• Keine Ergebnisse gefunden

„Die Handschrift ist sehr reich, aber nicht fein ausgeschmückt", „Sie ist nicht datiert, aber neu&#34

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "„Die Handschrift ist sehr reich, aber nicht fein ausgeschmückt", „Sie ist nicht datiert, aber neu&#34"

Copied!
27
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Die Miniaturen im Diwan V

von Mir 'Ali Sir Nawä'i der Bibliothek

der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft

in Halle

Ein Beitrag zur Schule von Qazwin

Von GuDBUN Goeseke, Halle

Unter den Handschriften der Bibhothek der Deutschen Morgen¬

ländischen Gesellschaft in Halle verbirgt sich ein in osttürkischer Sprache

verfaßter Diwän von Mir 'Ali Sir Nawä'i^: Acc. 256, Fa 2870/4".

Diese Handschrift verdient es gewiß, einmal näher betrachtet zu werden,

denn es handelt sich um eine prachtvoll illuminierte Luxusausgabe mit

vier ausgezeichneten Miniaturen, die eine wertvolle Ergänzung zu den

bislang bekannten darstellen. Die Handschrift wurde 1857 von O. Blau"

in Persien für die Deutsche Morgenländiscbe Gesellschaft erworben*.

Die Bemerkungen A. Müllebs im Katalog* — „Die Handschrift ist

sehr reich, aber nicht fein ausgeschmückt", „Sie ist nicht datiert, aber

neu" — waren jedoch kaum dazu angetan, etwa den Kunsthistoriker

einzuladen, die nach Müllers Meinung geschmacklos ausgestattete Hand¬

schrift mit ihren „Gemälden, welche die ganze Seite einnehmen", in

seine Studien einzubeziehen. Immerhin erwähnt Bbockelmann, der sie

1 Zu 'Ali Sir Nawä'i (1441/844 H.— 1501/906 H.) vgl. Wilhelm

Babthold, Mir 'Ali Sir und das politische Leben (russ.) in : Mir "Ali Sir Sbornik, Leningrad 1928, deutsche Bearbeitung von Waither Hinz, Herät unter Husein

Baiqara dem Timuriden (Abhandlungen fiu die Kunde des Morgenlandes XXII

8), Leipzig 1938; eine ausführliche Besprechung von Bartholds Arbeit durch

H. Retter in Der Islam XIX 1931, S. 44—49. Eine Biographie mit Auf¬

zählung und Analyse seiner Werke bietet Riza Noub: Ali Chir Növäi

(Revue de Turcologie, No. 5, 1935, S. 5—58. Unser Diwän entspricht in

den ersten vier Gazal dem Diwän Öarä'ib as-sigar, jedoch ist der erste Vers (aSraqat etc.) mit der rechten Hälfte des ursprünglich doppelseitigen 'Un- wäns verlorengegangen.

2 Blaus Biographie: D.Paul Blad, Leben und Wirken eines Ausland¬

deutsohen im vorigen Jahrhundert. Erinnerungen an Dr. Otto Blau. Leip¬

zig 1928. 3 Vgh ZDMG 13. 1859, S. 258 Nr. 15 und S. 340 Nr. 256.

* Katalog der Bibliothek der Deutsohen Morgenländischen Gesellschaft,

II. Handschriften, Inschriften, Münzen, Verschiedenes, Leipzig 1881,

S. 41 ß.

(2)

Die Miniaturen im Diwän von Mir 'Ali Sir Nawä'i 289

für seine osttürkische Grammatik heranzog, „eine Anzahl guter Minia-

tiiren"!.

Daß es sich hier um keine junge Handschrift handelt, ergibt sich schon

aus Malstil und Technik der lUuminienmg. Beides weist auf die Schule

von Herät, die zum Ende der Timüridenzeit unter Husain Baiqarä

(1469—1506) in dessen Minister und Freund Mir 'Ali Sir einen Gönner

imd Förderer ihrer Künstler, vor allem Bihzäds, fand. Nach der Er¬

oberung Heräts durch den Safawiden Ismä'il I. (1510) siedelte ein be¬

deutender Teil der Heräter Schule mit Bihzäd nach Tabriz über und

setzte zunächst hier und dann nach Verlegung der Residenz unter

Tahmäsp I. (1524—1576) in Qazwin (ab 1549) ihre Traditionen fort

bis sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts unter 'Abbäs I. (1581—1629)

in dessen neuer Hauptstadt Isfahän (seit 1600) von einem neuen Stile,

dessen typischster Vertreter Rizä-i-'Abbäsi war, abgelöst wurden.

Die Künstler, die unter den Safawiden in Herät verblieben waren,

wurden gelegenthch des §aibänidischen Eroberungszuges 'Ubaid

Häns (1534/35) nach Buhärä deportiert, begaben sich aber vielleicht

auch freiwUlig dorthin — es mag sich um Sunniten gehandelt haben —,

und heßen dort die Heräter Schule noch ethche Dezennien weiterleben.

