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Hamburg, 25. August 1953 / Verlagspostamt Leer (Ostfriesland)

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O r g a n d e r L a n d s m a n n s c h a f t O s t p r e u ß e n

Jahrgang 4 / F o l g e 24

Hamburg, 25. August 1953 / Verlagspostamt Leer (Ostfriesland)

Im A b o n n e m e n t 1,— D M einschl. Z u s t e l l g e b ü h r

D i e a l t e n T u g e n d e n b e w a h r e n !

Kameraden des ehemaligen Wehrkreises I

Euch allen die Ihr in kameradschaftlicher Verbundenheit am 29. und 30 August in Gottingen vereint seid, gilt mein Gruß.

Leider ist es mir nicht vergönnt, in Eurer Mitte zu weilen, aber meine herz- lichsten Gedanken und aufrichtigsten Wünsche sind in alter Treue bei Euch

Pflichterfüllung, Einsatzbereitschaft für unser Vaterland und Kameradschaft, Tugenden die Ihr tausendfältig in schweren Kriegszeiten bewiesen habt wollen wir bewahren; sie sollen uns auch in Friedenszeiten leiten.

In Ehrfurcht neige ich mich in dieser Stunde vor den Gräbern unserer Ge- fallenen Kameraden, die als tapfere Soldaten ihr Leben für unser Vater- land hingaben. Ihren Eltern, Frauen und Kindern drücke ich im Geiste warm die Hand.

Tausende unserer Kriegskameraden Kriegsende — immer noch in Gefangen Freiheit. Wir grüßen unsere alte Heim Schwestern, die dort, verwurzelt in alt und unseren gefangenen Kameraden schweres Schicksal zu ertragen.

Kameraden! Das Treffen der Soldat unter dem Leitstern stehen:

Treue um Treue und nicht verzagen!

schmachten — achteinhalb Jahre nach schaft. Sehnsuchtsvoll erwarten sie ihre at Ostpreußen und unsere Brüder und em deutschem Boden, ausharren. Ihnen wollen wir nach Kräften helfen, ihr en des ehemaligen Wehrkreises I soll

Letzter Friedens-Kommandierender General im Wehrkreis I.

V o n D a n k b a r k e i t u n d A c h t u n g k ü n d e n

Seit langen Zeiten bestanden bereits vielfäl- tige Beziehungen zwischen dem deutschen Land jenseits der Weichsel und der niedersäch- sischen Universitätsstadt an der Leine. Heute ist Göttingen für Tausende von Heimatvertrie- benen, auch für viele Ostpreußen, zur zweiten Heimat geworden. In dem Wunsche, bei Ver- triebenen und Einheimischen das Bewußtsein ihrer unlösbaren Zusammengehörigkeit zu stär- ken, hat die Stadt Göttingen in großer Ein- mütigkeit beschlossen, eine gemeinsame Ge- dächtnisstätte für die gefallenen Soldaten der einstigen ostpreußischen Verbände sowie der trüheren Göttinger und einiger anderer nieder- sächsischer Regimenter zu errichten.

Das Ehrenmal soll von der Dankbarkeit und Achtung künden, die soldatische Pflichterfül- lung bis zum Tod bei den Ueberlebenden fand Heber alle parteilichen Trennungen und Unter- schiede hinweg sind weite Kreise unseres Vol- kes in der Trauer um die Opfer des Krieges einig. An uns liegt es, die Mahnung der Toten

zu Einigkeit und Opferbereitschaft bei der Ge- staltung unserer Gegenwart und Zukunft nie- mals zu überhören.

Hoßbach,

General der Infanterie a. D.

Unser bis zum Ende getragener Waffenrock schmückt das Kurlandband, und die 11. Infan- terie-Division fühlt sich verbunden mit allen Kurlandkämpfern. Wir Kurlandkämpfer standen in stiller Pflichterfüllung, tapfer und treu und unbesiegt vom Feinde im Angesicht unserer ver- lorengehenden Heimat Ostpreußen, bis die Ka- pitulation auch uns die Walle aus der Hand

schlug. So grüßen wir heute alle Kurland- kämpler in nah und lern und mit unserem verehrten General Thomaschki, der unser Kom- mandeur in den schweren Abwehrkämpien am Wolchow und zuletzt Kommandierender General in Kurland war, grüßen wir alle die Kurland- kämpter, die mit ihm in der russischen Gelan- genschalt dasselbe schwere Los teilen müssen mit dem Gelöbnis, daß Ihr nicht vergessen seid, und wir nichts sehnlicher wünschen als den Tag, an dem Ihr heimkehren könnt in ein geeintes, freies deutsches Vaterland.

Gerhard Feyerabend, Generalleutnant a. D.

D i e W ä c h t e r v o n T a n n e n n e r g

Diese Krieger-Monumente standen am Eingang der Gruit Hindenburgs im National-Denk- mal Tannenberg. Ihre in Stein gehauenen Gestalten galten gl$ ein Sinnbild für den Sol- daten, der das am weitesten nach Osten vorgeschobene deutsche Land verteidigte. Sie waren in der Unilorm der Kampier des Ersten Weltkrieges dargestellt. Bis aui gering- lügige Veränderungen trug der Soldat des Zweiten Weltkrieges die gleichen l'.mlorm- stücke, Mantel und Stahlhelm. Doch nicht das Äußere gilt; es war der gleiche Geist, der die Kämpler beseelte: die Heimat mit der Walle zu schützen. Das ostpreußische Soldatentreifen in Göttingen gibt den Anlaß, aller derer zu gedenken, die zu Lande, zu ' Wasser und in der Luft ihre Pflicht erfüllten und ihr Leben für Deutschland einsetzten.

Aufnahme: Hubert Koch (entnommen dem Buch „Der Väter Land"; Verlag Rautenberg & Möckel)

O s t p r e u ß i s c h e s S o l d a t e n h i m

W e n n j e m a l s i m L a u f e d e r J a h r h u n d e r t e ein Grenzland hart u m k ä m p f t war, so w a r es die Nordostbastion des Deutschtums, unseT Ost- p r e u ß e n .

W o h l k a u m e i n a n d e r e r T e i l unseres V a t e r - landes hat so v i e l e Schlachtfelder aufzuweisen, und die schier u n a b s e h b a r e Z a h l der K r e u z e ü b e r S o l d a t e n g r ä b e r n spricht eine ebenso ernste wie e i n d r u c k s v o l l e Sprache.

Immer waT i n d i e s e m g e f ä h r d e t e n G e b i e t die M a h n u n g l e b e n d i g , stets bereit z u s e i n für die V e r t e i d i g u n g der frei u n d offen daliegenden Grenze. ' S i e b e n h u n d e r t J a h r e hindurch trennte nur ein schmaler G r a b e n unsere H e i m a t y o n dem ö s t l i c h e n N a c h b a r n , u n d schon in den O r - denszeiten m u ß t e das S c h w e r t neben dem Pfluge liegen. A b e r der aus der N o t geborene V e T t e i - digungswille p r ä g t e i n d i e s e m O s t b o l l w e r k M e n - schen, denen es j e d e r z e i t ernst sein m u ß t e mit dem Einsatz ihres Lebens u n d die da w u ß t e n , um was es g i n g u n d was z u v e r l i e r e n war.

Sie w a r e n i h r e m U r s p r u n g nach k e i n geschlos- sener V o l k s s t a m m w i e e t w a die S c h w a b e n oder Westfalen: v i e l e B l u t s t r ö m e w a r e n dereinst hier zusammengeflossen, u m e i n e n harten, bio- logisch w e r t v o l l e n M e n s c h e n z u schaffen. N i e - dersachsen, Oberdeutsche, Pfälzer, H o l l a n d e r , Schweizer, f r a n z ö s i s c h e Refugies u n d SaizDur- ffer v e r e i n i g t e n sich i m Laufe der J a h r h u n d e r t e mit den E r b e n des b o d e n s t ä n d i g e n Pr u ß«n; blutes. U n d es w a r e n b e i w e i t e m nicht die Schlechtesten u n d S c h w ä c h s t e n , die dereinst d e n

Von General a. D. Dr. Walther Grosse

langen W e g nach dem damals noch unbekann- ten O s t e n antraten u n d sich mit d e n Natangern, S a m l ä n d e m , M e m e l l ä n d e r n , M a s u r e n , E r m l ä n - dern vermischten. Es m u ß w o h l eine gute Blut- mischung g e w e s e n sein, die den o s t p r e u ß i s c h e n M e n s c h e n und damit den o s t p r e u ß i s c h e n Solda- ten schuf, denn das eigentlich O s t p r e u ß i s c h e ist v o m Soldatischen nicht z u trennen.

Es s t ä n d e der gebotenen soldatischen Beschei- denheit schlecht an, wenn man auf K o s t e n der anderen deutschen G a u e behaupten wollte, der O s t p r e u ß e sei der beste deutsche Soldat. A b e r das darf m a n w o n l sagen — und jeder, der e i n m a l O s t p r e u ß e n unter seinem K o m m a n d o ge- habt hat, w i r d es b e s t ä t i g e n — d a ß er sich an Tapferkeit H ä r t e und Z u v e r l ä s s i g k e i t k a u m je- mals v o n anderen ü b e r t r e f f e n ließ. U n d aus- dauernd w a r er w i e sein getreuer K a m e r a d , das auf den w e i t e n W i e s e n u n d W e i d e n seiner H e i m a t aufgewachsene, edle o s t p r e u ß i s c h e Pferd Immer galt es hieT i m Osten für eine Ehre, Soldat z u s e i n . Schon z u einer Zeit, w o diese Auffassung a l l e s andere a l s G e m e i n g u t war, be- richtete 1748 die G u m b i n n e r K r i e g s - u n d D o m ä - nenkammer, d a ß i n i h r e m B e z i r k die eingezo- genen R e k r u t e n „solche Lust und A m b i t i o n (Ehrgeiz) z u dienen h ä t t e n , d a ß sie v o r ein drei- faches L o h n nicht w i e d e r i n ihren v o r i g e n Stand z u r ü c k t r e t e n u n d sich bei den B ü r g e r n oder Bau- ern nicht mehr i n den Dienst begeben w o l l t e n " . U n d so ist es g e b l i e b e n : i n w i e v i e l e n ostpreu- ß i s c h e n B a u e r n h ä u s e r n blickten nicht v o n den

W ä n d e n herab die B i l d e r zweieT oder gar dreier Generationen, die b e i m gleichen Regiment ge- dient hatten! Es gab Regimenter, besonders be;

der K a v a l l e r i e zwischen Pregel und M e m e l , die so gut wie ganz aus F r e i w i l l i g e n bestanden, und auch i m H u n d e r t t a u s e n d - M a n n - H e e r hat w o h l k e i n T r u p p e n t e i l auch nur im entferntesten alle einstellen k ö n n e n , die sich f r e i w i l l i g mel- deten.

