Unbefriedigend sind bis- lang die Therapiestrategien bei den Autoimmunerkran- kungen der Leber. Hierzu gehören die Autoimmunhe- patitis Typ I bis III, die Primär Biliäre Zirrhose (PBC), wie auch die Primär Sklerosie- rende Cholangitis (PSC) und die Host-versus-Graft-Reak- tion nach Lebertransplan- tation. Alle diese Erkran- kungen zeigen einen chro- nisch-progressiven Verlauf, der zum Leberversagen oder zur Organabstoßung führt;
deshalb besteht bei allen Patienten eine klare Indika- tion zur immunsuppressiven Therapie.
„Wir sehen hier durch- aus die Notwendigkeit für neue immunsuppressive Stra- tegien“, sagte Prof. Ulrich Leuschner (Frankfurt) bei einem Symposium der Falk Foundation. Denn die Stan- dardtherapie mit Kortiko- iden bedinge oft schwere Ne- benwirkungen oder sei kon- traindiziert. Mit dem Wirk- stoff Budesonid scheinen die Gastroenterologen zumindest bei der PBC dem Ziel einer maximalen Immunsuppressi- on bei geringem Nebenwir- kungsprofil nähergekommen zu sein.
Hohe Affinität zum Rezeptor In Kombination mit Urso- desoxycholsäure führt Bude- sonid (dreimal täglich 3 mg) zu einer deutlichen Besse- rung der Laborwerte, ebenso wie auch der Histologie. Die Ergebnisse sind denjenigen einer Kombinationsbehand- lung von UDCA und Predni- solon vergleichbar. Gleichzei- tig aber werden deutlich we- niger Nebenwirkungen fest- gestellt. Während rund 30 Prozent der Patienten mit steroidtypischen Begleitreak-
tionen auf Prednisolon rea- gieren, wurden entsprechen- de Beobachtungen – wie Ab- nahme der Knochendichte – unter Budesonid nur in einem einzigen Fall gemacht. Die Ergebnisse sind nach Anga- ben von Leuschner erfolgver- sprechend, sie sollen in einer europäischen Multicenterstu- die bei 500 PCB-Patienten ve- rifiziert werden.
Die guten Effekte des Bu- desonid werden direkt auf dessen pharmakologische Ei- genschaften zurückgeführt.
Zum Tragen kommt hier, so Leuschner, in erster Li- nie die hohe Glukokortiko- id-Rezeptoraffinität, der ho- he First-Pass-Effekt in der Leber und die mit zehn bis 15 Prozent nur geringe sy- stemische Bioverfügbarkeit.
Neuere Daten deuten dabei an, daß sich möglicherweise noch deutlich ausgeprägtere Therapieerfolge als bislang erzielen lassen, wenn die Do- sierung von bisher 9 mg täg- lich auf mindestens 12 oder sogar 15 mg pro Tag erhöht wird.
Auch bei der chronischen Autoimmunhepatitis wurden mit Budesonid bereits gute Erfahrungen gemacht: Denn auch bei diesem Krankheits- bild führte das Steroid der 2. Generation zu einer signifi- kanten Verbesserung der La- borwerte. Bei der Transplan- tationschirurgie scheinen sich ebenfalls neue Immunsup- pressiva zu bewähren, hier hoffe man vor allem auf ver- schiedene Cyclosporin-Präpa- rationen sowie auf Tacroli- mus, sagte Leuschner.
Noch im experimentellen Stadium befinden sich völlig neue Strategien wie die The- rapie mit Anti-CD4-Anti- körpern, HLA-blockierenden Peptiden sowie T-Zell-An- tikörpern und T-Zell-Vakzi- nen. Christine Vetter
A-2615 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 41, 15. Oktober 1999 (71)
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