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Archiv "Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura nach Gabe von Ticlopidin" (22.01.1999)

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Academic year: 2022

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Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft gibt nachfolgend eine Arzneimittel-Schnellinformation (ASI Dezember 1998) des BfArM wie- der:

„Dem Bundesinstitut für Arzneimit- tel und Medizinprodukte (BfArM) liegen Veröffentlichungen (1, 2) sowie eine Be- kanntmachung der amerikanischen Ge- sundheitsbehörde (FDA) aus dem Inter- net (3) vor, in denen über neue Erkennt- nisse zur Häufigkeit und zum Eintretens- zeitpunkt einer thrombotisch-thrombo- zytopenischen Purpura (TTP; Moschco- witz-Syndrom) im Zusammenhang mit der Anwendung von Ticlopidin berichtet werden. Die TTP gilt als eine potentiell lebensbedrohliche Arzneimittelneben- wirkung. Der Thrombozytenfunktions- hemmer Ticlopidin ist in Deutschland für Patienten, bei denen eine Behandlung mit Acetylsalicylsäure nicht vertretbar ist, zur Prophylaxe eines thrombotischen Hirninfarktes, nach transitorisch isch- ämischen Attacken, reversiblem ischämi- schem neurologischen Defizit bezie- hungsweise zur Sekundärprophylaxe bei Patienten, die einen thrombotischen Hirn- infarkt durchgemacht haben, zugelassen.

Ticlopidin wird außerdem – obwohl für dieses Anwendungsgebiet in Deutschland keine formale Zulassung besteht – zur Ver- hinderung von Okklusionen nach Stent- Implantationen eingesetzt (4).

In der Veröffentlichung von Bennett et al. (1) wird über 60 Berichte aus ver- schiedenen Quellen über das Auftreten einer TTP berichtet. Symptome der TTP waren Thrombozytopenie, Anämie, neu- rologische Symptome und Nierenfunkti- onsstörungen. Für die Bewertung des Kausalzusammenhanges erschwerend erscheint die Tatsache zu sein, daß die Symptome einer TTP den Symptomen ei- nes Schlaganfalls ähneln können. Der Autor bemerkt, daß bei zwei Drittel der untersuchten Patienten, bei denen das Blutbild bestimmt worden war, die Thrombozytenzahl 14 Tage vor Beginn

der TTP noch im Referenzbereich lag und daß eine 14tägige Blutbildbestim- mung möglicherweise nicht ausreicht, um eine TTP rechtzeitig zu erkennen. Bei vielen Patienten, die verstorben sind, wurden die TTP erst im nachhinein dia- gnostiziert. Hervorzuheben ist die relativ hohe Mortalität der Patienten mit TTP.

Sie wird mit 24 Prozent bei Patienten, die eine Plasmapherese erhielten, angege- ben. Bei Patienten, die keine Plasma- pherese erhielten, betrug die Mortalität sogar 50 Prozent. Dieses Ergebnis de- monstriert den lebensrettenden Wert ei- ner Plasmapherese bei Patienten mit einer akuten TTP.

Das Risiko einer TTP ist insgesamt sehr selten. Dem BfArM liegen aus den letzten Jahren fünf Berichte über Ver- dachtsfälle einer thrombozytopenischen Purpura im Zusammenhang mit Ticlopi- din vor, darunter ein Todesfall; in den USA sind der FDA ca. 100 Verdachtsfäl- le bekannt. In der Verlautbarung der FDA (3) wird die Häufigkeit der TTP mit einem Patienten auf 2 000 bis 4 000 behandelte Patienten angegeben. Diese Angabe basiert auf der Erfassung von Ereignissen (events) und auf Schätzun- gen über die Zahl der Exponierten sowie einer nicht genau bekannten Berichts- rate. Die meisten TTP-Fälle wurden in den USA drei bis vier Wochen nach Therapiebeginn erkannt; eine Häufung der auch nach Ticlopidin bekannten gele- gentlich auftretenden Neutropenien wur- de nach vier bis sechs Wochen der The- rapie mit Ticlopidin beobachtet. Außer- dem werden von der FDA zusätzliche Informationen zur Diagnose und Be- handlung einer TTP gegeben.“

Zur Bewertung dieses seltenen Risi- kos benötigen die Arzneimittelkommis- sion der deutschen Ärzteschaft und das BfArM zusätzliche Informationen aus der Praxis und bitten daher insbesondere Ärzte, die Patienten mit Ticlopidin in den oben genannten Indikationen behan- deln, aufgetretene TTP sowie deren

Komplikationen so umfassend wie mög- lich zu dokumentieren und diese zu mel- den. Ihre Erfahrungen können Sie auf dem im Deutschen Ärzteblatt in regel- mäßigen Abständen abgedruckten Be- richtsbogen oder auch formlos mitteilen.

Arzneimittelkommission der deut- schen Ärzteschaft, Aachener Straße 233–237, 50931 Köln, Telefon 02 21/

40 04-5 18, Fax 02 21/40 04-5 39, e-mail:

AKDAE@t-online.de Literatur

1. Bennett CL et al.: Annals of Internal Medi- cine 1998; 128: 541–544.

2. Bennett CL et al.: Lancet 1998; 352: 1036–

1037.

3. http://www.fda.gov/medwatch/safety/1998/

ticlid2.htm.

4. Rupprecht HJ: Arzneim.-Forsch./Drug Re- search 1997; 47 (11): 1282–1288.

Anmerkung der AkdÄ: Auch der AkdÄ wurden in der Vergangenheit mehrere, teils schwerwiegende Fälle von Nebenwirkungen unter Ticlopidin ge- meldet. Hierzu bereitet die AkdÄ derzeit eine Mitteilung vor, die zu einem späte- ren Zeitpunkt im Deutschen Ärtzeblatt erscheinen wird.

Erläuterungen des BfArM zur ASI Das BfArM hat unter anderem die gesetzliche Aufgabe, Arzneimittelrisiken zu erfassen und zu bewerten. Ziel der Arzneimittel-Schnellinformationen (ASI) ist es, die Fachkreise in die Erfassung von Arzneimittelrisiken miteinzubezie- hen, indem diese bereits über erste An- haltspunkte möglicher Risiken infor- miert und dadurch in die Lage versetzt werden, durch gezielte Beobachtung und genaue Fallberichte zur Aufklärung des vermeintlichen Arzneimittelrisikos bei- zutragen. Damit dienen die ASI letztlich dazu, die Bewertung des Arzneimittelri- sikos auf eine möglichst breite Erkennt- nisbasis zu stützen. Die ASI informieren daher nicht erst bei Vorliegen eines be- gründeten Verdachts auf ein bestimmtes Arzneimittelrisiko, sondern bereits zu ei- nem Zeitpunkt, in dem die Verursachung der beobachteten unerwünschten Arz- neimittelwirkung durch ein bestimmtes Arzneimittel nicht völlig unwahrschein- lich ist (Anfangsverdacht). Die frühzeiti- ge Information der Fachkreise darf daher nicht bereits als abgeschlossene Bewer- tung von Nutzen und Risiko mißverstan- den werden. Neben diesen Verdachtsfäl- len berichten die ASI auch über Ent- scheidungen zur Abwehr von Arzneimit- telrisiken und über die Zulassung von Arzneimitteln, die eine herausragende Bedeutung für die Arzneimitteltherapie

haben können. N

A-152

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

(64) Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 3, 22. Januar 1999 B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Bekanntmachungen

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura nach Gabe von Ticlopidin

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM)

Arzneimittel-Schnellinformation

Referenzen

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