SEKTION IX: TURKOLOGIE
Sektionsleiter: Wilfrid Brands, Frankfurt/M.
BEITRÄGE ZUR KENNTNIS DES OSMANISCH-TÜRKISCHEN WORTSCHATZES
UND DER PHARMAKOLOGISCHEN TERMINOLOGIE IM 16. JAHRHUNDERT
Nach einer unveröffentlichten Handschrift des Musa Hamon
Von B. Atsiz, München
Von vorliegendem medizinischen Werk aus der Feder des jüdischen Hof¬
arztes Musa Hamon (l6. Jahrhundert) ist nur eine einzige Handschrift auf
uns gekommen, die von Professor Süheyl Ünver ans Licht gezogen wurde und
sich seit 1962 im Besitz der medizinischen Fakultät der Universität Istanbul
befindet. Der Vermerk '^Äsim ismä'ili CelebTzäde, 1171 ( = 1758) auf dem
Deckel zeigt, daß die Handschrift zu diesem Zeitpunkt, ein Jahr vor seinem
Tode (1172 = 1759), in Celebizädes Hand gelangt sein muß. Als mein junger
Kollege Arslan Terzioglu mit einer Ablichtung des von ihm mit S. Ünvers Er¬
laubnis übernommenen Werkes mit der Bitte zu mir kam, es für ihn zu lesen
und mit ihm gemeinsam herauszubringen, erweckte das die Zahnheilkunde be¬
treffende Werk bei mir zunächst kein größeres Interesse. Nach Einsichtnahme
in das Werk fiel mir jedoch sein ausgesprochener Reichtum an pharmakolo¬
gischen Fachausdrücken und sonstigen bemerkenswerten sprachlichen und
stilistischen Besonderheiten auf. Wegen zu erwartender äußerer Schwierig¬
keiten mußte jedoch von einem Abdruck und einer Übersetzung ins Deutsche
Abstand genommen werden. Statt dessen wurde beschlossen, daß Herr Ter¬
zioglu einen informierenden Aufsatz über Musa Hamon und sein Zahnheilkunde¬
werk (l) und ich selbst einen über die Sprache und die pharmakologischen Fach¬
ausdrücke liefern sollten. Mein Aufsatz liegt im folgenden vor. Ich möchte nicht
verfehlen, Herrn Professor Süheyl Ünver und Herrn Dr. Terzioglu für die Be¬
nutzungserlaubnis des Textes meinen Dank auszusprechen.
Unsere Handschrift besteht aus 101 Blättern und endet mit Blatt lOia. Die
Blätter 16a-/le^ und 19Vl9t' fehlen. Jede Seite weist 13 Zeilen in NeshT-
Schrift auf. Blatt lt> bis 2^ enthält ein arabisches Vorwort mit Widmung für
Sultan Süleyman den Prächtigen: " ... So faßte ich, der ärmste und niedrigste
Diener [Gottes], Müsä ibn Hämün al-Mutatabbib ("der Arzt"), bei [aller]
Geringfügigkeit meines Wissens und bei der Mangelhaftigkeit meiner Erkennt¬
nis, den Entschluß, in Kurzform [einiges] niederzuschreiben, was als Infor¬
mation und Hinweis dienen mag, vor der erhabenen Majestät dessen, dessen
Temperamente die erhabenste Mischung und die vortrefflichste Zusammen¬
setzung, die feinste Empfindlichkeit und die vollkommenste Ausprägung auf¬
weisen, als sei er die Fundstätte des Lebens und der Quell der Gesundheit. .. :
der Sultan Sulaymän Hän ibn SalTm Hän ..." (Für die Übersetzung des Vor¬
worts aus dem Arabischen habe ich Herrn Dr. P. Kunitzsch bestens zu dan¬
ken. ) Obwohl sich das Werk Musa Hamons vor allem mit Zahnkrankheiten und
deren Behandlung befaßt, macht es doch auch weithin allgemeine anatomische
Angaben.
Es scheint mir daher zweckmäßig, ehe ich auf Sprache, Schreibung und
Terminologie des Werkes eingehe, eine kurze Übersicht über die Gliederung
der folgenden Darstellung vor anzuschicken:
a) Einteilung des Buches.
b) Die in dem Buch erwähnten Krarnkheiten.
c) Therapie.
d) Nahrungsmittel.
e) Schreibfehler.
f) Sprachlicher und terminologischer Reichtum des Werkes.
g) Pharmakologische Terminologie.
a) Das Buch besteht aus 5 Kapiteln und 59 Abschnitten (3^ - 5^). Der Ver¬
fasser liefert jedoch, ehe er auf die einzelnen Punkte eingeht, eine Muqaddime
(68' - 8^»), in der er den menschlichen Körper, die vier Elemente und die Tem¬
peramente und Säftemischungen behandelt. Erst von Blatt 9^ an beginnt der
eigentliche Text selbst.
Das erste Kapitel besteht aus 6 Abschnitten (9a - ?/ 19a _ 19b fehlen):
1. Die fünf Sinne.
2. Schmerzursachen.
3. Veränderung der Säftemischungen als Schmer zur Sachen.
4. lea - let» fehlen.
5. Schmerzfolgen.
6. Schmerzarten.
Das zweite Kapitel besteht aus 5 Abschnitten (? - 26^):
1. Anatomie der Zähne (erste Hälfte fehlt).
2. Nutzen der Zähne.
3. Zahnkrankheiten.
4. Innere Zahnkrankheiten.
5. Zahnhygiene.
Das dritte Kapitel besteht aus 12 Abschnitten (26^ - 53a):
1. Erbrechen.
2. Ubelkeitsursachen.
3. Künstliches Erbrechen.
4. Unterschiedlicher Nutzen bez. Schaden des Erbrechens.
5. Schaden unzeitigen Erbrechens.
6. Perioden und Häufigkeit des Erbrechens.
7. Wege zu leichtem Erbrechen und anschließende Maßnahmen.
8. Verstopfungsschäden und Maßnahmen.
9. Stuhl gangregelung.
10. Abführmethoden.
11. Klistiermethoden.
12. Zahnkonservierungsmethoden.
Das vierte Kapitel besteht aus 8 Abschnitten über Zahnschmerzursachen
und -Symptome (53a _ ^6^):