U e b e r a u , w o immer auch deutsche Soldaten-- ehre i n den letzten drei Jahrhunderten g l ä n z t e , hat der o s t p r e u ß i s c h e Soldat seinen A n t e i l dar- an. A m deutlichsten i n der Geschichte aber wurde w o h l o s t p r e u ß i s c h e s Soldatentum i n den schweren K r i e g s - und N o t j a h r e n zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Im K r i e g e 1806/7, als alles wankte, und das alte P r e u ß e n zu v e r s i n k e n drohte, waren es u n s e r e Regimenter, die auf den schneeverwehten F e l d e r n v o n Pr.^Eylau zum erstenmal dem bis dahin stets unbesiegten N a p o l e o n die drohende M ö g l i c h k e i t k ü n f t i g e r N i e d e r l a g e n a u f d ä m m e r n l i e ß e n . O s t p r e u ß i s c h e Husarenschwadronen ritten bei H e i l s b e r g A t - tacken, die a n die g r o ß e Seydlitz-Zeit erinner- ten. A u f O s t p r e u ß e n s F e l d e r n g l ä n z t e damals das A b e n d r o t frideriziani6cher G l o r i e , dort brach aber auch aus d u n k l e m G e w ö l k der M o r g e n - strahl k ü n f t i g e r neuer Waffenehre. U n d fünf Jahre s p ä t e r in den d e n k w ü r d i g e n Februar- tagen des Jahres 1813 war es die in a l l der Not- zeit völlig verarmte und a u s g e p l ü n d e r t e Pro- v i n z , die a l s die e r s t e - M a h n u n g u n d B e i s p i e l

soldatischer Erhebung gab. Bis zur Grenze des M ö g l i c h e n stellte sie f r e i w i l l i g ihre S ö h n e a l s Soldaten, v o m s e c h z e h n j ä h r i g e n Trommlerjun- gen bis zu den Siezig-, ja A c h t z i g j ä h r i g e n V e t e - ranen der Invalidenkompanien. Das Yorcksche Korps, fast nur aus O s t p r e u ß e n bestehend, mar- schierte in einem Siegeszuge v o n K u r l a n d ü b e r Tauroggen und L e i p z i g bis vor die Tore Von Paris, o s t p r e u ß i s c h e Landwehr e r s t ü r m t e bei Leipzig das Grimmasche Tor, und das nur aus F r e i w i l l i g e n bestehende O s t p r e u ß i s c h e N a t i o n a l - K a v a l l e r i e - R e g i m e n t wurde als einzige v o n a l l den v i e l e n ä h n l i c h e n Formationen für w ü r d i g zur Uebernahme in das stehende H e e r befunden.

U n d so leuchtet o s t p r e u ß i s c h e s Soldatentum weiter auf i n den Geschehnissen p r e u ß i s c h -

Zu dem Soldatentreffen in Göttingen

Das U r t e i l ü b e r den deutschen Soldaten Seite 2

4 9 10 Der Untergang der Elchdivision Das W e s e n der 11. D i v i s i o n Unser K a m e r a d PfeTd O s t p r e u ß e n s alte Stamm-

regimenter 11

Der Kirchentag in H a m b u r g Seite 8 M o s k a u s g r o ß e s F e u e r w e r k 6 Weltpolitisches Geschehen

im Spiegel 6 Der Bundestag und die Heimat-

vertriebenen 7

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25. August 1953 / Seite 2 Das Ostpreußenblatt Jahrgang 4 / Folge 24

deutscher Geschichte, in d e n Schlachten u m M e t z 1870, bei Tannenberg, vor V e r d u n u n d im letzten K r i e g e auf cten F e l d e r n Polens, vor W a r - schau, in F r a n k r e i c h bis z u m F u ß der P y r e n ä e n , am W o l c h o w , i n der langen Reihe der K u r l a n d - Schlachten — b i s z u m bittern Ende i n d e m v e r - bissenen R i n g e n u m den letzten M e t e r ostpreu- ß i s c h e r Erde a n den Ufern des Frischen Haffs im F r ü h j a h r 1945. —

Und ebenso w i e seit J a h r h u n d e r t e n i m H e e r , so hat sich o s t p r e u ß i s c h e s Soldatentum auch i n den beiden j ü n g e r e n Schwesterwaffen b e w ä h r t , in den vielfachen G l i e d e r u n g e n unserer j u n g e n Luftwaffe u n d i n der K r i e g s m a r i n e . O s t p r e u ß e n mit seinen l a n g e n K ü s t e n , s e i n e n F l ü s s e n und

D e r S i n n

d e s S o l d a t e n t r e f f e n s

Diese Ausgabe ist dem ostpreußischen Solda- ten gewidmet. In Wort und Bild soll der harte Kampf geschildert werden, den er, wie alle seine deutschen Kameraden, durchstehen mußte.

Die einzelnen Beiträge zeichnen den Krieg, wie er wirklich war. Mit Erschütterung liest man die Berichte vom Untergang unserer ostpreußi- schen Divisionen. Es wird auch an die Tradition der alten Truppenteile gedacht, weil in dieser Ueberlieferung das Opfer von früheren Gene- rationen sichtbar wird.

Moltke hat das Wort ausgesprochen: „Der Ju- bel um eine gewonnene Schlacht wiegt nicht die Tränen einer Mutter um den gefallenen Sohn aul." Tiefes Leid haben viele Frauen in den beiden Weltkriegen erfahren müssen. In Göt-

tingen wird nun eine Stätte geschaffen, an der wir unsere Toten ehren können. Es ist dies das Denkmal für die Gefallenen ostpreußischer und niedersächsischer Truppenteile, das am 30.

August enthüllt wird. Dieses Ereignis gibt den Anlaß zu dem ostpreußischen-niedersächsischen Soldatentreifen.

Ehemalige ostpreußische und niedersächsische Soldaten haben gemeinsam ireiwillig die Erd- arbeiten zum Denkmalsbau ausgeführt. Behörden des Bundes, des Landes Niedersachsen, die Stadt Göttingen, die Universität und das Deutsche Rote Kreuz unterstützten das Vorankommen des Baues. Die Parteien gelobten aus Ehrerbie- tung gegenüber unsern Gefallenen für die Tage des Soldatentreifens Burgfrieden und verzich- ten aui Veranstaltungen des Wahlkampies. Ein A u s s c h u ß unter dem Vorsitz von General a. D.

Friedrich Hoßbach leitete die Vorarbei- ten iür das Treuen. Er begann seine mühselige Arbeit vor einem Jahr, denn an dem Treffen soll auch versucht werden, das Schicksal Vermißter zu klären.

Die ehemaligen Soldaten, die sich in Göttin- gen versammeln, werden auch Ihrer unglück- lichen Kameraden gedenken, die noch in Ge- fangenschaft zurückgehalten werden. Eine Wendung ihres Schicksais ist eine Angelegen- heit des ganzen Volkes. Niemand kann einen gerechten Frieden mehr schätzen als diejenigen, die die Schrecken des Krieges erleben mußten.

Wir wollen auch nicht vergessen, daß den Frauen ebenso viel Last, Gefahr und Verant- wortung auferlegt wurde, wie den Männern, die den grauen Rock trugen. Sei es in der Für- sorge iür die Kinder und den verwaisten Be- trieb, sei es in der Werkstätte oder als Rote- Kreuz-Schwester — überall erfüllten sie ihre Pflicht. Auch ihnen gebührt unser Dank.

S e e n b e s a ß e i n e a n e r k a n n t t ü c h t i g e Fischer- und S c h i f f e r - B e v ö l k e r u n g , d e r e n J u g e n d auf a l - l e n M e e r e n z u finden w a r . A u c h h i e r g a b es i n den a l t e n eingesessenen Seemannsfamilien eine T r a d i t i o n , d i e w e i t hineinreichte i n die A n - f ä n g e der F l o t t e , u n d d i e K r i e g s m a r i n e n a h m die j u n g e n O s t p r e u ß e n stets g e r n i n ihre R e i h e n auf.

U e b e r h a u p t scheint uns etwas der besonderen E r w ä h n u n g w e r t , w o r a u s unser Soldatentum v o n jeher starke K r ä f t e z o g : die besonders i n - n i g e V e r b u n d e n h e i t m i t der B e v ö l k e r u n g . W e n n m a n i m W e s t e n v o n d e m „ s o l d a t e n f r e u n d l i c h e n O s t p r e u ß e n " sprach, so sagt das z u w e n i g , das B a n d w a r s t ä r k e r . J e d e r echte O s t p r e u ß e f ü h l t e und lebte mit „ s e i n e n " Soldaten, a l l ihre F r e u - d e n u n d L e i d e n gingen i h m z u H e r z e n . G a n z besonders h e r v o r trat d i e s e r Z u g i n G a r n i s o - nen, w o seit l a n g e n J a h r z e h n t e n oder g a r — wie z. B . i n T i l s i t — s e i t J a h r h u n d e r t e n die T r u p p e n m i t i h r e m Standort, seiner U m g e b u n g und d e n M e n s c h e n v e r w a c h s e n w a r e n . A b e r auch i n v i e l e n k l e i n e n , s t i l l e n L a n d s t ä d t e n , in denen einst i n friderizianischer Zeit e i n z e l n e K o m p a n i e n u n d S c h w a d r o n e n gestanden hat- ten, w u ß t e n sich die E r i n n e r u n g getreulich z u erhalten. M a n c h e f r ü h e r e n Standorte, w i e P r . - E y l a u , Z i n t e n , H e i l i g e n b e i l , Bartenstein, H e i l s b e r g , k o n n t e n i n d e n k u r z e n J a h r e n z w i - schen 1935 u n d 1939 ihre a l t e n soldatischen T r a - d i t i o n e n z u i h r e r F r e u d e w i e d e r aufleben lassen.

A e u ß e r l i c h ist das o s t p r e u ß i s c h e Soldatentum i m J a h r e des U n h e i l s 1945 i n u n e r h ö r t e n K ä m p - fen z u Ende gegangen. In seiner a l t e n F o r m w i r d esvkaum w i e d e r auferstehen, aber was s i n d schon F o r m e n g e g e n den G e i s t u n d das, was in d e n H e r z e n lebt? U n d i n den H e r z e n lebt es fort nach d e m Gesetz, nach dem es einstmals angetreten. U e b e r a u g e w a h r e n w i r , d a ß der o s t p r e u ß i s c h e M e n s c h sich nicht u n t e r k r i e g e n l ä ß t , d a ß er mit ruhiger, s t i l l e r Z ä h i g k e i t erfolg- reich s e i n e Eigenart z u b e w a h r e n strebt. So

w i r d denn auch o s t p r e u ß i s c h e s S o l d a t e n t u m nicht untergehen, solange es noch o s t p r e u ß i s c h e M e n s c h e n gibt.

