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er 9. Dezember 2002 wird als Meilenstein in die Firmengeschichte der Schwarz Pharma AG einge- hen. Denn seit jenem Mon- tag hat das mittelständische Pharmaunternehmen mit Sitz in Monheim seinen ersten„Blockbuster“ im Portfolio – also ein Präparat mit mehr als einer Milliarde Euro Jahres- umsatz. Bereits in den ersten Stunden nach Verkaufsstart hätten Omeprazol-Kapseln im Wert von mehr als 150 Mil- lionen US-Dollar das Lager nahe Indianapolis verlassen, berichtete Vorstandschef Pa- trick Schwarz-Schütte bei der Hauptversammlung am 13.
Mai in Düsseldorf. Man sei mit der Produktion nicht nachge- kommen. Bis Ende des Jahres habe sich der Umsatz mit dem Magen-Darm-Mittel auf 176,3 Millionen Euro belaufen – und das bei einem „sehr guten Er- trag“. Für das Jahr 2003 peilt die Schwarz Pharma AG einen Omeprazol-Umsatz in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar oder – je nach Wechselkurs – rund einer Milliarde Euro an.
Gewonnener Patentstreit Dass Schwarz Pharma die ab- sehbar große Nachfrage nach dem Omeprazol-Generikum in den USA zunächst alleine bedienen darf, kam für das Unternehmen völlig überra- schend. Die Erfolgsgeschichte, wie Schwarz-Schütte sie in Düsseldorf darstellte: Im Ok- tober 2001 war das Wirkstoff- patent des AstraZeneca-Medi- kaments Prilosec® (Wirkstoff:
Omeprazol) abgelaufen. Pri- losec® wird zur Behandlung von Magen- und Zwölffinger- darmgeschwüren, Refluxöso- phagitis sowie erosiver Öso- phagitis eingesetzt und war
2001 das zweitmeist verkaufte Medikament in den USA (Jahresumsatz: mehr als 3,7 Milliarden US-Dollar). Als nach Ende des Patentschutzes die US-Generika-Unterneh- men Andrx und Genpharm so- wie die Schwarz-Pharma-Toch- ter KUDCo auf den lukrativen Markt drängten, leitete Astra- Zeneca ein Patentstreitverfah- ren ein. Am 11. Oktober 2002 entschied ein Gericht, dass ein- zig die Omeprazol-Formulie- rung von KUDCo nicht das AstraZeneca-Patent verletze, weil es durch zwei eigene For- mulierungspatente geschützt sei. „Was wir höchstens gehofft hatten, wurde Realität“, sagte Schwarz-Schütte. Der Aktien- kurs hat sich seitdem – gegen den Trend – mehr als verdop- pelt (siehe Grafik).
Maßgeblich getragen von der US-Markteinführung des Omeprazol-Generikums, stei- gerte die Schwarz-Pharma- Gruppe ihren Umsatz im Jahr 2002 um 25,5 Prozent auf 963,5 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss stieg um 19,5 Prozent auf 48,4 Millio-
nen Euro. Die Aktionäre wer- den mit einer Dividende in Höhe von 0,60 Euro an der ra- santen Gewinnsteigerung be- teiligt. Für 2003 erwartet Schwarz Pharma eine Um- satzsteigerung auf 1,9 Milliar- den Euro. Der Jahresüber- schuss werde auf mindestens 250 Millionen Euro ansteigen, versprach Schwarz-Schütte und stellte den rund 320 Ak- tionären eine höhere Divi- dende als für 2002 in Aussicht.
Auf die Frage, wie Schwarz Pharma den Gewinn aus dem
Omeprazol-Geschäft verwen- den wird, antwortete der Vor- standschef: „Wir wollen das Geld primär dort verwenden, wo es sich in unserer Branche lohnt: in den USA.“ Anders als in Europa biete der dortige Markt gute Margen, eine Re- gulierung finde so gut wie nicht
statt. Ziel sei es, die Position in den USA durch Investitionen in Produkte, Projekte und auch Firmen auszubauen. Schwarz Pharma entwickle sich zuneh- mend zu einem amerikani- schen Unternehmen mit Sitz in Monheim am Rhein, betonte Schwarz-Schütte.
Mit Fesoterodin, einem Präparat zur Behandlung der Blasenhyperaktivität und In- kontinenz, sowie Rotigotin, einem Parkinson-Pflaster, hat Schwarz Pharma derzeit zwei Projekte in der Entwicklungs-
phase III. Die im Vorstand für Entwicklung & Forschung zu- ständige Prof. Dr. Iris Löw- Friedrich ist überzeugt, dass Schwarz Pharma somit mit- telfristig – neben Omeprazol – weitere Erfolg versprechen- de Präparate in der Pipe- line hat. Jens Flintrop V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2123. Mai 2003 AA1461
Schwarz Pharma AG
Die pure Euphorie
Der Monheimer Arzneimittelhersteller verdient mit seinem Omeprazol-Generikum sehr viel Geld, das vor allem in den USA investiert werden soll.
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