Einfluss der Verfütterung von Heu oder Silage auf das Fettsäuren- muster in der Milch
Wyss U.und Collomb M.
Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, CH-1725 Posieux Kontakt: U. Wyss, ueli.wyss@alp.admin.ch
Einleitung
Es gibt nur wenige Untersuchungen, die den Einfluss der Konservierungsart auf das Fettsäurenmuster bei gleichem Ausgangsmaterial untersucht haben (Huhtanen et al., 2010). Morel et al. (2005 und 2006) zeigten, dass die Milch mehr gesättigte Fettsäuren aufwies, wenn Grassilage oder Dürrfutter im Vergleich zu Grünfutter verfüttert wurde. Neben der Konservierungsart beeinflusst zusätzlich die botanische Zusammensetzung und das Alter des Futters das Fettsäurenmuster der Milch (Wyss und Collomb, 2007). Der Trocknungsprozess bei der Dürrfutterbereitung, und zu einem geringerem Ausmass auch bei der Silagebereitung, beeinflussen durch die Oxidation und durch die Bröckelverluste die Fettsäuren im Futter (Dewhurst et al., 2006).
Das Ziel dieser Untersuchung war es, den Einfluss der Konservierungsart auf das Fettsäurenmuster im Futter als auch in der Milch zu untersuchen.
Material und Methoden
Für diesen Vergleich wurde Futter vom ersten Aufwuchs einer Kunstwiese mit 62 % Gräsern, hauptsächlich Lolium perenne, und 36 % Klee, Trifolium pratense und Trifolium repens, verwendet.
Ein Teil des Futters wurde auf 39 beziehungsweise auf 57 % TS angewelkt und in Quaderballen einsiliert. Der Rest des Futters wurde auf einer Heubelüftungsanlage getrocknet.
Die drei konservieren Futter - A Grassilage mit 39 % TS, B Grassilage mit 57 % TS und C Belüftungsheu - wurden in einem Fütterungsversuch verfüttert. 30 Kühe im Stadium Mitte bis Ende Laktation wurden nach ihrer Milchleistung und Milchinhaltsstoffen auf die drei Behandlungen aufgeteilt. Die Vorperiode dauerte zwei Wochen. Hier wurde den Kühen neben einer Halbtagsweide Dürrfutter (Dürrfutter K), Kraftfutter und Mineralstoffe verfüttert. Während den letzten vier Tagen der Vorperiode wurde nicht mehr geweidet. Die Versuchsperiode dauerte drei Wochen. Die drei konservierten Futter wurden ad libitum verfüttert. Zusätzlich gab es 5 kg vom Dürrfutter K, Mineralstoffe und Kraftfutter in Abhängigkeit von der Milchleistung. Die Rau- und Kraftfutteraufnahmen wurden automatisch mit den Fütterungsanlagen registriert.
Bereits vor der Konservierung wurden Grasproben gezogen. Während dem Fütterungsversuch wurde vom konservierten Futter Proben gezogen und die Rohnährstoffe sowie die Fettsäuren analysiert.
Die Milchmengen wurden zweimal täglich erfasst. Einmal wöchentlich wurden Milchproben zur Bestimmung der Inhaltsstoffe genommen. Am Ende der Vorperiode sowie in der zweiten und dritten Versuchswoche wurden Proben zur Bestimmung der Fettsäuren in der Milch gezogen. Die statistische Auswertung wurde mit einer Varianzanalyse und dem Bonferroni-Test durchgeführt.
Ergebnisse und Diskussion
Die Konservierungsart hat den TS-Gehalt, Rohaschegehalt, Rohproteingehalt, Rohfasergehalt, Zuckergehalt und Energiegehalt der drei Futter signifikant beeinflusst (Tabelle 1). Keine statistisch gesicherten Unterschiede wurden hingegen bei der Palmitinsäure (C16:0), Stearinsäure (C18:0) und Ölsäure (C18:1) festgestellt. Unterschiede gab es bei der Linolsäure (C18:2) und Linolensäure (C18:3). Im Vergleich zum Grünfutter waren die Fettsäuren in den Silagen und im Dürrfutter höher.