Kühnbl und Diez haben diesen Malstil bereits ausführhch cha¬

rakterisiert". Hier sei unter Hinweis auf unsere Miniaturen noch ein¬

mal das Wesentliche hervorgehoben : Die Malerei ist hier zunächst — auf

iranischer Tradition fußend^ — reine Flächenkunst. Die dargestellten

Figuren und Gegenstände werden wie die Schrift gleichsam aufs Papier

gelegt unter Verzicht auf die Mittel der optischen Verkürzung, die den

Eindruck der dritten Dimension hervorrufen*. Der Fußboden, ein Tep¬

pich oder ein Wasserbassin (vgl. Abb. 3) erscheinen so unserem Auge

von oben gesehen, während alles Darauf befindhche in seiner vollen Höhe

— selbst wenn es sich im Hintergrund befindet — auf diese Flächen

gelegt wird. Die so ausgebreitete Fläche des Untergrundes bietet wie¬

derum genügend Raum, um zahlreiche Personen, die hier im Unter¬

schiede zur vorausgehenden mongolischen Schule in verkleinertem Ma߬

stabe erscheinen, darauf unterzubringen, so daß sie zwar übereinander,

doch durch die Art ihrer Anordnung — schräg oder S-förmig — eine

1 C. Beockelmann, Osttürkische Grammatik der islamischen Litteratur-

sprachen Mittelasiens, Leiden 1954, S. 12.

2 Kühnel, Miniaturenmalerei im islamischen Orient, S. 12; ders.. Is¬

lamische Kleinkunst, S. 45; Diez, Iranische Kunst, S. 150—162.

^ Stchoükine, Les Peintures des Manuscrits Timürides, S. 87 f.

* Pretorius, Persische Miniaturen, S. 8, läßt die Frage offen, ob die

Maler bewußt auf die dritte Dimension verzichten, um etwa ,,der Flächen-

haftigkeit beschriebener Buchseiten nicht eine plastisch tiefemäumliche entgegenzusetzen".

(3)

290 Gudrun Goeseke

raumbildende Wirkung erzielen. Als weiteres raumbildendes Mittel

dienen die so beliebten Halbfiguren, die im Hintergrunde hinter den

Bergen, Felsen oder über Brüstungen hervorschauen und das Bild in

einzelne Kulissen aufghedern, ein Stilmittel, das aus Ostasien — Ming-

malerei — entlehnt und über die Mongolen in die Timüridenkunst ge¬

langt ist! (vgl. Abb. 2, 4, 5). Der Maler verzichtet dabei auf plastische

Modellierung durch Farbnuaneen, die Licht und Schatten andeuten.

Auf den blauen oder goldenen Himmel legt er die aus spiralförmigen

Linien gebildeten chinesischen stihsierten T'chi-Wolken (vgl. Abb. 4).

Aus der um viele Farben, besonders gelb und zinnoberrot bereicherten

Farbskala wählt er für die mit streublumenartigen Büscheln und Sträu¬

chern besetzte Erdfläche gelb oder rosa bis hellviolett. Tiefer liegende

Teile des Geländes heben sich dabei im Farbton vom Vordergrrmde ab

(vgl. Abb. 2). Bihzäd liebt es, durch einen Neger die Farbkontraste

zu verstärken". Wir finden diesen Neger auch bei seinem Schüler Mah¬

müd Mudahhib*, und er darf wohl auch als ein Kennzeichen der

Bihzäd-Schule gelten (vgl. Abb. 3 den gelbgekleideten schlafenden

Neger)*.

Können wir unsere Miniaturen auf Grund der stilistischen Kriterien

ohne weiteres der Schule von Herät zuschreiben, so bereitet uns ihre

Zuweisung an einen bestimmten Zweig — Herät, Tabriz/ Qazwin oder

Buhärä — auf Grund deren wir dann etwa auf einen bestimmten Maler

schließen könnten, und die uns eine engere zeithche Abgrenzung für

ihre Datierung ermöglicht — Timüriden, Safawiden oder Saibäniden —

zunächst mehr Schwierigkeiten. Die dargestellten Turbanformen können

uns diese Entscheidung bekanntlich oft sehr erleichtern: So schließt

ein Stabturban'' die Timüriden und Saibäniden aus, denn er weist ein-

! Vgl. Stchoükine, a. a. O., S. 87, ferner Pretorius, a. a. O., S. 0 und

Diez, Die Kunst der islamisohen Völker, S. 187 ff.

2 Vgl. Kühnel, Miniaturenmalerei, S. 28; ders., Islamisehe Klein¬

kunst, S. 50.

' Vgl. seine ,,Alte vor Sangar" aus dem Pariser Nizämi (Bibl. Nat. suppl.

pers. 985) von 1545 (952 H.) in farbiger Wiedergabe bei Blochet, Musul¬

man Painting, Pls. CXIV-CXV; schwarz-weiß: Blochet, Enluminures,

Pls. LII — LIII; Sakisian, La Miniature Persane, figs. 125—126. — Zu

Mahmüd Mudahhib: Sakisian, Mahmüd Mudahhib — Miniaturiste,

Enlumineur et CaUigraphe Persan (Ars Islamiea IV 1937, S. 338—347);

dort u. a. auch eine Abbildung der ,, Alten vor Sangar" und ein Portrait

von Mir «Ali Sir Nawä'i.

