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Archiv "Ist auch ein kranker Mann ein Mann?" (15.12.2006)

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A3382 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 50⏐⏐15. Dezember 2006

P O L I T I K

Die Frage, wie Wege aus solch pre- kären Lebenswelten gefunden wer- den können, stand im Mittelpunkt des Berliner Kongresses. „Wir brau- chen Projekte und Regelangebote, die Gefährdungen früh erkennen und Menschen in schwierigen Le- bensssituationen kompetent för- dern“, erklärte BZgA-Direktorin Dr.

med. Elisabeth Pott. Rund 2 800 solcher Projekte und Angebote bun- desweit werden seit 2001 in einer Datenbank gesammelt, die im Rah- men des nationalen Kooperations- verbundes „Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten“ aufge- baut wurde. 42 Kooperationspartner (Ärzteorganisationen, Bundes- und Landesvereinigungen für Gesund- heit, Krankenkassen, Wohlfahrts- verbände) beteiligen sich an dem von der BZgA initiierten Verbund.

Eine wichtige Rolle spielen dabei die „regionalen Knoten“: Koordi- nierungsstellen für Präventionspro- jekte, die es inzwischen in 15 Bun- desländern gibt. In den meisten Län- dern werden sie von den Landesver- einigungen für Gesundheit getragen und von gesetzlichen Krankenkas- sen und teilweise auch von der BZgA finanziert. Damit die Arbeit der regionalen Knoten gesichert wer- den kann, „brauchen wir in jedem Bundesland eine gemeinsame Fi- nanzierung vom Land und allen ge- setzlichen Kassen und möglichst auch von den privaten Krankenkas-

sen“, forderte Dr. jur. Hans-Jürgen Ahrens, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands bei dem Kongress.

Das Verbundprojekt arbeitet nach dem „Good-Practice-Ansatz“: Gute Projekte sichtbar machen und in die Fläche bringen. 33 als besonders gut bewertete Projekte sind auf der Internetplattform veröffent- licht: (www.gesundheitliche-chancen

gleichheit.de). Der BKK-Bundes- verband, der mit der 2003 gestarte- ten Initiative „Mehr Gesundheit für alle“ bei der Gesundheitsförderung von sozial Benachteiligten besonders aktiv ist, hat im Rahmen des Kon- gresses Präventionsprojekte „guter Praxis“ ausgezeichnet: Das Projekt

„Waldameisen“ der Kita „Storchen- nest“ im brandenburgischen Cottbus bringt sozial benachteiligten Kin- dern im Vorschulalter den Lebens- raum Wald nahe. „Connect“ vernetzt im sozial schwachen Hamburger Stadtteil Osdorf Hilfen für Kin- der aus suchtbelasteten Familien.

„Schutzengel e.V.“ in Flensburg bie- tet alleinerziehenden Müttern mit Säuglingen und Kleinkindern nied- rigschwellige Hilfen durch Famili- enhebammen, Kinderbetreuung und Elterntreffpunkte.

Bedürftig trotz Vollzeitbeschäftigung

Damit es erst gar nicht zu sozialer Benachteiligung und damit häufiger verbundenem schlechten Gesund- heitszustand kommt, müsse sich ar- beitsmarktpolitisch einiges ändern, forderte Bury von der Bremer Ar- beitnehmerkammer. Derzeit seien die Löhne so niedrig, dass viele Ar- beitnehmer ergänzende Hilfen aus dem Arbeitslosengeld (ALG) II in Anspruch nehmen müssten. Darun- ter befänden sich auch Vollzeitbe- schäftigte. Allein in Bremen habe sich die Zahl der ALG-II-Empfänger von Juni 2005 bis Juni 2006 von 52 811 Personen auf 56 690 Personen erhöht. „Bedürftigkeit trotz Arbeit ist also längst Realität“, befand Bury. Besonders stark betroffen sei- en Frauen, weil sie häufiger als Männer im Niedriglohnsektor ar- beiten oder deren Teilzeitstelle durch die Reformen auf dem Ar- beitsmarkt in Mini-Jobs umgewan- delt worden sind. „Armut“, unter- strich die Gesundheitsreferentin,

„hat ein Geschlecht“. Die Forde- rung der Arbeitnehmerkammer: Die Politik müsse einen gesetzlichen Mindestlohn einführen, der die fort- laufende „Prekarisierung“ der Er- werbsarbeit unterbinde – und damit auch gesundheitliche Prävention

betreibe. I

Petra Bühring, Martina Merten

IST AUCH EIN KRANKER MANN EIN MANN?

