58 42008 · UFA-REVUE Wer möglichst viel Milch aus dem
Weidefutter produzieren will, macht sich Gedanken über die ge- eignete Weideintensität. Auch Fre- dy Schori von der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux (ALP) hat sich damit befasst und auf dem Betrieb l’Abbaye in Sorens (FR) während drei Jahren eine hohe (BSH) mit einer nied- rigen Besatzstärke (BSN) unter Bio-Be- dingungen verglichen. Bei der BSN- Gruppe war die Weidefläche im Versuch rund 15 % grösser. So weideten im Jahr 2004 durchschnittlich 1.7, 2005 2.0 und 2006 1.9 Grossvieheinheiten auf ei- ner Hektare. Bei der BSH-Gruppe waren es 2.0 (2004), 2.3 (2005) und 2.3 (2006). Im Frühling war die Besatzstär- ke zwischenzeitlich über 4! Die beiden Kuhgruppen wechselten gleichzeitig von der einen zur anderen Parzelle der Umtriebsweide. Der Rhythmus wurde von der BSH-Gruppe bestimmt. Die Weiden des Versuchsbetriebes liegen 800 bis 900 m über Meer.
Wann die Weide verlassen? Im Frühling wird heute empfohlen, dass die Grashöhe beim Verlassen von Um- triebsweiden etwa 6.5 cm betragen soll- te. Ab Ende Mai steigert sich diese Richtgrösse auf 7 cm bei trockenen be- ziehungsweise 8 cm bei nassen Bedin- gungen (Messung mit Doppelmeter).
Bei der sturen Einhaltung dieser Emp- fehlungen zeigten sich im ALP-Versuch 2004 enorme Schwankungen der tägli- chen Milchleistung von über 20%. Auch die Kotkonsistenz war besorgniserre- gend (wässrig, mit Bläschen). «Die Emp- fehlungen sind meiner Ansicht nach für flache und gewalzte Weiden mit Rai- gras-Klee Bestände bestimmt», folgert Fredy Schori. Für abweichende Bedin- gungen gälten – besonders bis Ende Mai – etwas weiter gefasste Optimumswer- te. Die Milchleistung eignet sich als se- kundäres Hilfsmittel zum Weidemana- gement:
• Stellt man keine täglichen Milchleis- tungsschwankungen fest, wird zuwe- nig Weidedruck ausgeübt.
• Stellt man Schwankungen von über 15 % fest, ist der Weidedruck mögli- cherweise zu hoch.
Intensität beeinflusst Futter- qualität Im Versuch waren die NEL- und Protein-Gehalte bei der BSH-Wie- se während der zweiten Weideperiode signifikant höher, während die Rohfaser- Gehalte klar tiefer lagen als in der Ver- gleichsgruppe. Das bestätigt, dass hö- here Weideintensitäten zu einer besseren Grasqualität bei den nachfol- genden Aufwüchsen führt. Zwar nimmt die Milchleistung pro Tier mit einer hö- heren Besatzstärke ab. Die Unterschie- de betrugen im ALP-Versuch zwischen 0.3 bis 0.5 kg pro Kuh und Tag. Diese Differenzen waren statistisch zwar nicht signifikant, aber jedes Jahr zu Gunsten der BSN-Kühe und in einer ähnlichen Grössenordnung wie sie auch schon für konventionelle Bedingungen beschrie- ben worden waren. Demnach reduziert sich die Milchleistung pro Kuh und Tag um etwa 1 kg, wenn man die Besatz- stärke um eine Kuh pro Hektare und Jahr erhöht. Dafür steigt bei einer hö- heren Weideintensität die Milchleistung
pro Fläche. Im Versuch lag sie 15 bis 19 % über der BSN-Gruppe.
Produktion von Qualitätskäse möglich Die prozentualen Milchgehal- te waren in der ALP-Studie zwischen den beiden Gruppen etwa gleich. Bekanntlich können die Milchgehalte bei einem ho- hen Weideanteil aber stark schwanken.
Dennoch kann Milch aus weidebetonten Produktionssystemen unter Berücksichti- gung gewisser Risiken zu Qualitätskäse verarbeitet werden. So stellte ALP mit der Milch des Betriebes l’Abbaye, einer kon- ventionellen sowie einer Bio-Mischmilch 2005 monatlich Hartkäse her. 35 der 36 in der Versuchskäserei Liebefeld fabrizier- ten Käse waren von guter Qualität (Aus- nahme: März-Käse, l’Abbaye). 䡵
Mehr Milch aus der Umtriebsweide
Autor Matthias Roggli, UFA-Revue, 8401 Winterthur
Unter www.alp.admin.ch (Dokumenta- tionen, Publikationen, Archiv) können die Arbeiten von Fredy Schori zur Weide intensität im Bio-Landbau heruntergeladen werden.
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www.ufarevue.ch 4 · 08
Fredy Schori plädiert für flexiblere Empfehlungswerte zur Grashöhe beim Verlassen der Weide.
Für Weidefutter spricht, dass es günstig und artgerecht ist.
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