* Daß an den Bändern unserer Miniaturen so viele Gesiebter negroid

erscheinen, wird durch eine schwarze Schicht hervorgerufen, die sieh im

Laufe der Zeit der Blätter bemächtigt.

* Vgl. für Stabturbane z. B. „Bahräm Gürs Jagd" aus den Sab'aH saiyära

Nawä'is in der Pariser Hs. der Kulllyät, suppl. tme. 316, geschrieben

1526 in Herät, illustriert in Tabriz (vgl. Kühnbl, Survey III, S. 1873),

(4)

TAFEL I

1. Illuminiertes Textblatt (tol. 216 v)

(5)

TAFEL II

2. Qabaqspiel (fol. 13 r)

(6)
(7)

TAFEL IV

4. T^ahräin Giirs Meisterschuß (fol. 53 v)

(8)
(9)
(10)

Die Miniaturen im Diwän von Mir 'Ali Sir Nawä'i 291

deutig auf die Safawiden. Er wurde unter Tahmäsp von 1525 bis

ca. 1550^ getragen, also in den Jahren, in denen Tahmäsp noch in

Tabriz residierte. Das betreffende Bild ist also zwischen 1525 und 1550

in Herät^ oder Tabriz geschaffen worden. Andererseits schließt das

Fehlen von Stabturbanen diese Periode nicht aus, denn diese Kopf¬

bedeckung war nicht allgemein, sondern beschränkte sich auf einen

engen Kreis, von dessen Angehörigen, den Qizilbäsen', sie auch nicht

jederzeit getragen wnrde*. Doch hat man den Eindruck, daß die Maler

jener Zeit, besonders wenn sie Hofszenen — Trinkgelage oder Jagden —

darstellten, nicht gern auf die Wiedergabe von Stabturbanen ver¬

zichteten, selbst wenn sie sich dabei auf einen einzigen beschränkten,

der dann für die Zuweisung des Bildes ausschlaggebend ist. Da sich die

Turbane von Buhärä an den kegelförmig hervorstehenden, längs¬

gerippten Kappen, um die die Turbanbinde gewickelt ist, erkennen

lassen*, bleibt lediglich für die nicht-buhärischen stablosen Turbane die

Frage offen, ob sie timüridisch oder $afawidisch sind. Für die Safawiden

bildet dabei das Ende des 16. Jahrhunderts eine Grenze, denn die volu¬

minösen Turbanformen, die sich zu Beginn des 17. Jahrhunderts unter

'Abbäs I. in Isfahän herausbilden, kennzeichnen bereits deuthch die

neue Stilrichtung, die sich für uns mit dem Namen Rizä-i-'Abbäsi

verbindet.

Unsere Miniaturen weisen keine Stabturbane auf. Dafür schheßen die

Kopfbedeckungen der dargestellten weiblichen Personen, obzwar sie

hier außerordentlich selten anzutreffen sind, die Timüriden aus, denn

sie gehören der Mode des 16. Jahrhunderts an: Auf der Darstellung vom

Verkaufe Josefs nach Ägypten (Abb. 5) erkennt man auf dem Haupte

farbige Wiedergabe bei Blochet, Musulman Painting, PI. CXXIV; schwarz¬

weiß: Blochet, Enluminures, PI. L; Sakisian, La Miniatme Persane,

fig. 114; Migeon, Les Arts Musulmans, PI. XXIX fig. 2; debs., Manuel

d'Art Musulman, T. I, fig. 30.

1 Vgl. Goetz, Survey III, S. 2248 (Anm. 3 zu S. 2247).

2 Herät verlor auch nach Übersiedlung eines Teiles seiner Kimstler mit

Bihzäd nach Tabriz seine Bedeutung nicht. Hier wirkten z. B. zunächst

noch Mahmüd Mudahhib und 'Abdallah Mudahhib (Mu?awwir),

die später nach Buhärä gelangten. Ersterer scheint freilich bereits vor dem

Falle Heräts (1535) nach dort gegangen zu sein (vgl. Kühnel, Smvey III,

S. 1869).

^ = ,, Rotköpfe", so genannt wegen ihrer roten Kopfbedeckungen. Die

Qizilbäsen waren türkischer Abstammung und bildeten — als Si'itische

Bruderschaft organisiert — bereits imter Ismä'il I. die Hauptstütze des

Heeres. In der Tahmäsp-Zeit kennzeichnet sie ein roter Stab, der aus dem

Turban ragt. Vgl. dazu W. Hinz, Irans Aufstieg zum Nationalstaat, S. 76f.

* Vgl. Sakislan, La Miniature Persane, S. 102, Anm. 3. ■^

' Vgl. Sakisian, a. a. O., S. 92 und Kühnel, Miniaturenmalerei, Abb. 70b.

