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Archiv "Krankenhaus: Zur Zukunft des Krankenhauses" (15.03.2002)

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Maßregelvollzug

Zu dem Beitrag „Sexualstraftäter und Maßregelvollzug: Bei der Prognose läuft viel schief“ von Petra Bühring in Heft 1/2002:

Opfer vergessen

. . . Vergessen werden natür- lich, wie immer, die Opfer.

Die sind ja im Zweifelsfall tot, können nicht mehr thera- piert werden, und man kann ja kein Geld mehr verdienen.

Ex und hopp.

Die absolute Überschätzung und Allmächtigkeitsfantasien der Therapeuten, die glauben, einen schrecklichen Täter heilen zu können. Ihn im Gefühl dieser Übermächtig- keit dann auf die Menschheit loslassen und vergessen, dass gerade dieser Täter äußerlich sehr angepasst sein kann, sich in einer Zwangssitutation nor- mal geben und anschließend wieder ausrasten kann. Ich zi- tiere aus einem Interview mit einer Hure im BBC über Jack the Ripper. Die Frau sagte dort: „Harmlos sind die großen gefährlich aussehen- den Männer, die einem Angst machen. Gefährlich sind die eher normal aussehenden, die eine Waffe zücken oder Per- versionen wollen!“

. . . Ein Patient, der aus seiner Zwangslage entlassen werden will, und noch viel mehr der Strafgefangene, wird natür- lich eine Heilung heucheln, um den Sanktionen zu entge- hen. Ob diese Heilung er- reicht ist, kann natürlich nie- mand beurteilen. Das sollten sich insbesondere die auch mit wichtigen Prognosen be- lasteten Therapeuten einmal vor Augen halten.

Dr. med. Konstantin Röser, Mittel- straße 88, 53474 Bad Neuenahr- Ahrweiler

Kriterien festlegen

Dass es sich bei den Sexual- straftätern um entwicklungs- bedingte Psychopathen han- delt, dürfte unumstritten sein.

Die Möglichkeit einer Pro- gnose ist angesichts der multi- faktoriellen Genese, in der

auch die Intelligenz zu beur- teilen ist, mehr als schwierig.

Ob es hier überhaupt objekti- vierbare Daten gibt, ist zu be- zweifeln. Der „Kranke“ kann viel erzählen. Wichtiger schei- nen mir in diesem Zusam- menhang Aussagen über die angewandte Therapie zu sein, die auch oft mit der Subjekti- vität des Therapeuten bela- stet ist. Welche Psychothera- pieform, von denen es mehr als 60 gibt, und von denen kei- ne ihre globale Überlegenheit bewiesen hat, wurde von wem, wo und wie lange ange- wandt? Nach welchen Kriteri- en wird für welche Therapie ein Erfolg beurteilt? Um in der Prognostik weiterzu- kommen und um vergleichba- re auswertbare Daten zu er- langen, halte ich diese Anga- ben für erforderlich.

Dr. med. Claus Ruda, Bamberger Straße 8, 10777 Berlin

Hausärzte

Zur geplanten Lotsenfunktion der Hausärzte:

Problemlos bei gutem Willen

Unter dem Kostenaspekt in Relation zur Versorgungs- qualität muss zukünftig eine wirksamere Lotsenfunktion durch kompetente Ärzte als erste Anlaufstelle für die Pa- tienten gegeben sein. Wer diese Erkenntnis leugnet, kennt die Realität des

„Ärztehopping“ nicht. Auf- gabe der KVen bleibt es, für ein ausgewogenes Verhältnis von Haus- und Fachärzten zu sorgen und dabei insbesonde- re die Leistungen in beiden Bereichen gegenüber der sta- tionären Diagnostik und The- rapie genau zu definieren.

Mit gutem Willen aller Betei- ligten sehe ich hierbei in der Realisierung überhaupt keine Probleme, bei Nichtvorhan- densein desselben wird es je- doch weitergehen wie bisher!

Warum hierdurch „das Ge- sundheitsschiff auf Grund ge- setzt werden soll“ . . . , leuch- tet mir nicht ein. Ausnahms- los sind in der Versorgung

von Patienten Einzelschick- sale zu beklagen, und durch kein Gesundheitssystem der Welt sind wir vor Fehlbe- handlungen gefeit.

