J a h r g a n g 4 / F o l g e 11
Hamburg, 15. April 1953 / Verlagspostamt Leer (Ostfriesland)
Im Abonnement 1.— D M einschl. Z u s t e l l g e b ü h rO f f e n h e i t g e g e n O f f e n h e i t
Von Hermann Rauschning
D e r f r ü h e r e Danziger S e n a t s p r ä s i d e n t . der heute in A m e r i k a lebt, nimmt zu den F r a - gen Stellung, welche die U S A und Deutsch- land gleicherweise bewegen. D . Red.
I.
Präsident Eisenhower ist noch nicht ein Vier- teljahr im Amt. Läßt sich bereits etwas Ver- läßliches über seine Politik sagen? M a n kann darauf mit einem entschiedenen Ja antworten!
Ein paar klare, kräftige Linien beginnen sich abzuzeichnen; Unsicherheit und Ungewißheit über die amerikanische Außenpolitik machen einer neuen Bestimmtheit Platz. Zuversicht und Vertrauen kehren in den Reihen des ameri- kanischen Bürgers zurück. Außerhalb der Ver- einigten Staaten macht sich wohltuend geltend, daß eine Hand die Zügel hält, die weiß, wohin sie fahren will.
Eines ist in Zeiten so gefährlicher Krise von entscheidender Bedeutung: Gradheit, Aulrich- tigkeit und Verläßlichkeit. Offenheit und Klar- heit ist dasjenige, was wir in der Politik Eisen- howers sich deutlich abheben sehen. Die Zeit des politischen Zwielichts und der persönlichen Eingebung ist beendet. W e n n efwas den gordi- schen Knoten unseres Schicksals noch lösen kann, dann ist es nicht das Schwert, sondern nüchterne Sachlichkeit und G r a d - 1 i n i g k e i t, die das verschmäht, was gemein- hin als Inbegriff der Politik gilt. In der Ver- wirrung, in die die Welt geraten ist, rettet nur eine simple Einfachheit, nicht politische Intri- gen, nicht Duplizität, nicht politische Kunst- griffe und Listen. In der babylonischen Sprach- verwirrung unserer Zeit, erlöst nur das Wort, das das meint, was es ausdückt, und das klar sag!, was es meint, und nicht nur die Fassade von Hintergedanken ist.
II.
Damit soll nicht die Illusion genährt werden, daß sich über Nacht alles zum Guten wenden werde. Es wird harter und schwieriger politi- scher Kämpfe bedürfen, um die Welt ohne noch- maligen Krieg aus der heutigen Lage heraus- zuführen. Es wird schwerlich eine lückenlose Kette politischer Erfolge des Westens allein sein. Schon heute zeigt sich, daß die Probleme weit schwieriger sind, als daß sie durch ein- seitiges Handeln der einen Seite gelöst werden könnten. Das Vertragssystem von Teheran, Jalta und Potsdam ist ein zu tief mit Vorteilen und Nachteilen für den Westen verknüpftes Netzwerk, als daß es einfach „aulgekündigt"
werden könnte. Das Problem der Einigung
Europas ist bei weitem schwieriger, als daß ernste Vorstellungen des neuen amerikanischen Staatssekretärs wesentlich zur Lösung beitragen könnten. Und der Koreanische Krieg ist ein so weitschichtiges und tolgenschweres Unterneh- men, daß es nicht einlach durch einen neuen militärischen Meisterplan beendet werden könnte.
Obwohl die praktische Außenpolitik der Ver- einigten Staaten somit seit der Amtsübernahme Eisenhowers noch nicht um einen Schritt von der Stelle gekommen zu sein scheint, so hat sich doch eine wesentliche Wandlung vollzogen.
Ueberau fühlt man und richtet sich darauf ein, daß wir aus der Epoche unverbindlicher Ver- handlungen über vorläufige Regelungen her- austreten in eine Phase, wo endlich d i e eigentlichen Fragen geregelt werden müssen. Wir wissen, daß, wenn es jetzt nicht gelingt, mit friedlichen Mitteln eine verläßliche Friedensordnung zu gewinnen, ein dritter Welt- krieg unvermeidlich wird.
III.
Offenheit ermöglicht Offenheit. Offenheit verlangt Oflenheit und Klarheit bei allen Be- teiligten. Wir wissen nicht, wie weit das neue sowjetrussische System imstande und willens ist, in aller Offenheit seine Ziele darzulegen.
Aber für Deutschland ist es Zeit, auf die Offen- heit und Klarheit der neuen Politik der Ver- einigten Staaten frank und frei mit gleicher Offenheit zu sagen, was Deutschland für den Frieden leisten kann, und was man nicht von ihm erwarten darf, weil es unmöglich ist.
Was nennen wir Offenheit in Sachen Deutschen?
Es ist die Tatsache, daß ein zerteiltes Volk, das von immer neuen Wellen verzweifelter Flüchtlinge heimgesucht wird, nicht ein ver- läßlicher Faktor des Friedens sein kann. Es ist die Tatsache, daß nur ein Volk, dos wahrhaft frei und einig ist, den Willen zur Verteidigung aufbringen kann, den Präsident Eisenhower in seiner großen Botschaft an den amerikanischen Kongreß von den europäischen Völkern er- wartet. Es ist die Tatsache, daß nicht ein, wesentlicher Gebiete beraubtes Deutschland das
„Bollverk des Westens" sein kann, daß die Idee des Bollwerks nur die eine Hälfte der Be- stimmung Deutschlands in einem dauerhaften
Frieden ist.
Hat der deutsche Bundeskanzler Adenauer in Washington dieses Offene Wort in aller Klarheit gesprochen?
der
Atlantikcharta
Basis aller heimatpolitischen Arbeit
Dr. Gille als Sprecher erneut bestätigt
D e r K r e i s v e r t r e t e r t a g der Landsmannschaft O s t p r e u ß e n trat a m letzten W o c h e n e n d e i n H a m - b u r g z u e i n e r T a g u n g z u s a m m e n , in d e r e n M i t t e l - p u n k t F r a g e n der H e i m a t p o l i t i k standen. E i n - m ü t i g w u r d e n d a b e i die G r u n d s ä t z e b e k r ä f t i g t u n d erneut b e s t ä t i g t , welche für das politische W i r k e n u n d die T ä t i g k e i t der Landsmannschaft m a ß g e b e n d s i n d : A t l a n t i k c h a r t a , das Recht der S e l b s t b e s t i m m u n g u n d d i e C h a r t a der H e i m a t - v e r t r i e b e n e n .
Es k a m bei der e i n g e h e n d e n B e h a n d l u n g a l l e r F r a g e n deutlich z u m A u s d r u c k , d a ß es die erste u n d wichtigste A u f g a b e der Landsmannschaften ist, ihre Rechte auf die H e i m a t z u v e r t e i d i g e n ,
i m m e r w i e d e r a n z u m e l d e n u n d d a b e i a u f j e n e n i n t e r n a t i o n a l a n e r k a n n t e n G r u n d s ä t z e n auf- zubauen, d i e g e g e n j e d e V e r t r e i b u n g
gerichtet s i n d u n d i m Recht der V ö l k e r auf S e l b s t b e s t i m m u n g i h r e n A u s d r u c k fanden.
Entsprechend den S a t z u n g e n hatte der K r e i s - v e r t r e t e r t a g auch das F ü h r u n g s g r e m i u m der
0 Das n ö r d l i c h e O s t p r e u ß e n 1953 S e i t e 3 W l l t ' g für O s t s p a r e r
Z w e i K a n t - B ü s t e n T a u s e n d O s t e r e i e r D r . H i l b e r t - S e n s b u r g
E i n o s t p r e u ß i s c h e s F r ü h l i n g s g e r i c h t O s t p r e u ß i s c h e r B o o t s b a u e r i n M ö l l n
Das H e r z s t ü c k M a s u r e n s A n e i n e r W a s s e r m ü h l e b e i S e n s b u r g
D i e Stadt der M a r ä n e
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Landsmannschaft n e u z u w ä h l e n , beziehungs- w e i s e den V o r s t a n d z u b e s t ä t i g e n . Es ergab sich die N o t w e n d i g k e i t z u einer R e i h e v o n A e n d e - r u n g e n . D a der Sprecher i n den k o m m e n d e n M o n a t e n durch heima(.politische A u f g a b e n be-
sonders s t a r k beansprucht w i r d und dabei auch für l ä n g e r e Z e i t a b w e s e n d sein d ü r f t e , wurde beschlossen, i h m insgesamt drei S t e l l v e r - treter z u r Seite z u stellen. E i n s t i m m i g w u r d e Dr. G i l l e in s e i n e m A m t als Sprecher der Landsmannschaft w i e d e r g e w ä h l t und b e s t ä t i g t , ebenso S t r ü w y als erster s t e l l v e r t r . Sprecher.