20 ZDMG 111/2

(11)

292 Gudrun Goeseke

der sonst nicht mehr deuthch sichtbaren Zulaihä, die aus der Kamel¬

sänfte herausschaut, die Tiara mit dem nach beiden Seiten des Gesichtes

schweifartig endenden Diadem. Dieser Kopfbedeckung begegnen wir

öfter auf Miniaturen des 16. Jahrhunderts. Berühmt ist das Bildnis des

knienden Mädchens aus der Sammlung Cartier, Paris^, von dem man

früher annahm, daß es um 1500 von Äqä Mirak geschaffen worden sei,

das man jedoch heute Säh Muhammad zuschreibt^, einem Maler, der

im 16. Jahrhundert neben dem ihm stilistisch eng verwandten Sultän

Muhammad am Safawidenhofe tätig war. Überraschend ähnlich ist

das Mädchenbildnis aus dem Louvre, das nach Blochet^ ca. 1505 in

Tabriz gezeichnet worden sein soll. Es dürfte freilich etwas später (unter

Tahmäsp) entstanden sein, denn fast identisch damit ist das kniende

Mädchen auf einer der Illustrationen einer Handschrift der Gazais Sähi

Firüzkühis (Bibl. Nat. Paris, suppl. pers. 1962)*. Die Handschrift

wäre nach Blochet* ca. 1490, also noch zur Timüridenzeit, in Herät

geschrieben worden. Doch dann müßten die Illustrationen dazu be¬

trächtlich später angefertigt worden sein, wie der Stabturban des vor

dem Mädchen knienden Jünghngs verrät. Wenn auch Blochet aus¬

gerechnet diesen Turban als ,, caracteristique de la fin du regne de Sultan Hosain Mirza, et de la domination des Shaibanides sur la Transoxiane"

bezeichnet^, so wird doch diese Behauptung durch Sakisian mit der

Feststellung, daß "le turban en question est purement et simplement

celui des S6f6vis, et le manuscrit n'est par consequent pas du 15^,

mais du 16® siecle" widerlegt'. Die Tiara mit dem geschweiften Diadem

begegnet uns also jedenfaUs nicht vor dem 16. Jahrhundert. Wahr¬

scheinhch kam sie am Safawidenhofe erst unter Tahmäsp als Kopf¬

bedeckung der Prinzessinnen auf. Bei der Illustration von Sagen werden

die Königinnen und Prinzessinnen durch diese Tiara gekennzeichnet.

Auf einer Miniatur der Sammlung Ducote, Paris, aus einer verlorenen

Nizämi-H&ndschrift aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, auf der die so

behebte Szene „Husrau entdeckt Sirin beim Bade" wiedergegeben ist,

sieht man bei Sirins Kleidern, die sie während des Bades in einem Baume

aufgehängt hat, auch die betreffende Tiara. Das geschweifte Diadem ist

sehr deuthch im Profil zu erkennen*. Nach Kühnel' erinnert die Aus¬

führung der Malerei an Sultän Muhammad und an 'Abdallah

Mudahhib, wobei wohl ersterer vorzuziehen ist, da 'Abdallah

Mudahhib zu dieser Zeit in Buhärä wirkte. Ebenfalls aus der Mitte

1 Abb.: Sakisian, La Miniatme Persane, fig. 60; Kühnel, Miniaturen¬

malerei, Abb. 57.

2 Vgl. Kühnel, Survey III, S. 1877. ^ Musulman Painting, PI. CXX.

* Blochet, Enluminures, PI. XLVb. ^ Enluminures, S. 92.

« A. a. O., S. 92. 7 La Miniature Persane, S. 92.

« Vgl. Kühnel, Mmiaturenmalerei, Abb. 68. » A. a. O., S. 60 zu Abb. 68.

(12)

Die Miniaturen im Diwän von Mir 'Ali Sir Nawä'i 293

des 16. Jahrhunderts stammt eine Einzelminiatur aus einer unbekannten

Handschrift (Sammlung Vever, Paris), auf der Salomo mit der Königin

von Saba, Balqis, auf dem Throne dargestellt ist^. Balqis trägt die ty¬

pische Tiara. Kühnel hat zwar dieses Bild der türkischen Malerei zu¬

geordnet, doch darf man hier wohl mit der Möghchkeit rechnen, daß

es von einem aus Tabriz^ oder Qazwin^ zugewanderten Maler geschaflFen

worden ist, denn eine ganz ähnliche Wiedergabe der thronenden Königin

von Saba — auch hier mit dieser Tiara — findet sich in einer Nizämi-

Handschrift der Bibl. Nat. Paris (Suppl. pers. 1955), die 1561 von

Hairalläh b. Husain Gülabi S us tari für einen türkischen General,

der im Dienste Tahmäsps stand, geschrieben worden ist.* Der Maler

des signierten Bildes, Äqä Bahräm Afsär*, dürfte dieses Büd zwar

in Qazwin gemalt haben, aber wahrscheinhch war er vorher (bis 1549)