Karl-Heinz Witte, St.-Florian-Straße 1, 49661 Cloppenburg

Krankenhaus

Zu dem Kommentar „Patient bleibt sich selbst überlassen“ von Heike Ula- towski in Heft 5/2002:

Zur Zukunft des Krankenhauses

Vielleicht haben wir die in den letzten Jahren von unse- ren Gesundheitspolitikern vorangetriebene marktwirt- schaftliche Öffnung des Ge- sundheitswesens unterschätzt und als vorübergehende neo- liberalistische Modetorheit allzu leichtfertig abgetan.

Nun, da das profitorientierte Dienstleistungsunternehmen Krankenhaus (in dem das

„Marktobjekt“ Patient qua Vertrag seine Heilung als käufliche Ware einfordert und das ,,Marktsubjekt“ Arzt dazu angehalten ist, Profite zu erwirtschaften) Wirklich- keit wird, sind wir überrascht, wie sehr diese fremden, ,,fort- schrittlichen“ Denkstruktu- ren unser ärztliches Handeln beeinflussen und unser Selbstverständnis als Ärzte beschädigt wird.

Dabei könnte es noch schlim- mer kommen, wie uns die Spielregeln des in alle Le- bensbereiche eindringenden ,,gesellschaftlichen Subsy- stems Wirtschaft“ zeigen:

Denn dieses System wird nur durch den Code ,,Profit“ ge- steuert. Ethisches Handeln kann hier nicht wirksam wer- den, da der Code ,,Moral“

(mit den Signalen gut/böse) mit dem Code ,,Profit“ nicht kompatibel ist. Folglich wird ein Unternehmen, zum Bei- spiel ein Krankenhaus, das noch in bestimmter Weise nach althergebrachten mora- lischen Überlegungen han- delt, gnadenlos vom Markt bestraft und letztlich auf- grund des individualethi- schen Handelns seiner Mitar-

beiter vom Markt eliminiert (nach N. Luhmann).

Was können wir dagegen tun?➀Den verantwortlichen, ahi-

storisch denkenden, vom ökonomischen Zeitgeist infi- zierten Gesundheitspoliti- kern, Ärztefunktionären, Verwaltungsdirektoren und ärztlichen Leitern, aber auch den Patienten sei in Erinne- rung gerufen, dass in Deutschland die Ärzte schon einmal um eines vermeintli- chen ,,Fortschritts“ willen al- le ethischen Maßstäbe ihrer Heilkunst blind und ohne Gegenwehr verraten haben.

➁ Wir Ärzte, deren Köpfe mit medizintechnischem und nun zunehmend auch mit be- triebswirtschaftlichem Spe- zialwissen gefüllt sind, kön- nen im Umgang mit den uns anvertrauten Patienten heute vom medizinischen Nach- wuchs etwas lernen: Die jun- gen Kolleginnen und Kolle- gen und Studierenden schei- nen in menschlicher Hinsicht noch nicht so distanziert, ab- gestumpft, ja verbogen (,,ich habe jetzt leider keine Zeit, wenn Sie über Ihre Krankheit etwas wissen wollen, schauen Sie doch ins Internet“) zu sein, denn sie praktizieren in- tuitiv in ihrer ganzheitlichen Annäherung an den Patien- ten das alte ärztliche Fürsor- geprinzip, indem sie ,,sich aus fremdem Leiden eigene Sor- gen bereiten“ (Hippokrates).

➂Zu guter Letzt sei an den weisen Pädagogen, Philoso- phen und Theologen Johann Amos Comenius erinnert, der uns schon vor 400 Jahren etwas derb, aber um so tref- fender ins Stammbuch schrieb:

,, . . . denn was ist wissen- schaftliche Bildung ohne Hu- manität? Wer vorankommt in den Wissenschaften und dabei zurückkommt in seiner Menschlichkeit, der kommt mehr zurück als voran. Die Gelehrsamkeit an einem Manne ohne Tugend ist wie ein goldener Ring am Rüssel eines Schweines!“

Dr. med. Konrad Görg, Dürerstraße 35, 35039 Marburg, E-Mail: goergk@

med.uni

A

A704 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 11½½½½15. März 2002

B R I E F E

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