1. Krankheitsursachen.
2. Katarrhursachen.
3. Luft.
4. Säftemischung.
5. Medikamente gegen Katarrh.
6. Dritte Heilmethode für Katarrh.
7. Vierte Heilmethode für Katarrh.
8. Fünfte Heilmethode für Katarrh.
Das fünfte Kapitel besteht laut Handschrift aus 9 Abschnitten, in Wirklich¬
keit jedoch aus 28 Abschnitten (bis zum Ende des Werkes = 67^ - 101^). Sie
sind nach den Zahnkrankheiten und den anzuwendenden Mitteln eingeteilt:
1. Zahnschmerzursache aus dem Gehirn.
2. Zahnschmerzursache aus dem Zahnfleisch.
3. Beschreibung der Krankheit und Schmerzlinderung.
4. Mittel für die Krankheitsstadien.
5. Anwendung der Heilmittel.
6. Medikamente bei heftigen Zahnschmerzen.
7. Medikamente nach abnehmenden Zahnschmerzen.
8. Medikamente für Schmerzen, die durch bestimmte Stoffe verursacht sind.
9. Betäubungsmittel bei sehr heftigen Schmerzen.
10. Betäubungsmittel, die Verstopfung verhindern bzw. abführen.
11. Wackeln der Zähne.
12. Medikamente für wackelnde Zähne.
13. Hohle Zähne.
14. Zerbrechen der Zähne.
15. Zahnverfärbungen.
16. Zahnfäule.
17. Zähneknirschen im Schlaf.
18. Reaktion auf Säurehaltiges.
19. Reaktion auf heiß und kalt.
20. Schwäche beim Beißen und Kauen harter Dinge.
21. Zahnziehen.
22. Zahnzerfall.
23. Zahnfleischerkrankungen.
24. Zahn(Fleisch)blutung.
25. Zahnfleischwunden.
26. Z ahnf 1ei schschwund . 27. Zahnfleischerweichung.
28. Zahnfleischwucherung.
b) Die in dem Werk erwähnten Krankheiten:
Obwohl das allgemeine Thema des Werkes Bau, Krankheiten und Therapie
der Zähne ist, bringt es ebenfalls Angaben über Eillgemeine Anatomie und
Krankheiten. Wie aus der Liste ersichtlich, handelt es sich einschließlich
der vielfältigen Zahnkrankheiten um mehr als 40 Bezeichnungen. Hamon hat
sich auch bemüht, die Ursachen dieser Krankheiten zu erklären. Wenn diese
Erklärungen heute auch überholt sind, so sind sie doch wichtig für die Erhel¬
lung der Kultur des 16. Jahrhunderts. So sagt unser Arzt z.B., daß ihm die
Ursache des Zähneknirschens im Schlaf bekannt sei, nämlich daß es von einer
Schwäche der Kiefernerven herrühre, die sich zusammenziehen und vertrock¬
nen. Überdies erklärt er, daB es bei Überhandnähme Ursache für zahllose
Krankheiten werden könne, z.B. Epilepsie, Schlagfluß, Krämpfe. Ebenso
werden weitläufig die Ursachen des Katarrhs abgehandelt. Abgesehen von
den Bezeichnungen für Schmerzen wird in dem Werk eine Reihe von Krank¬
heiten erwähnt (siehe hinten, Liste l).
c) Sonstige Heilmethoden:
Außer der medikamentösen Therapie behandelt Hamon in seinem Werk ver¬
schiedene auch heute noch übliche Heilmethoden: Psychologische Behandlung,
Klistiertherapie, Gegenbehandlung, Einreiben mit Öl, Inhalation (Dampf,
Rauch), Schröpfkopf, Aderlaß, Gurgeln, Massage, Auflegen von Pflastern,
Schwitztherapie (hammäm), Blutegeltherapie, Verbandanlegen, Lutschme¬
thode, Ausbrennen, (agizda delinmemis aq in^i tutmaq), Gegengift (tiryäk).
Psychologische Behandlung: Bei der Behandlung der fünf Sinne,
die er statt his duyulu^ nennt, betont der Verfasser die Wirkung der grünen
Farbe auf das Auge und der Musik auf das Ohr. Er berichtet, daß nach der
Musiklehre die Vokal- und Instrumentalmusik Freude und Sanftmut erzeugen.
Aus diesem Grunde habe man in früheren Zeiten die Prinzen schon in der Wie¬
ge mit Musik erzogen (2). Bezüglich des Geruchssinnes bemerkt der Ver¬
fasser, daB an der Vereinigungsstelle von Hirn und Nase der Geruchssinn in
zwei zitzenartigen Punkten sitze. Heutzutage versucht man, bei Gehirnunter¬
suchungen die verschiedenen Sinne an bestimmten Punkten des Gehirns zu lo¬
kalisieren.
Klistiertherapie : Das Klistier (huqne salmaq) bezeichnet Hamon als die
harmloseste Heilmethode, die man von den Vögeln gelernt habe (49^). Bei
Verstopfung pflegten die Vögel große Mengen Seewasser zu schlürfen und es,
auf dem Rücken liegend (calqoyun), in ihre Därme zu entleeren und sich so¬
dann lange auf dem Boden zu wälzen. So überwänden sie die Verstopfung.
Katarrh : Hamon läßt sich ausführlich über dessen Ursachen aus und be¬
schreibt sodcinn die Methode der "Gegenbehandlung", z.B. die Bekämpfung
des Katarrhs mit kaltem Wasser.
Einreiben mit Öl: Nabel, After und "behaarte Stellen" (od yerleri,
d.h. Achselhöhlen und Leistengegend) sind mit benef§e yagi (Veilchenöl) ein¬
zureiben (60t>, 7-12 ).
Inhalationsmethode: Damit die Krankheit nicht in Schwellung und Rip¬
penfellentzündung übergeht, muß der Katarrh durch die Kehle aufwärts in die
Nase geleitet werden. Zu diesem Zweck sind gewisse Heilkräuter zu kochen
oder zu brennen und zu inhalieren (bugi veya tüdsi). Bei der Inhalation soll
man sich bis zum Ende mit einem großen Schal (maqrama) bedecken und dar¬
unter bleiben. Während dieser Zeit soll man den Mund voll Wasser nehmen
(vermutlich, damit der Patient gezwungen ist, nur durch die Nase zu atmen).
