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Archiv "Bekanntmachungen: Änderungen der Arzneimittel-Richtlinien" (15.11.2002)

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Die Beschlussfassungen der 76. und der 77. Sitzung des Bewertungsausschusses wurden im Deutschen Ärzteblatt unter dem Vorbehalt der endgültigen schrift- lichen Unterzeichnung aller Mitglieder des Bewertungsausschusses veröffent- licht (Veröffentlichung der Beschlussfas- sung der 76. Sitzung im Deutschen Ärzte- blatt, Heft 36, vom 6. September 2002;

Veröffentlichung der Beschlussfassung der 77. Sitzung im Deutschen Ärzteblatt, Heft 38, vom 20. September 2002).

Inzwischen ist das Unterschriftsver- fahren abgeschlossen. Die zu den Be- schlussfassungen mitgeteilten Vorbehalte sind somit gegenstandslos.

Auch die Veröffentlichungen der schriftlichen Beschlussfassungen der 70.

bis 75. Sitzung des Bewertungsaus- schusses im Deutschen Ärzteblatt er- folgten unter dem Vorbehalt der schrift- lichen Unterzeichnung durch die Mit- glieder des Bewertungsausschusses.

Auch zu diesen Sitzungen sind die Un- terschriftsverfahren abgeschlossen und die Vorbehalte somit ebenfalls gegen- standslos.

Die im Zusammenhang mit den Be- schlüssen des Bewertungsausschusses er- folgten Änderungen der vertraglichen Bestimmungen des BMÄ und der E-GO wurden ebenfalls schriftlich beschlossen.

Auch hierzu sind die Unterschriftsver- fahren abgeschlossen und somit auch hier die mitgeteilten Vorbehalte gegen-

standslos. )

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4615. November 2002 AA3133

K A S S E N Ä R Z T L I C H E B U N D E S V E R E I N I G U N G

Mitteilungen

Zu den Beschlussfassungen des Bewertungsausschusses der 76. und 77. Sitzung (schriftliche Beschlussfassungen) und

der 70. bis 75. Sitzung (schriftliche Beschlussfassungen)

Indikation

Eine allgemein gültige Definition eines

„atypischen“ Neuroleptikums gibt es nicht. Zu den Charakteristika werden im Vergleich zu den klassischen Neurolepti- ka u. a. ein geringeres Risiko akuter und chronischer, überwiegend extrapyrami- daler Bewegungsstörungen, eine höhere Effektivität in der Behandlung so ge- nannter Negativsymptome sowie von (gegenüber klassischen Neuroleptika)

therapieresistenten schizophrenen Psy- chosen gezählt. Für diesen Hinweis wer- den als „atypisch“ Substanzen bezeich- net, die so von Herstellern und in der Fachliteratur klassifiziert werden.

Dazu gehören zurzeit:

Amisulprid (z. B. Solian®), Clozapin (z. B. Clozapin-neuraxpharm®, Elcrit® oder Leponex®), Olanzapin (z. B. Zy- prexa®), Quetiapin (z. B. Seroquel®), Ris- peridon (z. B. Risperdal®). Zotepin (z. B.

Nipolept®) wird überwiegend nicht den

atypischen Neuroleptika zugeordnet. Die meisten Präparate sind nur in oraler Dar- reichung im Handel, Leponex® und Zy- prexa® sind auch als Injektionslösung verfügbar.

Zugelassene Indikationen sind die Be- handlung akuter und/oder chronischer Formen schizophrener Psychosen. Das bei schizophrenen Psychosen nur für chronische Krankheitszustände und Re- zidivprophylaxe zugelassene Risperidon ist zudem für die Indikationen chro- nische Aggressivität und psychotische Symptome bei Demenz und Verhaltens- störungen in Form von Impulssteue- rungsstörungen mit selbst/fremdaggres- sivem oder behandlungsbedürftigem störenden Verhalten bei Intelligenz- minderung oder Intelligenz im unteren Normbereich zugelassen.

