288
Unedirte himjarische Inschriften.
Mitgetheilt Ton
Dr. J. H. Mordtmann in Constantinopel.
(Hierzu 2 lithogr. Tafeln.)
Die hier besprochenen Inschriften befinden sich znm Theil im
kaiserlich türkischen Mnseum in der Irenenkirche (nämlich 5, 10,
12,15, 19, 20); und zwar sind von diesen No. 10 und 19 durch einen
Händler aus Mokha hier abgeliefert, die übrigen kamen, wie es
heisst, als Ballast mit einem Schiff aus dem rothen Meer hier an
nnd lagen lange Zeit unbeachtet auf der Douane, ehe-; man ihren
Werth erkannte und sie ins Museum schaffte; sie stammen wohl
aus einem der jüngst von den Türken occupirten Häfen von Jemen.
— Der andere Theil gehörte zu einer grossen Sammlung Antiqui¬
täten, die ausser den Steinen eine Anzahl wertbvoller metallener Schalen und anderer Geräthschaften, ferner alte Waffen und auch llebräische
und arabische Manuscripte enthielt, nnd vor einigen Wochen von
San a über 'Aden hierher gebracht worden ist; ein Theil der In¬
schriften ist von Herrn Prideanx in 'Aden untersucht worden;
die Sammlung ist nach Paris verkauft. — Den Herren, welche
mir die Untersuchung der Steine aufs bereitwilligste gestattet,
nämlich Sir Philip Francis, britischem Generalconsnl bier, Herrn
Dr. Dethier, Direetor des Irenemuseums, sowie Herrn Chlebofsky
sage ich hiermit meinen verbindlichsten Dank.
No. 1.
Zu Anfang das Zeichen ^ .
MpnbNb
nsp I DIN I bsa ID I isa I isfn I 1
nnipn ] iDib [j D»
inn
LithJntt vJ.C Bacli,Leipüj.
Mordtmann, unedirte himjarische Inschriften. 289
„Dem Almaqah, Herrn von Awwäm haben die Söhne Phari' das
Idol geweiht znm Heil ihrer Wohnsitze."
Z. 2 ist iMBp gewiss dasselbe Verbum, von dem wir Cjp
Hal. 44, 1 und q^p Prid. 10, 1 u. 4 als 3. sing, (das erste Mal
defectiv geschrieben) abzuleiten haben; andere Derivate sind die
Snbstantiva l^ip Hal. 8, 1, isp» Hal. 44, 1 Reh. VIII, 2 Fr. XX.
Z. 3. Die Söhne Phari' kommen noch Os. 35, 1 vor, vgl. die
Phryaei des Plinius; sonst als Name eines Individuums Fresnel 47
Hal. 28.
Z. 4 änaipa Os. 31, 4; Hal6vy 346, 3.
No. 2 »).
Ochsen¬
kopf.
I irrijai | b a« I wiitn
■i I bNaiai | aiasan | in . . .
■I I bNi • I • aa« I Tini | ^ [an
? b[y]a p ? imn» | lannfbN
inia]5> I ian | nia | üian | pn [ii I ifl»ini I 1M1I51 lansia . .
Bei dem fragmentarischen Character des Steines lassen sich
nur einzelne Wörter erkennen, so dass wir den Zusammenhang der
erhaltenen Zeilen gar nicht errathen können; doch sind auch diese
Trümmer noch werthvoll genug. So Z. 5: pni; aus dem Namen
pniyö in der zweiten Inschrift von 2afär nnd Hal. 43, 1 sowie
innBN Praet. diese Ztschr. XXVI No. 9 Z. 1 scbloss ich dass ^in
Name einer weiblichen Gottheit sei, lini ist zn vergleicben mit
Inn» I bnN Hal. 149, 1 und yA5>yi yi> Os. diese Ztschr. VII, 465
A. 1, vgl. Prideaux Transact. VI p. 197 XIII: öaniai | ija.
Die darauf folgenden beiden Wörter scheinen zu bNl[5> | l]aaN
oder bNn zu ergänzen zu sein; zu bNi» vgl. Hal. 51, 2. — In
der folgenden Zeile steckt in der Lücke ein bisher unbekannter
Beiname des 'Attär, wie ich nach der folgenden Inschrift ver¬
muthe, pii vgl. j^Ljj bei V. Kremer, Südar. Sage S. 96 u. 147;
auch in dem räthselhaften iUlil | Inn» Fresnel XL und dem
. .. ii I Inn» id. XV ist man versucht diesen Namen wiederzu¬
finden. — Die Ergänzung von Z. 7 bedarf keiner Erläuterung.