Egbert O t t o w u r d e zweiter, Professor D r . M ü l l e r als V e r t r e t e r einer Landesgruppe dritter s t e l l v e r t r e t e n d e r Sprecher. B e i der W a h l k a m es zu besonders herzlichen K u n d g e b u n g e n für den Sprecher D r . G i l l e und seinen V e r t r e t e r S t r ü w y . B e w e i s e eines s c h ö n e n u n d e i n m ü t i g e n V e r t r a u e n s .
D e m V o r s t a n d g e h ö r e n w e i t e r h i n an K o n s u l B i e s k e , erster K r e i s v e r t r e t e r v o n K ö n i g s b e r g Stadt, G r i m o n i , V o r s i t z e n d e r der Landes- g r u p p e N o T d r h e i n - W e s t f a l e n , P a r s c h a u , V e r t r e t e r des K r e i s e s H e i l s b e r g , D t . M a t - t h e e , als V e r t r e t e r v o n B e r l i n bisher dem V o r s t a n d nur kooptiert, L o e f f k e , K r e i s v e r t r e - ter v o n A l l e n s t e i n - S t a d t , W a g n e r , K r e i s v e r - treter v o n N e i d e n b u r g , J a h n , K r e i s v e r t r e t e r v o n M e m e l - S t a d t , T e i c h e r t , K r e i s v e r t r e t e r v o n K ö n i g s b e r g - L a n d , und K u n t z e , K r e i s v e r - treter v o n G u m b i n n e n . Z e r r a t h wurde v o n der V e r t r e t e r v e r s a m m l u n g dem V o r s t a n d k o o p t i e r t . In den A g r a r a u s s c h u ß w u r d e n ge- w ä h l t v o n S p a e t h , d e l a C h a u x , S c h m i d t u n d W o e l k e .
E i n e r A n r e g u n g der V e r t r e t e r v e r s a m m l u n g und des Sprechers folgend, w u r d e bei der B e - sprechung der E i n i g u n g s v e r h a n d l u n g e n beschlos- sen, a n den B v D u n d d e n V d L heranzutreten, beide G r e m i e n w i e d e r an einen Tisch zu bringen u n d d i e G r ü n d u n g des neuen Dachverbandes end- lich z u v o l l z i e h e n .
Der Stordi sieht es von oben
Aufnahme: Horst Sack
Vielleicht kann man den Frühling auch statistisch nachweisen, im höheren Umsatz in leichten Mänteln etwa, oder-man steht in einer Stadt vor den Schaufenstern eines Geschäfts mit den neuen Modeschöpfungen. Aber entdecken wird man dabei nicht, was das Frühlingshafte im Grunde ist, das uns bewegt und erneuert. Es ist geheimnisvoll, man kann es nicht sagen. Jeder spürt es auf unserem Bild, im Licht auf der weißen Hauswand und in den Zweigen, in der ganz leichten Wolke und in den so duftigen Schatten. Jeder spürt es, aber man kann es nicht sagen, was im Bilde Frühling und Heimat ist. Könnte ein solcher Baum nicht überall stehen? Gibt es nicht auch anderswo Strohdächer? Und doch, irgendwie ist es ganz deutlich: Das war bei uns, so war es bei uns; Erinnerungen kommen.
Erinnerungen an das treue Storchenpaar, das in jedem Jahr wiederkam. Eines Tages, stand er gelassen da oben. Länder und Meere waren unter seinen Flügeln vorbeigeglitten, er hatte das Nest auf dem alten Baum an der weißen Hauswand genau wiedergefunden.
Das war die Frühlingssensation in jedem Jahr.
Damals bestaunten wir den Storch. Heute verstehen wir das besser. Unser Kummer ist, das uns die Flügel fehlen. In welcher Mühsal haben wir Länder und See hinter uns bringen müssen, und wer weiß,.wie steinig unser Rückweg sein wird. Aber genau werden wir die Stelle finden, an der unser altes Nest gestanden hat, und ein neues zu bauen beginnen.
Irgendwann, in dem ei n e n großen Frühling.
Im V e r l a u f e der sehr umfangreichen Tages- o r d n u n g berichtete S t r ü w y , Gr.-Peisten, ü b e r die T ä t i g k e i t der H e i m a t a u s k u n f t s s t e l l e n und die ersten Erfahrungen, die inzwischen mit dem Lastenausgleichsgesetz gemacht w u r d e n . Sie z e i g e n bereits.heute eindeutig, d a ß eine A e n d e - rung mancher B e s t i m m u n g e n nicht zu umgehen sein w i r d , um da? Gesetz der W i r k l i c h k e i t des Lebens anzugleichen. Der G e s c h ä f t s b e r i c h t gab einen U e b e r b l i c k ü b e r die A u s w e r t u n g der A k t i o n O s t p r e u ß e n , ü b e r die E n t w i c k e l u n g der Bruderhilfe O s t p r e u ß e n und eine F ü l l e v o n Aufgaben, auch heimatpolitischer N a t u r , welche der Landsmannschaft g e w i s s e r m a ß e n zwangs- läufig gestellt sind. D i e V e T t r e t e r v e r s a m m l u n g dankte dabei e i n m ü t i g für das W i r k e n der Bruderhilfe O s t p r e u ß e n , deren U m f a n g sich s t ä n d i g erweitert. Sie b e f a ß t e sich w e i t e r h i n mit den V o r b e r e i t u n g e n z u m Bundestreffen am 10. M a i in. Bochum.
In den A e l t e s t e n r a t der Landsmannschaft w u r d e n berufen A g n e s M i e g e l , Landes- hauptmann a. D . Dr. h. c. G r a f B r ü n n e c k und Generalfe'.dmarschall v o n K ü c h l e T .
A m A b e n d des ersten Beratungstages be- suchten die T e i l n e h m e r des K r e i s v e r t r e t e r t a g e s ein K o n z e r t des Bundesgrenzschutzes N o r d , das i m Dienste der B r u d e r h i l f e O s t p r e u ß e n stand. W i r berichten d a r ü b e r a n a n d e r e r Stelle.
M i ß g l ü c k t e s E x p e r i m e n t
Der ZvD hatte vor einigen Monaten eine außerpolitische Arbeitsgemeinschait gegründet, deren Vorsitz der frühere Botschafter von Dirksen übernahm. Nachdem man sehr lange von einer Tätigkeit des Ausschusses nichts gehört hatte, veröffentlichte er plötzlich Richt- linien, welche allgemein Erstaunen und endlich sogar beim ZvD einen Entrüstungswirbel ent- lachten. Botschafter von Dirksen hat nun sein Amt niedergelegt und der Ausflug des ZvD in das Gebiet der Außenpolitik ein unerwartet peinliches Ende gefunden.
Der ZvD-Vorstand, der die Richtlinien ge- kannt hatte, war nämlich von ihnen plötzlich abgerückt und hatte erklärt, „ein früherer Referent des ZvD habe sie entworfen" und erst durch die Veröffentlichung seien sie ihm be- kannt geworden. Herr von Dirksen erklärte nun in einem Brief an den ZvD-Vorsitzenden, diese Richtlinien seien kein Reierentenentwurf gewesen, sondern von ihm entworfen, dann in einer Sitzung der Außenpolitischen Arbeitsge- meinschaft eingehend besprochen und von einer Kommission überarbeitet worden. Die end- gültige Fassung sei dem ZvD zugeleitet wor- den. Die Richtlinien seien auch dem Vorstand
vorher bekannt gewesen, da der Landes- verband Niedersachsen des ZvD eine Ver- öffentlichung durch die Kreisverbände veran- laßt habe. Dirksen erklärte, es hätte sich durch eine Rückfrage unschwer vermeiden lassen, „im Rahmen einer Meldung von vier Druckzeilen gleich zwei unrichtige Feststellungen zu treffen", überhaupt seien ihm schwere Beden- ken gekommen, ob die Tätigkeit der Arbeits- gemeinschaft als Annex des ZvD sinnvoll sei.
Er habe im vorigen Herbst den Vorsitz über- nommen, daß die Verschmelzung der Spitzen- verbände vor der Tür stehe. Eine außenpoli- tische "Stellungnahme der Vertriebenen habe nur dann Sinn und Wirkung, wenn sie von einem einheitlichen Spitzenverband erfolge. Nach den letzten Meldungen liege eine Vereinheitlichung jedoch noch in weiter Ferne, womit auch eine Voraussetzung für eine fruchtbare Tätigkeit der Arbeitsgemeinschalt als Annex des ZvD ent- falle.
Es ist eine alte Sache — Schuster bleib bei deinen Leisten . . .