Auch der Schröpfkopf am Nacken, der Aderlaß und das Gur geln
gehören zur Bekämpfung des Katarrhs. Auf f. 67^,10-12 wird mitgeteilt, daB
die Konsultation eines ungeschickten Wunderarztes beim Zahnziehen zuweilen
üble Folgen haben kann. Darum soll man dies nur im äußersten Notfall tun.
Bei dieser Gelegenheit zählt Hamon auch die Eigenschaften eines guten Arztes
auf (69^,7 - 7ia, 2). Sodann warnt er vor dem Gebrauch von Narkotika bei
der Behandlung; die Verabreichung von Narkotika oral oder durch Einreiben
oder Auflegung lindere zwar den Schmerz, habe aber später böse Folgen. In
f. Sia, 12-13 und f. 81^,7 wird derselbe Punkt berührt. Derartige oral ge¬
nommene Mittel schädigten die Kräfte des Körpers enorm, nur bei äußerer
Anwendung bleibe die Wirkung lokal. Hamon erklärt bei der Erwähnung des
GälTnüs (Galen, 131 - 200), dieser habe das Opium als Erlöser (haläs idigi )
bezeichnet ( 58^, 1).
Nach diesen Ausführungen des Musa Hamon möchte ich auf folgenden wichti¬
gen Punkt zu sprechen kommen:
Bei "^Ata'T (3) heißt es: Wie berichtet wird, hat Musa Hamon den gicht-
kranken (niqris) Sultan Süleyman den Prächtigen mit Fußmassage behandelt,
worauf die Schmerzen des Sultans nachließen. Als sein Konkurrent bei Hofe,
QaysünTzäde, davon hörte, empfahl er dem Sultan eines Tages, er solle Hamon
veranlassen, sich vor der Massage die Hände zu waschen. Als der Arzt seine
Hände mit Seife wusch und danach die Beine des Sultans massierte, vergingen
die Schmerzen diesmal aber nicht. QaysünTzäde führte dies darauf zurück, daß
Hamon bisher vor der Massage seine Hände mit Opium eingerieben habe. Zu¬
gleich behauptete er gegenüber dem Sultan, Hamon kenne zwar die betäubende
Wirkung des Opiums, nicht aber dessen giftige, schädliche Wirkung. Auf diese
Weise schwärzte er Hamon an und stellte sich selbst besser in Szene. Wieder
nach '^Atä'T soll Hamon daraufhin in Ungnade gefallen und bald darauf gestorben
sein. Dies zeigt, daß Hamon das in Rede stehende Werk vor diesem Vorfall
geschrieben haben muß. In seinem Buch zeigt er jedoch, wie wir jetzt wissen,
daß er über das Opium sehr viel wußte. Dieser Widerspruch läßt erkennen,
daß Musa Hamon den Verlust seiner Stellung bei Hofe nicht seiner singeblichen
Unwissenheit verdankte, sondern einer Hofintrige, vielleicht auch der musli¬
misch-jüdischen Rivalität.
Schwitztherapie : Aus dieser Stelle (76^, 12-13) ersieht man, daß Hamon
sein Werk nicht nur für die Fachwelt, sondern für das Volk geschrieben hat.
Wir schließen dies daraus, daß er den Fachausdrücken stets eine Erklärung
beifügt, z.B. "— die Poren, d.h. die Öffnungen, durch die, wenn der Mensch
schwitzt, der Schweiß herauskommt".
Blutegeltherapie : Auch das Ansetzen von Blutegeln gehört zu den Thera¬
piemethoden Hamons.
Beiläufig sei erwähnt, daß der jüdische Arzt, obwohl es nicht zum Thema
Therapie gehört, an zwei Stellen auch auf die Einbalsamierung zu sprechen
kommt (89^,11-12 und 43b, 7-8).
d) Nahrungsmittel:
Die hier in Listenform zusammengestellten Nahrungsmittel (s. Liste 2 am
Ende) werden von Hamon besonders im Hinblick auf ihre allfällige verstopfen¬
de bzw. abführende Wirkung behandelt. Obwohl die Stellung des Weins in der
Medizin bekannt ist, erklärt Hamon (34b, 2-3), der Wein gehöre auch zu den
Brechmitteln. Um die Brechwirkung zu erzielen, müße man sehr viel davon
trinken. Denn bei mäßigem Genuß werde der Wein, als der Natur angenehm,
nicht abgestoßen, sondern resorbiert. Auf f. 87a, 8-9 ^vird betont, Zurunbäd
(Zitwer) bewirke die Beseitigung des Mundgeruches nach Genuß von Wein,
Zwiebeln und Knoblauch.
e) Schreibfehler:
Die sehr gut lesbare und schön geschriebene Hsindschrift enthält eine statt¬
liche Zahl von Schreibfehlern. Dieser Umstand deutet darauf hin, daß es sich
bei unserem Stück um eine Abschrift, nicht aber um das Autograph handeln
kann, zumal die Schreibfehler überwiegend Drogennamen betreffen, die dem
Abschreiber offenbar nicht geläufig waren. Hamon selbst hätte sie bestimmt
richtig geschrieben. Auch verstößt der Abschreiber (müstensih) häufig ge¬
gen die Orthographie, indem er z.B. statt des arabischen S stets S schreibt.
Ebenso werden Z und Z häufig verwechselt. (Einige Beispiele s. Liste 3 am
Ende ).
f) Sprachlicher und terminologischer Reichtum des Werkes:
Im allgemeinen bedient sich das Werk statt der im 16. Jahrhundert üblichen
Wissenschafts- und Hofsprache einer volkstümlichen Sprache. Der Verfasser
erklärt oft Fremdwörter in gemeinverständlicher Weise, z.B. f. 89^,1:
" ve harmel kim türklge yüzerlik dirler ..." oder f. 89^,3-4: "... tutya
kim baqiri sizdirub andan ciqan dütünden hasil olur ..." usw. In dem Werk
finden sich, sinnentsprechend verwendet, sehr oft Eulogien und apotropäische
Wendungen wie z.B. häsä und häsä huzürunuzdan bei Erwähnung ekelerregender
Dinge oder insäalläh, biiznilläh, biemrita'älä bei Wunschäußerungen, ne^üzu-
biUäh, Alläh iraq itsün als Apotropäismen bei Befürchtungen, usw. Viele von
Hamon gebrauchte Wörter und Termini sind leider heute in Vergessenheit ge¬
raten, siehe die Beispiele in Liste 4 am Ende.