„Es w e l k e n G r ä s e r u n d B l ä t t e r — die S e e l e n w e l k e n nicht!"

D a s U r t e i l ü b e r d e n d e u t s c h e n S o l d a t e n

Wandel der Einstellung innerhalb der freien Welt / Von Generalleutnant a. D. Kurt Dittmar

» ^ « r r i i n f f n i « für das. w a s d i e deutsche das sich als g r ö ß t e n W e h r m a c h t s t e i l u n d eigent- M a ß an ^ r s t a n d n » i u . ^ ^ liehen T r ä g e r p r e u ß i s c h - d e u t s c h e r T r a d i t i o n der W e h r m a c h t n d e n Ja"r^ " . . f

s t ä r k s t e H a ß richtete, i m D r i t t e n Reiche w i r k l i c h 1945 durchsetzen k o n n t e u n d w a s nicht.

W e l c h e V o r s t e l l u n g v o m W e s e n u n d der E i g e n a r t des deutschen S o l d a t e n w ä h r e n d des l e t z t e n K r i e g e s u n d f o r t w i r k e n d noch i n den ersten N a c h k r i e g s j a h r e n i n den gegen uns v e r - b ü n d e t e n L ä n d e r n herrschte u n d v o n dort her auch das U r t e i l der N e u t r a l e n , j a . s e l b s t w e i t e r K r e i s e des eigenen V o l k e s bestimmte, ist z u tief i n unsere E r i n n e r u n g e i n g e p r ä g t , als d a ß es einer D a r s t e l l u n g i m e i n z e l n e n b e d ü r f t e . D i e G l e i c h s e t z u n g deutschen Soldatentums und seiner g e i s t i g e n G r u n d l a g e n mit der I d e o l o g i e des N a t i o n a l s o z i a l i s m u s w a r so v o l l s t ä n d i g , d a ß e i g e n t l i c h n u r die F r a g e offen z u s e i n schien, welches der b e i d e n Ü b e l als das g r ö ß e r e z u g e l t e n h ä t t e .

Die ö f f e n t l i c h e M e i n u n g i n den e h e m a l i g e n F e i n d s t a a t e n b l i e b , w i e jeder Blick i n die Z e i t u n - gen l e h r e n k o n n t e , d e m deutschen S o l d a t e n t u m g e g e n ü u e r auch d a n n noch ausgesprochen ab- l e h n e n d , j a feindselig, als sich, w i e dies v o r a l l e m i n d e n b e i d e n a n g e l s ä c h s i s c h e n Staaten der F a l l w a r , i m H i n b l i c k auf das deutsche V o l k i n seiner Gesamtheit eine w e s e n t l i c h g e m ä ß i g - tere A u f f a s s u n g durchzusetzen b e g a n n u n d die

„ M o r g e n t h a u - G e s i n n u n g " Stück für S t ü c k ab- gebaut w u r d e . J e m e h r m a n i n diesen L ä n d e r n den deutschen M e n s c h e n achten lernte —, e i n V o r g a n g , b e i dem die deutschen K r i e g s g e f a n - genen dort i n h o h e m M a ß e beigetragen haben

— u m so m e h r wuchs die A b n e i g u n g gegen den deutschen „ M i l i t a r i s m u s " . E r habe, so dachte man, die z a h l r e i c h e n guten Eigenschaften des deutschen M e n s c h e n z u seinen Z w e c k e n m i ß - braucht u n d w e r d e dies w i e d e r tun, w e n n immer ihm die M ö g l i c h k e i t dazu geboten s e i n werde.

So ist es auch z u e r k l ä r e n , d a ß das, was sonst i n f r ü h e r e n Z e i t e n das V e r h ä l t n i s z w i s c h e n S i e g e r u n d U n t e r l e g e n e m v e r s ö h n l i c h z u gestal- ten vermochte, die A n e r k e n n u n g , d i e der eine der T a p f e r k e i t des a n d e r e n z o l l t , nach d i e s e m K r i e g e sich eher als H i n d e r n i s d e n n als F ö r d e - r u n g erwies, s o w e i t es den deutschen S o l d a t e n betraf. Es v e r d i e n t , festgehalten z u w e r d e n : A n einer A n e r k e n n u n g der deutschen soldatischen L e i s t u n g auch aus F e i n d e s m u n d hat es selbst i n der Z e i t tiefsten Hasses nicht gefehlt. Das S c h w e l g e n i n B i l d e r n u n d Berichten, die den U m f a n g der deutschen N i e d e r l a g e ersichtlich machten, enthielte nicht n u r e i n G e f ü h l v e r - s t ä n d l i c h e r B e f r i e d i g u n g , s o n d e r n geradezu des Erstaunens, d a ß m a n diesen furchtbaren G e g n e r n i e d e r g e z w u n g e n habe.

D i e s o l d a t i s c h e L e i s t u n g n i c h t a b g e l e u g n e t

A b e r diese A n e r k e n n u n g , so a l l g e m e i n sie ist, ist doch für uns k e i n G r u n d z u u n g e t r ü b t e r F r e u d e , denn für unsere e h e m a l i g e n G e g n e r w a r und ist z u m T e i l noch heute diese soldatische T ü c h t i g k e i t w e i t mehr eine Ursache z u m i ß - trauischer B e s o r g n i s als z u einer A r t v o n sport- licher M i t f r e u d e , der m a n w o h l i n g e w i s s e n E i n z e l f ä l l e n R a u m gab, nicht aber dem deutschen S o l d a t e n t u m als G a n z e m g e g e n ü b e r . Dieses b l i e b mit d e m V o r w u r f einer durch u n d durch m i l i - taristischen G e i s t e s h a l t u n g behaftet — arrogant, a n m a ß e n d nach i n n e n , e h r g e i z i g u n d k r i e g s - l ü s t e r n nach a u ß e n u n d damit eine Gefahr für a l l e N a c h b a r n . D i e soldatische L e i s t u n g , die m a n nicht a b l e u g n e n k o n n t e , w u r d e m i t einer „ c o l d efficiency" e r k l ä r t , einer k a l t h e r z i g e n T ü c h t i g - k e i t , als d e r e n T r ä g e r m a n i n erster L i n i e den deutschen G e n e r a l s t a b ansehen z u k ö n n e n glaubte. D e r G e d a n k e , diese spezifisch p r e u ß i s c h - deutsche I n s t i t u t i o n durch U r t e i l des Inter- n a t i o n a l e n M i l i t ä r t r i b u n a l s zur „ v e r b r e c h e - rischen O r g a n i s a t i o n " e r k l ä r e n z u lassen, ent- s p r a n g dieser V o r s t e l l u n g . V i e l l e i c h t w a r es e i n erstes Z e i c h e n beginnender B e s i n n u n g , als dieser V e r s u c h der A n k l a g e b e h ö r d e v e r g e b l i c h b l i e b . M a n w i r d auch unsererseits zugeben m ü s s e n , d a ß es für das A u s l a n d ü b e r a u s schwer w a r , die w i r k l i c h e R o l l e der deutschen W e h r m a c h t und v o r a l l e m die des deutschen Heeres, gegen

zu erkennen, sah man doch i n Deutschland selbst meist nur die A u ß e n s e i t e . Sichtbar w a r , d a ß sich der deutsche Soldat mit ä u ß e r s t e m Einsatz und bis zuletzt für eine Sache schlug, die m a n als

„schlecht" ansehen m u ß t e . K o n n t e es anders sein als d a ß dieses H e e r in w i l d e r B e g e i s t e r u n g den H i t l e r s c h e n Z i e l e n folgte? M a n sah d i e G e n e r a l e in der U m g e b u n g H i t l e r s ; m u ß t e n sie nicht a l l e verschworene G e f o l g s l e u t e des D i k t a t o r s sein?

M a n h ö r t e v o n K o n z e n t r a t i o n s l a g e r n u n d J u d e n - v e r f o l g u n g e n ; k o n n t e das alles ohne M i t w i r k u n g der bewaffneten Macht v o r sich gehen?

L i d e i l H a r t : „ u n w i r k s a m e B r e m s e "

H i e r i n i h r e n L ä n d e r n a u f k l ä r e n d g e w i r k t z u haben, i n einer Zeit, i n der der deutsche Soldat noch v ö l l i g zum S c h w e i g e n v e r u r t e i l t war, ist i n erster L i n i e das V e r d i e n s t eines K r e i s e s v o r n e h m l i c h britischer S o l d a t e n u n d H i s t o r i k e r , die mit a l l e m R ü s t z e u g der geschichtlichen K r i t i k an die Erforschung der i n n e r e n V e r h ä l t n i s s e im Reiche H i t l e r s und besonders der den S o l d a t e n dabei z u z u w e i s e n d e n R o l l e h e r a n g i n g e n . Es w a r eine v ö l l i g neue E r k e n n t n i s , w e n n z. B. e i n M a n n vom wissenschaftlichen Range L i d e l l H a r t s bewies, d a ß die deutsche G e n e r a l i t ä t mindestens seit B e g i n n der H i t l e r s c h e n K i i e g s p o l i t i k nur die R o l l e einer „ u n w i r k s a m e n Bremse" gespielt habe. U n d es w a r eine v ö l l i g neue A n s c h a u u n g der D i n g e , als G e n e r a l F ü l l e r aussprach, d a ß es unfair sei, dem deutschen S o l d a t e n nachzu- sagen, er sei „ g e w o g e n u n d zu leicht befunden", ohne sich dabei Rechenschaft zu geben, mit welch schweren G e w i c h t e n er unter der D i k t a t u r eines H i t l e r gemessen w u r d e .

Die A n n a h m e w ä r e i r r i g , d a ß solche E r k e n n t - nisse sich schnell u n d ü b e r e i n e n r e l a t i v k l e i n e n K r e i s hinaus durchgesetzt h ä t t e n . D e r beste L e i t - a r t i k e l w i r d g e g e n ü b e r dem schlechtesten Schlagwort i m m e r e i n e n schweren Stand h a b e n . Es hat erst ganz bestimmter, e i n d r u c k s v o l l e r E r e i g n i s s e bedurft, u m d e n deutschen S o l d a t e n in einem a n d e r e n als dem v o n M i ß v e r s t e h e n und b e w u ß t e r V e r z e r r u n g geschaffenen Lichte zu sehen. Es w a r die wachsende E n t f r e m d u n g und z u n e h m e n d e S p a n n u n g i m V e r h ä l t n i s z u r S o w j e t u n i o n , v o r a l l e m aber n a t ü r l i c h der K r i e g in K o r e a , der einer anderen A n s c h a u u n g v o m deutschen S o l d a t e n den W e g bahnte. D a s gilt in erster L i n i e v o n d e n N ä c h s t b e t e i l i g t e r i , d e n V e r e i n i g t e n Staaten.