Pankow zählt 41 Reumütige
Neue Methoden des SSD im politischen Quarantäne-Lager Gronenfelde
V o n u n s e r e m B e r l i n e r R e d a k t i o n s - V e r t r e t e r
„Schnell und unbürokratisch"
D i e M i t g l i e d e r v e r s a m m l u n g des Bauernver- bandes der V e r t r i e b e n e n n a h m zur Verabschie- d u n g des Bundesvertriebenengesetzes w i e folgt S t e l l u n g :
„Die heimatvertriebenen L a n d w i r t e haben lange auf dieses Gesetz w a r t e n m ü s s e n . D i e Bestimmungen des landwirtschaftlichen T e i l e s e r f ü l l e n nicht a l l e E r w a r t u n g e n , d i e auf die n o t w e n d i g e Landbeschaffung gesetzt w u r d e n . Dennoch sehen w i r i n d e m Gesetz die G r u n d - lage u n d V o r a u s s e t z u n g z u r b e s c h l e u - n i g t e n E i n g l i e d e r u n g u n d damit z u r E r h a l t u n g des ostdeutschen Bauerntums. W i r d a n k e n a l l e n denen, die unbeirrt für dieses Gesetz eingetreten s i n d .
D i e Debatten u n d V e r ö f f e n t l i c h u n g e n u m den landwirtschaftlichen T e i l dieses Gesetzes las- sen b e f ü r c h t e n , d a ß ü b e r a l l e w o h l m e i n e n d e n E r k l ä r u n g e n h i n w e g der praktischen Durchfüh- r u n g noch manche H i n d e r n i s s e psychologischer und m a t e r i e l l e r A r t entgegenstehen. W i r r i c h - ten daher den d r i n g e n d e n Ruf a n alle, die guten W i l l e n s s i n d , a n einheimische u n d vertriebene Bauern, an d i e B u n d e s b e h ö r d e n u n d L ä n d e r - regierungen, g e m e i n s a m an das g r o ß e W e r k der E i n g l i e d e r u n g der h e i m a t v e r t r i e b e - n e n B a u e r n heranzugehen u n d s c h n e l l , u n b ü r o k r a t i s c h u n d g r o ß z ü g i g , d e n W i l l e n des Gesetzgebers z u e r f ü l l e n , a l l e s Trennende z u ü b e r b r ü c k e n u n d die D u r c h f ü h - r u n g des Gesetzes z u beschleunigen. D a z u ge- h ö r t auch, d a ß das Gesetz so rasch w i e m ö g - lich dn Kraift gesetzt w i r d . "
D i e V e r w a l t u n g der K r e d i t a n s t a l t für W i e - deraufbau ihat eine Stiftung für F l ü c h t l i n g e u n d V e r t r i e b e n e i n H ö h e v o n 100 000 D M ins L e b e n gerufen, u m W o h n u n g e n u n d A r b e i t s - p l ä t z e für V e r t r i e b e n e z u schaffen. Bundes- k a n z l e r D r . A d e n a u e r hat seine Z u s t i m m u n g erteilt, dieser Stiftung d e n N a m e n „ K o n r a d - AdenaueT-Stiftung für F l ü c h t l i n g e u n d V e r t r i e - bene" z u geben.
Fast 1,5 M i l l i o n e n E i n w o h n e r der Sowjetzone sind seit 1948 i n die B u n d e s r e p u b l i k als F l ü c h t l i n g e eingewandert. A l l e i n v o n J a n u a r bis z u m 31. M ä r z meldeten sich fast 120 000 F l ü c h t l i n g e i n B e r l i n .
D i e C S U - A b g e o r d n e t e n h a b e n e i n e n A n t r a g vorgelegt, z u r U n t e r b r i n g u n g der Sowjetzonen- flüchtlinge F e r t i g h ä u s e r i n e r h ö h t e m M a ß e aus O b e r b a y e r n z u beziehen.
DeT B u n d e s p r ä s i d e n t empfing d e n V o r s i t z e n - d e n des G ö t t i n g e r A r b e i t s k r e i s e s , Prof. Dr.
K r a u s , u n d den stellvertretenden V o r s i t z e n - den, F r h . W . v o n W r a n g e l , z u einem G e - s p r ä c h ü b e r d i e B e d e u t u n g des deutschen Ostens i m k u l t u r e l l e n L e b e n Deutschlands und die N o t w e n d i g k e i t , diese L e i s t u n g dauernd i m V o l k s b e w u ß t s e i n wachzuhalten.
D a ß der anhaltende F l ü c h t l i n g s s t r o m nach W e s t b e r l i n den sowjetzonalen M a c h t h a b e r n keineswegs in ihre P o l i t i k p a ß t , beweisen die g r o ß a u f g e m a c h t e n R ü c k k e h r e r - B e r i c h t e i n der Sowjetzonenpresse. Die Propagandazentrale i n P a n k o w hat nach einer Z e i t ausgesprochener Unsicherheit damit eine k l a r e S c h w e n k u n g v o l l - zogen. Die kommunistischen Z e i t u n g e n s i n d plötzlich v o l l v o n Schilderungen und D a n k - adressen aus dem „ R ü c k w a n d e r e r l a g e r " G r o n e n - felde bei F r a n k f u r t / O d e r . Sie sehen etwa so aus:
„Das Ehepaar Jutta und W a l t e r H e i n e er- z ä h l e n : W i r w a r e n den westlichen Lockungen erlegen . ., stellten aber b a l d fest, d a ß w i r für die B u n d e s r e p u b l i k uninteressant w a r e n . W e d e r w a r e n w i r i n der Lage, irgendwelche A u s k ü n f t e für Spionage- und Sabotagezwecke z u geben, noch hatte man A r b e i t für uns. Im Lager be- k a m e n w i r w ä h r e n d der ganzen Z e i t nur M a r - garine, niemals Butter . . . " — „ H a n s W e r n e r Trunte hat schon v o r z w e i J a h r e n aus Kopf- l o s i g k e i t die R e p u b l i k v e r l a s s e n . A l s er auf der Zeche K o n s t a n t i n I V i n H e r n e d e n A u f r u f G r o t e w o h l s h ö r t e , gab es für i h n nur eins: auf schnellstem W e g e z u r ü c k ! In der D D R meldete er sich bei der V o l k s p o l i z e i , u m die Zukunft seines V a t e r l a n d e s z u s c h ü t z e n . . . " — „Die T r a k t o r i s t i n Inge Schellschmidt aus P r e n z l a u berichtet: ,Sie k ö n n e n v i e l G e l d v e r d i e n e n ! ' so sagte m i r e i n englischer Offizier b e i m V e r - h ö r , w e n n ich nochmal z u r ü c k f a h r e n und Zeich- nungen v o n d e n neuen sowjetischen R a u p e n - schleppern besorgen w o l l t e . Spionage also!
dachte ich m i r . D a n n erhielt ich noch e i n A n g e - bot, i n einem K a s i n o A u s h i l f s d i e n s t e z u leisten.
D a v o n hatte ich aber schon g e h ö r t , w i e s da z u - geht. N i c h t s als nach H a u s e — hab ich m i r v o r - genommen . . . "
B e i m sowjetdeutschen I n n e n m i n i s t e r i u m w u r d e eine besondere A b t e i l u n g „ R ü c k w a n d e - rer" g e g r ü n d e t , d i e „ S t a a t s s i c h e r h e i t s m i n i s t e r "
Zaisser (und nicht Innenminister Stoph) unter-
steht. U . a. hat sie die Aufsicht ü b e r das Durch- gangslager Gronenfelde, das v i e l e n K r i e g s g e - fangenen bekannt ist. H i e r a l l e i n residieren 8U F u n k t i o n ä r e , die W e s t - O s t - W a n d e r e r p o l i t i s c h schulen, ü b e r p r ü f e n und nach d r e i m o n a t i g e r
„ Q u a r a n t ä n e " „zur B e w ä h r u n g 'und A u f k l ä - rung der B e v ö l k e r u n g in i n d u s t r i e l l e Schwer- punk tgebiete" e i n w e i s e n . . .