Unklar bleibt vorläufig der Ausdruck sustaliq im Sinne von Müdigkeit. Nach
einer Vermutung meines Kollegen, Professor Hasan Kaleshi-PriStina, könnte
das serbische Susta zugrunde liegen und die Abstraktendung -liq für die slawi¬
sche Abstraktendung -ost eingetreten sein (4). Uber derartige hybride Formen
vergleiche auch H.J. Kissling, Türkisch-Slawische Sprachprobleme (S).
Verhältnismäßig selten begegnet man in dem Werk geographischen Namen,
z.B. Limnos Adasi ( = Lemnos), Horäsän, Alaman Memleketi ( = Deutsch¬
land), Pulya Memleketi ( = Apulien), Helähil Viläyeti ( = Nordindische Pro¬
vinz), Sam ( = Damaskus). Uber Tiernamen, wie kaplan ( = Tiger), kunduz
( = Biber) und kurbaga ( = Kröte) bringt unser Werk geradezu belustigende
Ausführungen. Z.B. vom Kampferbaum berichtet Hamon (85^,3-5), er sei
sehr groß und schattig, so daß sich unter ihm die Tiger lagern und außer zu
einer bestimmten Zeit des Jahres niemand sich ihm nähern darf. Uber die
Biberhoden (günd-i badester) heißt es (88t>, 5-7), wenn die Jäger dem Biber
nachstellen, so beiße er sich selbst die Hoden ab und werfe sie weg. Auf f.
98^, 10-11 wird von der grünen Kröte behauptet, sie lebe und springe auf Wie¬
sen und über Bäume.
Grammatisch fällt eine Vorliebe für ungewöhnlichen Gebrauch von Voll¬
genitiven auf:
kendi hälini kendinün hälini
kisi gibi kisinün gibi
oni ari a onlarunla
dis agnlarinuh dislerün agrilarinuh
dislerün agrisi disler agrisi
Häufig erscheint der falsche Genitiv: sunun statt suyuh. Die Wortstellung
ist meist invertiert (devrik). Die Reichhaltigkeit des Wortschatzes fälU so¬
fort in die Augen, z.B. " ... tas havanda dögüle yumusaq olingayadek ..."
(42^^2-3), "... dislerün araligi bos qalir giqismis ve berkismis olmayinga
... " (9ia,8-9), usw. Selten werden Wörter ausgelassen, z.B. " ... darf
man nicht essen, es sei denn, es wäre (Wild)-Fleisch" (63aj7).
Demgegenüber begegnet man wieder tadellosen Sätzen, wie "... veyahud
arpayi dögeler qatran-i ken'-^an ile yoguralar yuvalaq yuvalaq ideler ve her
parcayi kägid icine saralar ve bir kiremit üzerine qoyalar kim ..." (96^^ 13
97^,1-2).
g) Pharmakologische Terminologie:
Die Zahl der unten listenmäßig zusammensgestellten pharmakologischen
Termini beträgt, einschließlich der Kombinationen (terkibler) wie ma'-^cün
( = Latwerge), Serbetier ( = Sirups), hablar ( = Pillen), yaqi ( = Zugpflaster),
über 250. Unberücksichtigt bleiben dabei alltägliche Blumen- und Baumnamen.
Die bei Hamon namentlich erwähnten Drogen sind pflanzlicher Art, ausgenom¬
men Mineralprodukte wie zirnih ( = Arsenik), baqir ( = Kupfer) und tuz
( = Salz) sowie tierische Organe wie Hirschhorn, Hasenkopf, Biberhoden,
Schlangenhaut oder sogar undurchbohrte, runde weiße Perlen.
Meine Hauptquelle für die Identifizierung der behandelten Drogennamen ist
die Materia Medica des Dioscörides (l. Jsihrhundert nach Chr. ) (6). Der
größte Teil von Hamons Nomenklatur der Drogen und Heilpflanzen scheint aus
der arabischen Dioscorides-Tradition zu stammen. Man findet hier, von ein
paar Ausnahmen abgesehen, auch für alle bei Hamon erwähnten Drogen die
Grundlage für die richtige Lesung. Darüberhinaus ist bekannt, daß Hamon ein
griechisches Exemplar des Dioscörides besaß (7), das sein Sohn kurz nach
seinem Tode für 100 Dukaten an den kaiserlichen Gesandten Busbeck verkaufen
wollte, dem es aber wegen seines schlechten und abgenützten Zustandes zu
teuer erschien. (Dieses kostbare Exemplar befindet sich heute in der Öster¬
reichischen Nationalbibliothek in Wien ).
Unsere Handschrift wurde zweifellos von einem Fachmann benutzt, wie di¬
verse Anstreichungen besonders bei schwer leserlichen Stellen beweisen. Ihre
Herkunft ist indes vorläufig nicht feststellbar. Eine Zusammenstellung der von
Hamon gebrauchten Drogennamen folgt am Ende in Liste 5.
Zum Abschluß möchte ich noch folgendes anfügen: In ihrer Doktorarbeit
"Misir (Jargisi Droglari" (8) hat Ay^egül Demirhan eine Aufzählung der un¬
ter den Drogenhändlern des Misir (Jarpigi ( = Misir Qargisi Aktarlari, der
Istanbuler Drogenmarkt) noch heute gängigen Drogen gebracht. Ein noch an¬
zustellender Vergleich mit dem Werk des Hamon würde zeigen, welch bedeu¬
tende Quelle unsere Handschrift für die Geschichte der Medizin im Osmani¬
schen Reich des 16. Jahrhunderts darstellt.
Anmerkungen
1. Arslan Terzioglu, Eine bisher unbekannte türkische Abhandlung über die
Zahnheilkunde des Moses Hamon aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts,
in: Sudhoffs Archiv 58 (1974), S. 276-281.
2. Vgl. R.F. Kreutel, Persische Königsprobe, in: Osmanisch-Türkische
Chrestomathie, Wiesbaden 1945, S. 18.
