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Archiv "ERFAHRUNGEN: Völlig desinteressiert" (08.05.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen Potenzierte Arzneimittel

ten, weil sie über einschlägige Er- fahrungen verfügen. Davon prakti- ziert einer in der Schweiz, die an- deren vier arbeiten in der Bundes- republik. Sie sind deshalb nicht in die allgemeine Liste eingeordnet worden, weil es sich um eine Do- kumentation handeln sollte, die Hu- manmediziner betrifft. Es ist aber insofern nicht uninteressant, als die spezifische Wirksamkeit poten- zierter Arzneimittel bei Tieren ganz gewiß nicht auf Placebowirkung oder reinem „Glauben" der Patien- ten beruhen kann. Von den fünf Ve- terinären haben drei häufigen Ge- brauch von potenzierten Arzneimit- teln gemacht, einer „selten" und ein weiterer verwendet sie „fast ausschließlich". Die Approbations- jahre reichen von 1942 bis 64, zwei haben ihr Studium an der Universi- tät Berlin abgeschlossen, einer in München, einer in Hannover und der Schweizer in Zürich. Diese kleine Zusatzgruppe sollte hier nicht verschwiegen werden, weil die weitverbreitete Ansicht damit ad absurdum geführt werden kann, es handele sich bei potenzierten Mitteln nicht um eine echte Arznei- wirkung. Im übrigen spricht auch die erfolgreiche Behandlung von Säuglingen und Kleinkindern ge- gen die allzu einfache „Placebo- theorie".

Der Respekt vor jenen 500 Ärzten, die mit ihrer Unterschrift bestätigt haben, daß es eine spezifische Arz- neimittelwirkung der potenzierten Substanzen gibt, sollte Anlaß ge- nug sein, Zweifel an deren Wirk- samkeit in der öffentlichen Diskus- sion zurückzuhalten, theoretische Gründe neu zu überdenken und die Grundlagenforschung auf dem schwierigen Gebiet einer Wirksam- keitskontrolle zu verbessern. An die Adresse der Politiker gerichtet, muß gesagt werden, daß dem Tat- bestand bei der Abfassung des neuen Arzneimittelgesetzes Rech- nung getragen werden muß, daß eine beträchtliche Anzahl Ärzte ihre besondere Art der Therapie beizubehalten wünscht. Da es ei- nen „autonomen" Wirksamkeits- nachweis für alle Arzneimittelgrup- pen bekanntlich nicht gibt, muß

man sich davor hüten, ihn zum Schaden für den bestehenden Plu- ralismus in der Medizin gesetzlich zu fordern. Unsere Erhebung be- stätigt das Vorhandensein dieses Pluralismus und unterstreicht die Forderung, daß ein zukünftiges Arzneimittelgesetz dementspre- chend abgefaßt sein muß.

Anschriften der Verfasser:

Dr. med. Gottfried Büttner Arzt für Allgemeinmedizin 35 Kassel-Wilhelmshöhe Feldbergstraße 6

Dr. med. Gerhard Repschläger Arzt für Allgemeinmedizin 3101 Marwede

Briefe an die Redaktion

LYRIK

Neun nette Verschen über das bei vie- len so beliebte Gebiet:

Qualitäts-Kontrolle

Ein Arzt, nicht mehr ganz jung an Jahren / Und, wie er meint, schon recht erfahren / Erfährt von der KV, er solle / Die Praxis-Qualitäts- Kontrolle / In Zukunft nach be- stimmten Schemen / lm Lab'rato- rium unternehmen.

Man schickt ihm Bücher groß und dick / Voll Formelkram und Math`ma- tik / Und er versteht: Im Fall des Falles / Geht die Exaktheit über al- les.

Voll Eifer geht er ans Studieren / Und muß schon bald drauf resi- gnieren: / Die Formeln SIGMA und quadriert / Erscheinen ihm zu kom- pliziert.

Der Arzt, bei dem der Lebensrhyth- mus / Voll Arbeit ohne Logarithmus / Stets ausgefüllt als Arzt, als gu- ter, / Kauft sich im Kaufhaus 'nen Computer.