Wirkung

Die spezifischen therapeutischen Cha- rakteristika sowie das besondere Neben- wirkungsprofil der atypischen Neurolep- tika scheinen durch die Blockade D2-ar- tiger (= D2-, D3- und D4-) Dopamin-Re- zeptoren, ihre Affinität zu verschiedenen 5-HT- bzw. mACh-Rezeptoren und deren Relation zueinander, verbunden mit to- pographisch bevorzugten Bindungen, hervorgerufen zu werden. Die Interakti- on mit weiteren Neuronensystemen und Rezeptoren dürfte substanzspezifische Effekte bewirken.

Wirksamkeit

In mehreren Studien wurde die Wirk- samkeit der atypischen Neuroleptika un- tersucht, wobei die überwiegende An- zahl der Studien vergleichend zu Halope- ridol durchgeführt wurde. Global wird angeführt, dass die antipsychotische Wirksamkeit der atypischen Neurolepti- ka bezüglich der sog. Positivsymptomatik (Wahn, Halluzinationen, Verhaltens- störungen etc.) vergleichbar derjenigen von Haloperidol sei, wohingegen die sog. Negativsymptomatik (Affektverfla- chung, Anhedonie, Antriebsstörung, so- zialer Rückzug etc.) von einigen Präpa- raten signifikant besser beeinflusst wer- de. Das Nebenwirkungsprofil wird als günstiger dargestellt. Klinisch relevante Unterschiede einzelner Präparate sind dabei zu beachten.

Amisulprid ist ein substituiertes Benz- amid mit hoher Affinität zu dopaminer- gen D2- und D3-Rezeptorsubtypen, die dosisabhängig insbesondere im limbi- schen System und weniger striatal aus-

Bekanntmachungen

Änderungen der Arzneimittel-Richtlinien

Der Bundesausschuss der Ärzte und Krankenkassen hat in seiner Sit- zung am 26. Februar 2002 beschlossen, die Anlage 4 der Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen über die Verord- nung von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Arznei- mittel-Richtlinien/AMR) in der Fassung vom 31. August 1993 (BAnz.

S. 11155), zuletzt geändert am 3. August 1998 (BAnz. S. 14491), Anlage 4, zuletzt geändert am 3. Mai 2001 (BAnz. S. 18422), wie folgt zu ändern bzw. zu ergänzen:

Therapiehinweis nach Nr. 14 Arzneimittel-Richtlinien

Atypische Neuroleptika

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geprägt ist. Eine Affinität zu anderen Rezeptoren besteht nicht. Es wurde in mehreren doppelblinden Vergleichsstu- dien bei Patienten mit akuter schizo- phrener Symptomatik (Exazerbationen, akute Schizophrenien) und mit chroni- scher, stabiler Negativsymptomatik ge- gen Placebo, Haloperidol, Flupentixol und Risperidon verglichen. Bezüglich der Wirkung auf die Positivsymptomatik war Amisulprid dem Haloperidol und Flupentixol bei signifikant weniger Ne- benwirkungen und dem Risperidon bei ähnlichem Nebenwirkungsprofil ver- gleichbar, insbesondere traten weniger extrapyramidal-motorische Nebenwir- kungen (EPS) auf. Bei Patienten mit chronisch schizophrener Negativsym- ptomatik zeigte sich unter Amisulprid eine signifikante Besserung im Ver- gleich zu Placebo, eine Änderung der positiven Symptome war bei dieser Pati- entengruppe allerdings nicht signifi- kant.