3. CAtä'i, in: Zeyl-i CAtä'i, Istanbul 1268 (l85l/52), S. 197.
4. Svetomir Ristic - Jovan Kongrga, Recnik srpskohrvatskog i nemackog
jezika, Beograd 1928, S. 1034.
5. H.J. Kissling, Türki sch-Slavische Sprachprobleme, in: Anzeiger für
Slavische Philologie, VI (1972), S. 49-59.
6. Dubler, Cesar E. (Hg.), La "Materia Medica" de Dioscörides, 6 Bd. ,
Barcelona 1952/1959.
7. von den Steinen, Wolfram, Vier Briefe aus der Türkei von Ogier Chiselin
von Busbeck, Erlangen 1926, S. 223/224.
8. Demirhan, Aygegül, Misir (Jar^isi Droglari, Istanbul 1975.
Literatur
Georg Wilhelm Freytag, Lexicon Arabico - Latinum, Halle 1830-1837.
R. Dozy, Supplement aux Dictionnaires Arabes, Leyde 1881.
Immanuel Löw, Aramaeische Pflanzennamen, Leipzig 1881.
F. Steingass, A Comprehensive Persian - English Dictionary, London 1892.
K.J. Basmadjian, L'identification des noms des plantes du Codex Constanti-
nopolitanus de Dioscoride, in: Journal Asiatique, CCXXX (1938),
S. 577-621.
CA.A. Dihhudä, Lugatnäma, Teheran 1325/1946.
Hans Wehr, Arabisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart,
Leipzig 19 52.
M. Heyd, Moses Hamon, Chief Jewish Physician to Sultan Süleymän the Mag¬
nificent, in: Oriens 16 (1963), S. 152ff.
ders., Hämön, in: The Encyclopaedia of Islam (new edition), Bd. III,
Leiden/London 1971.
Liste 1
Avaz bofulmasi : Heiserkeit
Ali^kanliklar Süchte
Ba§ agrisi Kopfweh
Bevasir zahmeti Hämorrhoidalbeschwerden
Debelek(fitik) Leistenbruch
Dilcik Mandelentzündung
Diflerin fegitli marazlari ZahnkrEinkheiten
Gicigmek Jucken
Hazimsizlik Verdauungsbeschwerden
Hafakan zahmeti Herzklopfen
Humma( yangin) Fieber
Halsizlik Schlappheit
ishal Durchfall
cirq al-nasä Ischias
kabiz Verstopfung
Kulunj; Rheumatische Gelenkkrankheit, Kolik
Nikris(ayak zahmeti) Podagra
Nezie Katarrh
Öksürük Husten
Semelik (Bag dönmesi ) Schwindel
Sil zahmeti (Akciger yarasi) Tuberkulose
Solucan Spulwürmer
Sitma Malaria
Sekte Schlagfluß
Sar^a (tutarak) Epilepsie
Suyolu hastaligi (idrar zoru) Harnverhaltung
Täun Pest
Tegennüc (Spasmus) Krampf
Uykuda dij gicirdatamk Zähneknirschen im Schlaf
Verem(gig) Geschwülste
Yel Blähungen
Yan bagagrisi Migräne
Yaralar Verletzungen
Zätülviye (Zätülrie) : Lungenentzündung
Zätülcenb : Rippenfellentzündung
Ayva
Arpa unu
Akt de Armud Bal Biber Bulamaf Balik Bakla Badem Buzagi eti gorbalar Ebemgümeci Erigte Erik Elma Findik Güvercin Geyik eti Havuc
Her nevi av etleri Ho^aflar
Hindistan cevizi Ispanak
incir Keklik Kabak Kavurma Kepek herizesi Kizilcik Kaz Kayisi Kebab Kavun Karpuz Kalye Kefi yagi Lahana Maydanoz Mercimek Mur abbat ar Nane
Ni^asta Nar Ördek Pazi Pirasa Päluze
Liste 2
: Quitte : Gerstenmehl : Bonbon : Birne
: Honig
: Paprika, Pfeffer
: Brei : Fisch : Saubohne : Mandel : Kalbfleisch : Suppen
: Maive
: Teigwaren, speziell für Suppen
: Pflaume : Apfel : Haselnuß : Traube
: Reh- oder Hirschfleisch : Karotte
: Wild aller Art
: Kompott : Kokosnuß : Spinat : Feige : Rebhuhn : Kürbis
: durch Dünsten haltbar gemachtes
: Kleiebrei Fleisch
: Kornelkirsche : Gans : Aprikose
: Kebab
: Zuckermelone : Wassermelone : Kürbisgericht : Ziegenfett : Weißkohl : Petersilie : Linsen : Obstgelee : Pfefferminz : Stärkemehl : Granatapfel : Ente : Gartenmangold : Lauch : Gelee
Pekmez : eingedickter Traubensaft
Razyäne agi : Fenchelgericht
Sülün '■ Fasan
Semizotu : Gartenportulak
Sogan : Zwiebel
Sarmisak : Knoblauch
Sigir eti : Rindfleisch
Süt : Milch
Sütlü aglar : Milchspeise
§ehriye : Suppenteigwaren
^araplar : Wein
§iralar : ungegorener Traubenmost, Pilteropium
§eker : Zucker
Turp : Rettich
Tereyagi : Butter
Tur^ular : Essiggemüse
Tuz : Salz
Tavuk : Huhn
Uzümler : Trauben
Vigne : Sauerkirsche
Yaglar (fegitli ) : Fette aller Art
Yogurt : Joghurt
Marul : Römischer Salat
Zerdäli : Wilde Aprikosen
Liste 3
Samäc : Samäh
ha^z : hazz
zarar : zarar
ta'sTr : ta'sir
ha^lamak : ha^lamak
'^abas : ^^bas
sömürmek : sömürmek
häss : häss
habTs : habis
häziq : häzik
mazi : mazi
sizi : sizi
Liste 4
duyulu^ : his
düg : uymak
ohgamak : temas
bir ugurdan : birdenbire
kahnet : kabaet
lög etmek : gevgetmek
turgutmak : muhäfaza etmek
gönül dönmesi : gasyan
atici damar gicigmek
eski beze döndürmek
yarmdasi gün
olgan köyünmüg yeginmek bu ecelden eyegü yan bagagrisi önürmek gözletmek ayirtlamak suyolu falkoyun öygen kl zil öygen sikmdi yenbagi yeyni ülegmek onun gibi de ot yerleri bilesince yat aki anm ak sokuldamak sustalik yab yab nezle dökülmek
idman etmek
kug akt an agagi
afyon agag qavunu aq ingi aqäqiyä
aqasya cäqir qarha
