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Haarzell-Leukämie

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142 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2015 | www.pta-aktuell.de

E

twa drei von einer Mil- lion Personen erkranken jährlich an Haarzell-Leu- kämie. Das mittlere Er- krankungsalter liegt bei rund 50 bis 55 Jahren – grundsätzlich kann die Haarzell-Leukämie in jedem Lebensalter auftreten, nur bei Kin- dern nicht. Männer sind etwa vier- bis fünfmal so häufig betroffen wie Frauen. Trotz ihres Namens wird die Haarzell-Leukämie heute nicht

mehr zu den Leukämien, sondern zu den sogenannten indolenten Lym- phomen gezählt. Es handelt sich also um eine maligne Erkrankung des lymphatischen Systems, die nicht aggressiv verläuft.

Typische Krankheitszeichen Betroffene zeigen einen Mangel an Blutzellen – häufig betrifft dieser die Leuko-, Erythro- und Thrombozy- ten. Je nachdem führt dieser Mangel

zu einer Neigung zu Infektionen, Anämie mit Abgeschlagenheit und Blässe und/oder zu einer Blutungs- neigung – selbst kleinere Wunden hören schlecht auf zu bluten, Pa- tienten erleiden leicht Blutergüsse.

Außerdem ist typischerweise die Milz als lymphatisches Organ ver- größert, was zu einem Druckgefühl im linken Oberbauch führen kann.

Etwa ein Fünftel zeigt zudem eine Volumenzunahme der Leber. Die Lymphknoten können ebenfalls ver- größert sein und es können Autoim- munkrankheiten auftreten. Auch sogenannte B-Symptome (Gewichts- verlust, Fieber und Nachtschweiß) können vorkommen. Einhergehend mit einer zunehmenden Schwä- che des Knochenmarks infiltrie- ren immer mehr Haarzellen das Knochenmark. Dieses kann seinen Aufgaben als blutbildendes Organ immer weniger nachkommen, wo- durch die Zytopenie weiter zu- nimmt. Zusätzlich wird die Bildung von Bindegewebe im Knochenmark beobachtet, was die Blutproduktion ebenfalls stört. Die Ursache der Er- krankung ist unklar. Ein Zusammen- hang mit einer Exposition gegenüber Herbi- und oder Insektiziden ist in der Diskussion. Bei der klassischen Form der Haarzell-Leukämie lässt sich die BRAFV600E-Mutation nachweisen, die auch in verschiede- nen anderen Tumoren vorkommt.

Verlauf Dieser ist individuell un- terschiedlich und typischerweise undulierend, das heißt, dass sich der Krankheitszustand auch ohne äußere Einwirkungen wie beispielsweise

Die abnormen B-Lymphozyten bei dieser Form des Blutkrebses

sehen mit ihren feinen Zytoplasma-Ausläufern aus, als hätten sie Haare.

Die Krankheit verläuft langsam chronisch progredient.

Haarzell-Leukämie

© Mopic / fotolia.com

PRAXIS SELTENE ERKRANKUNGEN A BIS Z

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Medikamente von selbst verbessern und verschlechtern kann. Nicht sel- ten wird die Haarzell-Leukämie bei einer Blutuntersuchung aus anderen Gründen zufällig festgestellt, da sie in den meisten Fällen langsam vor- anschreitet und lange Zeit keine Be- schwerden verursacht.

Diagnose Festgestellt wird die Haarzell-Leukämie aufgrund der Ergebnisse der Blutuntersuchungen:

Das Basislabor umfasst ein großes Blutbild. Zudem wird der Oberbauch per Ultraschall auf eine Spleno- und/

oder Hepatomegalie untersucht. Im Rahmen der Spezialuntersuchung erfolgt eine Immunophänotypisie- rung sowohl des peripheren Bluts als auch des Knochenmarks. Da auch eine ganze Reihe weiterer Er- krankungen eine Zytopenie und/

oder eine Splenomegalie verursa-

chen können, müssen diese beim di- agnostischen Vorgehen ebenfalls in Erwägung gezogen beziehungsweise ausgeschlossen werden.

Behandlung Die Therapie hängt von der Symptomatik ab: Bei Patien- ten, die keine Symptome zeigen und bei denen die Haarzell-Leukämie nur zufällig festgestellt wurde, reichen regelmäßige Kontrolluntersuchun- gen aus, um bei einer eventuellen Verschlechterung der Blutwerte so- fort einschreiten zu können (wait and watch). Symptomatische Patien- ten werden mit einer Chemothe- rapie mit Cladribin oder Pentostatin als Erstlinientherapie behandelt, auf die mit über 90 Prozent die Mehr- heit der Patienten gut anspricht; eine

vollständige Remission lässt sich mit beiden Präparaten bei etwa 75 Pro- zent erreichen. Allerdings erleidet ein Teil der Patienten einen Rückfall.

Ist dies relativ früh (innerhalb von etwa drei Jahren) der Fall, so kann eine Zweitlinientherapie mit dem jeweils anderen Präparat erfolgen.

Bei einem Spätrezidiv kann auch nochmals mit dem gleichen Präpa- rat behandelt werden. Derzeit laufen Studien der genannten Präparate in Kombination mit Rituximab. Frü- her war Interferon die einzige The- rapieoption, die heute nur noch in speziellen Fällen angewendet wird.

Auch die vormals häufig durchge- führte Entfernung der Milz wird heute nur noch in Einzelfällen in Erwägung gezogen. Etwa 70 Prozent aller Patienten mit Haarzell-Leukä- mie erreichen eine normale Lebens- erwartung.

Variante Knapp jeder zehnte Pa- tient mit Haarzell-Leukämie leidet nicht an der klassischen Form, son- dern an der sogenannten Variante.

Sie tritt später auf und betrifft Män- ner kaum häufiger als Frauen. Statt zu wenige Leukozyten haben diese Patienten häufig zu viele (Leukozy- tose); Erythrozyten und Thrombo- zyten sind dagegen oftmals normal.

Der Verlauf ist oftmals aggressiver als bei der klassischen Form und das Ansprechen auf die Chemotherapie nicht so gut. ■

Dr. Anne Benckendorff, Medizinjournalistin

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»Früher war Interferon die

einzige Therapieoption, die

heute nur noch in speziellen

Fällen angewendet wird.«

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