Das Wichtigste aber ist uns nnzweifelhaft in der letzten Zeile
erhalten, welche lautet: „ihr Herr Schammir Jür Isch." Ich laufe
wohl nicht Gefahr, leichtsinnig zu erscheinen, wenn ich hierin den
der Südarabischen Sage wohlbekannten iji-Cjj wiederfinde. Was
diese über ihn berichtet, findet man bei Kremer, Südar. Sage S. 68ff, 1) Vgl. T»f. I.
290 Mordtmann, unedirte himjarische Inschriften.
zusammengestellt; man vgl. ausserdem noch Hamza Isfahäni ed.
Gottwaldt S. |^', Abulfidä' Hist. anteisl. S. 116 ed. Fleischer, Ibn
Qutaibah S. f.i , Ibn Chaldün ed. Bulaq II S. oC iJ>.cja ^ {J^ß
Ms. Subhi Pascha's) ; in der Wrede'schen Liste bei v. Maltzan S. 305
wird er Schamrir genannt, was aus jä^J^j^^^ entstanden ist
Die Schreibung i2!»ini zeigt, dass ij**^-) die IV. Form, und also
wohl Activum ist, so dass die Erklärung des Beinamens bei Hamza
und Andern als „der Zittern machende" den Vorzug vor andern
(s. V. Kremer a. a. 0.) verdient. — Es ist dies der zweite Fall, dass
ein Name aus der jemenischen Königliste durch die Inschriften be¬
glaubigt wird: ich weiss zwar sehr wohl was H. v. Gutschmid
in dieser Ztschr. XV S. 70 gerade bei Gelegenheit des Schammir
sagt, „dass die bimjariscben Annalen die schlechtest bezeugten sind
die ihm vorgekommen seien", und es fällt mir natürlich nicht ein
die Verantwortung für alle albernen Märchen, die man von dem
genannten nnd von andern halbmythischen Herrschern erzählt, zn
übernehmen. Man sieht aber, dass die Glaubwürdigkeit der Listen
durch solche Zeugnisse der Inschriften in ganz unerwarteter Weise
gestützt wird, und dass es nicht gerathen ist, sie brevi manu in
die historische Rumpelkammer zn werfen.
Anti- lopen- kopf.
Mo. 3
I p I rlrsinn
i I iniDS-l I a]-|313>53
. . . 1 |] i I i»n
-irn» I "»ipn] | -nn | iia | 3 [i
p] 3 I ^5>a 1 pin
nia |] pnin \ yah'S,
nnyinn 1 im]a» | inn» | ^Enn
I pni I ini3a[i i I DmiBi I T .
mn» I iMnsi [n 10
nia« 1 ba .
„Ha^ayyatat .... Ma'dikarib und Jehä'an . . . Söhne des
Xaur .... (haben geweiht dem 'Attär) von Dibän, Herrn von
.... ein goldenes Idol . . . weil 'Attar seinen Knecht gerettet
.... und seine Söhne Jehä'an ; . (Z. 10) ibr Herr 'Attär
... alle Häuser "
1) Vgl. Taf. II.
XfiUchrin d.n.M.o. xa.s.m). TtLf.R.
Mordtmann, unedirte himjarische Inschriften. 291
Z. 1, nnJ»inn, „'Attär hat am Leben erhalten"; inn IV Form von
^y>- Vgl. ■jTTiiT' Keh. VII, 7 und in der Inschrift bei v. Kremer a. a. 0. S. 96.
Z. 2 derselbe Eigenname Os. 33, 1 Hal. 668.
In Z. 9 sind die Buchstaben bereits stark verwischt, so dass
das 1 nicht ganz sicher ist.
No. 4.
Bustrophedon, zwei Bruchstücke, die sich an einander sehliessen.
b. a.
n I T1S3 I isn« | bsi | n . . . -*-<
I Db I Nnsi 531T I isai . . .
i I psD I p npabN | ib . . .