amaskine erigi ( = Amasya erigi)
Canbe:;;
ani son
Caqül (r. cgq^i )
äsärün
a?fur tohumu (für Cusfur) asma cubugu
astär (ayi qulagi) (astar atiqüs) bäbünag
giryan kaginmak
; pafavraya fevirmek
; ertesi gün
: olan : yanmig : zindelegmek : bu sebepten : kaburga : migren : tekrarlamak
: dikkat etmek
: temizlemek, ayiklamak
: idrar yolu
: arkaüstü : akciger : hanpere : usare
: omuz
: hafif : paylagmak : bu taktirde
: koltukalti ve kasiklar : beraber
: yuva kurmak
: zonklamak : halsizlik
: ince ince, kanal
: nezle inmek
: aligmak
: beiden agagi
Liste 5
: Opium
: Citrus medica var. cedro
: weiße Perlen
: Acacia vera Wild ( Mimosa nilotica)
(die Frucht der Akazie)
: Acacia, Akazie
: Bertramwurzel, Aloeholz (=ödagagi)
: Damascener pflaume
: Ambra
: Anis (pimpinella anisa, anisum)
: Hedysarum alhagi
: Keltischer Baldrian (Valeriana celtica)
: Saflorsamen : Rebenschößling : Aster amarellus
: Kamille (Anthemis mobilis)
badem yagi baqir qabugu balasan yagi ballüt
bän yagi (duhn al-balasän) basr-i tidüs (r. bazr) bazr-i harbel (harmel?) beng (benk)
bertinek tohumu (= berdi, burdi )
besbäse (bezbäze) besbäyig (= besfäyig) bis
bizr-i qatünä boraq
boraq-i armem boy tohumu buzurk därü
buzur neg (?) (buzur beng) ga^de
gävsir (sekbineg)
gevz-i bevvä gund-bidaster guväriä-i misk guväris-i ^-üd Görekotu därcinl därsini
där-i fülfül deine yemisi
dam al-ahaveyn (iki qardes qani)
deniz köpügü duraq otu durüng dut
duhn al-balasän dülb
dülb qo zal agl
ebem gümeci ebü gehl qarpuzu emleg (= ehlileg) ender äni esek südü fävänyä findiq
fll zehre (huzuz )
Mandelöl (oleum amygdalea expressum)
Vitriol
Balsamöl, Gummi arabicum (duhn al-
balasän)
Quercus vallonia Balsamöl
Kombination peganum harmala
narkotische Pflanze, Hanfpflanze Cyperus papyrus
Muskatnuß
Polypodium vulgare, gemeines Engelsüß
aconitum napellus, Eisenhut (tödliches Gift)
plantago psyllium, Flohsamen Borax
Armenisches Borax
semen foenugraeci Latwerge
Mohnsamen
Gamanderart (teucrium polium )
ferula opopanax (sein Milchsaft wird
medizinisch verwendet: sebgin
Muskatnuß
Biberhoden (testiculo de castor) Abführmittel
Abführmittel (Kombination) Schwarzkümmel
Zimt
cinnamonum Zeylanicum (der Zimt¬
baum )
spanischer Pfeffer (capsicum annuum)
Lorbeerfrucht
sanguis draconis, Drachenblut ossa sepiae, decapodae Dill, Kerbel
Gamswurzel, Gemswurz, doronicum
Maulbeere, morus alba
Balsamöl
platanus orientalis
Bibelüberss. Platane (wurde öfter für
Kastanie gehalten) Löw.
Malva
Koloquinte, citruUus colocynthis schrad
Myrobolani, myrobolanum phyllanthus
emblica Steinsalz Eselmilch
Päonie, poenia officinalis Haselnuß
Bocksdorn (lycium)
fll zehrel forfiyön frengemüsk
fulüviyye ma^günu fülfül
füi füi-i ebyaz faudanag galye misk geyik boynuzu gülbe seker gülnär gülsuyu habb-i räzi habb al-hazrä habb al-gär häl hamäme
hanbaq (harbaq)
hanbäze cicegi (= habbäze) hanzal (ebü gehil qarpuzu) hardal
harik yapragi ( erik? )
harmel (üzerlik) tohumu
harnüb-i nabati (keci boynuzu)
hasek (hasek) (= deve cökeren)
hasalbän hasalbend hashas
hatml kökü ve tohumu
helTleg (= ehlileg)
heyl (simsir) hiyar-i senber hiltit (r. Ijiltit) hindibä tohumu
hindi stän qozu hindi tuzu
bulbe (keten tohumu)
hummäz (hummäz) kökü (=quzu
qulagi )
hutmäz kökü
huzuz (fll zehreg) ilgin agagi
ilgin yemisi isirgan tohumu izhlr
Elefantengalle, als Gift
Euphorbium
Dianthus caryophyllus, Gewürznägel Latwerge
Pfeffer, Pipper
Pfeffer, piper aquaticum
Minze, menta tomentilla, origanum
Gartenfrucht Hirschgeweih Latwerge Granatblüte Rosenöl Pille Terebinthenöl Pille Kardamom
Amonum, Zingiber
Nieswurz, aconitum napellus
Maive, malva sylvestris Koloquinte, citrus colocynthis Senf, avena sativa
Pflaumenblätter
Harmelraute, peganum harmala
Johannisbrotsamenkorn, ceratonia
siliqua
tribulus terrestris Rosmarin
(vermutlich: hasalbän)
Mohn, papaver sativa
Eibisch, weiße Pappel, althaea of¬
ficinalis
myrobalani, Fruchtschalen von phyllan¬
thus
Kardamom, amonum cardamomum
cassia
Teufelsdreck, ferula assa foetida
Endi vi ens amen, Cichorium intybus, achicoria
Muskatnuß indisches Ssilz
Leinsamen, trigonella foenum graecum
rumex aquaticus, rumex species,
Sauerampferwurzel, oseille, rumex
(vermutlich: hummäz kökü)
Bocksdorn, lycium
Tamariske, tamarix gallica, Rispel¬
strauch Tamariskenfrucht
Brennesselsamen, semen urticae
schoenenthum , andropogon schoenan-
thus
iki qardes qani (= dam al-ahaveyn) iklTl al-melik
iklimiyä
ingir yapragi Cirqsüs it üzümü qababa käfür qäqüle
qälqa baqün (?) qalqatär
qälgant (qalqant?)