in Tabriz tätig, denn der Einfluß Sultän Muhammads auf die Dar¬

stellung Balqis' und der Genien, sowie auf die Wiedergabe des Himmels

mit den Wolken und Vögeln ist unverkennbar. Die Genien erinnern

außerordenthch an die der berühmten „Himmelfahrt Muhammads"

aus dem 1539—43 für Tahmäsp besorgten Nizämi, die man jetzt wohl

allgemein Sultän Muhammad zuschreibt*. Die Dienerin aber, die

mit dem rechteckigen, fahnenartigen Fächer neben Balqis steht, ist ein

ausgesprochenes ,,Muhammadi-Mädchen", d. h. ein Typ, für den

Muhammadi, der Sohn und Schüler Sultän Muhammads, be¬

kannt ist', und auf den wir noch zurückkommen werden, da wir ihm

auch auf einer der Miniaturen unserer Handschrift begegnen. — Auf

einer ca . 1560 von dem Maler GaläladdinBagnawi dargesteUten Szene

des „Saihs von San'än" (Husain Käzargähi, Magälis al-'uSSäq, Bibl.

1 Kühnbl, a. a. O., Abb. 95 und Sakisian, a. a. O., fig. 158.

2 So ging Sultän Muhammad — wahrscheinlich gelegentlich der Ein¬

nahme Tabriz' dmch Sulaimän 1548/9 (in Qazwin, das seit 1549 Haupt¬

stadt war, hat er jedenfalls nicht mehr gewirkt) — nach der Türkei, wo er

ca. 1555 starb. Ferner emigrierten die Tabrizer Maler Säh Quli, Wali

Öän und wahrscheinlich auch Kamäl, ein Schüler Mirzä 'Alis nach dort.

ä Vgl. dazu weiter unten, S. 296.

* Abb. : Blochbt, Enluminures, PI. LXXV.

^ Die Afäären waren einer der Qizilbää-Stämme (vgl. W. Hinz, a. a. O.,

S. 79 zm Gliederung der Qlzflbasen).

« Abb. : Binyon, The Poems of Nizami, PI. XIV (farbig) ; Peetobius,

Persische Miniatmen, PI. 12 (farbig); Blochet, Musulman Painting,

PI. CXXVI; Sakisian, La Miniature Persane, fig. 153; Kühnel, Miniaturen¬

malerei, Abb. 58 (hier schreibt K. das Werk noch Äqä Mirak zu, doch emp¬

fiehlt er, Smvey III, S. 1876 Sultän Muhammad). — Auf dieser Dar¬

stellung erkennt man übrigens auf dem Haupte der rechts unten schweben¬

den Genie auch die Tiara mit geschweiftem Diadem.

' Vgl. Blochet, Enlumüiures, PI. LXXXIV; Kühnel, Müiiaturenmalere

Abb. 67; Sakisian, La Miniature Persane, fig. 160.

80»

(13)

294 GuDBUN Goeseke

Nat. Paris, Ms. pers. 426 = suppl. pers. 1559, fol. 90 v) trägt die Christin

die Tiara mit dem geschweiften Diadem^. Schließlich sei noch auf die

Tiara der Zulaihä in einer Handschrift von Husain al-Käsifis

Raitdoi aS-Suhada' (Berhn, Staatsbibl., Kat. Pertsch Nr. 572 = Diez

A Fol. 5, fol. 28r) hingewiesen^, wo dieselbe Szene vom Verkaufe Josefs

nach Ägypten dargestellt wird wie in unserer Handschrift des Diwäns

von Mir 'All Sir. Eine Dienerm, die aus dem Fenster schaut, trägt

hier das gleiche Kopftuch wie die oben erwähnte Dienerin der Königin

von Saba aus dem 1561 geschriebenen Nizämi, den Äqä Bahräm

Afsär iUustriert hat. Dieses kleine dreieckige Kopftuch, dessen vor¬

dere Zipfel entweder lose zu beiden Seiten des Gesichtes herabhingen

oder unterm Kinn zusammengebunden wurden, kam um die Mitte

des 16. Jahrhunderts auf. Es ist die Kopfbedeckung der vorhin er¬

wähnten ,,Muhammadi-Mädchen"*. Nachdem Isfahän im Jahre 1600

Hauptstadt und für die Mode tonangebend geworden war, verschwand

dieses kleine Tuch wieder. Bei Rizä-i-'Abbäsi begegnen wir auch

diesem Mädchen, doch handelt es sich hier wahrscheinhch um Kopien

nach Muhammadi*, die er gegen Ende des 16. Jahrhunderts angefertigt

haben dürfte. So erinnert das Mädchen mit dem Fächer (jetzt Freer

Gallery of Art)* an jenes, das Äqä Bahräm Afiär gewiß ebenfaUs von

Muhammadi übernommen hat. Beide tragen diesen fahnenartigen

Fächer, dessen rechteckige Fläche das gleiche Ornament ausfüllt. Von

Rizä-i-'Abbäsi dürfte auch das elegante Mädchen mit dem Bettler

aus dem Sammelalbum der Bibl. Nat. Paris (Ancien fonds persan 129,

f. 32 r)^ stammen, worauf vor allem die struppige Gestalt des Bettlers

deutet. Das Mädchen mit dem Kopftüchlein erinnert hingegen an Mu¬

hammadi. Dieses Bild muß noch im 16. Jahrhundert entstanden sein,

denn das Sammelalbum, in dem es Aufnahme gefunden hat, ist gegen

Ende des 16. Jahrhunderts ZusammengesteUt worden. Die gleiche Kopf¬

haltung und -bedeckung hat auch eine Dame auf einem Bildnis aus dem

Ende des 16. Jahrhunderts, das die Signatur Sädiq trägt (Bibl. Nat.

