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Archiv "Arsenik ohne Spitzenhäubchen" (15.06.1984)

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Arsenik ohne Spitzenhäubchen

Friedrich Wähler an Justus Lie- big, Göttingen, Mai 1843:

„Ich war einige Tage lang auf dem Harz, auch auf der Arsenik- hütte, und war erstaunt darüber, wie sehr sich der Organismus an das Arsenik gewöhnen kann.

Die Arbeiter, ständig im Arsenik- Staub und -Rauch, wie die Mül- ler in einer Mühle, sind frisch und gesund; höchstens wird es ihnen manchmal übel, in wel- chem Falle sie sich dann mit viel Milch curiren."

Friedrich Wähler an Justus Lie- big, Göttingen, 18. August 1844:

„Die Vergiftungsgeschichte hat sich in der Nähe von Osnabrück zugetragen. Eine Frau hat ihre beiden Männer vergiftet, und wahrscheinlich auch einen Liebhaber, dessen Grab nicht aufzufinden war. Die Leichen der ersteren wurden erst nach Jahren ausgegraben. Zwei ganz geschickte Apotheker fanden in beiden nur zweifelhafte Spuren von Arsenik, aber sie entdeck- ten, daß der eine Mann Phos- phorsäure eingenommen hatte, und daß diese von dem Apothe- ker des Orts selbst aus arsenik- haltigem Phosphor bereitet war.

Hier hatte der Vertheidiger ge- wonnenes Spiel, wiewohl ich überzeugt bin, daß das in der Leiche gefundene Arsenik nur theilweise aus dem Phosphor herrührte. Zu dem einen ent- scheidenden Obergutachten der hiesigen medicinischen Fa- cultät wurden nun die beiden

Leichen, natürlich im Zustand der gräulichsten Fäulnis, zur Untersuchung hierher ge- schickt. In der des ersten Man- nes konnte ich eine so große Menge Arsenik finden, daß eine Vergiftung bei diesem unzwei- felhaft war."

Friedrich Wähler an Justus Lie- big, Göttingen, 22. Juli 1847:

„Also auch Du bist so müde, so chemiemüde. Es ist mir dies ein

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ordentlicher Trost. Du glaubst nicht, wie müde ich bin, wie satt ich die Chemie habe, wie na- mentlich gewisse Theile mich ordentlich anekeln, mir wenig- stens so langweilig sind, daß ich gähnen muß, wenn ich daran denke. Sind wir denn schon so alt, oder wie ist das? Diese ner- venschwächende Wirkung muß wirklich der Chemie eigenthüm- lich sein. Ich glaube, die mate- riellen Influenzen, die Dämpfe, Gerüche und all die Teufelsstin- kereien haben großen Antheil daran. Besonders ist es das Practicum, was einen so herun- terbringt."

Aus dem Briefwechsel Liebig-Wähler, 1888, Verlag von Fr. Vieweg und Sohn,

Braunschweig AR

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

POST SCRIPTUM

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1966 (108) Heft 24 vom 15. Juni 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

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