D i e Z a h l der eingetroffenen R ü c k k e h r e r be- trug bis z u m 25. M ä r z 41. Das bedeutet, d a ß aut jeden v o n ihnen z w e i Aufpasser k o m m e n ! D a diesen w e n i g e n H e i m k e h r e r n aber nach w i e v o r täglich tausende F l ü c h t l i n g e in umgekehrter Richtung g e g e n ü b e r s t e h e n , hat die gleiche S S D - A b t e i l u n g e i n neues V e r f a h r e n zur U e b e r - p r ü f u n g v o n „ R e p u b l i k f l u c h t - V e r d ä c h t i g e n " e i n - g e f ü h r t . B e w ä h r t hat sich dieses V e r f a h r e n i m Z u s a m m e n h a n g mit der „ S ä u b e r u n g s a k t i o n " auf R ü g e n und in den mecklenburgischen K ü s t e n - gebieten. So erhielten H a n d w e r k e r , G e s c h ä f t s - leute und p r i v a t e Pensionsinhaber Briefe v o n B e k a n n t e n und G e s c h ä f t s f r e u n d e n aus anderen O r t e n der Zone, v o r w i e g e n d jedoch aus Ost- b e r l i n etwa folgenden Inhalts: „. . . D i e S i t u a - tion bei uns hat sich ä h n l i c h w i e bei Ihnen z u - gespitzt. A u f die Dauer s i n d die ' V e r h ä l t n i s s e nicht z u ertragen. Ich w ü r d e mich sehr freuen, wenn w i r uns n ä c h s t e W o c h e e i n m a l z u r p e r s ö n - lichen Aussprache i n W e s t b e r l i n treffen k ö n n t e n . "
W i r d n u n e i n solcher — n a t ü r l i c h v o m S S O v e r f a ß t e r — Brief v o m E m p f ä n g e r bei der Po- l i z e i abgeliefert, sei es, d a ß einem die U n t e r - schrift v e r d ä c h t i g erscheint, sei es, d a ß man dem gesamten Inhalt m i ß t r a u t , dann ist der F a l l erledigt. Sonst aber k o m m t der S S D - A p p a r a i auf T o u r e n . Zahlreiche V e r h a f t u n g e n k a m e n be- reits auf das K o n t o solcher Briefe. U n d so n i m m t die S o w j e t i s i e r u n g M i t t e l d e u t s c h l a n d s i h r e n F o r t g a n g — m i t L ü g e n , S p i t z e l n und b r u t a l e r G e w a l t . Peter A u r i c h .
T o m T a ® - T a g
Der B u n d e s k a n z l e r hat bei seinem Besuch In den V e r e i n i g t e n Staaten a l l e Fragen einer ge- meinsamen e u r o p ä i s c h e n P o l i t i k besprochen.
A u c h das P r o b l e m der V e r t r i e b e n e n , der F l ü c h t - l i n g e u n d der Saarfrage w u r d e eingehend er- ö r t e r t u n d dabei v o m B u n d e s k a n z l e r freie W a h l e n f ü r das Saargebiet gefordert. — M i n i - ster L u k a s c h e k hat i n Genf v o r A n t r i t t seiner Erholungsreise mit dem U N O - F l ü c h t - l i n g s k o m m i s s a r , dem Internationalen Roten K r e u z u n d dem Lutherischen W e l t b u n d ü b e r a k t u e l l e F l ü c h t l i n g s f r a g e n verhandelt. Seine V e r t r e t u n g Im A m t hat M i n i s t e r Storch ü b e r - nommen. — Z u m erstenmal w u r d e n ü b e r 2000 F l ü c h t l i n g e an einem Tage aus B e r l i n abge- flogen. —- D i e K ö n i g i n v o n H o l l a n d hat P r ä s i - dent E i s e n h o w e r eine Botschaft ü b e r m i t t e l t , u m die I n i t i a t i v e zu einer L ö s u n g des W e l t f l ü c h t - lingsproblems z u ergreifen.
D i e Rheinhafenstadt K e h l ist v o n den f r a n z ö - sischen B e h ö r d e n g e r ä u m t u n d nach acht J a h r e n w i e d e r i n deutsche H ä n d e z u r ü c k g e g e b e n w o r - den. — Der f r ü h e r e H J - G e b i e t s f ü h r e r B o r n e - mann, der i m Z u s a m m e n h a n g mit der N a u m a n n - A f f ä r e g e f l ü c h t e t war, hat sich dem Bundesge- richt K a r l s r u h e gestellt. — Im Bundesgebiet w u r d e n 35 V e r h a f t u n g e n v o r g e n o m m e n und damit e i n sowjetischer S p i o n a g e r i n g gesprengt.
D i e neun verhafteten j ü d i s c h e n A e r z t e , die angeblich f ü h r e n d e n P e r s ö n l i c h k e i t e n der So- w j e t u n i o n beseitigen w o l l t e n , w u r d e n auf freien F u ß gesetzt, die Beschuldigungen w i d e r r u f e n u n d als ein A n s c h l a g sowjetfeindlicher V o l k s - s c h ä d l i n g e hingestellt. — D i e W a f f e n s t i l l s t a n d s - v e r h a n d l u n g e n In K o r e a s i n d w i e d e r aufgenom- men w o r d e n . U e b e r den A u s t a u s c h v e r w u n d e t e r und e r k r a n k t e r Gefangener w u r d e eine E i n i - gung h e r b e i g e f ü h r t . — Z u m G e n e r a l s e k r e t ä r der V e r e i n t e n N a t i o n e n w u r d e der Schwede H a m m e r s k j ö l d g e w ä h l t .
Man sollte es nicht glauben
In M ü n c h e n w u r d e d i e Residenz der H a u p t - spruchkammer k ü r z l i c h v o n K e l l e r bis Dach n e u gestrichen; z u m 1. A p r i l w u r d e e i n n e u e r E t a t b e w i l l i g t . Behandelt w e r d e n : a u ß e r 105 u n e r l e d i g t e n a l t e n F ä l l e n die gelegentlichen R u ß l a n d h e i m k e h r e r u n d neuerdings sogai F l ü c h t l i n g e a u s d e r S o w j e t z o n e . D e r V o r s i t z e n d e einer E n t n a z i f i z i e r u n g s k a m - mer e r h ä l t pro F a l l 50 M a r k P a u s c h a l v e r g ü t u n y .
Malenkows neuer Kurs
Kann Stalins Nachfolger preisgeben, was der Herr des Kreml errang?
A - n . In seineT letzten g r u n d s ä t z l i c h e n Stel- lungnahme hat S t a l i n v o r w e n i g e n M o n a t e n zur i n n e n - u n d a u ß e n p o l i t i s c h e n L a g e S t e l l u n g ge- nommen, z u r M ä ß i g u n g nach innen u n d a u ß e n empfohlen u n d auf die Selbstzerfleischung der kapitalistischen Staaten v e r w i e s e n . A n diese a u t o r i t a t i v e A u s s a g e des toten D i k t a t o r s w i r d s e i n Nachfolger M a l e n k o w gebunden sein, bis er seine S t e l l u n g zu eigener A u t o r i t ä t h i n ge- festigt hat.
Stalins S t e l l u n g beruhte nicht nur auf der M W D , sondern nicht w e n i g e r auf der G l ä u b i g - keit, die das V o l k ihm entgegenbrachte. Das darf nicht v e r k a n n t w e r d e n . Er herrscht nicht trotz, sondern durch d e n W i d e r s t r e i t der Inter- essen der verschiedenen Schichten. Sein N a c h - folger w i r d es nicht anders machen. A b e r i h m ist die u n w ä g b a r e Macht des g r o ß e n N a m e n s und des historischen Erfolges noch nicht be- schieden. Im U e b e r g a n g auf den neuen H e r r n ist e i n e P e r i o d e d e r S c h w ä c h e unaus- bleiblich, in der sich die K r ä f t e g r u p p i e r u n g e n neu w e r d e n finden m ü s s e n und mancher k l e i n e Gott w i r d der M W D z u m Opfer fallen, ehe M a l e n k o w fest im Sattel sitzt.
Der T o d des Halbgottes im K r e m l w i r d das G e f ü g e der U n i o n g e w i ß nicht festigen. Er w i r d sie einer harten Belastungsprobe aussetzen, einer Probe freilich, der sie fraglos gewachsen ist, daran sollte man nicht z w e i f e l n . Diadochen- k ä m p f e w ä r e eine allzu b i l l i g e L ö s u n g eines Dramas, i n dem Stalin jahrzehntelang die H a u p t r o l l e gespielt hat. Sie sind w o h l mit dem T o d S h d a n o w s , des p r ä s u m t i v e n T h r o n -
folgers v o n damals abgeschlossen, nicht etwa begonnen w o r d e n . V i e l l e i c h t w i r d S t a l i n der W e l t den h ö c h s t e n B e w e i s s t a a t s m ä n n i s c h e r K l u g h e i t posthum erbringen, w e n n sich heraus- stellt, d a ß die K ä m p f e u m seine Nachfolge nicht i m S c h w ä c h e m o m e n t des Regierungswechsels, sondern lange vorher, abgeschirmt durch die A u t o r i t ä t Stalins, ausgetragen w u r d e n . W i e dem aber auch sei, M a l e n k o w , der f ü n f z i g j ä h r i g e
„ A p p a r a t s c h i k " w i r d den inneren S c h w i e r i g - k e i t e n nicht ausweichen k ö n n e n , die sich aus der U m g r u p p i e r u n g der K r ä f t e zur F e s t i g u n g seiner Macht ergeben. Er w i r d ferner an die zur M ä ß i g u n g mahnende Stimme Stalins gebunden sein, die man i n der sowjetischen Oeffentlich- keit weder ü b e r h ö r t e noch vergessen hat. Dies um so weniger, als die v i e l e n M i l l i o n e n Toter des letzten K r i e g e s a l s s c h w e r e H y p o - t h e k mehr moralischer als m i l i t ä r i s c h e r A r t auf der Kraft der S o w j e t u n i o n l i e g e n .