Paris)'. Ebenso vornehm und stolz wie die ,, Elegante" zieht sie mit dem

rechten Arm ihre mit Pelz gefütterte Jacke, die sie nur lose umgehängt

hat, hoch, während sie den linken Arm freigibt, um eine Blume in der

Hand zu halten. Schheßlich treten diese Kopftücher noch in einer 1604

datierten Handschrift vonMirhwänds ßaudat as-Safä (Berhn, Staats-

1 Abb. Blochet, Enlummures, PI. LXXVIb.

^ Abb. Gbohmann/Abnold, Denkmäler Islamischer Buchkunst, Tf. 56.

^ Abb. Blochet, Enluminures, PI. LXXXIV ; Kühnel, Mmiaturenmale¬

rei, Abb. 67; Sakisian, La Miniature Persane, fig. 160.

* Kühnbl, Survey III, S. 1890. ^ Abb. Sakisian, a. a. O., fig. 171.

^ Abb. Blochet, Enluminures, PI. LXXIVa und Sakisian, a. a. O.,

fig. 172. ' Abb. Blochet, Musulman Painting, PI. CXL.

(14)

Die Miniaturen im Diwan von Mir 'Ali Sir Nawä'i 295

bibl., Or. fol. 169, f. llOr) bei der Darstellung von Lustbarkeiten an¬

läßlieh einer Hochzeit unter der Regierung Alp Arsläns als Kopfbe¬

deckimg der Tänzerinnen in Erscheinung^. Auf der Darstellung von

Bahräm Gürs Jagd^ in unserer Handschrift (Abb. 4) trägt Äzäda eben

dieses selbe Kopftuch, das etwa gleichzeitig mit Tahmäsps Über¬

siedlung nach Qazwin in Mode gekommen sein dürfte und die übhche

Kopfbedeckung der Damen bildete, solange Qazwin Residenz war. Der

Wechsel der Hauptstadt brachte stets auch Veränderungen in der Mode

mit sich. In Qazwin kamen ja auch hinsichthch der Männertrachten die

Stabturbane außer Gebrauch. Nicht nur das Kopftuch, sondern auch

die übrige Kleidung Äzädas stimmt ganz mit der Mode dieser Zeit über-

1 Abb. Gbohmann/Arnold, Denkmäler islamischer Buchkunst, Tf. 67.

2 Es handelt sich um die so oft dargestellte Meistersehußszene : Bahräm

Gür schoß zunächst einem Bock die Hörner ab und verwandelte ihn da¬

dmch in ein weibliches Tier, während er ein solches, indem er zwei Pfeile

wie Hörner auf dessen Kopf setzte, in einen Bock verwandelte. Dann jagte

er dicht über dem Ohr eines Wildesels einen Pfeil hinweg, so daß er streifte,

und während sich das Tier daraufhin mit der Hinterpfote am Ohr kraulte,

vollführte er mit einem Pfeil, der die Hinterpfote am Ohr anheftete, seinen Meisterschuß. Als Äzäda , seine Geliebte, deren Bewunderung er erheischte, daraufhin nur lächelnd bemerkte ,, Übung macht den Meister", warf er sie samt ihrer Harfe vom Kamel und zertrampelte sie. — So endet die Erzählung

nach dem Säh-Näma Firdawsis . Nizämi (Haft Paikar) gibt jedoch

demselben Thema eine andere Wendung: Bahräm Gür befahl, Äzäda töten

zu lassen, doch man verbarg sie in einem Jagdgehege bis Bahräm Gür ihr

später wieder begegnete: Er wunderte sich über eine Frau, die eine aus¬

gewachsene Kub 60 Treppen hoch trug. Als sie auf sein Befragen hin ihrer

Erklärung, daß sie diese Kuh als Kalb immer diese Treppen hinaufgetragen

und das immer weiter so getan habe, bis aus dem Kalb eine Kuh geworden

war, hinzufügte „Du siehst Herr, Übung macht den Meister", erkannte

Bahräm Gür sie wieder und, erfreut, daß sie nooh lebte, versöhnte er sich

wieder mit ihr.

Die ältesten Darstellimgen folgen dem Berichte des Säh-Näma: Hier

reitet Bahräm Gür auf einem Kamel, und Äzäda sitzt mit ihrer Harfe hinter

ihm. Diese Darstellungsweise ist typisch für die frühislamischen Metall¬

arbeiten und für die Keramik am Ende des 12., Anfang des 13. Jahrhunderts.