„Ich will. Ich kann. Mit Leib und Seele Mann.“ Selbst Jahre nach den ersten Diskussionen über Män- nergesundheit bedürfe es noch immer plakativer, alter Rollenmuster – wie in diesem Werbeslogan für das Potenzmittel Viagra –, um das männliche Geschlecht für das Thema Gesundheit empfänglich zu machen, stellte Thomas Altgeld, Geschäftsführer der Landesvereinigung für Gesundheit Niedersach- sen, während des Kongresses heraus. Tatsächlich habe sich am „Gesundheitsförderungsparadox“ in den vergangenen Jahren nicht viel geändert: Obwohl Männer über eine deutlich geringere Lebenser- wartung als Frauen verfügen, leichter Gesundheitsrisiken eingehen und höhere Prävalenzraten für ei- nige Erkrankungen aufweisen, werden geschlechtsspezifische Angebote eher für Frauen als für Män- ner konzipiert. „Die traditionelle Männerrolle ist nach wie vor an Leistung, Härte, Macht, Distanz und Konkurrenz gekoppelt“, so der Diplom-Psychologe. Das Gesundheitsförderungsparadoxon zu überwin- den sei insbesondere bei männlichen Arbeitslosengeld-II-Empfängern in höheren Lebensjahren und bei Jungen aus bildungsfernen Schichten notwendig. Denn: Jungen litten grundsätzlich häufiger unter Asthma oder an einem hyperaktiven Syndrom und seien von Adipositas betroffen. Hinzu komme, dass neue Armutslagen bereits in früher Kindheit zu einer Spirale führten, der Jungen nicht mehr entkom- men könnten. 65 Prozent der Schulabbrecher sind Altgeld zufolge männlich, viele finden danach kei- nen Arbeitsplatz und sind auf Sozialleistungen angewiesen. Durch frühe Elternschaft gewinne die neue

Armutslage an Brisanz. MM

ARMUT IN DEUTSCHLAND

Jeder fünfte armutsgefährdete Mensch in Deutschland geht aus finanziellen Gründen nicht zum Arzt: Zuzahlungen und Praxisgebühr sind nach eigenen Angaben die Ursa- chen. Gleichzeitig schätzen sie ihren Gesundheitszustand schlechter ein. Das Statistische Bundesamt hat erstmals EU-weit vergleichbare Daten zur Armut in Deutschland aus der Studie „Leben in Europa“ vorgestellt. Danach waren im Jahr 2004 etwa 10,6 Millionen Menschen (13 Prozent) ar- mutsgefährdet, das heißt, sie mussten – nach EU-Definition – mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Ein- kommens (< 856 Euro Netto) auskommen; darunter waren 1,7 Millionen Kinder unter 16 Jahren.

Das Risiko, arm zu werden, ist in den neuen Bundeslän- dern, einschließlich Berlin, höher (17 Prozent) als im Wes- ten (12 Prozent), mit Ausnahme bei den über 65-jährigen Männern. Gleichaltrige Frauen sind in ganz Deutschland überdurchschnittlich von Armut bedroht. Weitere Armutsri- siken sind vor allem Arbeitslosigkeit, fehlende Berufs- und Bildungsabschlüsse, alleinerziehend zu sein und mehr als drei Kinder zu haben. Im EU-Vergleich liegt Deutschland von 14 Ländern auf Platz 6. Die Studie steht unter www.

destatis.de/lebenineuropa zum Herunterladen bereit. PB

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