DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
„Böse Mundwinkel”
Eine Ariboflavinose wird aber ne- ben der hartnäckigen Perläche unter Umständen durch weitere Symptome, wie Dämmerungs- blindheit (Aknephaskopie), sub- sternale Dysphagien analog dem Plummer-Vinson-Syndrom, sowie durch dünnlamellöse Erytheme seborrhoiden Charakters nasola- bial oder um die Ohrmuscheln und beim Manne durch seborrho- ide respektive „pellagroide" Ver- änderungen am Scrotum ergänzt.
Sialorrhoe und dadurch hervorge- rufene Perläche sind bekanntlich aber auch ein Symptom der Quecksilber-Intoxikation.
Schließlich wird der Dermatologe bei chronisch exsudativ-krustös vegetierenden Krankheitsvorgän- gen im Mundwinkelbereich neben luxurierenden Lues-Il-Papeln auch an einen Pemphigus vege- tans oder an eine Acanthosis ni- gricans denken, während dem In-
ternisten mehr die Perläche bei Agranulozytose in Erinnerung ist.
Auf jeden Fall soll dieser Über- blick über das in seinem morpho- logischen Aufwand an sich so be- scheidene Krankheitszeichen der Perlüche, welches in Volkskreisen ebenso bekannt ist wie in medizi- nischen, dazu auffordern, bei hartnäckigen „bösen Mundwin- keln" nicht nur antibakteriell (spe- ziell bei Kindern) oder antimyko- tisch (im besonderen bei Älteren) zu behandeln, sondern nach Mög- lichkeit auch eine ätiologische Aufklärung dieser meist doch als sehr lästig empfundenen Sympto- matik anzustreben.
Symptomatisch bewährt sich au- ßer der unabdingbaren Berück- sichtigung der Grundursachen die Anwendung einer mit entspre- chenden Farbstoffen oder Antimy- ketika ausgerüsteten Creme oder
Paste, wie beispielsweise Loca- corten-Vioform-Creme®, Pimafu- cin-Creme 8 oder Candio-Hermal- Paste®.
Literatur
Korting, G. W.: Perläche — als klinisches Leit- symptom beim Erwachsenen. J. f. Med. Kos- metik 53/10, 1953 — Korting, G. W.; Denk, R.:
Dermatologische Differentialdiagnose. F. K.
Schattauer Verlag, Stuttgart, 1974, S. 311 — Bork, K.; Hoede, N.; Korting, G. W.: Symptome und Krankheiten der Mundschleimhaut und der Perioralregion. F. K. Schattauer-Verlag Stuttgart 1984, S. 34/35 — Korting, G. W.: Haut- veränderungen und Hautsymptome bei Avita- minosen. In: Dermatologie in Praxis und Kli- nik, Bd. III, Hrsg. G. W. Korting, Georg Thieme Verlag Stuttgart, 1979, S. 37/23
Anschrift des Verfassers:
Professor Dr. med.
Günter Waldemar Korting Universitäts-Hautklinik Langenbeckstraße 1 6500 Mainz 1
KONGRESSNACHRICHTEN
Hohe Cholesterin-Werte bei malignem Aszites
Zu den einfachen Untersuchun- gen bei einem Aszitespunktat ge- hört neben dem spezifischem Ge- wicht und Eiweißgehalt die Chole- sterinbestimmung im Aszites. Die Autoren von der Medizinischen Klinik II aus Großhadern bestimm- ten bei 92 Patienten mit Aszites unterschiedlicher Genese Chole- sterin, Triglyceride, Phospholipi- de und Protein. Bei malignem As- zites betrug der Cholesterinwert durchschnittlich 72 mg/dl, bei As- zites benigner Genese 21 mg/dl.
Nur die Asziteszytologie zeigte ei- ne noch höhere Spezifität (100 Prozent), während die Sensitivität bei 62 Prozent lag.
Durch die Cholesterinbestim- mung im Aszites ist eine sehr gute Unterscheidung zwischen Aszites maligner Genese und Aszites bei einer Leberzirrhose möglich. Bei
einer Sensitivität dieses einfachen Tests von 90,1 Prozent und einer Spezifität von 95,1 Prozent sollte häufiger auf die Bestimmung des Cholesterins im Aszites zurückge- griffen werden, da die Methodik allgemein verfügbar ist und eine wesentliche Ergänzung zur Aszi- teszytologie darstellt.
13. Kongreß der Gesellschaft für Gastroente- rologie in Bayern, Regensburg, 25./26. Okto- ber 1985
Neue Aspekte zur Ulkustherapie mit Antaziden
Nach Untersuchungen von Berndt (Ostberlin) führt eine symptomati- sche Behandlung mit Antazida ad libitum zu gleichen Heilungsraten wie eine standardisierte Therapie mit 6 Einzeldosen von je 70 mmol Neutralisationskapazität. In einer prospektiven, an 6 DDR-Kranken- häusern durchgeführten Multi-
center-Studie an insgesamt 310 Patienten ließ sich kein Unter- schied zwischen beiden Gruppen hinsichtlich Schmerzfreiheit und Verschwinden der Ulkusnische feststellen.
400 mg Aluminiumhydroxid plus 400 mg Magnesiumhydroxid, vier- mal täglich eingenommen, sind nach einer von Bianchi Porro (Mailand) vorgetragenen Studie genauso wirksam wie 400 mg Ci- metidin, um Ulkusrezidive bei ei- ner Dauermedikation zu verhin- dern. Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Sollten sich die- se bei 75 Patienten gewonnenen Erfahrungen bestätigen, fände ei- ne insbesondere in den Vereinig- ten Staaten schon lange prakti- zierte Verordnung (Dauermedika- tion von Antazida bei Ulkuspatien- ten) eine wissenschaftliche Be- gründung.
17. Jahrestagung des European Gastro Club, 17./18. Oktober 1985 in Erlangen.
324 (54) Heft 6 vom 5. Februar 1986 83. Jahrgang Ausgabe A