Clozapin ist ein Dibenzodiazepin mit ei- nem vielfältigen Rezeptorprofil. Es gilt als Prototyp eines atypischen Neurolep- tikums und steht seit Jahren zur Verfü- gung. Wegen des gehäuften Auftretens von Agranulozytosen darf Clozapin al- lerdings nur unter der Einschränkung ei- ner kontrollierten Anwendung einge- setzt werden, wenn Patienten auf andere vergleichbare Medikamente nicht an- sprechen oder sie diese nicht vertragen [Fachinfo]. Es besitzt einen besonderen Stellenwert in der Behandlung von Pati- enten, die unter untolerierbaren EPS lei- den. Auch die antipsychotische Wirk- samkeit bei einer selektierten Gruppe therapierefraktärer Patienten war in ei- ner Dosierung von bis zu 900 mg im Ver- gleich zu Chlorpromazin (bis zu 1 800 mg/d) besser, außerdem zeigten sich in einigen Studien Verbesserungen der Ne- gativsymptomatik.

Olanzapin ist ein Thienobenzodiazepin- derivat und besitzt eine ähnliche chemi- sche Struktur wie Clozapin. Es reagiert mit einer größeren Anzahl von Rezeptor- systemen. In drei placebokontrollierten bzw. Studien mit wirksamer Vergleichs- substanz zeigte sich eine signifikant über- legene Besserung sowohl der negativen als auch der positiven Symptome akut Er- krankter [Fachinfo]. In der Beeinflussung positiver Symptome war es in einer mitt- leren und höheren Dosierung (7,5–17,5 mg/d) dem Haloperidol (10–20 mg/d) vergleichbar, wobei die negativen Sym- ptome bei der Hochdosierung (12,5–17,5 mg/d) im Vergleich signifikant reduziert waren. Diese bessere Wirkung auf die Ne- gativsymptome zeigte sich signifikant in

der niedrigeren Dosierung (2,5–7,5 mg/d) nur im Vergleich zu Placebo. Extrapyra- midale Nebenwirkungen traten unter al- len drei Dosierungen seltener als unter Haloperidol auf und waren in der Dosie- rung von 10 mg Olanzapin nicht höher als bei Placebo. Ungünstig auf die Com- pliance kann sich eine Gewichtszunahme auswirken. Alle Studienergebnisse müs- sen wegen der hohen Abbruchraten rela- tiviert werden und lassen keine sicheren Schlussfolgerungen zu.

Quetiapin ist ein Dibenzothiazepinderi- vat. Es interagiert mit einem breiten Spektrum von Neurotransmitter-Re- zeptoren [Fachinfo]. Es ist erst seit Fe- bruar 2000 auf dem deutschen Arznei- mittelmarkt verfügbar. Die relevanten Studien hatten auffallend hohe Ab- bruchraten, sodass die Ergebnisse mit Zurückhaltung zu verwerten sind. Vier kontrollierte klinische Doppelblindstu- dien zur Wirksamkeit bei akut Erkrank- ten zeigen, dass (im Vergleich zu Place- bo) eine signifikante Besserung der Po- sitiv- und Negativsymptomatik nur bei einer 750-mg-Tagesdosis (versus 250 mg) nachgewiesen wurde. Widersprüchlich ist daher das Ergebnis der Dosisfin- dungsstudie, der zufolge auch Tagesdo- sierungen von 150, 300 und 600 mg signi- fikant wirksamer als Placebo hinsicht- lich der Negativsymptomatik waren. Im Vergleich zu Haloperidol zeigte sich Quetiapin hier bezüglich der Positiv- und Negativ-Symptomatik nicht überle- gen. Der Vergleich mit Chlorpromazin (bis 750 mg) ließ einen positiven Trend, jedoch keine signifikante Überlegenheit erkennen. Die Wirksamkeit der Lang- zeitbehandlung mit Quetiapin wurde noch nicht in verblindeten klinischen Studien überprüft [Fachinfo]. Behand- lungsbedürftige extrapyramidale Ne- benwirkungen wurden nicht häufiger als unter Placebo gesehen. Mundtrocken- heit und Schläfrigkeit traten allerdings signifikant häufiger im Vergleich zu klassischen Neuroleptika auf. Der Pro- laktinspiegel wird unter Quetiapin nicht erhöht.

