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Die Antwort der EU auf die „Flüchtlingskrise": Ein Jahr nach dem Gipfel von Valletta Von Clare Castillejo,

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Die Antwort der EU auf die „Flüchtlingskrise":

Ein Jahr nach dem Gipfel von Valletta

Von Clare Castillejo,

Overseas Development Institute (ODI)

vom 14.11.2014

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Die Antwort der EU auf die „Flüchtlingskrise":

Ein Jahr nach dem Gipfel von Valletta

Bonn, 14.11.2016. Im November 2015 trafen sich die Staats- und Regierungschefs der EU und Afrikas in Valletta, Malta, um eine gemeinsame Antwort auf die Flüchtlingskrise zu finden, durch die die europäische Politik massiv unter Druck geraten war. Ein Jahr danach zeigt der in Valletta gegründete EU Emergency Trust Fund for Africa (EUTF) einige beunruhigende Tenden- zen in der Antwort Europas auf den Flüchtlingsstrom und bei der zukünftigen Ausrichtung seiner Entwick- lungspolitik. Dabei ergibt sich eine interessante Mög- lichkeit, die Dinge auf eine andere Art zu regeln.

Der EUTF geht von der Prämisse aus, dass sich die nicht planbare Migration durch Entwicklungszusammenar- beit und Unterstützung der afrikanischen Staaten beim Migrationsmanagement eindämmen lässt. Es gibt jedoch keinerlei Hinweise darauf, dass ein Mangel an Entwicklungsprojekten eine Migration auslösen würde.

Hingegen hat sich gezeigt, dass Auswanderungsbe- strebungen mit dem Wirtschaftswachstum zunehmen.

Des Weiteren scheint die Vorstellung, dass sich die komplexen politischen, sozialen und ökonomischen

„Ursachen” der Migration durch einen kurzfristig ange- legten Treuhandfonds mit einem begrenzten Budget beeinflussen lassen, in hohem Maße unrealistisch.

Vielen der an dem EUTF direkt beteiligten Akteure ist es daher auch bewusst, dass eine Ursachenbekämp- fung nicht das eigentliche Ziel des EUTF sein kann.

Anstatt dessen wird diese Unterstützung als eine poli- tische Geste verstanden, der Migrationszusammenar- beit mit Afrika einen Durchbruch zu verschaffen. Diese Schwerpunktsetzung auf Gewährung von Starthilfen für die afrikanische Zusammenarbeit nimmt innerhalb des Migrationsmanagements der EU eine zunehmend zentrale Stellung ein. Deutlich wird dies durch die in der letzten Zeit abgeschlossenen „Migrationsverträge“, mit deren Hilfe über den EUTF Fördermittel bereitgestellt werden, die an eine Zusammenarbeit im Migrations- management gebunden sind. Auch diese eher begrenz- te Transaktionszielstellung des EUTF scheint hinsicht- lich der relativ geringen zur Verfügung stehenden Geldmenge (dem EUTF stehen 1,982 Milliarden Euro zur Verfügung, die um weitere 500 Millionen für die Umsetzung der Migrationsverträge aufgestockt wur- den) sowie in Anbetracht der komplexen politischen, ökonomischen und sicherheitspolitischen Faktoren, die die afrikanische Migrationspolitik maßgeblich beein- flussen, fraglich zu sein.

Der EUTF stellt dabei einige besorgniserregende Ten- denzen in der EU-Entwicklungspolitik heraus. Da der größte Teil der Finanzen des EUTF aus dem europäi- schen Entwicklungsfonds und anderen Entwicklungs- instrumenten stammen, haben andere Entwicklungs- organisationen Bedenken dahingehend angemeldet, dass hier finanzielle Mittel zur Förderung der Migrati- ons- und Sicherheitsinteressen der EU in einer Weise verwendet werden, dass dadurch die Definition der

eigentlichen Entwicklungshilfe verwässert wird. Offen- sichtlich scheint der EUTF von den Effizienzgrundsät- zen und den Entwicklungsverpflichtungen der EU weit entfernt zu sein. Eigentum, Partnerschaft oder Ausrich- tung spielen dort eine geringe Rolle. Die Gelder werden dabei eher nach dem Umfang der Migration als nach Bedarf verteilt, denn diese Programme werden von den Europäern gestaltet, verwaltet und realisiert, sind eng mit den Interessen der EU verknüpft und auf die Wahr- nehmung dieser Interessen ausgelegt. Es besteht weit- gehend Einigkeit darüber, dass diese Merkmale Be- standteil der künftigen EU-Entwicklungs- zusammenarbeit sein werden. Daraus lässt sich ablei- ten, dass der EUTF in starkem Maße von den Kernprin- zipien der Entwicklungszusammenarbeit abweicht, was sich letztlich für die Interessen der EU bzw. ihrer Partner nicht förderlich auswirken wird.

Die bis dato umgesetzten EUTF-Maßnahmen haben Schwächen bei den EU-Verfahrensweisen und Span- nungen unter den Mitgliedsstaaten offengelegt. Es fehlte dabei an einer konsequenten strategischen Aus- richtung und an Überblick, was angesichts der politi- schen Brisanz und der Geschwindigkeit der Implemen- tierung des EUTF problematisch ist. Ein Kritikpunkt ist dabei, dass die Auswahl der Projekte und Projektver- antwortlichen nicht immer nach den Kriterien erfolgte, die den Zielstellungen des Treuhandfonds bzw. den örtlichen Gegebenheiten am besten entsprochen hät- ten, sondern sich oftmals nach den Wünschen der Lobbys der Mitgliedsstaaten zur Finanzierung ihrer Projektagenturen richtete. Obwohl der EUTF eine gan- ze Reihe von Schwächen offenbart, heißt das jedoch nicht, dass er nichts zu bieten hätte. Der EUTF schafft ein Mehrwertpotential in Sachen Flexibilität und Inno- vation sowie die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Arbeitsweisen zu experimentieren, ohne dabei den Beschränkungen der traditionellen Instrumente der Entwicklungszusammenarbeit unterworfen zu sein.

Dabei ist jedoch ein stärkeres Augenmerk auf die Ana- lyse, den Lerneffekt und das Feedback zu legen. Sowohl die EU-Kommission als auch die Mitgliedsstaaten soll- ten sich aktiv bemühen, nach Projekten Ausschau zu halten, aus denen sich neue Erkenntnisse über die mit der Migration verbundenen Probleme und fliehende Bevölkerungsgruppen gewinnen lassen. Wenn es dem EUTF gelingt, stichhaltige Belege dafür vorzulegen, wie sich durch eine Analyse der Entwicklungszusammenar- beit die Probleme der Migration effizienter eindämmen lassen, könnte dies dazu beitragen, die EU- Migrationspolitik stärker auf die Entwicklungsziele auszurichten. Des Weiteren könnte es auch ein Impuls für eine Umgestaltung der Entwicklungsinstrumente und Programme der EU dahingehend sein, dass sie angemessen ausgestattet werden, um besser mit den komplexen und sich rasant ändernden Herausforde- rungen der Migrationsproblematik umzugehen.

© Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Die aktuelle Kolumne, 14.11.2016

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