M a l e n k o w w i r d a u ß e n p o l i t i s c h eine Ruhe- pause suchen; aber sie ist keineswegs unab- dingbare V o r a u s s e t z u n g , um das Regime zu er- halten. Das s o l l t e bei der B e u r t e i l u n g des an- scheinend neuen K u r s e s mit seinen Friedens- t ö n e n nicht ü b e r s e h e n w e r d e n . D e n n der N a c h - folger Stalins- kann sich nicht in die R o l l e des A u s v e r k ä u f e r s Stalinscher K r i e g s b e u t e d r ä n g e n lassen. Stalins A u t o r i t ä t h ä t t e R ü c k s c h l ä g e er- tragen; sein Nachfolger w ü r d e sie nicht er- tragen k ö n n e n , w o l l t e er sich nicht selbst aufgeben. Die E i n f l u ß b e r e i c h e , die Stalin nicht hergab, w i r d sein Nachfolger noch v i e l w e n i g e r r ä u m e n .
D i e bayerische R e g i e r u n g bereitet für a l l e F ä l l e noch e i n „ G e s e t z z u r Sicherung des politischen F r i e d e n s " v o r .
D i e R e g i e r u n g v o n N i e d e r s a c h s e n hat für den H a u s h a l t s p l a n 1953 v o r g e s e h e n : 21,5 M i l l i o n e n D M für neue V e r w a l t u n g s - g e b ä u d e , 28 M i l l . D M für den s o z i a l e n W o h n u n g s b a u , z e h n M i l l i o n e n D M für V o l k s s c h u l b a u t e n , (allein in der L a n - deshauptstadt fehlen für 800 K l a s s e n 47 Schu- len). G l e i c h z e i t i g w e r d e n r ü c k w i r k e n d p e i 1. J a n u a r e r h ö h t : das M i n i s t e r p r ä s i d e n t e n - gehalt v o n 17 500 D M auf 27 500 D M (dazu k o m - men 9000 D M A u f w a n d s e n t s c h ä d i g u n g , 2100 D M W o h n u n g s g e l d und die D i ä t e n des Landtags- mandates), ferner: das G e h a l t für die ü b r i g e n M i n i s t e r v o n 14 000 D M auf 21 600 D M ( z u s ä t z - l i c h : A u f w a n d s e n t s c h ä d i g u n g v o n 4500 D M , W o h n u n g s g e l d v o n 2100 D M und A b g e o r d n e - t e n b e z ü g e ) .
Das e u r o p ä i s c h e H a u p t q u a r t i e r der U S - L u t t - s t r e i t k r ä f t e gab ein W o h n u n g s b a u p r o i e k t für seinen W i e s b a d e n e r Sitz bekannt. F ü r seine A n g e h ö r i g e n s o l l e n dort 960 W o h n u n n e n ge- baut werden, G e s a m t k o s t e n r u n d 63 M i l l i o n e n M a r k . S'cbenhundert W o h n u n n e n s o l l e n auf Besatzunoskonto gehen, 250 als finanzieller V e r - teidigunoisbeitrag der B u n d e s r e m i b l;k . — V o r einem U n t e r s u c h u n g s a u s s c h u ß des U S - K o n g r e s - ses ergab sich, d a ß der W o h n u n g s b a u der U S - O b e r k o m m i s s i o n (458 W o h n u n g e n ) 16,7 M i l l i o - nen D o l l a r , jede W o h n u n g mehr als 85 000 D M , und die Instandsetzung eines alten Schlosses als Sitz für den O b e r k o m m i s s a r 16 M i l l i o n e n ge- kostet hat . . .
Sowjetische Historiker
i . \/tn<:kaii eine Geschichte der 1945 erschien in M ° s ^ m d e r S o w j e t h i s t o - S o w j e t u n i o n aus d e r _ F e d e r der J r i k e r i n P a n k r a t o w a . J ^1*ln^ °qnroßartlg e L e i . mandie nannte das B u d i . ' » y 4 ykenne
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£ ™ £ der P l a r j u n g . ^ e T ' Ä « ^ s d i i * l i c h k e , t u n meist erha Neuauflage g l e i c h k a m " . 194b n i e u es i «
des qleichen Buches nur noch, „ a m b. J u n i is*44 b e w e r k s t e l l i g t e n a l l i i e r t e S t r e i t k r ä f t e eine L a n - d u l g i n N o r d f r a n k r e i c h . " 1951 aber w i r d d i e s e . T h e m a bereits ganz anders a b g e w a n d e l t Der H i s t o r i k e r und S t a l i n p r e i s t r a g e r S c h e s t a - k o w sieht die I n v a s i o n mit j e n e m . R e a l . m U . - . der z u r L i n i e n t r e u e g e h ö r t . U n d also stellt er k u r z und b ü n d i g fest:
Im V e r l a u f v o n d r e i K r i e g s j a h r e n schoben E n g l a n d und die U S A die E r r i c h t u n g einer z w e i t e n F r o n t unter a l l e n m ö g l i c h e n V o r w a n d e n immer w i e d e r hinaus. A b e r als nach den ge- w a l t i g e n S i e g e n der s o w j e t i s c h e n H e e r e k l a r zu e r k e n n e n war, d a ß die U d S S R den Feind a l l e i n besiegen, D e u t s c h l a n d besetzen und W e s t e u r o p a e i n s c h l i e ß l i c h F r a n k- r e i c h b e f r e i e n k ö n n e , — da schifften sich i m J u n i 1944 die britischen und a m e r i k a n i s c h e n H e e r e i n E n g l a n d ein und l a n d e t e n an der K ü s t e N o r d f r a n k r e i c h s . "
V o r Tische a ß man freilich A m e r i k a s K o n s e r - v e n , fuhren a m e r i k a n i s c h e P a n z e r u n d Last- w a g e n z u r F r o n t u n d w a r die w e s t a l l i i e r t e H i l f e entscheidend. A l l e r d i n g s auch — w i e m a n heute sieht — e i n entscheidender F e h l e r .
W a n k e l m ü t i g e r Wotan
D i e Sowjetzonenpresse b e s c h ä f t i g t e sich zum erstenmal a u s f ü h r l i c h mit R i c h a r d W a g - n e r , dessen W e r k e seit 1945 auf d e n m i t t e l - deutschen O p e r n s p i e l p l ä n e n nicht m e h r z u fin- den w a r e n . Jetzt jedoch s e i l e n d i e „ methodischen V o r a r b e i t e n " b e g i n n e n , u m W a g n e r i n Z u k u n f t SED-gerecht z u machen. Z u r P e r i o d e „ d e s W a g - ners der R e v o l u t i o n " — g e m e i n t ist damit anschei- n e n d der D r e s d n e r A u f s t a n d 1849 — w e r d e n ge- rechnet der „ R i e n z i " , der „ F l i e g e n d e H o l l ä n d e r * , ferner „ T a n n h ä u s e r " und „ L o h e n g T i n " , die also i n Z u k u n f t G n a d e v o r den Ä u g e n der P a n k o w e r K u l t u r p ä p s t e f i n d e n w e r d e n , da sich i n diesen W e r k e n „ d i e tiefe V e r w u r z e l u n g W a g n e r s i m klassischen Erbe feststellen l i e ß e . D a m i t ist es aber auch aus. Scharf w e n d e t sich die „ B e r l i n e r Z e i t u n g " s p e z i e l l g e g e n „ T r i s t a n u n d Isolde", e i n W e r k , „ d a s ebenso z u m K a t e - chismus der N e u t ö n e r w i e z u e i n e r A u f l ö s u n g s - erscheinung der deutschen K u l t u r w u r d e " und z u m „Ring der N i b e l u n g e n " sagt s i e :
„ H ä t t e W a g n e r die G r u n d k o n z e p t i o n des , R i n g ' d u r c h f ü h r e n k ö n n e n : die A n k l a g e gegen die Macht des K a p i t a l s u n d s e i n e U e b e r w i n d u n g durch den K ä m p f e r S i e g f r i e d — d a n n w ä r e das . . . R i e s e n w e r k z u e i n e m M e n e t e k e l für den I m p e r i a l i s m u s g e w o r d e n . D a er jedoch Siegfried e i n e n l y r i s c h e n T o d sterben l i e ß u n d sich — w e i l er die gesellschaftlich-historischen V e r h ä l t n i s s e nicht v o l l e r k a n n t e — mit dem w a n k e l m ü t i g e n W o t a n i n T h e o r i e n u n d W i d e r - s p r ü c h e v e r l o r , k o n n t e es geschehen, d a ß die I m p e r i a l i s t e n W a g n e r für sich in A n s p r u c h n a h m e n u n d s c h l i e ß l i c h e i n e n g r o ß e n T e i l der W e l t i n die G ö t t e r d ä m m e r u n g rissen, v o n der W a g n e r s M u s i k nur eine schwache A h n u n g geben konnte."
