Eine der Granit-Skulpturen von Klaus Müller, die Maße: 62 x 247 x 50 cm
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Ausstellungen
Beispiele dieser Stilrichtung bringen. Bei ihm ist das Zusam- mengehen von Labilität und der Vermittlung von Ängsten durch die Möglichkeit des plötzlichen Zusammenbruchs am sinnfällig- sten. Die auch teilweise sehr fra- gil wirkenden Arbeiten von Wolf- gang Nestler und Alf Schuler ge- ben hervorragende Beispiele für die älteren auf diesem Gebiet arbeitenden deutschen Künst- ler, die Leichtigkeit und Labilität zu einer sensitiv wirkenden, ein- dringlichen Einheit verbinden.
Von rustikalem Reiz mit hinter- gründigem Gehalt erweisen sich die Holz/Stahlarbeiten von Peter Könitz. Wasa Marjanow, ein
Künstler der inzwischen be- kannt gewordenen Düsseldorfer Ateliergemeinschaft „Rather Straße", zeigt in den drei aus verschiedenen Perioden stam- menden Arbeiten andeutungs- weise seine Entwicklung hin zu den architektonischen Model- len, die nach wie vor das konkre- te labile Prinzip berücksichti- gen. Klaus Müllers Arbeiten aus Granit, die durch Drähte die im labilen Zustand haltenden Kraft- linien verdeutlichen, zeigen wei- tere Möglichkeiten der abstrak- ten labilen Skulptur an.
Abgerundet wird die Ausstel- lung durch Video-Arbeiten von Jean Francois Guiton (Frank-
reich/Düsseldorf), Dalibor Marti- nis (Jugoslawien) und Anna Win- teler (Schweiz), die eindeutige Bezüge zum Thema wie zur Skulptur aufweisen. Die fünf Vi-
deo-Tapes zeigen deutlich, wie wichtig und breit die konkrete Labilität künstlerisch erfaßt ist und bearbeitet wird.
Diese Stilrichtung der zeitge- nössischen Skulptur, vereint in sich sowohl das Thema der Deh- nung des Augenblicks zur Sicht- barmachung unsichtbarer — rea- ler und psychischer — Vorgänge als auch die Darstellung der Angst, die durch plötzlich eintre- tende Ereignisse ausgelöst wird.
Daß gerade in einer historischen Epoche äußerster politischer, soziologischer und psychologi- scher Verunsicherung diese Thematik aufgegriffen wurde, ist
kein Zufall: Aufnahme, Re- flexion und Veranschaulichung zeitbezogener Probleme durch Künstler, die formale Umstruktu- rierung dieser Thematik zu Ge- heimnis und Realität vereinen- den Kunstwerken, die sich abhe- ben von der Alltäglichkeit und allgemein verbindende Aussa- gen vermitteln, ist eine durch die gesamte Kunst- und Kultur- geschichte nachzuvollziehende Tatsache. Die „labilen Skulptu- ren" sind in ihrer Vielschichtig- keit und Breite Ausdruck einer solchen — bei den Künstlern häufig unbewußten — Vorge- hensweise.
Anschrift des Verfassers:
Dr. phil. Uwe Rüth Direktor des Skulpturen- museums Glaskasten Rathaus
4370 Marl
Radikale
und risikobewußte Freiberufler
Erfolgreiche Ausstellungs- reihe von BFB und BfG
Das bisher größte Ereignis in der Reihe der künstlerischen Aktivi- täten des Bundesverbandes der Freien Berufe, die Ausstellungs- reihe „Freiberuf — Künstler über Freie Berufe" fand in der Düs- seldorfer Bank für Gemeinwirt- schaft seinen Abschluß. Seit März 1984 ist diese Ausstellung durch vierzehn Städte der Bun- desrepublik Deutschland ge- wandert und hat die Werke von 21 Künstlern zu dem Thema Freie Berufe einem breiteren, höchst interessierten Publikum vorgestellt. Insofern sind die In- tentionen des Bundeswirt- schaftsministeriums, das dieses Gemeinschaftsunternehmen von BfG und BFB gefördert hat, voll in Erfüllung gegangen.
Die Ausstellungsreihe war am 14. März 1984 in der Bonner Bank für Gemeinwirtschaft durch den damaligen Bundes- wirtschaftsminister Dr. Otto Graf
Lambsdorff eröffnet worden, Redner der Abschlußvernissage am 21. August 1985 war der nordrhein-westfälische Minister- präsident Johannes Rau. Vor mehr als zweihundert Besu- chern hat er in seiner Ansprache dazu aufgerufen, „dem Künst- ler, diesem radikalen, risikorei- chen Freiberufler, nicht nur Freiraum zu sichern, sondern auch Chance. Das will heißen:
Beim bildenden Künstler eben Bilder zu kaufen oder seine Werke auszustellen". Begrüßt wurden die Teilnehmer der Ver- nissage durch Hans-Joachim Knieps, BfG, und Professor J. F.
Volrad Deneke, Präsident des BFB. Die Bank für Gemeinwirt- schaft und der Bundesverband haben sich mit einigen Ankäu- fen engagiert. D.-W. Rollmann
2752 (86) Heft 38 vom 18. September 1985 82. Jahrgang Ausgabe A