I onNai D I ain | üd . . .
» I mp I isa
Man erkennt den zweimal wiederkehrenden Ausdruck: | ba
paa I isnN „alle Städte Negran's." Diese berühmte Metropole
Südarabiens erscheint hiermit zum ersten Mal auf den Inschriften;
wie die Erwähnung des Almaqah Z. 3 zeigt, war das Christenthum,
dessen Anhänger später sehr zahlreich in Negran waren, zur Zeit
nnserer Inschrift noch nicht daselbst eingeführt.
No. 5.
Bustrophedon.
Dijan I ni I ai I n [pabNa ♦<
» i]i3»Na I ia I NÜ [ni
Z. 2 Jeda'ab als den Namen eines göttlich verehrten Herrschers
kennen wir bereits aus Hal. 630, 10 631, 5 632, 7 635; vielleicht
ist übrigens zum Schluss nicht Nnm, sondern nach Hal. 634 aiaiiN
zu ergänzen.
No. 6.
.... a I p I nnaia
.... pSHN I DM1N
Vgl. Wilson HI Hal. 645 648 Prid. Xll und
No. 7.
nna] ia
No. 8.
Links uud unten abgebrochen:
in] ÜNI I pn
ijaniNa I Nbai
292 Mordtmann, unedirte himjarische Inschriften.
Z. 2 „und er vollendete ihren Brnnnen. . . ." Von Brunnen-
banten ist in den Halfevyschen Inschriften sehr oft die Rede-, zu
Nba vgl. das abgeleitete Substantiv Nban (inf. II) Fr. LV 2 LVI 8
und pena | Nba Hal, 333.
No. 9.
.... bjNTn I p 1 [i]»nnas ....
nröan | bsisai | np[abN
Z. 1 „ihr Vasall (vgl. Äflrfl tributum; Hal. 643,1) Ben
Wadadil".
Z. 2 bN3»B == Jat i;yA»*> scheint Name eines vergötterten
Köuigs zu sein (Hal. 204, 1).
No. 10.
Rechts und links abgebrochen.
.... pba I 15a ... .
. . . pe'i I anbo ....
.... ni:ai | aim . . .
Z. 2. önbaS schwerlich Zahlwort, vgl. die folgende Inschrift.
Z. 3. aim als Eigenname (vgl. midianitisch iim und Ovi&gog
auf den griechischen Inschriften des Haurans) stets mit Mimation
(cf. Os. 3; 14, 1; 36, 1), als Epitheton, besonders bei den Königs¬
namen, ohne dieselbe.
No. 11.
.... disni I nbai | 1 . . . .
disn scheint wie Hal. 344, 13 geographischer Eigenname
zu sein.
No. 12.
.... »Iia I ayisN .
.... 1 I pai 1 ian .
.... ipsa 1 pm .
.... D311,T I TOl .
.... a»iaN I bl I ab .
. . . . lb I ayiiai .
Die Stämme von ö»1ia scheinen identisch mit dem bei Ibn
Qutaibah ed. Wüstenfeld S. öl" genannten kehlanischen Stamm
^^LcJcyi; vgl. auf den Inschriften die Formen »iinbN Hal. 275, 2
und n»1in Os. 36, 8.
Mordtmann, unedirte himjarische Inschriften. 293
No. 13.
(
Nach links abgebrochen, Bnchstaben en- relief.
.... 1 I bmisv
nnio I TOhNin No. 14.
Links abgebrochen, en relief,
.... difiia
1"-;^ h
Rechts ist ein Monogramm, den Namen Martad darstellend:
No. 15.
Bnstrophedon.
las I inNS[b!n ♦<
>*■ snnn | a^. |
... a I riRB ha I ?
? I:nnn | n . . . .
riarts I iaa vgl. Hal. 155 = 156 = 158: | aaba | p | fejNn»,
■|n[n]n5 | iaa wo der Eigenname mit der Nunation (vgl. inMi»
Hal. 49, 5 = mit nai» Fr. LVI, 7) geschrieben ist; vgl. anch
noch nana Obne Z. 3.
