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Archiv "Medizinische Großgeräte: Wildwuchs nicht bewiesen" (28.01.2000)

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A-147

P O L I T I K AKTUELL

Deutsches Ärzteblatt 97,Heft 4, 28. Januar 2000 ie unvermindert zunehmende

Zahl von Linksherzkatheter- untersuchungen und Koro- narinterventionen wird bereits seit geraumer Zeit diskutiert. Zuweilen wird festgestellt, dass hier ein Zuviel an Leistungen erfolge. Seit Jahren be- stehe ein Wildwuchs bei medizini- schen Großgeräten, so auch in einem 1999 im Deutschen Ärzteblatt veröf- fentlichten Titelaufsatz (1). Während in den USA Untersuchun-

gen zur Häufigkeit koro- nardiagnostischer und -in- terventioneller Maßnah- men und dem sich hieraus ergebenden Nutzen vor- liegen, fehlen jedoch in Deutschland Vergleichsda- ten. Vordergründig umso verständlicher ist daher wegen der begrenzten Res- sourcen die Meinung, daß zuviel des Guten getan werde.

Der Artikel von S. N.

Willich und Mitarbeitern (2) zu den regionalen Un- terschieden der Herz-Kreis- lauf-Mortalität in Deutsch-

land waren Anlass, die kardiovaskulä- re Mortalität in den Bundesländern mit der Zahl der dort durchgeführten koronardiagnostischen und -interven- tionellen Maßnahmen zu vergleichen.

Hierzu wurden die für 1993 erhobe- nen Leistungszahlen, die damals erst- mals für alle Bundesländer zur Verfü- gung standen, mit der regionalen kar- diovaskulären Mortalität im Jahr 1996 verglichen. Diese zeitliche Verzöge- rung wurde bewusst gewählt, weil die Auswirkungen solcher Maßnahmen nicht sofort, sondern erst mit einer Latenz festzustellen sind.

Das Ergebnis ist in der Grafik dargestellt. Zwischen der Zahl der Herzkatheteruntersuchungen und der kardiovaskulären Mortalität ergab sich eine umgekehrte Korrelation.

Gleichartige Kurvenverläufe ergaben sich beim Vergleich der Zahl der Koronarinterventionen (PTCA) oder revaskularisierenden Operationen mit der Sterblichkeit.

Verschiedene Erklärungen bie- ten sich an:

Die Belastung durch Risiko- faktoren für die koronare Herzkrank- heit ist in den Bundesländern unter- schiedlich. Die Untersuchungen ha-

ben keinen Einfluss auf die Morta- lität. Diese wird allein durch die Risi- kofaktorenbelastung bestimmt.

Eine niedrigere Belastung mit Risikofaktoren ist Folge eines besse- ren Gesundheitsbewusstseins in ein- zelnen Regionen und bestimmten Bevölkerungsgruppen. Dort ist aber auch die Bereitschaft größer, Groß- geräteleistungen einzusetzen.

Die Zahl der Koronarangio- graphien (und revaskularisierenden Eingriffe wie ACVB-Operation oder PTCA) hat einen Einfluss auf die Sterblichkeit in der Bevölkerung.

Diese diagnostischen und the- rapeutischen Leistungen sind nicht ursächlich für die niedrigere Morta- lität in einzelnen Bundesländern, son- dern sind Folge einer besseren Ver-

sorgung von Patienten mit Herz- und Kreislaufkrankheiten in der Region.

Die höhere Mortalität vor allem in den neuen Bundesländern bei nied- rigen Untersuchungszahlen sind Aus- druck des Nachholbedarfes, wobei dies unter Umständen multifaktoriell ist.

Der Nutzen invasiver diagnosti- scher oder therapeutischer Maßnah- men ist sowohl für den Einzelfall als auch im Rahmen definierter klini- scher Studien belegt. Eine Übertra- gung auf die Ebene der Bevölkerung ist jedoch methodisch relativ schwie- rig. Hierbei sind der Einfluss zahlrei- cher Faktoren auf Morbidität, Le- bensqualität und Mortalität zu be- rücksichtigen. Neben der Erkran- kungshäufigkeit und Zahl der durch- geführten Katheteruntersuchungen und -interventionen muss auch die Ri- sikobelastung der Bevöl- kerung berücksichtigt wer- den. Deshalb kann die Analyse nicht so sehr als Antwort, sondern viel- mehr als Anregung zu wei- teren Untersuchungen zum Nutzen derartiger Maßnah- men verstanden werden.

Die dargestellte Korrelati- on und die Interpretatio- nen sollten als Aufforde- rung verstanden werden, im Rahmen der Versor- gungsforschung das vor- handene Datenmaterial besser zu analysieren und die notwendigen Daten prospektiv zu erfassen. Bis zum Vorliegen solcher Daten sollte nicht pauschal von einer „Überver- sorgung“ gesprochen werden, ohne dass eine entsprechende Evaluierung vorgenommen worden ist und Daten zur Definition einer optimalen Ver- sorgung vorliegen.

Literatur

1. Clade H: Medizinische Großgeräte. Seit Jahren Wildwuchs. Dt Ärztebl 1999; 96: C- 338 ff. [Heft 8].

2. Willich SN, Löwel H, Mey W, Trautner Ch:

Regionale Unterschiede der Herz-Kreis- lauf-Mortalität in Deutschland. Dt Ärztebl 1999; 96: C-349–354 [Heft 8]; Berichtigung C-453 [Heft 10].

Prof. Dr. med. Günter Breithardt Dr. med. Dirk Böcker

Medizinische Klinik und Poliklinik Innere Medizin C, Albert-Schweitzer- Straße 33, 48149 Münster

Medizinische Großgeräte

Wildwuchs nicht bewiesen

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Genaue Datenanalyse unverzichtbar

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