U m s t e l l u n g i n d e n U S A

Es lag. nahe, d a ß man sich dort der Tatsache entsann, daß,;iies einst, v o r dem schicksals- schweren J a h r e 1945, e i n H e e r gab, das sich der bedrohlichen ö s t l i c h e n M a c h t gewachsen, j a i n n e r l i c h ü b e r l e g e n e r w i e s e n hatte. M a n w u ß t e , daß die V e t e r a n e n dieses H e e r e s noch jetzt E r f a h r u n g e n i m K a m p f e mit diesem G e g n e r be- s a ß e n , die a n d e r w ä r t s gar nicht oder nur a n d e u t u n g s w e i s e v o r h a n d e n sein k o n n t e n . Daß sich damit eine g e w i s s e W a n d l u n g des Bildes v o m deutschen S o l d a t e n insgesamt ergab, lag i n der N a t u r der D i n g e . A b e r diese w ä r e i n i h r e r Z w e c k b e d i n g t h e i t u n d P l ö t z l i c h k e i t nicht ü b e r z e u g e n d , w e n n damit nicht auch i n tieferem Sinne e i n U m l e r n e n v e r b u n d e n w ä r e . Z w e i D i n g e erscheinen i n dieser H i n s i c h t m a ß g e b e n d : Die w e l t w e i t e n p o l i t i s c h e n V e r p f l i c h t u n g e n der h e u t i g e n U S A haben eine andere E i n s t e l l u n g zum S o l d a t e n t u m ü b e r h a u p t h e r v o r g e r u f e n u n d damit auch manches Ressentiment gegen seine spezifisch deutsche E r s c h e i n u n g s f o r m z u m Schweigen gebracht. S o d a n n hat die S p a n n u n g mit der S o w j e t - U n i o n z u e i n e r e i n g e h e n d e r e n B e s c h ä f t i g u n g m i t dem W e s e n a u t o r i t ä r e r Staatssysteme u n d i h r e n i n n e r e n V e r h ä l t n i s s e n g e f ü h r t . So ergab sich v o n selbst e i n e r h ö h t e s

Das alles s i n d sehr p o s i t i v e E n t w i c k l u n g e n . Ihren A u s d r u c k f i n d e n sie i n der vertrauens- v o l l e n Z u s a m m e n a r b e i t z w i s c h e n deutschen und a m e r i k a n i s c h e n D i e n s t s t e l l e n gerade auch auf m i l i t ä r i s c h e m G e b i e t , w i e dies die Reise H e r r n B l a n k s nach den U S A erst n e u e r l i c h andeu- tete A b e r dabei darf doch nicht v e r k a n n t w c - d e n , d a ß es sich noch nicht u m eine grund- s ä t z l i c h e Ä n d e r u n g der A u f f a s s u n g e n handelt.

Sieht man v o n F r a n k r e i c h ab, w o das gute menschliche V e r h ä l t n i s i m e i n z e l n e n , bester N a c h k l a n g der K r i e g s - u n d Besatzungszeit und k l a r s t e W i d e r l e g u n g der Z w e c k l ü g e v o n der m o r a l i s c h e n V e r w o r f e n h e i t des deutschen S o l - daten, bisher n u r w e n i g politische Fruchte b r i n g e n k o n n t e , so w i r d m a n d i e derzeitige E i n s c h ä t z u n g des deutschen S o l d a t e n als noch immer in der W a n d l u n g begriffen bezeichnen k ö n n e n . M a n w i r d auch v o n e i n e m A b w a r t e n sprechen k ö n n e n , w o b e i die e n d g ü l t i g e Stel- l u n g n a h m e ganz entscheidend v o n der Entwick- l u n g bestimmt w e r d e n d ü r f t e , die der demo- kratische G e d a n k e u n t e r b e w u ß t e r A b w e n d u n g v o n a u t o r i t ä r e n G e d a n k e n g ä n g e n i m deutschen V o l k e n e h m e n w i r d . W o aber A b w a r t e n Ist, bleibt i m m e r die G e f a h r v o n R ü c k s c h l ä g e n . A b s a g e a n j e d e s a u t o r i t ä r e S y s t e m

Die A u f g a b e derer, die i n u n s e r m V o l k e sich auch heute noch i h r e m a l t e n S o l d a t e n t u m ver- b u n d e n u n d verpflichtet f ü h l e n , ist vorgezeich- net. Es geht nicht u m die W a h r u n g des eigenen S t a n d p u n k t e s u m der e i g e n e n Selbstbehauptung w i l l e n ^ es bedarf auch nicht einer betonten H e r v o r h e b u n g der s o l d a t i s c h e n L e i s t u n g , dem A u s l a n d e g e g e n ü b e r am a l l e r w e n i g s t e n , denn sie w i r d , u m es noch e i n m a l z u sagen, dort v o n n i e m a n d e m b e z w e i f e l t . W e i t notwendiger w i r d es sein, mit a l l e n M i t t e l n der Forschung und der A u f k l ä r u n g der Z w e c k l e g e n d e entge- genzutreten, d a ß deutsches S o l d a t e n t u m und deutsche D e m o k r a t i e z w e i e i n a n d e r ausschlies- sende Begriffe s e i e n . D i e E n t z e r r u n g des Ge»

schichtsbiides v o m deutschen Soldaten im K a m p f e gegen d i e j e n i g e n , die m i t einem Zerr-, bilde noch immer einen T e i l ihres politischen Kampfes f ü h r e n , aber auch gegen d i e , die solda- tische L e i s t u n g trotz a l l e r n e g a t i v e n Erfahrun- gen des letzten K r i e g e s an e i n a u t o r i t ä r e s S y s t e m gebunden g l a u b e n , ist eine Aufgabe, die nicht nur der i n n e i e n B e f r i e d u n g dienen k a n n , sondern die. w e n n erfolgreich gelöst, auch im A u s l a n d e im S i n n e beiderseitiger echter A n e r k e n n u n g w i r k e n w i r d .

B a n d e d e r K a m e r a d s c h a f t

In treuer Verbundenheit mit der geliebten, verlorenen Heimat kommen im Rahmen des großen ostpreußisch-niedersächsischen Solda- tentrefiens auch die Angehörigen der Flieger' truppe in der alten Universitätsstadt Göttingen zusammen, um im kameradschaltliclien Beisam- mensein Erinnerungen wieder aulleben zu las- sen an die Zeit, in der sie gemeinsam den blau- grauen Rock in Ehren und voller Stolz getra- gen und an dem Aul- und Ausbau der Flieger- truppe mitgearbeitet haben. Ihnen allen gelten unsere herzlichsten Grüßet Mögen diese Stun- den des Wiedersehens dazu beitragen, uns die Heimat und ostpreußischen Fliegerhorste wieder nahe zu bringen, uns an unsere schöne Flieger- zeit zu erinnern und die Bande der Kamerad- schaft fester zu knüpfen!

Unser aller Wunsch ist es, das nädiste Tref- fen wieder auf ostpreußischem Boden durch- führen zu können!'

Alfred Bülowius, General der Flieger a. D.

Schicksale ostpreußischer Divisionen

N a c h dem V e r l u s t oder der V e r n i c h t u n g a l l e r amtlichen U n t e r l a g e n ist es zur Z e i t noch recht s c h w i e r i g , das Schicksal der e i n z e l n e n F o r m a t i o - nne der deutschen A c h t m i l l i o n e n - W e h r m a c h t l ü c k e n l o s z u v e r f o l g e n . N a c h 1918 k o n n t e bei a l l e n D i e n s t s t e l l e n eine regelrechte A b w i c k l u n g erfolgen, nach 1945 w a r das g ä n z l i c h u n m ö g l i c h . Dem v e r d i e n s t v o l l e n Forscher H a n s H e n n i g P o d z u m , B a d N a u h e i m , v e r d a n k e n w i r recht gute A u f k l ä r u n g e n ; diese s i n d bereits i m „ O s t - p r e u ß e n b l a t t " erschienen, u n d w i r benutzen sie i m F o l g e n d e n z u e i n e m g r o ß e n T e i l .

N a c h der W i e d e r e i n f ü h r u n g der a l l g e m e i n e n W e h r p f l i c h t i m J a h r e 1935 standen i m W e h r - k r e i s I (Befehlshaber: G e n e r a l der A r t i l l e r i e v o n Brauchitsch, C h e f : Oberst i . G . H o l l i d t ; s p ä t e r Be- fehlshaber: G e n e r a l der A r t i l l e r i e v o n K ü c h l e r , Chef: O b e r s t i . G . v o n Boedcmann) d r e i D i v i s i o - nen u n d eine K a v a l l e r i e b r i g a d e . Es w a r e n dies die 1. Inf.-Div. (1939: v . Kortzfleisch), die 11. Inf.- D i v . (Bock) u n d die 21. Inf.-Div. (v. Both) und die 1. K a v . - B r i g a d e (Feldt).

A u s den d r e i I n f a n t e r i e d i v i s i o n e n w u r d e n b e i K r i e g s b e g i n n drei w e i t e r e gebildet, die 61.

(Haenicke), i m F r ü h j a h r 1940 die 211. (Herzog) und e i n halbes J a h r s p ä t e r die 121.

Diese sechs D i v i s i o n e n k a n n man mit Recht als den Stamm a l l e r s p ä t e r e n A u f s t e l l u n g e n des W e h r k r e i s e s I bezeichnen.

A u s der o s t p r e u ß i s c h e n K a v a l l e r i e w u r d e nach dem P o l e n - u n d F r a n k r e i c h - F e l d z u g und dem V o r m a r s c h auf O r e l nach A b g a b e der Pferde die 24. P a n z e r - D i v i s i o n unter dem gleichen K o m m a n - deur gebildet.