No. 16.
lanii»«] 11 I lambiNi
? Ip I ■'pni I d"'bN"i[n ...
ria I iJtn | ppN | T ? ba
Zur Ergänzung der ersten Zeile vgl. Os. 35, 2 Hal. 51, 6;
zn aibN^Cn Müller, diese Ztschr. XXIX S. 613; einen hadhramau-
tischen König J^aLs» kennt Ibn Chaldün. — Z. 3 kann man l[a]bB
lesen; pp« scheint hier appellative Bedeutung zu haben, während
es sonst geographischer Eigenname ist, vgl. Jäqüt s. v.; Sprenger,
Alte Geogr. Arab. S. 250 A.
2 3 *
294 Mordlmann, unedirte himjarische Inschriften.
No. 17.
Bastrophedon.
iab h .
I sb I N .
p I -in .
1 I »T .
I nna .
Vielleicht zu No. 4 gehörig-, Z. 2: sb | N [ns-i | js-i-j?
No. 18.
. I nnssn I Ii»! . . . . I n . . ? IN . . .
. . I phajip . . .
Z. 3 ias vgl. Os. 37, 5.
Vgl. Hal. 655 3>»
No. 19.
«5 I dpbn I 1
dpbn 11
No. 20.
Bastrophedon.
ä]ri I DKtiaa ] •«<
» si]aNb I ai I nitin[m
NUSsn, welches ansserdem noch Hal. 344, 25 nnd 532, 2 ge¬
fnnden wird, scheint den znm Schutze eines Brunnens aufgethOrmten
Steinhaufen zu bedeuten. — I3tn ist sonst nur als Eigenname
bekaant.
No. 21.
. . . 1N«53> I nn . . .
. . . npnbxi . . .
No. 22.
Bastrophedon.
. . . 15>1N I r|5NNb Ii... *^
>*- ... niil I laT) | n13> . . . No. 23.
Siegelstein, genau von derselben Form wie der in dieser Zeit¬
schrift Bd. XIX, Taf. 35 sub c publicirte.
Legende rückläufig: Nb^n der aus dem Periplus bekannte
Eigenname Eleazus. Darüber ein Vogel, darnnter ein Pferd.
2 3 *
Mordtmann, unedirte himjarieche Inschriften. 295
Wie bereits zn Anfang bemerkt ist/hat ein Theil der ans
San a gebrachten Sammlnng Herrn Capt. Prideanx in Aden vorgelegen,
nnd hat derselbe die Copien im VI. Band der Transactions of the
Society of Biblical Archaeology S. 196ff. veröffentlicht. Meine
Copien weicben etwas ab und gebe ich hier die Varianten.
Prideaux No. XV Z. 1 A. l^ljlfV'^ d. i. bsa | np[ob«-,
z. E. ganz deutlich 1 | aini vgl. den Namen in den Königs¬
listen; Z. 2 z. E. Djipa I ; Z. 3 z. E. Üb • p; von den beiden letzten Buchstaben waren nur noch die beiden untern Hälften, diese aber dent¬
lich genug, zu erkennen ; als ich den Stein, nm einen Abklatsch zu
nehmen, nochmals untersuchte, waren auch diese in Folge eines Trans¬
portes, den die Steine hier noch durchzumachen hatten, zerstört. Glück¬
licherweise genügen jene schwachen Spuren um mit Sicherheit die
Zeile zu
Dn]sB I p I aiDSan | p | aiD[nnia | rjina
zu ergänzen; denn es ist hier derselbe Eponym wie Os. X.
In der letzten Zeile waren zu Anfang vor dem i noch ausser dem
Trennungsstrich die Reste eines ? zu erkennen. Ich ergänze demnach :
ni3 I inpabN | D[p]OT | bin | nam
„und sie priesen die Macht und die Herrlichkeit des Almaqahu,
weil" etc. vgl. Os. 16, 6 26, 7 Reh. VI, 14.
Prideanx XVI, Z. 1: | ibiN statt »biN; Z. 3:
D;i»ai]niT | Di[an |]nnai | n[pabND
Id. XIX Z. 1 Anf.: DT ; das 3te Zeichen von links ist
ausserordentlich deutlich und stimmt ganz mit dem Zahlzeichen
für 50, dem halbirten a überein. Z. 2: bjansbi.