Die ältesten Miniaturen zeigen ebenfalls Bahräm Gür mit Äzäda auf einem

Kamel. Es handelt sich umSäh-Nama-I\lustTa,tionen, die noch der Mongolen- schule zuzuordnen sind.

In der Schule von Herät wmde sodann die Darstellung nach Nizämis

Haft Paikar beliebter. Bahräm Gür reitet nieht mehr auf einem Kamel,

sondern auf einem Pferde, und Äzäda sitzt mit ihrer Harfe auf einem an¬

deren Pferde am Rande der Szene. Mit dem Aussterben der Schule Bihzäds

verschwindet auch dies Thema nach und nach von der Bildfläche. Auf einer

Lacktruhe Säh 'Abbäs I. v. J. 1609 (1018 H.; Islam. Abt. der Staatl.

Museen Berlin) finden wir die Szene noch einmal dargestellt, doch Äzäda

spielt hier nieht Harfe, sondern beißt sich vor Staunen in den Finger

(vgl. Kühnel, Die Lacktruhe Schah 'Abbas I., S. 53, Abb. 6).

(15)

296 Gudrun Goeseke

ein. Sie gleicht von Kopf bis Fuß den Muhammadi-Mädchen mit ihrem

lockeren Mantel'^, unter dessen dreiviertellangen Ärmeln die langen

schmalen Ärmel des enger anhegenden Untergewandes hervorschauen,

das — bei Äzäda nicht so deutlich hervortretend — dmch seinen tief

um die Hüften gebundenen Gürtel den langen schlanken Oberkörper be¬

tont, besonders, wenn die Mädchen ohne den weiten Überwurf erscheinen^,

mit ihren neckischen knöchellangen Hosen und den flachen spitzen

Schuhen.

Schheßhch bestätigen uns auch die Ornamente auf den Textihen, daß

unsere Miniaturen aus dem 16. Jahrhundert stammen: Hier fäUt zu¬

nächst das Entenmuster auf, das wir auf Miniatmen des 16. Jahrhunderts

antreffen*. Besonders häufig aber erkennen wir — neben weniger deut¬

hchen Blumenornamenten — die sternförmigen Rosetten, die sich auf

dem Mantel eines Jünghngs — man nimmt allgemein an, daß es sich

um Tahmäsp handelt — befinden, den Säh Muhammad gegen 1530

gemalt hat*. Auf Miniaturen finden wir dieses Ornament etwa seit dem

zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts bis in die ersten Jahre des 17. Jahr¬

hunderts belegt*. In Tabriz eingeführt, hat es sich vor allem in Qazwin

dauernder Beliebtheit erfreut, bis 'Abbäs Anfang des 17. Jahrhunderts die Residenz nach Isfahan verlegte.

Nach Qazwin, das in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als

Werkstätte für unsere Miniaturen in Betracht gezogen werden muß,

weist nicht nur die Mode der Trachten mit ihren Ornamenten, sondern

auch der architektonische Hintergrund bei der Darstellung der Palast-

1 Vgl. Sakisian, La Miniature Persane, fig. 160.

2 Vgl. Blochet, Enlummures, PI. LXXXIV.

3 Vgl. AcKERMAN, Smvey III, S. 2064/5. Außer den hier (S. 2065 Anm. 1)

zitierten Beispielen vgl. noch: Sakisian, a. a. O., fig. 156: Haidar 'Ali

(Sattel); fig. 146: Sultän Muhammad; fig. 190: Mir Sayyid 'Ali

(um 1540, vgl. auch Diez, a. a. O., Abb. 89); Grohmann/Arnold, a. a. O.,

Tf. 62: Hs. dat. 1577 (984 H.); Tfn. 67, 68, 69: Hs. dat. 1604; Tf. 56. In

der konservativen Lackmalerei noch im Jahre 1609: Kühnel, Die Lack¬

truhe Schah 'Abbas, farbige Tafel neben S. 56.

* Abbn. Kühnbl, Miniaturenmalerei, Abb. 61 (hier noch Sultän Mu¬

hammad mit (?) zugeschrieben, doch Smvey III, S. 1877 wird Säh Mu¬

hammad wahrscheinlich gemacht) und Sakisian, a. a. O. fig. 138.

^ Sakisian, a. a. O., fig. 190 und Diez, a. a. O., Abb. 89: Mir Sayyid

'Ali (um 1540); Kühnel, Miniatmenmalerei, Abb. 67: Mitte des 16. Jahr¬

hunderts, Muhammadi ( ?); Blochet, a. a. O., PI. ClVa: Hs. geschrieben

in Konstantinopel, dat. 1561; Grohmann/Arnold, a. a. O., Tf. 64: Hs.

dat. 1577; Blochet, a. a. O., PI. LXXIXa: Hs. dat. 1580 (988 H.); Simsar,

a. a. O., PI. XXVII: Hs. dat. 1582; Grohmann/Arnold, a. a. O., Pls. 67,

68, 69: Hs. dat. 1604; vgl. auch Ackerman, a. a. O., S. 2063 fig. 669a.