Risperidon ist ein Benzisoxazolderivat.

Es gehört zu den ersten atypischen Neu- roleptika. Mehrere Studien erbrachten den Nachweis der Wirksamkeit des Präparates auf die Negativ- und Positiv- symptomatik akut erkrankter Schizo- phrener. Signifikante Besserungen al- lerdings fraglich klinischer Relevanz wurden gegenüber Haloperidol und Placebo festgestellt, wobei mittlere Do- sierungen (4–8 mg/d) offenbar besser zur Behandlung der Negativsymptome geeignet sind, was auch durch eine Me-

taanalyse im Vergleich zu Haloperidol, Perphenazin und Zuclopenthixol erhär- tet wurde.

Risiken – ggf. Vorsichtsmaßnahmen Für das Nebenwirkungsprofil der Neuro- leptika sind vermutlich die unterschiedli- chen Bindungsprofile der dopaminergen, serotonergen und adrenergen Rezepto- ren ausschlaggebend. Ganz im Vorder- grund der Nebenwirkungen „typischer“

Neuroleptika stehen die in hohem Pro- zentsatz auftretenden EPS. Deren Aus- prägung wird als eines der entscheiden- den Kriterien für die Eingruppierung des Arzneimittels in die Gruppe der atypi- schen Neuroleptika gesehen. Zwar ist bei diesen die Häufigkeit von EPS deutlich geringer als unter den „typischen“ Neu- roleptika, doch sind auch bei den atypi- schen (teilweise dosisabhängig) extrapy- ramidale Symptome und Spätdyskinesien beschrieben.

Das breite Spektrum sonstiger Neben- wirkungen atypischer Neuroleptika ist stark präparatespezifisch und umfasst so- wohl zentralnervöse als auch kardiovas- kuläre, endokrinologische, hämatologi- sche, hepatische, dermatologische und all- ergische Risiken, die bei einigen Präpara- ten umfangreiche Vorsichtsmaßnahmen erfordern, bei anderen (Sertindol, z. B.

Serdolect®) zum Ruhen der Zulassung geführt haben.

Bei allen atypischen Neuroleptika mit Ausnahme von Clozapin kann es zu Spätdyskinesien und selten zu einem malignen neuroleptischen Syndrom kommen.

Die wichtigsten weiteren Nebenwirkungen sind:

Bei Amisulprid können Schlaflosigkeit, Angst, Agitiertheit, Schläfrigkeit und Schwindel sowie gastrointestinale Stö- rungen auftreten. Außerdem kommt es in mäßiger Ausprägung neben EPS zu ei- nem Prolaktinanstieg.

Bei Clozapin sind neben der Agranu- locytose, die zu den Bedingungen einer kontrollierten Anwendung führte, vor allem das mögliche Auftreten von Krampfanfällen, Gewichtszunahme, Hy- persalivation, Sedierung, kardiovasku- lären Veränderungen und anticholiner- gen Symptomen zu beachten. Selten wurden schwere Hypoglykämien beob- achtet.

Bei Olanzapin gilt dies für anticholin- erge Effekte und vor allem Gewichts- zunahmen und Schläfrigkeit. Auch wurde in bis zu 10 % der Anwendungen über B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

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Schwindelgefühle, Appetitzunahme, peri- phere Ödeme und orthostatische Hypo- tonie geklagt.

Quetiapin bewirkte häufig (über 10 % der Anwendungen) eine Schläfrigkeit, mäßig ausgeprägt (1–10 %) kam es zu ei- ner Gewichtszunahme, zu Leukopenien und anticholinergen Symptomen.

Unter Risperidon können häufig Schlaflosigkeit, Agitation, Angstzustän- de und Kopfschmerzen auftreten, sel- tener auch Somnolenz, Konzentrations- störungen, sexuelle Störungen, auch kann es ebenfalls zu einer Gewichts- zunahme, einem Prolaktinanstieg und (z. T. dosisabhängig) zu EPS kommen.

