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Vergessene himjarische Inschriften.
Von J. U. Mordtmann.
I.
Aus der Lepsius'schen Bibliothek erwarb ich kürzlich einen
Ausschnitt enthaltend ,V. — Jonrnal of an Excursion to
Sanaa the Capital of Temen. By Mr. C. J. Cruttenden'
J. N." mit den Seitenzahlen 39—55, welcher in dem Cataloge mit
dem Vermerke „Bombay 1839" versehen ist (Richard Lepsius Biblio¬
thek, III. Abth., Nr. 1308 a). In der That führt Captam P. M.
Hunter in seinem Buche über Aden (An account of the British
Settlement of Aden in Arabia. London 1877), S. 198 offenbar
denselben Aufsatz aus dem Joumal of Bom. Geog. Soc, Sept. to
Nov. 1838 an*); dieser erschien damals gleichzeitig im Londoner
Geographical Journal voL VIII, S. 267 ff. in bedeutend ausführ-
ücherer Bearbeitung und erhielt damals eme besondere Wichtigkeit
durch die vier Inschriften aus Sanaa, welche auf der ihm beige¬
gebenen Tafel abgebildet waren, vgl. Rödiger's Versuch über die
himjaritischen Schriftmonumente S. 36 ff., dess. üebersetzung von
WeUstedt's Reisen, Band 2, Seite 374 ff. Die Bombayer Pubhcation
gerieth in vöUige Vergessenheit, obgleicb sie in einer Beziehung
reichhaltiger ist als die Londoner: sie enthält nämlich auf der In¬
schriftentafel noch eine fünfte Inschrift; ausserdem aber weichen
die Abbüdungen der übrigen vier von den im Londoner Journal
mitgetheilten Copien mehrfach ab , wenn sie auch auf einen ge¬
meinsamen archetypus zurückgehen.
Die Bombayer Tafel giebt die Inschriften mit folgender
Numerirung :
Nr. 1 = Hal. 11 = Glaser Nr. 17 (4 Zeilen) Z. 2 weg¬
gelassen.
Nr. 2 grosse 10 zeihge Inschrift, erklärt von Halövy, Etudes
Sabeennes, p. 200, Nr. 58.
1) Vgl. Eitter, Arabien I, 747.
2) Hr. Glaser hat mir mit grosser I^iberalitit die Einsicht und Benutzung der TOU ihm gesammelten epigraphischen Schätze gestattet. Ich sage ihm hier¬
mit auch öffentlich Dank dafür.
Mordtma/nn, Vergessene himjarische Inschriften. 309
Nr. 3 = Amaud-Fresnel Nr. III = Hal. 3 = Glaser Nr. 7.
Nr. 4 = Amaud-Fresnel I, II = Hal. 1 -f 2.
Nr. 5, die im Londoner Abdruck fehlt, = HaL Nr. 8 =
Glaser Nr. 12.
Diese fünf Copien der englischen Reisenden sind, um mich der
Worte eines der grössten Epigraphiker der Jetzzeit zu bedienen,
solita Anglis fide et simplicitate angefertigt; so wie die vier früher
bekannten noch immer den Copien der Späteren vorzuziehen sind,
so bietet auch die fünfte ein viel treueres Bild des Originals als
die mir vorliegenden Abschriften Halevy's und Glaser's. Ich habe
sie auf der beifolgenden Tafel zusammengestellt.
Eine sichere Wiederherstellung des arg zugerichteten Textes
ist freilich auch so nicht möglich ; aber man erkennt doch wenigstens
den Zusammenhang und die Grenzen, innerhalb deren sich die Con¬
jecturalkritik bewegen kann. Ich lese:
n I by I ncnb | nby[3] | iwrioi:« | rpp [ ifnnn | -i
I ijfpn I flp]«! I bby« 1 TOnii-is | Dny-iis | ibbym
• • • • -iiNT I iwna-'y | njini | aiy« j • • ny
Z. 1. Zu ti^p vgl. ZMG. XXX, 34 und Hal. 663. — Die
Lesung nbya ist unsicher ; n hat Halevy ; möglich, dass ^byn, ibya,
inyn mit Beziehung auf q^p zu lesen ist.
Zu 2. Das erste Wort ist unsicher; H. u. Gl. bieten ibbsn,
Cr. ibyn — bby73 eine Ableitung von Jaii; wenn das folgende
y-ipN = .Brunnen« bedeutet (D. H. MüUer ZMG. XXX, 684)
könnte bbbtt mit JiJLc (hartes Wasser, s. Lane) zusammenhängen.