Die sechs o s t p r e u ß i s c h e n S c h w e s t e r d i v i s i o n e n fochten an den gleichen F r o n t e n : ' Z u n ä c h s t In P o l e n , d a n n i n F r a n k r e i c h , Einsatz gegen R u ß -

land i m A b s c h n i t t N o r d (Leningrad, W o l c h o w ) , schließlich i m K u r l a n d u n d t e i l w e i s e i m A b - schnitt M i t t e u n d S ü d . D i e 1., 21. u n d 61. D i v i - s i o n w u r d e n , als O s t p r e u ß e n i m m e r s t ä r k e r be- droht erschien, nach i h r e r H e i m a t p r o v i n z z u - r ü c k g e z o g e n , w o sie r u h m v o l l e n A n t e i l an den schweren K ä m p f e n gegen e i n e n m i t g e w a l t i g e r Ü b e r l e g e n h e i t a n M e n s c h e n u n d M a t e r i a l v o r - d r i n g e n d e n G e g n e r nahmen, so die 21. und 61.

D i v i s i o n b e i den K ä m p f e n i n der G o l d a p e r G e - gend Ende J a n u a r 1945. D i e l e t z t e n Reste dieser tapferen D i v i s i o n e n v e r b l u t e t e n bei den K ä m p - fen u m H e i l i g e n b e i l u n d i m S a m l a n d .

Die 11. u n d 121. D i v i s i o n v e r b l i e b e n i n K u r - l a n d ; i h r N a m e ist mit den sechs oder mehr A b - wehrschlachten v e r k n ü p f t . N u r g e r i n g e T e i l e ge- langten nach D e u t s c h l a n d z u r ü c k .

Die 211. D i v i s i o n w u r d e i m J a n u a r 1945 nach harten K ä m p f e n b e i den g r o ß e n russischen O f f e n s i v e n i m B r ü c k e n k o p f B a r a n o w an der W e i c h s e l so gut w i e a u f g e r i e b e n .

Die 24. P a n z e r - D i v i s i o n w u r d e nach i h r e r U m - formung 1942 bei K i e w u n d S t a l i n g r a d einge- setzt. Sie m u ß t e d a r a u f h i n neu aufgestellt w e r - den, focht i n Italien, R u m ä n i e n , U n g a r n u n d i n der S l o w a k e i ; sie nahm v o r K r i e g s e n d e noch an den K ä m p f e n b e i H e i l i g e n b e i l u n d i m S a m - l a n d t e i l .

A u ß e r den genannten D i v i s i o n e n w u r d e n i m V e r l a u f des K r i e g e s v o m W e h r k r e i s I noch e i n e Reihe w e i t e r e r aufgestellt. Sie haben sich g e w i ß nicht schlechter geschlagen als die a l t e n S t a m m - formationen, u n d w e n n w i r sie an d i e s e r S t e l l e nur k u r z e r w ä h n e n k ö n n e n , so geschieht dies l e d i g l i c h mit Rücksicht auf den uns i ü r V e r - f ü g u n g stehenden R a u m .

N o c h i m V e r l a u f des J a h r e s 1939 entstanden:

die 161. I n f . - D i v . ( W i l k ) : W e s t f e l d z u g , K a l i n i n , R s h e w , C h a r k o w , R ü c k z u g s k ä m p f e i n Richtung R u m ä n i e n ; 1944 w u r d e sie w e g e n hoher V e r l u s t e a u f g e l ö s t . — 206. Inf.-Div.: P o l e n , W e s t e n , Re- v a l , W i l i k i j e L u k i , W o l g a b o g e n ; 1944 n a d i dem R i n g e n bei W i t e b s k a u f g e l ö s t . — 217. Inf.-Div.

(Balzer): P o l e n , W e s t e n , R u ß l a n d ( N o r d und Süd), R o w n o , D u b n o ; z u m T e i l 1944 i m Raum v o n B r o d y e i n g e k e s s e l t .

Im J a h r e 1941 u n d i n dem darauf folgenden W i n t e r w u r d e n aufgestellt: 340. Inf.-Div.: Frank- reich, R u ß l a n d ( S ü d a b s c h n i t t ) , K i e w ; i m Sommer 1944 erfolgte eine N e u a u f s t e l l u n g als 340. V o l k s - g r e n a d i e r - D i v i s i o n : A r d e n n e n - O f f e n s i v e . — 383.

Inf.-Div.: R u ß l a n d ( S ü d - u n d M i t t e ) , O r e l ; 1944 w u r d e sie a u f g e r i e b e n .

Das J a h r 1943 brachte z w e i N e u a u f s t e l l u n g e n / die 244. u n d d i e 349. I n f . - D i v . D i e 244. Inf.-Div..

w u r d e i m W e s t e n eingesetzt u n d i n S ü d f r a n k - r e i d i a u f g e r i e b e n . D i e 349. Inf.-Div. k a m zuerst n a d i F r a n k r e i c h , e r l i t t i m F r ü h j a h r 1944 im M i l - telabschnitt O s t sehr h o h e V e r l u s t e und k ä m p f t e nach einer N e u a u f s t e l l u n g als V o l k s g r e n a d i e r - D i v i s i o n b e i H e i l i g e n b e i i u n d P i l l a u m i t . J h r e Reste k a m e n zur 21. I n f . - D i v .

Im J u l i 1944 w u r d e noch die 542. Inf.-Div. zu- saimnengestellt u n d i n d i e 542. V o l k s g r e n a d i e r - D i v i s i o n umbenannt. S i e w u r d e im A b s d i n i t t , M i t t e bei der W e i c h s e l v e r t e i d i g u n g aufgerieben.

D a r ü b e r h i n a u s stellte der W e h r k r e i s I noch v i e r D i v i s i o n e n auf, die b e r e i t « 1940 a u f g e l ö s t oder i n andere F o r m a t i o n e n ü b e r g e f ü h r t wur- d e n ; sie trugen d i e N u m m e r n 228, 311, 395 und 399. Besonders e r w ä h n t m a g w e r d e n , d a ß die 311. I n f . - D i v . aus d e n B e s a t z u n g s t r u p p e n v o n K ö n i g s b e r g u n d L o t z e n g e b i l d e t w u r d e . Z w e i R e s e r v e d i v i s i o n e n , d i e 141. u n d 151., dienten als A u s b i l d u n g s e i n h e i t e n .

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Jahrgang 4 / Folge 24

Aufnahmen: dpa (7) E i n e Schwadron marschiert auf der Rollbahn.

— Links: Granattrichter sind kein Hindernis iür die Feldartillerie. — Rechts: Die „endlose Straße". — Oben rechts: Beim Vor- marsch hatte der Kradfahrer, der die Verbin- dung zwischen Stäben und Gruppe aufrecht er- hielt, einen anstrengenden Dienst. — Oben links: Panzergrenadiere in Deckung hinter dem Kampfwagen. — Unten links: Der Füh- rer eines Flak-Kampftrupps erkundet Wider- standsnester. — Unten rechts: Von Pionieren geschlagene Pontonbrücke in Polen.

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25. August 1953 / Seite 4 Das Ostpreußenblatt Jahrgang 4 / Folge 24

D e r U n t e r g a n g d e r E l c h d i v i s i o n

Die Geschichte der 291. Inf.-Div. / Ein Ruhmesblatt ostpreußischer Soldaten / Von Prof. Dr. W . Conze

Im Verlag von H. H. P o d z u n erscheint dieser Tage die „Geschichte der 291. Infanterie- Division", bearbeitet von Prof. Dr. W. C o n z e (116 Seiten mit 21 Skizzen 5,80 Mark). Mit freundlicher Genehmigung des Verlages ent- nehmen wir dem Buch die Abschnitt« über di'n Unteryang der Division, deren taktisches Zeichen ein Elchkopf war.

N a d i Auffrischung wurde die 291 Infanterie- D i v i s i o n im M a i 1944 in die damals v e r h ä l t n i s - m ä ß i g ruhige Stellungsfront bei Horochow n o r d o s t w ä r l s L e m b e r g eingegliedert und dem V X X X I I . A r m e e - K o r p s (4. Panzer-Armee) unter- stellt. Es waren -warme, sonnige F r ü h - sommerwochen, in denen die „Elche" wieder Kraft sammeln konnten und in denen auch mate- r i a l m ä ß i g die D i v i s i o n wieder auf die H ö h e gebracht wurde, — ähnlich wie v o r einem Jahr nach den W i n t e r k ä m p f e n um W e l i k i j e L u k i . Doch Je weiter der Sommer zur Reife kam, desto n ä h e r r ü c k t e der neue feindliche A n s t u r m , dem g e g e n ü b e r die D i v i s i o n keine andere Aufgabe zugewiesen erhielt, als sich auf die V e r t e i d i - gung eines wieder einmal ü b e r 25 K i l o m e t e r breiten Abschnitts mit sechs Bataillonen in der Front und einem in Reserve vorzubereiten A m 6. J u n i begann in Frankreich die Invasion, und am 22. J u n i brach die Offensive der Sowjets an der M i t t e l f r o n t los, die i n einem bisher nicht gekannten A u s m a ß in wenigen T a g e n zum Z u - sammenbruch der Heeresgruppe M i t t e f ü h r t e .

W ä h r e n d d e s s e n mehrten sich die A n z e i c h e n , daß auch vor den deutschen S t e l l u n g e n in G a - l i z i e n und W o l h y n i e n eine russische G r o ß - offensive vorbereitet wurde. Täglich konnte der H ö l l e n t a n z beginnen. V o r s o r g l i c h wurden r ü c k w ä r t i g e Stehungen vorbereitet und eine Sehnenstellung ausgebaut, auf die zur Front- v e r k ü r z u n g z u r ü c k g e g a n g e n werden sollte, um eigene Kräfte zu sparen und die feindlichen V o r b e r e i t u n g e n zu erschweren. A l s diese A r b e i t e n im Gange waren und die R ü c k v e r - l e g u n g um wenige K i l o m e t e r unmittelbar be- vorstand, fuhren der D i v i s i o n s k o m m a n d e u r , Generalmajor E c k h o l t , u n d der seit M ä r z neue l a M a j o r E g e r , der früher als Ib bei der D i v i s i o n gewesen war und nun als Erster Generalstabsotfizier z u r ü c k g e k e h r t waT, auf eine M i n e Der K o m m a n d e u r erhielt eine schwere Kopfverwundung.. M a j o r Eger erlag seinen W u n d e n . E i l i g w u r d e n Oberst F i n g e r als DivisionsführeT und M a j o r v. S c h u h als Ia zur D i v i s i o n versetzt.. Sie trafen am V o r - abend des 13. J u l i ein, a n dessen f r ü h e m M o r - gen das Trommelfeuer des Feindes auf. unsere Stellungen niederprasselte und a n der ganzen Front die Offensive begann.