Er drückt aufs Knöpfchen MINUS

— PLUS / Mit ausgeprägtem Hoch-

genuß / Und kann die Zahlen schnell ergänzen / Durch Knöpf- chendruck mit den Potenzen.

Zwar merkt er bald mit weichen Knien / Er muß auch eine Wurzel zieh'n. / Doch bringt er dieses auch zuwege / (Ein Zahnarzt half ihm als Kollege).

In tiefer Nacht der Arzt erkennt: / Die Kurve liegt bei fünf Prozent. / Sein Landlabor, das ihm stets wichtig, / Läuft rein statistisch sachlich richtig. / Welch Hochge- fühl: Der Stellenwert / Der Basis ist, wie's sich gehört.

Ruft jetzt ein Mensch mit starken Schmerzen / Den Arzt, er habe was am Herzen, / Dann sagt bestimmt jetzt seine 011e: / „Mein Mann macht Qualitätskontrolle!"

Zwar eilt er schnell zu dem Patien- ten, / Doch seine V-Koeffizienten / Verfolgen ihn. — Er überlegte: / Was man den Ärzten auferlegte, / Politikern empfehlen sollte, / Und denkt an

Qualitäts-Kontrolle

Dr. R. Teischinger 8425 Neustadt/Donau

ERFAHRUNGEN

„Man bewahre uns vor dem sozialisier- ten Krankenhaus, wie es seit 1969 in

Italien besteht", schrieb Dr. Brameyer in seinem Begleitbrief. Und so sei diese Zuschrift auch verstanden: nicht als Angriff auf ein bestimmtes Haus, son- dern als Erfahrungsbericht mit einem leistungsfeindlichen System.

Völlig desinteressiert

Als Teilnehmer des ... auf Ischia erkrankte ich an einer hochfieber- haften Infektion und wurde von ei- nem deutschen Internisten, der auch in Ischia weilte, ... in das Ho- spital der Insel in Rizzoni gebracht.

Eine weitere ambulante Behand- lung wäre nicht zu verantworten gewesen. Nur auf dringenden Wunsch des begleitenden Kollegen wurden in der Nacht notwendige Untersuchungen vorgenommen...>

1370 Heft 19 vom 8. Mai 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

Ärzte und Personal waren völlig desinteressiert. Handtücher gab es nicht. Das Krankenbett roch nach Urin und wurde erst am dritten Tag auf ausdrücklichen Wunsch einmal aufgeschüttelt und gemacht. Sämt- liche Türen der Krankenzimmer standen auf, und einige Kranke be- wegten sich lärmend und rauchend von Zimmer zu Zimmer wie in ei- nem Basar ... Die Toiletten mach- ten den Eindruck etwa von Bedürf- nisanstalten eines deutschen Bahn- hofs.

Zur Reinigung des Krankenzim- mers erschien täglich ein Pfleger mit einem nassen Aufnehmer an einem Schrubber mit überlangem Stiel. Er verteilte Wasser auf dem Boden, ohne auch nur einen Stuhl oder die am Boden stehende Urin- flasche zu verrücken. Derselbe Pfleger (Sanitario) verabfolgte nur kurze Zeit später intravenöse Injek- tionen. Der Arzt stand daneben und guckte gelangweilt durchs Fenster, während der Pfleger mit Trauerrän- dern unter den Fingernägeln meine Venen suchte. Eine Hautdesinfek- tion schien vor der Injektion nicht üblich zu sein. In drei Tagen erhielt ich von fünf verschiedenen Pfle- gern und auch zwei Ärzten Injek- tionen, über deren Wirkung und Art ich als Kollege nicht unterrich- tet wurde, obwohl einer der italie- nischen Ärzte ein leidliches Deutsch sprach. Es wäre schon al- les gut und in Ordnung.

