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Die neue Rolle der Apotheker im Gesundheitswesen? Pre-Gatekeeping

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Academic year: 2022

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MI C H A E L G . EV I S O N

Nachdem die Apotheker im Kanton Basel- land bis jetzt ja recht erfolgreich zum Angriff auf die Selbstdispensation angetreten sind, folgt bereits ein neuer Vorstoss auf anderer Ebene. Vor einigen Wochen erhielt ich von der im Dorfzentrum gelegenen Apotheke einen Brief, in welchem ich informiert wurde, dass dort nun auch ein Osteopo- rose-Screening durchgeführt würde, und die Apotheke bezeichnete sich auch gleich als Gesundheitszentrum.

Dies entspricht der Neuorientierung der Apotheken, welche ja unter Druck geraten sind und sich neue Märkte zu erobern su- chen. Die Apotheker möchten ja auch ein Pre-Gatekeeping durchführen und darüber entscheiden, wer zum Arzt gehört und wer nicht. Triagieren können sie ja schliesslich billiger und besser als wir! Wie sieht die Wirklichkeit aus?

Vor rund einer Woche meldete sich eine völ- lig verunsicherte 57-jährige Frau bei mir. Sie hatte sich im «Gesundheitszentrum» (Apo- theke im Dorfzentrum) ihre Knochendichte am Calcaneus sonografisch untersuchen lassen, wobei ein T-Score von -3,4 gemessen

wurde. Der Patientin wurde erklärt, sie leide unter einer stark verminderten Knochen- dichte, sie habe Knochen wie eine 80-Jäh- rige. An ihren Hausarzt wurde sie nicht ver- wiesen, sondern erhielt frei nach dem Motto:

«Wer verordnet, verkauft nicht» gleich die Kalziumtabletten angedreht.

Fazit

●Von einem seriösen Gatekeeping kann keine Rede sein. Mit einem T-Score von -3,4 gehört die Patientin an ihren Arzt verwiesen.

●Von einer seriösen Anwendung der Un- tersuchungsmethode kann ebenfalls nicht die Rede sein. Ich liess bei dieser Patientin mittels DEXA die Knochendichte nach- messen: Die T-Scores betrugen an der LWS -1,4, am Unterarm -0,6, am Ward'schen Dreieck +0,5 und am Schenkelhals 0,0!

Auch plethysmographische Venenuntersu- chungen werden inzwischen – wohl mit dem gleichen Oualitätsstandard – schon angebo- ten. Jedenfalls ist bereits eine Patientin bei mir erschienen mit dem «Auswertungs- befund» einer solchen plethysmograpischen Untersuchung durch eine Apotheke. Der Aus- druck ähnelte einem Kassenzettel, die Resul-

tate waren völlig unbrauchbar und unver- ständlich. Versteht sich von selbst, dass die Patientin das nötige «Venenmittel» bereits erhalten hatte.

Was zurzeit in unserem Gesundheitswesen abläuft, ist schlicht und einfach ein Skandal.

Wer unverfroren und unverschämt genug auftritt, schwimmt obenauf, und die ande- ren lassen sich ständig den Taxpunkt kürzen.

Selbstverständlich benötigt der Apotheker zur Anwendung eines Ultraschallgerätes keinen Fähigkeitsausweis. ●

Dr. med. Michael G. Evison Allgemeine Medizin FMH Baselstrasse 4, 4153 Reinach Tel. 061-711 44 22, Fax 061-711 41 50 E-Mail: m.evison@hin.ch

Interessenkonflikte: Der Autor ist Mitglied eines Novartis Consulting Networks und Gründungs- mitglied des Hausarztvereins Angenstein, Reinach.

Diese Arbeit erschien zuerst in «Synapse 8/2004».

Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmi- gung von Verlag und Autor.

Pre-Gatekeeping

Die neue Rolle der Apotheker im Gesundheitswesen?

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F O R U M G E S U N D H E I T S P O L I T I K F O R U M P O L I T I Q U E D E L A S A N T É

Leserzuschrift zum Editorial

«Cui bono?», in: ARS MEDICI 4/05

Sehr geehrter Herr Verleger

Auf diesen ausgezeichneten Artikel habe ich gerne lange gewartet, wenn auch inhaltlich mir bestens vertraut schon seit längerer Zeit, fasst er doch mit Tarmed und Qualitätsirr- sinn zusammen, was zusammengehört.

Es spielen die gleichen Mechanismen zur er- folgreichen Unterjochung der Ärzteschaft durch das unselige Diktat der Ökonomen und Software-Produzenten, die durch die ohnmächtige Politik zu Helfern als Zauberer auf den Plan gerufen wurden.

Ob die Rechnung aufgeht, durch zuneh- mende Regulierung die Kosten zu begrenzen, wird die Zukunft weisen; Erfahrungen aus dem Ausland lassen Schlechtes befürchten.

Vor Jahren haben besonnene und besorgte

Ärzte vergebens versucht, dem Tarmed- Lindwurm in statu nascendi beizukommen (wer erinnert sich nicht wehmütig an den verstorbenen Kollegen Streit aus Bern); jetzt ist er unter gütigster Geburtsbeihilfe durch die Grundversorger zur Welt gekommen, leider und trotz Wehklagen durch eben- diese nicht mehr wegzukriegen.

Auf dem besten Weg zur Geburt befindet sich jetzt auch die Zertifikatsschwanger- schaft, begleitet durch die FMH, die vor nicht langer Zeit eine Schöpferbeihilfe noch ent- rüstet von sich gewiesen hat. Von Kollegen für Kollegen, wie wundervoll die Umarmung zu sehen, mir wird ganz schwindelig. Hier allerdings stehen gemäss SGAM-Präsidium die Grundversorger nicht im Gebärsaal, - respektive lehnen eine zwangsweise Einfüh- rung des Praxisassessments noch ab.

Allerdings werden dennoch die Grundver-

sorger über die Netzwerke zu Geburtshel- fern, denn ohne diese würde wie schon bei Swisspep das Produkt sich kaum verkaufen lassen. Das Lobbying der Väter scheint die- sesmal aber doch so gekonnt, dass über Politiker und Versicherer gleich mehrere Hebammen bereitstehen.

Es scheint unabwendbar einmal mehr, der Arzt ist und bleibt eine besondere Spezies:

er murrt, aber nur hinter vorgehaltener Hand aus Angst, genau wie der Verfasser dieses Artikels, selbst als schon «älterer Hase».

Er hofft, wie Kollege Brunner beim BAG im Weltwoche-Interview, auch nach 65 noch ein bisschen zu doktern, wenn nicht der jet- zige FMH-Präsident seinem Vorgänger so auf die Finger klopft, dass dieser mit ihnen nicht mehr «pöpperlen» kann, wie wir im Prakti- kum das Perkutieren nannten. ● Name der Redaktion bekannt

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