A l l e i n im Abschnitt der E l d i d i v i s i o n traten eine Panzerbrigade und sieben S c h ü t z e n d i v i s i o - nen zum A n g r i f f an. Die M a s s i e r u n g der feind- lichen schweren W a f f e n w a r so stark w i e nie zuvor, und die Panzer (T 34) ü b e r r o l l t e n " unbe- k ü m m e r t u m ihre A u s f ä l l e durch Panzerabwehr die Infanterie. Schwere V e r l u s t e traten schon in den ersten Stunden ein. Der K o m m a n d e u r des F ü s i l i e r - B a t a i l l o n s , M a j o r F e h r , fiel bei dem V e r s u c h , die M a t e r i a l - und M e n s c h e n - masse zum H a l t e n z u bringen. D i e S t e l l u n g w a r aufgerissen. Der F e i n d s t i e ß in die Tiefe v o r und versuchte sich sodann fächerförmig auszu- breiten. Es gelang, die D i v i s i o n zusammen- zuhalten u n d bei nicht a b r e i ß e n d e r V e r b i n d u n g , w e n n auch sehr b a l d ohne F ü h l u n g mit den N a c h b a r d i v i s i o n e n , durch gelenkten R ü c k z u g z u n ä c h s t auf den B u g bei S o k a l und dann auf die W e i c h s e l n ö r d l i c h Sandomir z u r ü c k z u f ü h r e n .

V o m B u g zur W e i c h s e l

Der R ü c k z u g zur B u g l i n i e erfolgte langsam, k ä m p f e n d u n d mit ö r t l i c h e n G e g e n s t ö ß e n , die mit Erfolg auch bei diesem R ü c k z u g noch e i n B i l d der Feindlage ergaben. Zahlreiche Panzer w u r d e n abgeschossen, so d a ß die P a n z e r s t o ß - kraft des Gegners schnell s p ü r b a r n a c h l i e ß . Doch als der Bug bei S o k a l ü b e r s c h r i t t e n war, w u r d e es v o l l e n d s deutlich, w i e g e f ä h r l i c h sich die Lage zugespitzt hatte. A n b e i d e n F l a n k e n der D i v i s i o n w a r e n feindliche A n g r i f f s s p i t z e n bereits ü b e r h o l e n d vorgegangen. D i e D i v i s i o n h i n g i n der allgemeinen A b s e t z - oder Flucht- b e w e g u n g nach und drohte abgeschnitten z u w e r d e n . D i e V e r b i n d u n g z u m Korps w a r bis auf seltene F u n k s p r ü c h e abgerissen; die D i v i - s i o n m u ß t e s e l b s t ä n d i g handeln. Sie h i e l t i n a l l e n K r i s e n fest zusammen, die einheitliche F ü h r u n g konnte gewahrt b l e i b e n , und mehrfach wurde nicht nur durch A b w e h r , sondern auch durch ü b e r r a s c h e n d e A n g r i f f s s t ö ß e Luft geschaf- fen. So vernichteten G r e n a d i e r e der G R . 505 unter F ü h r u n g des R i t t e r k r e u z t r ä g e r s M a j o r A n d r e e , der w e n i g e W o c h e n s p ä t e r schwer v e r w u n d e t wurde u n d seinen V e r l e t z u n g e n er- lag, an der l i n k e n F l a n k e der nach W e s t e n marschierenden D i v i s i o n durch einen p l ö t z l i c h e n V o r s t o ß die G e s c h ü t z e einer feindlichen Pak- A b t e i l u n g , oder es w u r d e eine im W a l d - g e l ä n d e vorgehende K a v a l l e r i e - D i v i s i o n ent- schlossen angepackt u n d i n arge V e r w i r r u n g gebracht.

E t w a am 20. J u l i h i n g der Bestand der D i v i - sion am seidenen Faden. D e r W e g nach W e s t e n w a r verlegt. Der gewaltsame Durchbruch schei- terte b e i m ersten V e r s u c h i m s t a r k e n A b w e h r - feuer des Feindes. D a e n t s c h l o ß sich Oberst Finger, das „ D u r c h b o x e n " vorerst abzubrechen und, ohne sichere K e n n t n i s der Lage, aber mit guter W i t t e r u n g für das m ö g l i c h e , auf die letzte K a r t e z u setzen u n d die ganze D i v i s i o n durch ein dichtes W a l d g e b i e t nach N o r d w e s t e n zum Uebergang ü b e r den W i e p r z b e i Szcze- b r z e s z y n z u f ü h r e n , w o die letzte A u s w e i c h -

m ö g l i c h k e i t vermutet wurde. Das kampflose H e r a u s f ü h l e n aus dem Sack gelang. Der A n - s c h l u ß an andere Truppen wurde erreicht, die V e r b i n d u n g z u m K o r p s wiederhergestellt, und die „Elche" w u r d e n in den e i l i g e n Rückmarsch zur W e i c h s e l e i n g e f ü g t . Nachdem die D i v i s i o n südlich der W e i c h s e l b r ü c k e bei Zawichost einen Tag lang in unangenehmen W a l d k a m p f rechts der W e i c h s e l gesichert hatte, wurde die W e i c h - sel bei Zawichost Ende J u l i ü b e r s c h r i t t e n .

Die Hoffnung, d a ß an W e i c h s e l und San eine neue Front errichtet und die D i v i s i o n dort e i n - gesetzt w e r d e n k ö n n t e , trog. Der Gegner ü b e r - schritt den San und bildete bei Baranow an der Weichsel südlich des Divisionsabschnitts einen Brückenkopf, den er mit der S t o ß k r a f t z w e i e r Panzerkorps rasch e r w e i t e r n konnte. Nach Z u - f ü h r u n g v o n R e s e r v e n gelang es der - i . Panzer- A r m e e i m Laufe des A u g u s t , den Baranow- B r ü c k e n k o p f einzuengen und eine feste Front aufzubauen. A u s dem deutschen Gegenangriff wurde eine schwere, mit starkem M a t e r i a l - aufwand beiderseits g e f ü h r t e A b n u t z u n g s - schlacht. Die 291 ID war w ä h r e n d dieser Z e i t an der eigentlich beabsichtigten Front auf den W e i c h s e l h ö h e n bei Zawichost mit dem Gesicht nach Osten eingesetzt. Dort entwickelten sich A n l a n g A u g u s t blutige K ä m p f e u m e i n e n k l e i -

nen feindlichen B r ü c k e n k o p f , dessen B e s e i t i g u n g m i ß l a n g , w e i l alle A n g r i f f e der Infanterie und des P i o n i e r - B a t a i l l o n s i m z u s a m m e n g e f a ß t e n Granatwerfer- und A r t i l l e r i e f e u e r liegen blie- ben. A n d e r e r s e i t s gelang es aber auch dem Feind nicht, die W e i c h s e l h ö h e z u s t ü r m e n , ob- w o h l die frisch eingestellten russischen Infan- teristen, darunter eine S t r a f - A b t e i l u n g , immer von neuem heraufgehetzt w u r d e n und Feuer von hinten erhielten, w e n n sie z u r ü c k g i n g e n .

Die blutigen V e r l u s t e des Feindes w a r e n u n g e w ö h n l i c h hoch. Doch w ä h r e n d diese K ä m p f e sich v o m abspielten, entwickelte sich eine z w e i t e „ F r o n t " hinten bei den T r o s s e n u n d dem D i v i s i o n s s t a b , i n dessen Dorf mehrere feind- liche Panzer mit P a n z e r f ä u s t e n erledigt wur- den. Tagelang tobte, w ä h r e n d die eigentliche Front „ v o r n " sich a l l m ä h l i c h beruhigte, r ü c k - w ä r t s e i n spannender Kampf, bei dem die Lage durch tapfere T a t e n sonst u n g e ü b t e r K ä m p f e r , durch „ P a n z e r k n a c k e r " aus der Luft und v o r a l l e m durch starkes ArtiWerie- und N e b e l w e r - fereinsatz gemeistert wurde. Ende A u g u s t flau- ten der Infanteriekampf und das Feuer der schweren W a f f e n ab. Beide Seiten w a r e n er- schöpft. Der B a r a n o w - B r ü c k e n k o p f w a r nicht beseitigt w o r d e n . D i e letzten r u h i g e n M o n a t e des K r i e g e s brachen a n .

R ü c k n a h m e d e s F r o n t b o g e n s a b g e l e h n t

Die D i v i s i o n , die b e i m A b s c h l u ß der K ä m p f e um den B a r a n o w - B r ü c k e n k o p f a m Eckpfeiler v o r n a n der W e i c h s e l gestanden hatte, dort, wo die Front nach N o r d e n umbog, wurde noch vor dem Einbruch des W i n t e r s etwas weiter nach W e s t e n verschoben und bezog einen A b - schnitt südlich N o w o S l u p i a in den s ü d l i c h e n V o r b e r g e n der L y s a G o r a o s t w ä r t s K i e l c e . Sie wurde g r ü n d l i c h aufgefrischt u n d erhielt Ersatz, der g r o ß e n t e i l s aus erst 1 8 j ä h r i g e n M ä n n e r n bestand. W i e d e r e i n m a l wurde mit Hochdruck die ü b l i c h e A r b e i t a n der Stellungsfront und im A u s b i l d u n g s d i e n s t aufgenommen. Die Pan- z e r j ä g e r - A b t e i l u n g unter H p t m . Q u a s c h n o w i t z wurde neu bewaffnet mit 1. K o m p a g n i e (mot) 7,5 cm-Pak, 2. K o m p a n i e mit 7,5 cm-Pak in S t u r m g e s c h ü t z auf F a h r g e s t e l l Panzer I V , und 3. K o m p a n i e mit 12 G e s c h ü t z e n 2 c m - F l a k . Das bedeutete eine wesentliche S t ä r k u n g der Pan- zer- u n d F l i e g e r a b w e h r . U n d da auch sonst die M a t e r i a ' l a u s i r ü s t u n g durchaus befriedigend war (mit A u s n a h m e der K n a p p h e i t an Brennstoff und z e i t w e i l i g e n M a n g e l s an A r t i l l e r i e - M u n i - lion), so sahen die „Elche" trotz der bedenk- lichen a l l g e m e i n e n K r i e g s l a g e mit Zuversicht der k o m m e n d e n E n t w i c k l u n g entgegen. Z u m erstenmal w ä h r e n d des Ostfeldzuges konnte das Weihnachtsfest a n ruhiger Front w i r k l i c h gefeiert w e r d e n ; die G e d a n k e n der a l t e n S o l - daten gingen z u r ü c k z u m G r a u e n der W i n t e r - k ä m p f e i n den W o l c h o w w ä l d e r n , z u den Erd-' l ö c h e r n bei B u t i t i n o u n d dem V e r l o r e n s e i n südlich v o n K o r o s t e n .