Ich darf nicht verschweigen, dass sich in der Sammlung von San'ä auch eine Bronzetafel befand, die äusserlich recht gut nachgemacht war,
sich aber durch ihren Inhalt sofort als unächt verrietb. Sie ist aus
dem Ende von Hal. 465 und Anfang von Hal. 466 zusammengesetzt,
indem sie mit dem Die von DiOltsiTN beginnt und mit Nbrioi endet.
Es geht hieraus mit Evidenz hervor, dass der Fälscher nicht die Ori¬
ginale, sondern nur die Hal6vyschen Copien als Vorlage benutzte.
Einer ganz neuen Speeles himjarischer Fälschungen gehört ein
geschnittener Stein an, der sich bei einem hiesigen Antiquitätenhändler
befindet. Bei der Gebeimthuerei dieser Leute war es mir nicht
möglich über die Provenienz desselben etwas in Erfahrung zu
bringen. Es ist ein Onyx von zwiefacher Lage, purpur und weiss.
Die Legende des Steines, von dem ich eine Abzeichnung in doppelter Grösse beifüge, will ich ausnahmsweise arabisch transcribiren.
296 Mordtmann, unedirte himjarische Inschriften.
Man erkennt sofort einige wohlbekannte Wörter, "i^ «iSI^ jJl,
üc etc., ohne dass es einem gelingt den Sinn, den der Graveur
beabsichtigt hat, zu entdecken, was auch schliesslich gleichgültig ist.
Es erinnert an die Fabricate der Pehlevigemmenfälscher, die sich
nicht scheuen, den Namen des regierenden Schahinshah in Pehlevi-
Characteren darzustellen, üebrigens sind die Buchstaben nnserer
Gemme von ungemeiner Zierlichkeit und Deutlichkeit und gleichen
den Musnedtypen der Asiatischen Gesellschaft zu Paris.
297
Beschreibung einer äthiopischen Handschrift der
Königl. Bibliothek zu Dresden.
Von George H. 8chodde.
Durch Hrn. Prof. Krehl bin ich auf eine interessante äthio¬
pische Handschrift der Königl. öffentlichen Bibliothek zu Dresden
(E. 458) aufmerksam gemacht worden, und ist es mir durch seine
Vermittelung möglich gemacht worden, dieselbe einige Zeit zu be¬
nützen. Da diese Handschrift nach verschiedenen Seiten hin nicht
ohne Interesse und Wichtigkeit ist, so dürfte eine kurze Beschrei¬
bung derselben nicht ganz nutzlos sein.
Auf starkem Pergament, doppelspaltig geschrieben, umfasst die
Handschrift 162 Blätter in Quart. Fol. 1 — 136 giebt eine Lebens¬
beschreibung der heiligen ©A'l' .' Ä'J^C^l (Walatta Petros,
filia Petri); Fol. 136—144 zwei Lobgedichte auf den heiligen
^C'i'fir (Kirkös Quiricius) und auf den heiligen P'rfl^fi;
(Johannes). Von Fol. 145 bis zum Schluss befinden sich 60 bild¬
liche Darstellungen aus dem Leben der hl. (DA't'I Ä'PC^l •
Diese Gemälde, welche sämmtlich mit Ueberschriften versehen sind,
sind ganz genau nach dem Inhalte des Buches geordnet, und bilden
also eine Art Index zum Ganzen. Obschon mit wenig Sinn für
Proportion gemacht, und mit einer oft an das Lächerliche streifen¬
den Freigebigkeit an den grellsten und glänzendsten Farben bedacht,
sind diese Darstellungen doch mit einer gewissen Genauigkeit und
Sorgfalt nach einem bestimmten Typus gezeichnet, und können mit
Recht als fttr die Kunstgeschichte nicht uninteressante Beiträge
bezeichnet werden. Gleich den bildlichen Darstellungen in etlichen
der jüngsten Handschriften des Rüppell'schen Nachlasses in Frank¬
furt a/M. '), geben sie schon einen bedeutsamen Wink für die ver¬
hältnissmässig späte Abfassungszeit des Buches.
1) Vgl. Küppell, „Heise in Abyssinien" Bd. If. S. 183 und 403 ff.
Bd. XXX. 20