Eine Ausnahme bildete die Linolensäure (C18:3) im Dürrfutter. Der Anwelkgrad und die Gärungsintensität wirkten sich auf die Fettsäuren im Futter aus. Ähnliche Veränderungen durch die Konservierung wurden auch von Morel et al. (2005 und 2006) gefunden.
Tabelle 1. Chemische Zusammensetzung und Fettsäuren in den eingesetzten Futtermitteln Heu
K
Kraft- futter
Grün- futter
Silage A
Silage B
Heu C
SE Sig.1
TS-Gehalt, g 880 877 168 375c 534b 875a 9.7 ***
Rohasche, g/kg TS 99 48 76 90a 87a 79b 1.1 **
Rohprotein, g/kg TS 147 120 124 152a 137b 128b 2.7 **
Rohfaser, g/kg TS 282 28 196 236a 234ab 224b 2.3 *
Zucker, g/kg TS 92 44 140 62b 136a 142a 5.9 ***
Rohfett, g/kg TS 23 24 27 26 18 19 3.2 ns
NEL, MJ/kg TS 5.3 8.0 6.2 5.9a 5.9a 5.7b 0.02 **
C16:0, g/kg TS 1.88 3.39 1.69 2.42 2.23 1.97 0.12 ns C18:0, g/kg TS 0.18 0.36 0.15 0.20 0.20 0.18 0.01 ns C18:1, g/kg TS 0.33 4.63 0.27 0.40 0.34 0.30 0.03 ns C18:2, g/kg TS 1.84 13.64 2.14 2.79a 2.54ab 2.15b 0.09 **
C18:3, g/kg TS 5.84 0.79 9.67 11.46a 10.18ab 8.33b 0.33 **
1 Die statistische Analyse wurde nur mit den drei Raufuttern A, B und C durchgeführt SE: Standardfehler; ns: nicht signifikant * p < 0.05; ** p < 0.01; *** p < 0.001
Tabelle 2. Futteraufnahmen, kg TS/Tag
Vorperiode Versuchsperiode
Silage A
Silage B
Heu C
SE Sig .
Silage A
Silage B
Heu C
SE Sig.
Anzahl Kühe 10 10 10 10 10 10
Aufnahme K 17.8 17.6 16.9 0.77 ns 2.1ab 2.5a 1.5b 0.21 **
Aufnahme A-C - - - 15.4ab 14.4b 16.5a 0.49 *
Kraftfutter 1.9 1.9 1.7 0.53 ns 1.6 1.9 1.9 0.56 ns Mineralstoffe 0.3 0.3 0.3 0.00 ns 0.3 0.3 0.3 0.00 ns Aufnahme Total 20.0 19.9 19.0 0.95 ns 19.4 19.1 20.2 0.67 ns K: Dürrfutter K; A+B: Grassilagen; C: Belüftungsheu
SE: Standardfehler; ns: nicht signifikant * p < 0.05; ** p < 0.01; *** p < 0.001
Tabelle 3. Milchproduktion, Milchinhaltsstoffe und Fettsäurenmuster in der Milch
Vorperiode Versuchsperiode
Silage A
Silage B
Heu C
SE Sig .
Silage A
Silage B
Heu C
SE Sig.