Doch schon v o l l z o g sich der feindliche A u f - marsch i m B a r a n o w - B r ü c k e n k o p f mit einer ge- w a l t i g e n A n h ä u f u n g v o n Panzern u n d a r t i l l e - ristischer Feuerkraft u n d dem letzten Aufgebot von Infanterie, v e r s t ä r k t u m die unbedenklich vereinnahmten M ä n n e r der o s t m i t t e l e u r o p ä i - schen B e u t e v ö l k e i Dieses Aufgebot, hinter dem i m russischen H i n t e r l a n d k e i n e nennens- werten R e s e r v e n mehr standen, ü b e r t r a f jedoch die deutsche K a m p f s t ä r k e u m ein Vielfaches.

Im B a r a n o w - B r ü c k e n k o p f a l l e i n w u r d e n a u ß e r acht Panzerkorps etwa 60 S c h ü t z e n d i v i s i o n e n u n d -brigaden g e s c h ä t z t . G u d e r i a n s V o r - schlag, den v o r s p r i n g e n d e n F r o n t b o g e n zur W e i c h s e l , i n dem die 291. ID. stand, i n eine

v e r k ü r z t e Sehnenstellung z u r ü c k z u n e h m e n , ehe der russische G r o ß a n g r i f f die A b s c h n ü r u n g b r i n g e n w ü r d e , w u r d e v o n H i t l e r ebenso ab- gelehnt w i e die Z u f ü h r u n g v o n gepanzerten Re- serven, die b e i den Offensiven a n den A r d c n - nen und i n U n g a r n verbraucht w u r d e n .

V o n der Ubermacht eingekesselt A m 12. Januar 1945 brach die H ö l l e los. D e r Abschnitt der 291 ID. l a g a u ß e r h a l b des r u s s i - schen H a u p t s t o ß e s u n d konnte gehalten w e r - den. Stattdessen erzielte der G e g n e r schon a m ersten T a g westlich des D i v i s i o n s a b s c h n i t t s einen tiefen Einbruch u n d s t i e ß mit P a n z e r n auf K i e l c e v o r . A l s diese a m 15. J a n u a r die Stadt erreichten, w ä h r e n d die andere S t o ß r i c h - tung des Feindes bereits weit nach W e s t e n in Richtung auf die schlesische G r e n z e R a u m ge- w o n n e n hatte, begann die D i v i s i o n befehlsge- mäß mit dem A b s e t z e n nach N o r d w e s t e n . A u c h östlich u n d n ö r d l i c h des D i v i s i o n s a b s c h n i t t s waren tiefe E i n b r ü c h e erfolgt. D u r c h F u n k - spruch gab das V X X X I I . A . K . am 16. J a n u a r folgenden Befehl: »291 ID. sperrt (?) zunadis*

wie beabsichtigt u n d s t ö ß t i n V e r b i n d u n g mit 342. ID. ü b e r O s t r o w i e c aul R u s k i - B r o d v o r . Verbindungsaufnahme mit N i c k e l . * D e r K o m - mandierende G e n e r a l des K o r p s , G e n e r a l R e c k n a g e l , hielt die M ö g l i c h k e i t des Durchbruchs duTch die sich v o l l z i e h e n d e E i n - s c h l i e ß u n g a n dieser Stelle noch für r e l a t i v g ü n s t i g .

In den ersten T a g e n g e l a n g die B e w e g u n g nach N o r d w e s t e n u n d W e s t e n v e r h ä l t n i s m ä ß i g gut, da die D i v i s i o n , z. T. noch rechts und l i n k s angelehnt, sich i n erfolgreichen Nachhut- k ä m p f e n geschlossen u n d p l a n m ä ß i g absetzen konnte. Doch das B i l d ä n d e r t e sich in K ü r z e . Die feindlichen Panzer, stets begleitet v o n auf- gesessener Infanterie, v e r l e g t e n den W e g nach W e s t e n und schnitten die D i v i s i o n v o n ihrer V e r s o r g u n g ab. So bildete sich e i n K e s s e l , der infolge der dauernden P a n z e r e i n b r ü c h e a l s b a l d aufgespalten w u r d e .

Der wandernde „ I g e l " m u ß t e nach a l l e n S e i - ten h i n F r o n t machen, o h n e d a ß er noch m i t M u n i t i o n u n d Brennstoff versorgt w u r d e . S p ä t e -

stens seit dem 20. J a n u a r war die F u n k v e r - bindungi mit dem K o r p s a b g e n s s e n , dessen letzter F u n k s p r u c h das D u r c h k ä m p f e n a s ge- schlossene K a m p f g r u p p e nach W e s t e n befohlen hatte A m 22. J a n u a r ü b e r s c h r i t t die D i v i s i o n , n der M a s s e noch v e r e i n i g t , hinter dem an der S p i t v o r g e h e n d e n Gren.-Rgt. 5 0 6 ^ e r ^ b e r s C o n r a d die P i l i c a . A m 23. J a n u a r war die Laa, für die D i v i s i o n als geschlossenen V e r - na nd ndciülticj aussichtslos g e w o r d e n . D i e M u n i t i o n w a r fast z u Ende, Betriebsstoff fehlte völlig. D i e S t u r m g e s c h ü t z e m u ß t e n gesprengt wo den U e b e r das Schicksal der Batterien des Tr i l l e r i e - R e g u u e n t s fehlt jede N a A r l A t B i . d a h i n w a r e n etwa 500 V e r w u n d e t e auf Fahr- zeugen m i t g e f ü h r l w o r d e n , Ihre B e t r e u u n g war nicht l ä n g e r m ö g l i c h , da k e i n V e r b a n d s z e u g mehr v o r h a n d e n w a r . In d.eser Lage f a ß t e ^ G e - neralmajor F i n g e r den schwersten E n t s c h l u ß seines L e b e n s : er gab d e m D i v i s i o n s a r z t , Oberstabsarzt D r . B o l d t , den Befeh., einen A r z t z u bestimmen, unter dessen B e t r e u u n g die V e r w u n d e t e n z u r ü c k g e l a s s e n u n d den Russen ü b e r g e b e n w e r d e n s o l l t e n .

Die P a r o l e J l g a E h r e n b u r g s

Dr. Boldt opferte sich selbst; denn bei der entfesselten M o r d l u s t der R o t a r m i s t e n sei dieser nach D e u t s c h l a n d h i n e i n f ü h r e n d e n Offen- sive w a r es e i n fast, sicherer W e g i n den T o d . In der Tat ist durch e i n e n A u g e n z e u g e n , der sich tot gestellt hat u n d s p ä t e r in Gefangen- schaft geriet, bezeugt w o r d e n , d a ß die V e r w u n - deten niedergemetzelt w u r d e n . D i e w i l d e n M ö r - der folgten der P a r o l e Ilja E h r e n b u r g s , die im J a n u a r 1945 in die Rote A r m e e hinein- creworfen w o r d e n w a r : „ T ö t e t ! T ö t e t ! Es gibt nichts, was a n den Deutschen unschuldig ist, die L e b e n d e n nicht u n d die U n g e b o r e n e n nicht!"

Der 23. J a n u a r 1945 w u r d e der Todestag der E l c h d i v i s i o n . A l l e V o r a u s s e t z u n g e n zum ge- schlossenen Kampf, der zehn T a g e lang gelreu dem Geist, nach dem die „Elche" einst ange- treten w a r e n , aufgenommen u n d g e f ü h r t wor- den war, w a r e n entfallen. Z u m Gren.-Rgt. 504 u n d dem P i o n i e r - B a t a i l l o n 4 55 r i ß an diesem Tage die V e r b i n d u n g ab. G e n e r a l m a j o r F i n - g e r u n d der erst seit k u r z e m bei der D i v i s i o n befindliche Ia. O b e r s t l t . O r l i k , gaben die W e i s u n g aus, sich in k l e i n e n K a m p f g r u p p e n in a l l g e m e i n e r R i c h t u n g auf O b e r « c h l e s i e n durch- zuschlagen. N o c h ehe der D i v i s i o n s k o m m a n - deur die letzten A n o r d n u n g e n treffen konnte, f ü h r t e ein p l ö t z l i c h e r Panzerangriff zur Spren- gung des letzten Z u s a m m e n h a l t s .

Die N a c h r i c h t e n ü b e r das Schicksal der ein- z e l n e n K a m p f g r u p p e n , die infolge Erschöpfung bei der aufreibenden J a g d durch die winter- lichen W ä l d e r u n d infolge b l u t i g e r Verluste k l e i n e r und k l e i n e r w u r d e n , sind sehr lücken- haft. D e r D i v i s i o n s k o m m a n d e u r fiel bei Tschen- stochau a m 27. J a n u a r bei e i n e m P a n z e r ü b e r - fal] auf seine k l e i n e K a m p f g r u p p e , die sich büi dahin hatte durchschlagen k ö n n e n . Bezeugt • W ' * ' forner, d a ß M a j o r B ö r n e r iln) am 25. J a n u a r in einem Waldgefecht g e f a l l e n Ist u n d d a ß trat Ia l e b e n d in Gefangenschaft geriet. Der A d j u - tant des F ü s e l i e r - B a t a i l l o n s , O b l t . K r u s p e , er- reichte mit sechs M a n n seines B a t a i l l o n s die O d e r u n d k o n n t e als Erster M e l d u n g ü b e r das E n d e der 291. D i v i s i o n abgeben. V o n etwas g r ö ß e r e n G r u p p e n , die sich durchgeschlagen haben, l i e g e n ü b e r diejenige, die unter F ü h - r u n g v o n H p t m . N a u j o c k s (Pz.-Jg.-Abt.) und H p t m . B u r t s c h e i d t ( A d j . Gren.-Rgt. 505) a m 10. F e b r u a r die deutsche L i n i e in Schlesien erreichte, N a c h r i c h t e n v o r . Insgesamt sollen k n a p p 1500 A n g e h ö r i g e der D i v i s i o n einzeln oder i n G r u p p e n damals dem V e r d e r b e n ent- r o n n e n sein F ü r j e d e n v o n ;h n e n waren diese T a g e v o n Ende J a n u a r bis M i t t e F e b r u a i eine Zeit, i n der es ganz p e r s ö n l i c h um T o d und L e b e n g i n g . D i e Geschichte der einst ruhm- v o l l e n E l c h d i v i s i o n , die sich ihres Endes nicht zu s c h ä m e n braucht, v e r l o r s i d i in tausend Einzelschicksale.