qamis kammün qaranfil qardamäne
qarga dölegi karräs qasni qaträn
qaysüm otu
qaysun (?) kebere yemisi
kebere kökü
kendir kepek herizesi keten tohumu qina
kibrit-i asfar kireg
qirfa
qirqä kirsine unu
kismis köknar qurrat al-^ayn qur^-i rävend qurtum (= ^usfur)
qüvqal
kündüz (= kündüs )
Drachenblut, sanguis draconis Meliote, melilotus officinalis
(? vgl. al-iqlTmiyä = qadmiyä, Diosk.
V, 57 arab. = V, 44 Laguna; cadmia =
Zinkspat, Galmei).
Feigenblatt, folium caricae, moraceae
Süßholz
Nachtschatten, Solanum nigrum
Kubebenpfeffer, fructus cubebae
Kampfer Kardamom
(vermutlich: qarga büken, Gift)
Vitriolpulver
(vgl. Diosk. V, 80 arab. = V, 73
Laguna: Kupfersulfat )
Schilfrohr
römischer Kümmel, Pfefferkümmel
Gewürznelke
Kardamom, elettaria cardamomum
maton coloquinte allium porrum Mutterharz, galbanum
Baumharz, die weibliche Cypresse
Stabwurz, Eberraute, artemisia ab-
rotanum
(vermutlich: qaysüm) Kapernfrucht
Kapernwurzel
Hanf, semen cannabis Kleiebrei
Leinsamen, linum usitatissimum Henna
Schwefelblume Kalk
echter Zimt, Rinde von cinnamomum
Zeylanicum
(vgl. qirqiyä Diosk. III, 114 arab.
= III, 128 Laguna: circacea lutetiana)
Linsenmehl, evrum ervillia, orobe'
officinale Korinthe
Mohnkopf, Mohnsamen
Doldenblütergattung, sium latifolium
Rhabarber (Wurzel)
Saflor, carthamus tinctorius (Körner
des wilden Safrans)
(vgl. qauqälls, Diosk. II, 140 arab.
= II, 128 Laguna: scandix australis) Seifenkraut
lagüvert
landen (r. laden) lebläb (sarmasiq)
lubnä lu'lu'
maCTde-i säyile {= lubnä) nnämirän
mann (sir-hist) magtakä
ma°ye-i säyile mazi (r. mazi)
menekse (benefse) yagi
mersin yapragi
merzengüs (= merzenküs) ml^a (r. mayCa) milti-i andaräni misk otu mudahrag mür mür-i säfi nänhä narcicegi när din nar qabugu
nebät (nöbet) sekeri nuhäs
nüsädur nüs-därü Cod agagi
cöd al-qahr (^äqir qarha) Cöd-i hindi
cöd-i hindi qamarT
parsuvarusen (fälschlich für
baldiri qara pazi
pendfilon (besparmaq otu)
petersalyon (r. batrsalyon) rävend
räzyäneg (räzyäne)
razyane tohumu gabür (sabir) saqizagagi yagi saqmöniya (= saqmüniyä)
säl yüs (r. sasälyüs)
: Lasurstein, Indigo
: Labdanum, Sistusöl, cistus labdaniferus : Schlingpflanzenarten, corrigiola,
dolichos lablab
: astarach, styrax officinale : Perle
: astarach, styrax officinsile
: Gilbwurz, curcuma
: Manna (siehe auch: sir-hilt) : Mastix
: Styrax : Gallapfel
: Veilchenöl, viola odorata
: Myrthenblatt
: Majoran, origanum majorana
: Galbanum, storax
: Steinsalz : Beifuß
: Osterluzei, aristolochia rotunda
: Myrrhe
: myrrha pura
: Ammi, Ammei, Mentha
: Granatblüte
: Narde, Azumber
: Granatschale : Kandiszucker : Kupfer : Ammoniak
: Gegengift (Latwerge) : Aloeholz
: Bertramwurzel : indisches Aloeholz : indische Aloeart
barsiyävusän ),
: Venushaar, adiantum capillus veneris
: Beisskohl, Gartenmangold, beta
vulgaris
: kriechendes Fingerkraut (potentilla
reptans), Ackerhornkraut (cerastium
arvense )
: Wilde Sellerie : Rhabarber
: Fenchel, auch Kümmel, foeniculurti
vulgare : Fenchelsamen : Aloe, liliaceae : Mastixbaumöl
: Purgier mittel. Purgierharz, Hunds¬
würger, cresse cretica
: Seseli tortuosum, Bergfenchel
Sandal
sandarüs (sandarus)
särih-i hindi (r. säzag-i hind"), auch särang-i hindi
sa^tar (sa'^tar, za^tar)
sebkTneg, sebgTn (r. sekbTneg) sebistän
sedäb (= sezäb) sedef otu selTha
selvi (r. servi) qozalagi sigir dili
siraga otu
sinameki (r. sanä makki)
sinirli yapragi sir hist sirke sirke balcigi
sklofendriyon (efifotu) su^d
?umg
sumaq (r. sumäq)
sunüz, senTz (r. suniz) süri
susam yagi SÜS
sünbül-i hindi sürür
süsen sütlegen sab
säb-i yamänl sahm-i hanzal saräb-i dTnäri saukarän
seftali cekirdegi seker peynir Slh
sire-hist sTs (r.sTs)
tar angin tavsan basi terementin tin-i mahtüm tiryäk
tiryäk-i färüq
Sandalholz
Sandarach, Firnis
laurus malabathrum, indischer Lorbeer
allg. Satureia, ocinum basilicum Lippen-
blütergattung, Majoran
opopanax, ferula persica, Gummiharz
eine Art Birne (Dozy)
Raute, ruta graveolens, Brunnenkresse herba rutae, turaceae
cassia, Kassiarinde, Zimtrinde Zypressenzapfen
Ochsenzunge, anchusa italica
Braunwurz, verbascum nigrum
Sennesblätter
Flohkraut, herba plantaginis majoris
Hs. fälschlich für: sTr-hist Essig, Essenz
Essighefe
Milzfarn, ceterach officinarum
Erdmandel, cypergras, cyperus
Harz, Gummi
Sumach, rhus coriaris Schwarzkorn, Schwarzkümmel
Vitriol (vgl. ebenfalls Diosk. V, 84
arab. = V, 77 Laguna) Sesamöl
Süßholz, Glycyrrhiza indische Narde, Spikenrad
Cuecksilberoxyd, Rotoxyd
Lilium candidum, blaue Lilien
Wolfsmilch-Gummi, Euphorbium
Alaun
Alaun aus Jemen, alumbre
Koloquinte (ein Sirup)
conium maculatum, gefleckter Schier¬