ECM (kg d-1) 22.0 22.8 21.6 1.58 ns 22.4 23.7 22.5 1.74 ns
Fettgehalt, g/kg 40 42 39 1.8 ns 45 46 43 1.9 ns
Proteingehalt, g/kg 34 34 34 0.8 ns 35 35 35 0.8 ns SFA, g/100 gFett 61.48 63.24 61.93 0.89 ns 63.57b 66.34a 65.20ab 0.60 * MUFA, g/100 gFett 22.41 21.15 21.80 0.75 ns 20.35a 18.66ab 18.32b 0.54 * PUFA, g/100 gFett 4.10 3.79 4.00 0.15 ns 3.74a 3.29b 3.71ab 0.12 * CLA, g/100 gFett 0.89 0.90 0.89 0.07 ns 0.63a 0.42b 0.53ab 0.04 **
Omega-3, g/100 g Fett
1.36 1.22 1.31 0.08 ns 1.40 1.29 1.52 0.07 ns ECM: Energiekorrigierte Milch
SE: Standardfehler; ns: nicht signifikant * p < 0.05; ** p < 0.01; *** p < 0.001
Während der Vorperiode waren die Futteraufnahmen zwischen den drei Behandlungen statistisch nicht unterschiedlich (Tabelle 2). Die Konservierungsart beeinflusste die Futteraufnahme des Dürrfutters beziehungsweise der beiden Silagen, jedoch nicht die Gesamtfutteraufnahme.
Keine statistisch gesicherten Unterschiede gab es bei der Milchleistung sowie dem Fett- und Proteingehalt sowohl während der Vor- als auch Versuchsperiode (Tabelle 3). Die höchste Konzentration an gesättigten Fettsäuren (SFA), die tiefste Konzentration an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (PUFA) und an konjugieren Linolsäuren (CLA) wurde bei der Behandlung mit der Grassilage mit dem höheren Anwelkgrad gefunden. Gerade das Gegenteil wies die Milch der Behandlung mit dem tieferen Anwelkgrad auf. Die Gruppe mit der Heufütterung lag zwischen den beiden Silagevarianten. Die Omega-3-Fettsäuren waren zwischen den drei Varianten nicht unterschiedlich. Rouillé und Montourcy (2010) fanden in ihren Untersuchungen, die sie auf 17
Praxisbetrieben durchgeführt haben, keine statistisch gesicherten Unterschiede hinsichtlich SFA, MUFA und CLA bei Dürrfutter- im Vergleich zu Silagerationen. Nur die PUFA waren signifikant unterschiedlich.
Folgerungen
• Grassilage mit 39 % TS und Belüftungsheu vom der gleichen Parzelle und dem selben Schnittzeitpunkt wiesen statistisch gesicherte Unterschiede bei den Rohnährstoffen und den Fettsäuren, C18:2 und C18:3, auf.
• Die Konservierungsart beeinflusste die Raufutteraufnahme, jedoch nicht die Gesamtfutteraufnahme.
• Die SFA, MUFA, PUFA und CLA-Konzentrationen in der Milch variierten zwischen den Konservierungsarten.
Literatur
Dewhurst R.J., Shingfield K.J., Lee M.R.F. and Scolan N.D. (2006): Increasing the concentrations of beneficial polyunsaturated fatty acids in milk produced by dairy cows in high-forage systems.
Animal Feed Science and Technology 131: 168-206.
Huhtanen P., Südekum K.H., Nousiainen J. und Shingfield K.J. (2010): Forage conservation, feeding value and milk quality. Grassland Science in Europe 15: 379-400.
Morel I., Wyss U., Collomb M. und Bütikofer U. (2005): Grün- oder Dürrfutterzusammensetzung und Milchinhaltsstoffe. Agrarforschung 12 (11-12): 496-501.
Morel I., Wyss U. und Collomb M. (2006): Grünfutter- oder Silagezusammensetzung und Milchinhaltsstoffe. Agrarforschung 13 (6): 228-233.
Rouillé B. und Montourcy M. (2010): Influence of French dairy feeding systems on cow milk fatty acid composition. Grassland Science in Europe 15: 619-621.
Wyss U. und Collomb M. (2007): Milchfettzusammensetzung bei Kunst- und Naturwiesenfutter.
Agrarforschung 14 (9): 418-423.