Der ostpreußische Soldatenfriedhof vor Stalingrad

Der N a m e der Stadt, die einst Z a r y z i n h i e ß , liegt i m m e r noch w i e e i n A l p d r u c k übeT d e n Menschen. Das Ende des Dramas v o l l z o g sich mit einer u n e r b i t t l i c h e n K o n s e g u e n z , die immer w i e d e r das G e w i s s e n w a c h r ü t t e l t u n d immer wiedeT die G e d a n k e n h i n l e n k t z u m A n f a n g des Geschehens.

In diesen Tagen fiel m i r w i e d e r jenes B i l d in die H a n d , das e i n e r der U n s e r e n damals aufnahm: i n m i t t e n der brettebenen F l ä c h e e i n K r e u z ü b e r H u n d e r t e n , schlicht zusammenge- fügt, eine Reihe v o n Schneegattern auf der e i n e n Seite, stachliges S t e p p e n g e w ä c h s r i n g s u m . Eine E i n f r i e d u n g aus rohen Latten, e i n Bogen davor, d a r ü b e r das W o r t : Heldenfriedhof. O b - w o h l w i r d e n ersten T e i l dieses W o r t e s h a ß t e n , w e i l es nach Pathos k l a n g , gab es i m ganzen K r i e g e für uns nichts E r s c h ü t t e r n d e r e s , als diesen Soldatenfriedhof der o s t p r e u ß i s c h e n 24.

P a n z e r d i v i s i o n v o r der g r o ß e n Stadt S t a l i n g r a d . W i r w a r e n eine k l e i n e G r u p p e junger M ä n n e r , die aus den G a r n i s o n e n O s t p r e u ß e n s , aus P r . - E y l a u u n d H e i l s b e r g , aus M o h r u n g e n u n d K ö n i g s b e r g , aufbrachen.

W i r sahen K i e w , die „ g o l d e n e W i e g e R u ß - lands", w i r h ö r t e n i n C h a r k o w die orgelnden B ä s s e u n d hellen, sonnenhellen T e n ö r e der C h ö r e i n den B a s i l i k e n v o r den Ikonen, w i r fuhren v o n Lichaja mit gepanzerten K a m p l - fahrzeugen durch die unendliche Steppe. W i r erlebten i n M o r o s o w s k a j a einen Lazarettzug, der das E l e n d nach hinten .trug. W i r fuhren durch den R a u m der Schlacht bei Kallatsch,

u n d es gab i m m e r w i e d e r ernste M i n u t e n , als in Tschir die S c h w e r v e r w u n d e t e n i n Z ü g e u n d in G u m r a k die S c h w e r v e r w u n d e t e n i n F l u g - zeuge v e r l a d e n w u r d e n . A b e r w i r w a r e n j u n g . . .

Bis w i r d e n F r i e d h o f unserer D i v i s i o n erleb- ten; das erste ü b e r h a u p t , was uns die D i v i s i o n als G r u ß entgegenbrachte. D i e Schneegatter zogen sich d a h i n , eine u n g e ü b t e H a n d hatte das s t i l i s i e r t e Zeichen des springenden Reiters auf ein H o l z b r e t t gemalt, u n d der Blick fuhr unter dem k u n s t l o s e n H o l z t o r h i n d u r c h m i t t e n auf das m ä c h t i g e K r e u z . U n d w a n d e r t e ü b e r die z a h l l o s e n K r e u z e darunter.

W i r haben s p ä t e r oft genug G r ä b e r a u s h e b e n m ü s s e n . Sie l i e g e n l ä n g s der ganzen Ostfront.

W i r haben die N a m e n der besten u n d liebsten K a m e r a d e n mit Tintenstift auf rohe H o l z b r e t t e r gemalt, die w i r z u G r a b k r e u z e n zusammen- schlugen. N i e m a l s aber e r s c h ü t t e r t e uns etwas mehr, als dieser F r i e d h o f e i n paaT B ü c h s e n - s c h u ß l ä n g e n v o n der g r o ß e n Stadt S t a l i n g r a d entfernt. W i r g i n g e n stumm durch d i e R e i h e n , die bestaubten M ü t z e n i n der H a n d . U n d w i r zogen dann i n die Stadt an der W o l g a e i n .

Was dann k a m , w a r der w ü r g e n d e E i n - s c h l i e ß u n g s r i n g . E i n i g e v o n uns k a m e n heraus.

Einige blieben, u n d w i r haben ihre N a m e n auf den V e r m i ß t e n l i s t e n gefunden. In d e n K e l l e r n der Stadt s a ß e n die Hunderttausend, deren Schicksal jedes Jahr, A n f a n g Februar, i m m e r w i e d e r in die G e m ü t e r der M e n s c h e n dringt wie e i n b l a n k e r E i s w i n d , so e r n ü c h t e r n d . S i e

e r l e b t e n den K r e i s feurigen Todes rings um sich, sie e r l e b t e n das Eingeschlossensein im g r ö ß t e n „ K e s s e l " dieses K r i e g e s , der zugleich W e n d e des K r i e g e s u n d furchtbarste N i e d e r - lage w a r . Soldatische Pflicht u n d der rebellie- rende V e r s t a n d r a n g e n m i t e i n a n d e r , indes der H u n g e r w ü h l t e und die barbarische K ä l t e sich g e l t e n d machte, indes die Luftwaffe das ge- gebene W o r t ihres M a r s c h a l l s einfach nicht h a l t e n k o n n t e . Sie h ö r t e n v o m V o r s t o ß der Entsatzarmee, deren P l a n scheiterte, sie s p ü r t e n mit der I n t e n s i t ä t des T o d g e w e i h t e n jede ge- ringe Phase der die Stadt i m m e r weiter ein- engenden feindlichen O p e r a t i o n e n , sie h ö r t e n jene Rede des „ R e i c h s m a r s c h a l l s " , der ihnen den G r a b g e s a n g sang, w ä h r e n d sie noch, die Waffen in den k l a m m e n F ä u s t e n , e i n w i n z i g e s F ü n k c h e n Hoffnung n ä h r t e n . U n d d e r w e i l wuchs der F r i e d h o f ins Ungemessene, der jetzt nicht mehr auf den e i n e n Platz d r a u ß e n v o r der Stadt be- s c h r ä n k t war. E r wuchs ohne H o l z k r e u z e und Schneegatter, bis er die L e b e n d e n ü b e r - wucherte.

W i r w i s s e n nicht, w i e es heute dort aussieht,, wo einst unsere K a m e r a d e n i n den Steppert- boden gelegt w u r d e n . H a r t e H ä n d e hielten die M ü t z e n und H e l m e und statt der T r a u e r m u s i k sagte einer mit b r ü c h i g e r Stimme das „ V a t e r - U n s e r " .

„ H e l d e n f r i e d h o f " stand i n g r o ß e n , u n g e ü b t e n L e t t e r n ü b e r dem G r ä b e r f e l d v o n Stalingrad.

V i e l l e i c h t w i s s e n w i r am ehesten, d a ß sie um a l l e s i n der W e l t dieses nicht sein w o l l t e n . Sie nicht u n d a l l e nicht, die i r g e n d w o den letzten Schlaf tun.

Sie w a r e n so unpathetisch u n d menschlich- einfach und k l a r i n ihrem A u s h a l t e n , in A n g s t und H u n g e r u n d K ä l t e , i n N o t und am Ende, daß w i r das W o r t aus unserem L e i x i k o n

streichen s o l l t e n . r h

(5)

Jahrgang 4 / Folge 24

Das Ostpreußenblatt 25. August 1953 / Seite 5

Unser technisches Zeitalter hat die Kriegfüh- rung von Grund auf verändert. Bereits im Ersten

Weltkrieg wurden Waffen entwickelt, deren Wirkung furchtbar war. Flugzeuge, Tanks und Giftgas wurden zu Mitteln der Vernichtung.

Im Zweiten Weltkrieg begegneten sich Panzer- Divisionen und Luftgeschwader im Gefecht. Die Rüstungsindustrien der kriegführenden Machte suchten wetteifernd einander zu übertrumpfen.

Maschinenwaffen mit unheimlicher Präzision und Feuerkraft wurden an den Fronten eingesetzt.

Sie sollten dem Gegner Verluste zufügen und zugleich moralisch auf ihn einwirken. Das Ab- regnen von Bombenteppichen, das Zermür- bungsfeuer der Artillerie, das Heulen der Sta- linorgel waren auf Schockwirkung berechnet.

Brandwolken, Getöse, Pfeifen, Zischen, Feuer- garben und aufspritzende Erdklumpen — kein Platz, der sicher schien, zum passiven Aushar- ren gezwungen — so hat der Soldat die Tage und Wochen der Schlachten erlebt. Gierig saug- ten die Lungen in den Geiechtspausen den Rauch des Tabaks ein. Ueberau lauerte der Tod. Beim Essenholen, hinter dem Busch, hinter den Wol- ken, nachts im Quartier. Die ständige Gefahr schärfte die Sinne. Vorurteile fielen-, man er- kannte bald, wer ein zuverlässiger Kamerad war und denjenigen, der sich drückte und die anderen im Stich ließ. Gegen sich selbst galt es auf der Hut zu sein; gegen den eigenen „inne-

ren Schweinehund", gegen Abstumpfung und Gleichgültigkeit. Zu der leiblichen Gelahr kam der Dreck, Hunger und quälender Durst. Die bohrende Sorge um Frau und Kind verließen den Familienvater nie. Warum hielt der Soldat dennoch stand, selbst als alles sinnlos erschien?

Die darum wissen und das selbst durchmachten, sprechen keine großen W o r r e darüber, und den- noch verstehen sie einander . . .

Diese Fotos sind an verschiedenen Frontab- schnitten im Osten aufgenommen. Aus Gründen der Geheimhaltung durite während des Krieges der Truppenteil nicht angegeben werden. Es ist daher nicht möglich, die Divisionen zu benen- nen, deren Männer hier im Einsatz abgebildet

AUinamiien: dpa

sind. Das Bild oben re c h t s entstand beim Kampf um eine russische Stadt. — Mitte link s: Vordere Grabenstellung der Infan- terie. — Mitte rechts: Panzergrenadiere in der Winterkombination. Besonders schätzte der Soldat die Filzstiefel, die selbst bei hohen Frostgraden die Füße warm hielten. — U n f e n l i nks : Kanoniere bergen nach einem feind-

lichen Feuerübertall die durch aufgeworfene Erdklumpen verschüttete Munition. — Unten rechts: 1941 Infanterie greift an. Leicht- verwundete tragen einen schwer getroffenen Kameraden zum Verbandsplatz. Granatfeuer schlägt in das Gelände. Im Hintergrund brennt eine Stadt.

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