Entmündigung des Wählers
Der niedersächsische Landtag hat dieser Tage ein Gesetz angenommen, das die Lücke aus- füllen soll, die im Parlament durch das Verbot der SRP und das Erlöschen ihrer 16 Mandate entstanden war. Und diese Auffüllung hat man sich nun doch etwas zu leicht gemacht, indem man nämlich diejenigen Mandate, die über die Landesergänzungsliste der SRP zustandegekom- men waren, einfach strich und den Rest, also die m direkter Wahl an SRP-Kandidaten über- tragenen Mandate, nach einem besonderen Schlüssel unter die Parteien ver- / e i / f e . Auf diese Weise erhielten die aus CDU und DP bestehende Niedersächslsche Union fünf, der BHE vier und Zentrum und Kommunisten je ein Mandat zusätzlich ge-
schenkt. M
Hier hat der Landtag also etwas verteilt was ihm gar nicht gehört. Denn die parteipolitische Zusammensetzung des Parlaments ist in allen Demokratien noch immer das Recht der Wähler. Es kann nicht einmal stellvertretend von einem Parlament wahrgenommen werden.
A u f einer Fahrt zwischen Stuttgart u n d H a m - b u r g ist der Chefredakteur der H a m b u r g e r V e r - triebenenzeitung „Die S t i m m e " tödlich ver- u n g l ü c k t .
D i e v o r drei J a h r e n g e g r ü n d e t e „ D e u t s c h - Polnische Gesellschaft für F r i e d e n und gute Nachbarschaft" w i r d auf B e s c h l u ß der S E D auf- g e l ö s t w e r d e n . Die deutschsprachige k o m m u - nistische Propagandazeitschrift „Blick nach Po- l e n " hat ihr Erscheinen eingestellt. M i t der
„ u n v e r b r ü c h l i c h e n Freundschaft" scheint es nicht w e i t her zu sein.
D e r Bundesrat w i r d am 24. A p r i l den E V G - und Deutschlandvertrag u n d das B u n d e s v e r t r i e - benengesetz beraten.
H e r a u s g e b e r , V e r l a g u n d V e r t r i e b : Landsmannschaft O s t p r e u ß e n e V
Chefredakteur: Martin Kakies. ' V e r a n t w o r t l i d » für den politischen Teil: Hanns Gert Freiherr von Esebeck. Sendungen für die S c h r i f t I e i t u n 0 : Hamburg 24. W a l l s t r a ß e 29, Telefon 24 28 51/52.
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Zur Zeit Preisliste Nr. 5 flültifl.
A
Das Ostpreußenblatt blickt hinter den Eisernen Vorhang
D a s n ö r d l i c h e O s t p r e u ß e n i m J a h r e 5 3
Ein Land, das nicht besiedelt wurde / Menschenleere, wüste Felder und Soldaten
D
te b e i d e n nebenstehenden Berichte, der o f f i z i e l l e n „ I z w e s t i j a " u n d ' der Bericht eines A u g e n z e u g e n , der K ö n i g s b e r g 1952 sah, k ö n n e n k o m m e n t a r l o s e i n a n d e r g e g e n ü b e r - gestellt w e r d e n Im F o l g e n d e n s o l l versucht w e r d e n , nicht n u r a u f G r u n d der v o r l i e g e n - d e n , g e w i ß auch p e r s ö n l i c h bestimmten E r l e b - nisberichte, s o n d e r n auch a u f G r u n d d e r s o w j e t a m t l i c h e n Presse e i n B i l d des wirtschaft- lichen Lebens i m sowjetisch v e r w a l t e t e n n ö r d - lichen O s t p r e u ß e n z u zeichnen. Es ist da9 u m so schwieriger, a l s es k a u m e i n G e b i e t unseres K o n t i n e n t s gibt, ü b e r das w i r so w e n i g A u t h e n - tisches w i s s e n , w i e ü b e r die „ K a l i n i n g r a d s k a j a O b l a s t j " .In der V o r k r i e g s z e i t l e b t e n i m heute sowje- tischen O s t p r e u ß e n e t w a 1,14 M i l l i o n e n E i n - w o h n e r . B e i m E i n r ü c k e n der R u s s e n d ü r f t e n a n n ä h e r n d 300 000 v o r h a n d e n gewesen s e i n . D e r g r ö ß t e T e i l d i e s e r Deutschen ist w ä h r e n d der K ä m p f e u m g e k o m m e n oder nachher v e r h u n g e r t . In 12 G r o ß t r a n s p o r t e n w u r d e 1947 der Rest der deutschen B e v ö l k e r u n g ausgesiedelt. H e u t e d ü r f t e n k a u m m e h r w e n i g e hundert Deutsche v o r h a n d e n sein, die al9 S p e z i a l i s t e n i n sowje- tischen B e t r i e b e n a r b e i t e n . E i n k l e i n e r T e i l w i r d auch noch i n a b g e l e g e n e n E i n z e l h ö f e n l e b e n .
Die neuen Ansiedler
W e r sind die Z u s i e d l e r i m n ö r d l i c h e n O s t - p r e u ß e n ? Es ist bezeichnend, d a ß die „ K a l i n i n - g r a d s k a j a O b l a s t j " nicht der l i t a u i s c h e n S S R v e r w a l t u n g s m ä ß i g a n g e g l i e d e r t w u r d e , der a l l e r d i n g s das M e m e l g e b i e t zugeteilt, s o n d e r n e i n T e i l der g r o ß r u s s i s c h e n S o w j e t r e p u b l i k (RSFSR) g e w o r d e n ist. D a m i t sollte einer l i t a u - ischen Z u w a n d e r u n g i n dieses G e b i e t H a l t ge- b o t e n w e r d e n . In der T a t s i n d L i t a u e r auch n u r i n g e r i n g e r Z a h l i n N o r d o s t p r e u ß e n s e ß h a f t ge- w o r d e n . Selbst i n M e m e l ist die Z a h l der R u s - s e n g r ö ß e r als die der L i t a u e r . B e i der „ N e u - b e s i e d l u n g " N o r d o s t p r e u ß e n s s i n d f a s t a l l e V ö l k e r d e r S o w j e t u n i o n b e t e i l i g t . D a s g r ö ß t e K o n t i n g e n t s t e l l e n R u s s e n aus M i t t e l r u ß - l a n d u n d aus W e i ß r u ß l a n d A b e r auch A n g e - h ö r i g e asiatischer V ö l k e r s c h a f t e n s i n d i n N o r d - o s t p r e u ß e n festgestellt. T u r k m e n e n u n d M o n - g o l e n sind z. T. geschlossen i n e i n i g e n K o l c h o - sen angesetzt. A u c h K r i m t a t a r e n , die w e g e n i h r e r deutschfreundlichen H a l t u n g w ä h r e n d des K r i e g e s strafweise aus ihrer H e i m a t ausgesie- d e l t w u r d e n , s i n d i m W i l n a g e b i e t u n d i n N o r d - o s t p r e u ß e n festgestellt.
