Ver- such, die unbestreitbare Prio- rität Biers für die Lumbal- anästhesie für sich in An- spruch zu nehmen.

Biers weiterer Weg voll- zog sich in anderen Bahnen.

Nachdem er 1907 die Klinik in der Ziegelstraße übernom- men hatte, vermehrte er im folgenden Vierteljahrhundert nicht nur den Weltruhm die- ser Klinik, sondern prägte mit seinen neuen Anschauungen auch wesentlich die Chirurgie seiner Zeit. Trotz seiner umfangreichen chirurgischen Klinikarbeit und seiner viel- fältigen wissenschaftlichen Interessen arbeitete Bier bis in die letzten Tage seiner Amtszeit auch an der Weiter- entwicklung der Lumbal- anästhesie.

Epilog

Die Frage nach der Prio- rität der Lumbalanästhesie hat die medizinhistorische Li- teratur beantwortet. Von der anästhesiologischen Ge- schichtsschreibung (21) wird der Amerikaner Corning als derjenige gewertet, der die experimentellen und theore- tischen Voraussetzungen für die Lumbalanästhesie schuf, jedoch nicht den Sprung zur Anwendung dieses Verfah- rens in der Klinik schaffte.

August Bier – und unabhän- gig von ihm Théodore Tuffier – gebührt das Verdienst, die Lumbalanästhesie als klinisch einsetzbares Verfahren eta- bliert und erfolgreich an Pati- enten erprobt zu haben.

Wo liegen die Ursachen und Motive für diesen lang- dauernden ungewöhnlichen Prioritätsstreit, was könnten Schlußfolgerungen sein? Bei August Hildebrandt dürften persönliche Motive eine wichtige Rolle gespielt ha- ben. Hierzu gehört wahr- scheinlich die Unzufrieden- heit über die Nichtberück- sichtigung als Mitautor in der entscheidenden ersten Arbeit von Bier. Möglicherweise hatte Hildebrandt auch die Hoffnung, durch seine An- griffe Bier die Priorität weg- zunehmen. Was die anderen

Berliner Opponenten Biers zu ihren Angriffen auf Bier bewog, kann nur vermutet werden: vielleicht der ge- meinsame Wunsch, dem

„neuerungssüchtigen und zu biologisch denkenden Bier“

auf diese Weise den Weg an die Berliner Fakultät zu ver- bauen. Schon bei seiner Beru- fung nach Bonn war Bier als Kandidat durchaus nicht un- umstritten. Insbesondere ei- nige ältere Kollegen befürch- teten, daß Biers stark biolo- gisch orientierte Ideen eines Tages das Messer in der Chir- urgie überflüssig machen könnten (7).

Offensichtlich gab es zwi- schen den Akteuren dieses Prioritätsstreites auch noch andere unterschiedliche Posi- tionen zu grundsätzlichen Fragen der medizinischen Forschung. Das betraf das Problem, ob ein „Neuent- decker“ einer schon einmal gemachten Erfindung, die dann in Vergessenheit ge- riet, das Recht hat, sich als Entdecker zu bezeichnen.

Damit eng verbunden war die von Bier engagiert vertre- tene Auffassung über den selbständigen Wert einer klinischen Anwendungsfor- schung. Die medizinische Ge- schichtsschreibung hat diesen Streit für das konkrete Pro- blem Lumbalanästhesie zu- gunsten Biers entschieden.

Da auch heute durchaus un- terschiedliche Positionen zu der Frage existieren, ob es sich lohnt, im abgehefteten, verstaubten Weltwissen zu suchen, um darin schlum- mernde Entdeckungen einer Verwertung zuzuführen, hat die damalige Diskussion zwi- schen Bier und seinen Oppo- nenten nichts von ihrer Ak- tualität eingebüßt.

Literatur beim Verfasser

Anschrift für die Verfasser Prof. Dr. med. Peter Oehme Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie im Forschungsverbund Berlin e.V.

Alfred-Kowalke-Straße 4 10315 Berlin

A-2558 (66) Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 41, 9. Oktober 1998

V A R I A GESCHICHTE DER MEDIZIN

Lumbal injizierte Lokalanästhetika blockieren die Erregungsleitung im Bereich der Nervenwurzeln.

Abbildung: ASTRA

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