Interaktionen mit zentralnervös oder kardial wirksamen Präparaten (Anticho- linergika, Sympathomimetika, Antihy- pertensiva, Antiarrhythmika, Psycho- pharmaka, Hypnotika,Alkohol etc.) müs- sen bei allen atypischen Neuroleptika beachtet werden.

Die Liste der Kontraindikationen um- fasst neben der bei allen erwähnten Präparaten zu beachtenden Überemp- findlichkeit gegenüber Wirk- oder In- haltsstoffen:

> bei Amisulprid prolaktinabhängige Tumoren, Phäochromozytom, Patienten unter 18 und über 65 Jahren;

> bei Clozapin eine medikamentöse Blutbildschädigung in der Anamnese (mit Ausnahme durch Zytostatika), Er- krankungen des Blutes oder blutbilden- den Systems, akute Vergiftungen mit zentralwirksamen Substanzen, ungenü- gend kontrollierte Epilepsie, Kreislauf- kollaps, vergiftungsbedingte Psychosen und Bewusstseinstrübungen, schwere Herz-, Gallengangs- oder Nierenerkran- kungen, aktive Lebererkrankungen, Darmatonie;

> bei Olanzapin ein bekanntes Risiko eines Engwinkelglaukoms;

> bei Quetiapin die gleichzeitige Verabreichung von Cytochrom-P450- 3A4-Hemmern wie HIV-Protease-Hem- mern, Antimykotika vom Azol-Typ, Erythromycin, Clarithromycin und Ne- fazodon;

> bei Risperidon eine bestehende, nicht durch Arzneimittel bedingte Hy- perprolaktinämie, Kinder und Jugendli- che.

Empfehlungen zur Wirtschaftlichkeit und Verordnungsweise

Kriterien für den differenzialtherapeu- tischen Einsatz der atypischen und der typischen Neuroleptika resultieren ins- besondere aus deren unterschiedlicher Wirksamkeit, bezogen auf die Minus- symptomatik und die produktive Sym-

ptomatik, sowie dem jeweiligen Neben- wirkungsprofil.

Eine generelle Bevorzugung der atypi- schen Neuroleptika ist derzeit nicht be- gründet, zumal zum gegenwärtigen Zeit- punkt Studien mit einem genügend lan- gen Beobachtungszeitraum und Ver- gleichsuntersuchungen der atypischen Neuroleptika untereinander fehlen und die Bewertungen der Präparate durch die Fachkreise (Psychiater, Pharmakologen) und die Cochrane Collaboration teilwei- se kontrovers sind. Das geeignete Präpa- rat muss anhand des Evaluationsstands individuell unter Berücksichtigung pati- entenspezifischer Besonderheiten ausge- wählt werden.

Die therapeutische Breite der Neuro- leptika ist wegen deren breit gefächerter Rezeptorenwirkung durch Nebenwir- kungen eingeengt. Erregte Patienten mit akuter psychotischer Symptomatik sind eher mit klassischen Neuroleptika in ho- hen Dosen zu behandeln.

Der generelle Einsatz der mit sehr viel höheren Kosten verbundenen atypischen Neuroleptika ist bei der Akutbehandlung schizophrener Patienten medizinisch nicht gerechtfertigt.

Er ist am ehesten dann gerechtfertigt, wenn eine starke individuelle Disposition (beispielsweise EPS in der Vorgeschich- te) für die Nebenwirkungen der typi- schen Neuroleptika vorliegt, eine ausge- prägte Negativsymptomatik oder eine Therapieresistenz gegenüber den typi- schen Antipsychotika besteht. Auch eine absehbar langfristige, kontinuierlich mit- tel- bis hochpotent erforderliche neuro- leptische Therapie spricht für den Einsatz atypischer Neuroleptika, dies trifft auch für Erstmanifestationen einer schizo- phrenen Psychose zu.