Die Ärzte schienen bis auf einen Bereitschaftsdienst nur morgens anwesend zu sein. Ein italienischer Kollege, von meiner Frau, die selbst Ärztin ist, im Hospital am Morgen angesprochen, sagte: „Non capi- sco!" Dieser behandelte aber am gleichen Nachmittag in seinem Vertragshotel ... deutsche Ur- laubsgäste. Durch diese Nebentä- tigkeit als behandelnde Ärzte der Urlauber und auch als Badeärzte verdienen sich die italienischen Kollegen neben ihrem festen Ge- halt einiges zusätzlich. Der Dienst im verstaatlichten Krankenhaus scheint nur so weit durchgeführt zu werden, wie es laut Dienstvertrag gerade notwendig ist. In der priva-

ten ärztlichen Tätigkeit sind die Kollegen nachmittags sehr eifrig.

Allen Italienurlaubern, denen eine akute Erkrankung drohen kann (das gilt aber viel mehr für Kranke, die Heilung suchen und jederzeit krankenhauspflegebedürftig wer- den können) ist zu raten, sich nur an solche Urlaubs- und Kurorte in Italien zu begeben, wo sie jederzeit die Möglichkeit haben, in ein gut- geführtes Privatkrankenhaus auf- genommen zu werden. Dort soll man bessere Verhältnisse erwarten können. Auf der Insel Ischia ist das nicht möglich.

Dr. med. Wilhelm Brameyer 474 Oelde/Westfalen

Hindenburgstraße 8

GRIECHENLAND

Der „Landdienst" griechischer Ärzte über den in Heft 8, Seite 483, Priv.-Doz.

Dr. Alexander Kotikas berichtet hat, er- scheint einem ebenfalls in der Bundes- republik tätigen griechischen Facharzt nicht so „sinnvoll" wie dem Verfasser jenes „Briefes" aus Griechenland.

Landdienst nicht sinnvoll

Politiker wählen in der Demokratie oft den Weg des geringsten Wider- standes. Sie bevorzugen diejenige Lösung, die den geringsten Verlust an Wählerstimmen bedingt. Dies ist ein uralter Nachteil der Demokra- tie. In den 50er Jahren standen Regierung und Parlament in Grie- chenland vor der Frage, wie die ärztliche Versorgung der ländli- chen Bevölkerung sichergestellt werden kann — eine Frage, die ja auch in der Bundesrepublik disku- tiert wird. Ich habe als Abiturient und später als junger Medizinstu- dent die ganze Diskussion in Grie- chenland miterlebt. Es gab drei Al- ternativen. Mein hochverehrter Lehrer, Prof. Dr. Gerasimos Aliwi- satos, hatte vorgeschlagen, man sollte kleine Ambulatorien auf dem Lande gründen, die, mit mehreren Ärzten besetzt, die Erstversorgung übernehmen sollten. Dies hätte dem Staat sehr viel Geld gekostet, denn er hätte nicht nur die Ärzte

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bezahlen müssen, sondern über- haupt die Ambulatorien auch erst bauen müssen. Die zweite Alterna- tive war, die Landarztstellen finan- ziell so attraktiv zu gestalten, daß Ärzte, und zwar nicht unbedingt nur die jungen Ärzte, ohne Zwang und aus freiem Entschluß dorthin gehen würden. Auch dies hätte dem Staat sehr viel Geld gekostet.

Die dritte Alternative war, die Ärzte

— und unter ihnen vor allem die jungen Ärzte, die ja kaum politi- sche Macht besaßen — gesetzlich gegen eine sehr geringe Vergütung zum Landarztdienst zu verpflichten.

Diese Lösung wurde von der da- maligen Regierung dem Parlament vorgelegt und als die für die Parla- mentarier schmerzloseste Alterna- tive gesetzlich verabschiedet. Seit- dem ist das Gesetz drei- oder vier- mal novelliert worden, wobei jedes- mal eine weitere kleine Interessen- tengruppe es schaffte, für sich günstigere Bedingungen zu erzie- len. Damit wurde die Minderheit, die hier unter ein Zwangsrecht ge- stellt wurde, noch kleiner, und aus dem Gesetz wurden schließlich ein paar traurige Paragraphen. Es ist überaus zweifelhaft, ob der Land- bevölkerung damit wirklich gedient ist.

Dr. med. Stauros Zacharias lkonomidis

4730 Ahlen Böcklingweg 16

DEUTSCHES ARZTEBLATr

Heft 19 vom 8. Mai 1975

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