ling
prunus persica, Rosaceae
saure Sahne mit Zucker
Beifuß, Ehrenpreis
eine Art Manna, türk. balsira
schlechte Datteln, die keinen Stein
haben Manna Hasenkopf Terebinthenharz Siegelerde
Gegengift, Opium
die beste Sorte Theriak
topalaq yapragi (= topälaq) tübäl (= tGbäl)
turag otu tütyä
tuz-i enderäni turbTt-i aq
turmuz (r. turmus) ubhul
ufüdeng (= faudanag) Culq al-batn
Cunnäb (hunnäb) Cunsul sirkesi
Curüq-i §ulr {= mämTrän)
usqüq ma^günu
ustahudür (r. ustühudüs)
^uzuz (= mazi )
yaban sogani sirkesi
yaban üzümü
yabrüh (= qanqurudan)
yäqüt-i rum mäni
yilan derisi (gömlegi) yumurda garusi va|g
vard-i ahmar zäg
zaCfarän zanbaq yagi zarnab
za^tar (sa'^tar) zengär
zengebil (zengefil) zerävend
zeyd (r. zeyt) yagi zeytun yapragi zirnih
züfä otu zubd al-bahr zurunbäd (zurunba)
Lyciumblätter Eisenschlacke siehe duraq otu
Spießglass, sublimiertes Zinkoxyd
Steinsalz
(turbitnach Avicenna bei Dubler I,
253, n. 176 offenbar = turbid, convol¬
vulus turpenthum )
lupinus albus, weiße Lupine
Zypresse, juniperus Sabina
Minze, mentha pulegium
Terebinthenharz
die rote Brustbeere, fructus jujubae
Essenz der Meerzwiebel, urginea
maritima
Gilbwurz, curcuma longa
Latwerge
Lavendel, lavendula stoechas Gallapfel
Essenz der Wildzwiebel
wilder Wein
Alraunwurzel, Mandragora
Rubin Schlangenhaut Eidotter
Magenwurz, ocorus calamus
rote Rose Vitriol Safran Lilienöl Safran
Lippenblütergattung, Majoran Grünspan
Ingwer, zingiber officinale
Osterluzei, aristolochia longa
Olivenöl Olivenblätter Arsenik
Ysop, hyssopus officinalis
os sepia, espuma del mar
Zitwer
LE STATUT DE LA TERRE ARABLE EN ASIE MINEURE
DU Xllie AU XVe SIECLE
Par Irene Beldiceanu-Steinherr, Paris
Le chercheur qui tente une approche de la periode qui s'etend de l'arrivee
des Turcs en Asie Mineure jusqu'ä la creation de I'Etat ottoman se rend
compte que les sourees font cruellement defaut pour elucider certains pro¬
blemes. Nous pouvons tracer aujourd'hui en gros traits ce que nous appelons
I'histoire evenementielle, par contre nos connaissances sur Ia fiscalite, Ie
regime de la terre et autres questions semblables sont tres reduites. Les
chroniques effleurent ä peine ces sujets et aucun registre seldjouqide n'est
parvenu ä nos jours.
II fallait done trouver une nouvelle voie pour remonter dans Ie temps. En
feuilletant il y a quelques annees aux Archives de la Presidence du Conseil -
un registre de la province de Qaraman, nous nous sommes aperfu qu'il con-
tenait mainte allusion ä une periode anterieure ä la conquete. Nous nous
sommes fixe alors comme but de parcourir systematiquement les registres
de recensement des provinces anatoliennes pour en degager tout ce qui se
refere a I'epoque preottomane. Cette methode de travail suscitera certaine¬
ment des reserves. II est en effet legitime de se demander dans quelle mesure
on peut tirer des conclusions valables en se fondant sur une documentation qui
est parfois posterieure de plus de deux siecles.
Pour justifier ce mode particulier d' investigation, il faut exposer tout
d'abord les methodes de recensement partiquees dans I'Etat ottoman. Un
premier fait: des qu'une region etait incorporee ä I'Etat, le Grand Seigneur
ordonnait le recensement de sa nouvelle acquisition. Le MM 241 (l) par
exemple fut ecrit immediatement apres 1' annexion de la region qui s'etend
d'Aqsehir jusqu' ä Beg Sehri. Quant ä la procedure, il faut savoir que les
recenseurs ottomans ne se contentaient pas d'enregistrer les proprietes
telles quelles. Iis demandaient a tous ceux qui possedaient un bien la justi¬
fication de leur possession et ils notaient les titres de propriete et leur date.
Ainsi nous trouvons dsins les registres otomans la mention de titres de pro¬
priete qui remontent ä 1' epoque seldjouqide. Malheureusement nous rie
possedons que rarement le registre du premier recensement ottoman d'une
region. On peut toutefois se servir egalement des registres ulterieurs, car
les recenseurs ottomans notaient d'abord soigneusement les informations
contenues dans le registre precedant et ils ajoutaient ensuite les changements
intervenus depuis le dernier recensement. II est possible, par consequent, de
recueillir toute une serie d'informations qui se rapportent au passe et parfois
ä un passe tres lointain.
Nous nous sommes propose d'etudier dans un premier temps le Statut de
la terre, c'est-ä-dire de determiner tous les facteurs qui intervenaient dans
la possession d'une terre de labour en laissant deliberement de cote les
maisons, les boutiques, les moulins et les parcelles de terre pres des villes.