Zu 3 erkennt man zwei Plurale, die abhängig sind von dem
folgenden lUns^y, nämhch aayN „Weinberge", s. Sab. Denkmäler,
S. 47 und NIIN ; über letzteres wage ich nicht einmal eine Ver¬
muthung.
Ich würde den vorhegenden Text nicht einer besondem Be¬
sprechung unterzogen haben, wenn ich nicht daran zwei, hofiFentlich
erfüllbare, Wünsche knüpfen möchte.
1. den, dass für das Pariser Corpus der semitischen In¬
schriften die Orgininalcopien der von den älteren und neueren
Reisenden entdeckten Inschriften herangezogen und wenn möghch
originaliter reproducirt werden;
2. dass, wenn einmal die epigraphische Exploration des .lernen wieder versucht werden sollte, dieselbe nach denselben Grundsätzen
durchgeführt werde, die schon seit Langem in der griechischen und
römischen Epigraphik angewandt werden. Ohne im mindesten die
Verdienste Halevy's oder Glaser's schmälern zu wollen, kann man
doch rahig behaupten, dass, wo nicht die Inschriften in mecha¬
nischer Reproduction vorhegen, ihre Copien der Revision dringend
bedürfen. Flüchtige Handzeichnungen in den currenten himjarischeu
Drucktypen oder gar Transscriptioneu in hebräischer Schrift können
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310 Mordtmann, Vergessene himjarische Inschriften.
unmögUcL als Grundlage zn epigraphischen Studien dienen. Leider
steht zu befürchten, dass der grösste Theil des Pariser Corpus,
soweit er die südarabische Epigraphik betrifft, aus solchem Material
bestehen wird. Wenn einmal Praetorius geäussert hat, dass die
Halevy'schen Inschriften höchst flüchtig und fehlerhaft copirt seien
und in einem Zustande vorliegen, der die Textkritik in hohem
Grade herausfordert, so ist das Erstere — sobald man das Wörtchen
„höchst' streicht — durchaus begründet, werm auch Halevy selbst
weniger Schuld daran trägt, als die Umstände, unter denen er
reiste; dagegen thut der Textkritiker gut sich, abgesehen von den
zu Tage liegenden Verbesserungen, aller Versuche auf so unsicherem
Boden zu enthalten und zu warten, bis einmal ein Epigraphiker
von Pach brauchbare Copien oder Abklatsche beschafft hat ').
1) Wer sich durch den Augenschein Uberzeugen will, wie unsere Original- copien himjarischer Inschriften aussehen, betrachte nur die Facsimiles der Langer'schen Abschriften, ZMG. XXXVII, Taf. III.
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Shang yu pa ki.
Dergi Hese Jakön gösa de Wasimbuha').
Traduit pour la premiere foi» par C. de Harlez.
(Extraits.)
L'Empereur Yong-C'eng *) fils de l'illustre Kang-hi (1723—
1736) est un des souverains de la dynastie mandchoue qui a
laiss6 le plus de trace de son action administrative. 11 a laisse, entre
autres , toute une collection de döcrets adresses aux huit g ö s a s
ou banniferes i. e. aux huit corps de l'armee mandchou-mongole qui
faisait alors et fait encore aujourd'hui la force principale et le sou¬
tien de la dynastie etrangfsre imposee a la Chine. Ces döcrets
sont contenus dans le recueil qui porte le titre que nous donnons
en tete de cet article, recueil redige la dernifere annee du rfegne.
Ces fedits furent publies en mandchou, puis traduits en Chinois.
La collection forme trois parties: la premifere contient les döcrets
motu proprio; la seconde et la troisifeme des rapports presentes
par divers magistrats sur l'exfecution de ces decrets avec nouveaux
edits. Comme j'ai donne ime description complfete de ce recueil
et de ses trois sections dans les Memoires de la societii des
Etudes Japonaises, Chinoises etc. (1885—2« Livraison), je
ne puis la reproduire ici. Je me bornerai donc ä y renvoyer et
je passe aux extraits destines ä donner une idee du recueil. Notons
que ces decrets ont une haute importance pour l'histoire de la
civilisation Chinoise et de l'Empire du milieu.
I. Decret porte.
lere annee (1723).
Le 18 du 4" mois de la ler" annee de la paix affermie apres avoir appelö et reuni les officiers des gösas:
Que l'armee soit pourvue de tout, conformemeut aux interfets
de l'empire, est chose trfes grave et necessaire. Vous tous fonction-
1) i. e. Edit supreme adressee aux huit hanniferes.
H) Ce terme ost lo uom de reguu. L'Empereur s'appelait Chi-tsong.