Einschränkungen der Anwendbarkeit der atypischen Neuroleptika resultieren aus dem Fehlen parenteraler Zubereitun- gen (mit Ausnahme von Clozapin und Olanzapin) und unter dem Gesichts- punkt der Compliance aus der fehlenden Möglichkeit einer Depotmedikation.

Auch sind ihre besonderen Nebenwir- kungsprofile zu beachten, die sich durch- aus ungünstiger als diejenigen der typi- schen Neuroleptika auswirken können (z. B. Gewichtszunahme). Aufgrund vie- ler Studien ist jedoch anzunehmen, dass wahrscheinlich die extrapyramidalen Ne- benwirkungen neben der fehlenden Krankheitseinsicht den Hauptgrund für eine Non-Compliance der Patienten dar- stellen.

Für die in der Praxis verbreitet vorlie- genden Indikationen wie organische Psy- chosen, wahnhafte Störungen, vorüber- gehende akute Psychosen, psychomoto- rische Erregungszustände, aber auch Er-

brechen, Dyskinesien und Manien liegen derzeit weder eine Zulassung noch um- fangreiche Evaluationen vor. Die An- wendung atypischer Neuroleptika bei diesen Erkrankungen bzw. Symptombil- dern ist somit allenfalls empirisch be- gründet.

Beim Überwiegen positiver Sympto- me oder akuten Re-Exazerbationen und starker Erregung sollten in erster Linie typische Neuroleptika eingesetzt wer- den, die beim Auftreten von Nebenwir- kungen durch andere typische (ggf. auch atypische) Neuroleptika zu ersetzen sind. So könnten beispielsweise früh auf- tretende EPS das Umsetzen auf ein an- deres, niedrigpotentes Neuroleptikum – sofern das Krankheitsbild dies zulässt – oder ansonsten auf ein atypisches Neuro- leptikum erforderlich machen. Umge- kehrt können die Nebenwirkungen von atypischen Neuroleptika auch den Ein- satz von typischen Neuroleptika erfor- derlich machen. Die durch Erfahrungen gestützte Vermutung, dass Substanzen, die nur in geringem Maße früh einsetzen- de EPS hervorrufen, auch ein geringes Potenzial zur Auslösung einer Spätdyski- nesie besitzen, ist wahrscheinlich richtig, aber nicht gesichert.

Auch bei kurzfristig erforderlicher neuroleptischer Therapie (etwa bei nicht zugelassenen, aber verbreitet praktizierten Indikationsbereichen) ist in der Regel eine Therapie mit typischen Neuroleptika ausreichend und ange- messen.

Kosten

Die täglichen Kosten der atypischen Neu- roleptika sind um ein Vielfaches (bis 17- fach) höher als diejenigen des in den Stu- dien meist als Referenz eingesetzten Ha- loperidol:

Ein bevorzugter Einsatz eines Präparates alleine unter Wirtschaftlichkeitsgesichts- punkten ist aufgrund der unterschied- lichen Wirk- und Nebenwirkungsprofile

nicht angezeigt. )

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Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4615. November 2002 AA3135

Haloperidol TD* von 10 mg: ca. 0,51 A Zotepin Nipolept® TD von 150 mg: 1,55 A Amisulprid: Solian® TD von 400 mg: 4,93 A Clozapin: Clozapin-

neuraxpharm®TD von 400 mg: 3,54 A Clozapin: Elcrit® TD von 400 mg: 3,60 A Clozapin: Leponex® TD von 400 mg: 4,64 A Olanzapin: Zyprexa® TD von 10 mg: 7,13 A Quetiapin: Seroquel® TD von 450 mg: 8,65 A Risperidon: Risperdal® TD von 5 mg: 7,10 A

* Tagesdosis Stand: 15. 9. 2001

Referenzen

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