D i e G e s a m t z a h l der B e w o h n e r k a n n i n d i r e k t e r m i t t e l t w e r d e n . D i e „ K a l i n i n g r a d s k a j a O b - l a s t j " ist n ä m l i c h i n fünf W a h l b e z i r k e einge- teilt, u n d d a , d i e sowjetische V e r f a s s u n g für j e d e n W a h l b e z i r k 150 000 W ä h l e r v o r s i e h t , k a n n daraus geschlossen w e r d e n , d a ß i m R a u m des sowjetisch v e r w a l t e t e n N o r d o s t p r e u ß e n g e g e n w ä r t i g r u n d 750 000 M e n s c h e n l e b e n . D a - b e i ist jedoch z u b e r ü c k s i c h t i g e n , d a ß nach der S o w j e t v e r f a s s u n g die W e h r m a c h t s a n g e h ö r i g e n w a h l b e r e c h t i g t s i n d , u n d w e n n auch k e i n e z u - v e r l ä s s i g e n N a c h r i c h t e n d a r ü b e r v o r l i e g e n , w i e hoch die Z a h l der h i e r s t a t i o n i e r t e n Sowjet- t r u p p e n ist, so ist sie doch a u ß e r o r d e n t l i c h g r o ß . Insbesondere i m R a u m v o n M e m e l u n d F i s c h - h a u s e n - P i l l a u , aber auch i m B e z i r k K ö n i g s b e r g - P e y s e s i n d M a r i n e s t ü t z p u n k t e errichtet, die b e s o n d e r s der U - B o o t w a f f e d i e n e n . A b e r auch i n a n d e r e n T e i l e n der P r o v i n z s i n d T r u p p e n - ü b u n g s p l ä t z e u n d i n den S t ä d t e n , insbesondere i n I n s t e r b u r g u n d T i l s i t , starke G a r n i s o n e n v o r - h a n d e n . M a n w i r d k a u m fehlgehen, die S o l d a - t e n u n d d i e s o n s t i g e n m i l i t ä r i s c h e n F u n k t i o n ä r e , i n s b e s o n d e r e die technischen H i l f s k r ä f t e der S o w j e t w e h r m a c h t , m i t m i n d e s t e n s 300 000 anzu- n e h m e n . V e r m u t l i c h ist diese S c h ä t z u n g aber n o c h z u g e r i n g . Rechnet m a n die S o l d a t e n ab, so w ü r d e das heutige N o r d o s t p r e u ß e n eine B e - v ö l k e r u n g s z a h l v o n h ö c h s t e n s 450 000 M e n s c h e n h a b e n . D a s macht r u n d 30 P r o z e n t der V o r - k r i e g s b e v ö l k e r u n g aus
Die Kaliningradskaja Oblastj
sen, B r u n n e n v e r f i e l e n , A e c k e r w u r d e n z u Busch- u n d U n l a n d . Die R e g u l i e r u n g der Vorflut hatte ausgesetat, die Deiche w u r d e n durch Regen und E i s g a n g b e s c h ä d i g t oder v e r f i e l e n . Es hat fünf J a h r e gedauert, bis wenigstens die wichtigsten Pregelschleusen n o t d ü r f t i g instandgesetzt w u r - den. D i e V e r s a u e r u n g v o n W i e s e n , die V e r - sumpfung und U e b e r s c h w e m m u n g ehemaligen A c k e r l a n d e s waren die notwendige Folge. Das n ö r d l i c h e O s t p r e u ß e n ist geradezu ein M u s t e r - b e i s p i e l dafür, w i e schnell die N a t u r eine histo- risch gewachsene Kulturlandschaft umzuformen v e r m a g .
„Kaliningrad, das während des Krieges stark gelitten hat, wird wieder aufgebaut. Aul den Ruinen erheben sich große Wohnhäuser mit Geschälten. Ein moderner Bahnhof wurde ge- baut, ein Kreiskrankenhaus, das 2. Städtische Krankenhaus „Kalinin" und andere Heilstätten.
Schulen und technische Schulen werden gebaut.
Es gibt viele Bibliotheken und Lesehallen. Die örtliche Nahrungsmittelindustrie entwickelt sich: es gibt schon eine Konservenfabrik, eine Wurst- und eine Makkaroniiabrik. Auch andere Fabriken sind wiederhergestellt. Tau- sende von Einwohnern haben sich an Sonntagen an den Bauarbeiten beteiligt: sie haben auch zehntausende von Bäumen gepflanzt. In der Mitte der Stadt ist ein wunderbarer Park mit Sportplatz, einem See und Freilichttheater ent- standen. Das Theater ist wieder autgebaut;
außerdem gibt es sechs Kinos. An Sonntagen iahren die Bewohner von Kaliningrad ans Meer." „Izwestija", Moskau, 25. 7. 1952.
„Nichts ist geblieben. Die Stadt am Pregel ist heute nur noch ein Trümmerhauten. Sechs Jahre sowjetischer Herrschaft sind über Stadt und Land gegangen, der Trümmerhaufen ist der gleiche geblieben. Der zerschlagene Turm des Preußenschlosses steht über dem Ruinenmeer der Altstadt. Verrostete Waffen und Stahlheime liegen in den Trümmern; nichts ist im Jahre 1952 aulgebaut. Die fensterlosen Wagen der Straßenbahnen sind durchlöchert, wie sie der Krieg hinterlassen hat. Menschentrauben in zer- lumpter Kleidung hängen draußen. Am Nord- bahnhof stehen nur noch Säulenreste. Riesige rotangestrichene Tribünen sind errichtet, wo die Truppenparaden abgehalten werden. Vor dem Denkmal Bismarcks stehen Holzbuden, in denen ein Basar östlicher Prägung abgehalten wird.
Für sündhaft teures Geld gibt es allerlei kümmerliche Lebensmittel. Am schlimmsten ist die Rattenplage. In Rudeln laufen die Tiere über Straßen und Hauptplätze."
„Telegraf" Wochenspiegel, Berlin Nr. 8, 52.
D i e B o d e n n u t z u n g im n ö r d l i c h e n O s t - p r e u ß e n betrug:
1939 1950
1000 ha °/o 1000 ha °/o L a n d w . Nutzfl. 830 63 442 34
Forstfläche 320 24 320 24
Sonst F l ä c h e n 90 7 90 7
Ö d l a n d 73 6 461 35
G e s a m t f l ä c h e 1313 100 1313 100
Nur noch dreiundzwanzig Prozent
E i n v e r h ä l t n i s m ä ß i g g r o ß e r T e i l dieser B e - v ö l k e r u n g lebt — auch w e n n m a n v o n den M i - l i t ä r p e r s o n e n absieht — i n d e n S t ä d t e n . E x a k t e A n g a b e n ü b e r die heutige B e v ö l k e r u n g s z a h l K ö n i g s b e r g s fehlen. D a K ö n i g s b e r g der Sitz der V e r w a l t u n g ist, u n d die Z e n t r a l v e r w a l t u n g e n p e r s o n e l l a u f g e b l ä h t sind, da der E i s e n b a h n - k n o t e n p u n k t u n d der H a f e n i n K ö n i g s b e r g so- w i e die Reste der Industrie, die w i e d e r i n B e - trieb g e n o m m e n w u r d e n , eine v e r h ä l t n i s m ä ß i g g r o ß e A r b e i t e r z a h l b e n ö t i g e n , w i r d m a n v i e l - leicht i n K ö n i g s b e r g heute e t w a 150 000 E i n - w o h n e r a n n e h m e n k ö n n e n . W e n n m a n alle a n - deren S t ä d t e des sowjetisch v e r w a l t e t e n N o r d - o s t p r e u ß e n mit e t w a 75 000 E i n w o h n e r n rechnet, w ü r d e m a n z u m E r g e b n i s k o m m e n , d a ß die l ä n d - liche B e v ö l k e r u n g dieses Gebietes 225 000 M e n - schen nicht ü b e r s t e i g e n k a n n , Was a n n ä h e r n d 23 P r o z e n t der V o r k r i e g s b e v ö l k e r u n g betra- gen d ü r f t e .
A u f e i n e m G e b i e t , i n d e m v o r d e m K r i e g e h u n d e r t M e n s c h e n lebten, l e b e n heute also i m Durchschnitt 23. D i e E n t v ö l k e r u n g dies L a n - des ist offenbar g e w o l l t . M o s k a u w ä r e es b e i d e n M i t t e l n des Menschentransfers, die es a n - z u w e n d e n w e i ß , z w e i f e l l o s leicht, eine vielfach g r ö ß e r e M e n s c h e n z a h l i n diesen R a u m z u ü b e r - f ü h r e n . D i e „ K a l i n i n g r a d s k a j a O b l a s t j " s o l l aber offensichtlich k e i n S i e d l u n g s - g e b i e t , s o n d e r n e i n m e n s c h e n a r m e r R a u m b l e i b e n , der — a n den G r e n z e n beson- ders abgeschirmt — sich i n h o h e m M a ß e als M i l i t ä r b a s i s eignet. D a ß i n n e r h a l b dieses G e b i e - tes e i n z e l n e R a y o n s besonders gesperrt s i n d , (wie besonders P i l l a u ) , u n d auch v o n R u s s e n n u r m i t S o n d e r a u s w e i s betreten w e r d e n k ö n n e n , i l l u s t r i e r t die m i l i t ä r i s c h e B e d e u t u n g , die die Sowjets d e m n ö r d l i c h e n O s t p r e u ß e n zumessen.
Rückgang des Kulturbodens
D i e geringe Z a h l der M e n s c h e n i m h e u t i g e n N o r d o s t p r e u ß e n , der R ü c k g a n g der A c k e r k u l t u r , die m a n g e l n d e Forstpflege, das A u f h ö r e n v o n B o d e n m e l i o r a t i o n e n hat eine U m g e s t a l t u n g der Landschaft zur F o l g e gehabt, deren A u s m a ß für denjenigen, der i n einer historisch geformten K u l t u r l a n d s c h a f t lebt, schwer f a ß b a r ist. O h n e E i n g r i f f des M e n s c h e n entfaltet sich die N a t u r stark u n d e i g e n w i l l i g . Schon infolge der g e r i n - gen M e n s c h e n z a h l w a r die B e s t e l l u n g der L a n d -
w i r t s c h a f t s f l ä c h e nicht m ö g l i c h . D e r R ü c k g a n g des V i e h s t a p e l s und das F e h l e n v o n K u n s t d ü n - ger, der A u s f a l l des Zwischenfruchtanbaus mit seiner bodenanreichernden W i r k u n g , hatten e i n e n R ü c k g a n g d e s K u l t u r b o d e n s i n u n g e w ö h n l i c h e m A u s m a ß e zur F o l g e . G a n z e D o r f g e m a r k u n g e n v e r ö d e t e n , W e g e ü b e r w u c h -
Die Fischereikollektive
D i e Fischerei i m n ö r d l i c h e n O s t p r e u ß e n hdt recht b e t r ä c h t l i c h e s A u s m a ß . Die Sowjets haben v o n P o l a n g e n bis K a h l b e r g F i s c h e r e i s l ü t z p ' . i e k t e errichtet, deren Hauptzentren M e m e l und N e u - k u h r e n sind. D a die F i s c h b e s t ä n d e in der Ost- see sich w ä h r e n d des K r i e g e s sehr erholt hc:ben u n d die Fischfangflotten mit l e i s t u n g s f ä h i g e n i n R i g a gebauten K u t t e r n ausgestattet sind, ist das F i s c h e r e i e r t r ä g n i s recht g ü n s t i g . N a t ü r l i c h w i r d der Fischfang nicht i n d i v i d u e l l betrieben, son- dern i n F o r m v o n F i s c h e r e i k o l l e k t i v e n . Die Fischer w e r d e n besonders scharf ü b e r w a c h t , doch besteht auch für sie k a u m die M ö g l i c h k e i t , die auf 12 M e i l e n ausgedehnte sowjetische Hoheits- zone zu v e r l a s s e n . W ä h r e n d i m M e m e l g e b i e t v o r w i e g e n d litauische Fischer t ä t i g sind, arbei- ten in dem anderen T e i l O s t p r e u ß e n s Fischer aus dem A s o w s c h e n u n d Schwarzen M e e r , die hier- her z w a n g s u m g e s i e d e l t sind.
Das v o n M o s k a u u s u r p i e r t e n ö r d l i c h e O s t p r e u ß e n mit den deutschen N a m e n
Die Versteppung des Kulturbodens
K A L I N I N G R A D S K A J A 0BLAST3 R.S.FS.R
( S O W J E T I S C H V E R W A L T E T E S N O R D O S T P R E U S S E N ) . . • . .
D a s sowjetische V e r w a l t u n g s g e b i e t v o n K a l i n i n g r a d m i t d e n r u s s i f i z i e r t e n O r t s n a m e n
Das A u s m a ß landwirtschaftlicher T ä t i g k e i t bestimmte v o r d e m K r i e g e w e i t g e h e n d das W i r t s c h a f t s b i l d des n ö r d l i c h e n O s t p r e u ß e n . 375 000 ha b ä u e r l i c h e r u n d 455 000 ha g r o ß - betrieblicher landwirtschaftlicher N u t z f l ä c h e w a r e n 1939 i n d i e s e m R a u m v o r h a n d e n . 1950 w u r d e n i n der „ K a l i n i n g r a d s k a j a O b l a s t j " 452 K o l c h o s e mit r d . 392 00o' ha N u t z f l ä c h e u n d 53 Sowchose ( S t a a t s g ü t e r ) m i t e t w a 50 000 ha l a n d - wirtschaftlicher N u t z f l ä c h e festgestellt. D a ß sich ihre Z a h l i n den letzten b e i d e n J a h r e n wesent- lich e r h ö h t hat, k a n n k a u m a n g e n o m m e n w e r -
den. D i e s e sowjetischen A n g a b e n scheinen r e l a t i v hoch u n d nicht g l a u b - w ü r d i g . I m m e r h i n w ü r d e auch nach i h n e n die L a n d w i r t s c h a f t s f l ä c h e im n ö r d l i c h e n O s t p r e u ß e n sich g e g e n ü b e r der V o r k r i e g s z e i t e t w a auf die H ä l f t e v e r k l e i n e r t haben. Dagegen hat sich der O e d l a n d a n t e i l auf mehr a l s ein D r i t t e l der G e s a m t f l ä c h e e r h ö h t .
Der n o r d o s t p r e u ß i s c h e n L a n d w i r t - schaft fehlt eigenes M a s c h i n e n m a t e - r i a l . N a c h sowjetischem M u s t e r sind sog. M a s c h i n e n - T r a k t o r e n - S t a t i o n e n geschaffen, die ü b e r w i e g e n d mit sowjetischen T r a k t o r e n ausgestattet sind, da das M a s c h i n e n i n v e n t a r , das den Sowjets in die H ä n d e fiel, ent- w e d e r vernichtet oder i n die U d S S R abtransportiert wurde. Insgesamt gibt es i n der „ K a l i n i n g r a d s k a j a O b l a s t j "
31 solcher M I S , die gleichzeitig auch die F u n k t i o n politischer Propaganda- zentren auf dem L a n d e haben.
Nicht s o w o h l die Ackerwirtschaft als gerade die V i e h z u c h t w a r e n die wichtigste Reichtumsguelle der n o r d - o s t p r e u ß i s c h e n Landwirtschaft. D i e Leistungszuchten nicht nur der W a r m - blutpferde mit i h r e n b e r ü h m t e n G e - s t ü t e n i n T r a k e h n e n u n d G e o r g e n - burg, sondern auch die b e k a n n t e n R i n d v i e h z u c h t e n mit i h r e n S p i t z e n - l e i s t u n g e n a n M i l c h - u n d Fettgehalt w a i e n für diesen T e i l d e r o s t p i e u ß i -
schen Landwirtschaft charakteristisch. D a v o n ist heute p r a k t i s c h nichts mehr nachge- b l i e b e n . E i n i g e Sowchose scheinen mit V i e h noch besser ausgestattet z u sein, der Durch- schnitt der Kolchose hat einen V i e h b e s a t z v o n w e n i g e r als zehn R i n d e r n je 100 ha l a n d - wirtschaftliche N u t z f l ä c h e . Sowjetische Erfolgs- m e l d u n g e n berichten z w a r in den ' letzten J a h - ren ü b e r eine b e t r ä c h t l i c h e Steigerung des V i e h - bestandes i n diesem Gebiet, aber sie operieren w i e üblich nur mit Relativziffern, so d a ß man ü b e r h a u p t k e i n e V o r s t e l l u n g der w i r k l i c h e n I l ö h e des V i e h b e s t a n d e s g e w i n n e n k a n n Bis 1950 ge- n ü g t e die landwirtschaftliche Erzeugung der
„ K a l i n i n g r a d s k a j a O b l a s t j " für die Deckung des Eigenbedarfs der so stark e n t v ö l k e r t e n P r o v i n z . So w i r d ein n ü c h t e r n e r B e u r t e i l e r der heu- tigen Lage der Wirtschaft im sowjetisch v e r w a l - teten N o r d o s t p r e u ß e n zum Ergebnis k o m m e n , d a ß nur noch h ö c h s t bescheidene Reste der frü- her v o r h a n d e n e n differenzierten und l e i s t u n r s - f ä h i g e n landwirtschaftlichen E r z e u g u n g und der gewerblichen Wirtschaft funktionieren, d a ß die ehemals so wichtige H a n d e l s p o s i t i o n und der b e t r ä c h t l i c h e V e r k e h r dieses Gebietes bis auf unbeachtliche Reste a u f g e h ö r t haben zu existie- ren. Wirtschaftsstruktur und Wirtschaftsverfas- sung N o r d o s t p r e u ß e n s sind umgeformt und sowjetischem V o r b i l d ganz angeglichen. „Kali- n i n g r a d " ist eine sowjetische Provinzstadt ge- w o r d e n , deren A n t l i t z k a u m noch erkennbare Z ü g e ihrer V e r g a n g e n h e i t zeigt. Das Gesicht der Landschaft ist gewandelt, zugleich mit dem W a n - del der B e v ö l k e r u n g , der A u s t r e i b u n g der deut- schen S t a m m b e v ö l k e r u n g und der mehr oder w e n i g e r z w a n g s w e i s e n V e r p f l a n z u n g verschie- dener sowjetischer V ö l k e r s c h a f t e n . F ü r M o s k a u ist O s t p r e u ß e n und seine Wirtschaff weder be- v ö l k e r u n g s p o l i t i s c h noch ö k o n o m i s c h inter- essant. Es sieht seine Bedeutung als m i l i t ä r i s c h e r A u f r ü s t u n g « - und Aufmarschplatz und in der N u t z u n g ihrere strategischen Lage bei einer d e n k b a r e n m i l i t ä r i s c h e n A u s e i n a n d e r s e t z u n g .
Prof. P. H . S e r a p h i m