Für die Lackmalerei die Truhe 'Abbäs I. vom Jahre 1609 (Kühnel, Die

Lacktruhe Schah 'Abbäs I., farb. Tf. bei S. 56).

(16)

Die Miniaturen im Diwän von Mir 'Ali Sir Kawä'i 297

szene (vgl. Abb. 3): In einer 1580 (988 H.) datierten und demnach

wohl in Qazwin geschriebenen und illustrierten Handschrift der Magälis

al-'uäSäq von Husain Käzargähi (Bibl. Nat. Ms. pers. 427 = suppl.

pers. 1150) erkennt man ohne weiteres denselben Hintergrund der

Szene wieder^. Die Formen der Torbogen sowie ihre Anordnung, vor

allem aber die geometrischen Ornamente der Fliesen erinnern an das

Stadttor von Qazwin^. Ganz ähnhchen Fassaden begegnen wir auf

Miniaturen in Handschriften dieser Periode*. Auch die hakenkreuz¬

förmigen Fliesen, die auf unserer Miniatur zwar nicht in Erscheinung

treten, aber auf dem Stadttor zu sehen sind, finden neben den stern¬

förmigen ihre Wiedergabe*. Diem gibt in seinen Asiatischen Reiter¬

spielen, S. 213 (Abb. 98) die Nachzeichnung einer Miniatur* aus Gayets

„L'Art persan" (Paris 1895, S. 285) wieder, auf der ein Polospiel dar¬

gestellt ist. Wichtig ist hier in diesem Zusammenhange zunächst der

architektonische Hintergrund: Es ist wieder die für Qazwin typische

Fassade mit ihrem Sternornament, das in senkrechten Kolumnen ver¬

läuft, deren Sockel — wie auch sonst auf den Miniaturen, die diese

Fassaden aufweisen, — von senkrecht angeordneten rechteckigen Ziegeln

gebildet werden. Die hier dargestellten Personen werden sogleich in

anderem Zusammenhange nähere Beachtung finden.

Der Schreiber unserer Handschrift ist Hidäyat al-Kätib aä-

Siräzi, also Hidäyat, ,,der Schreiber aus Siräz". Er dürfte identisch

sein mit dem Schreiber Hidäyat-Alläh as-Siräzi, der im Jahre 1564

(972 H.) die Abschrift desselben Diwäns (garä'ib as-sigar) Nawä'is

der Bibl. Nat. (suppl. turc 762)* beendete, und von dessen Hand auch

die 5ä/i-iV^äma-Handschrift der India Office Library Nr. 867 (Press¬

mark 741)' stammt, die jedoch nicht datiert ist. Wenn er sich auch im

1 Vgl. Blochet, Enlummures, Pls. LXXVIIIb und LXXIXa, ein Bild,

das auoh bereits im Zusammenhange mit den Ornamenten der Textüien

S. 296 Anm. ö vermerkt worden ist.

2 Vgl. Abb. bei Ross, The Persians, Tf. neben S. 24.

ä Vgl. z. B. die Palastszenen in einer Hs. der Kulllyät von Sa'di der

John Frederick Lewis Collection Philadelphia aus dem Jahre 1584, abgeb.

bei Simsar, a. a. O., Pls. XXI und XXII.

* Vgl. die Abbn. bei Grohmann/Arnold, a. a. O., Tf. 65: Firdawsi,

Säh-Näma, dat. 1593 (1002 H.) (Berlin, Staatsbibl. Diez A Fol. I, fol.l97r);

Tf. 66: Nizämi, Hamsa, kopiert um 1690 (Rom, Accademia dei Lincei,

Ms. A. b. 9, f. 303 r); Tfn. 68 u. 69: Mirhwänd, Raudat as-Safä, kopiert

1604 (Berlin, Staatsbibl., Or. Fol. 169, ffs. 148 v, 256r); Tf. 56.

^ Aus dem Besitze der Ägyptischen Bibliothek, Kairo.

• Vgl. Blochet, Catalogue des Manuscrits turcs de la Bibliotheque

Nationale, Tome II, S. 59.

' Vgl. Eth^;, Catalogue of Persian Manuscripts in the Library of the

India Office, Oxford 1903.

(17)

298 Gudrun Goeseke

Kolophon unserer Handschrift nur einfach Hidäyat (ohne Beifügung

von Alläh) nennt, so läßt doch ein Vergleich der Schriftzüge kaum

daran zweifeln, daß sie von derselben Hand stammen. Die drei Hand¬

schriften sind offenbar auch von ein und demselben Illuminator ver¬

ziert worden, der freilich nicht genannt ist. Alle drei Handschriften ent¬

halten Miniaturen: Die Illustrationen der Säh-Näma-llandsohrift^ und

die des Pariser NawäH^ erwecken den Eindruck, als seien sie von ein und

demselben Maler geschaffen worden, und zwar dürfte es sich hier um

denselben Maler handeln, der auch das oben erwähnte Polospiel gemalt

hat, denn hier begegnen wir einigen Gestalten, die auch beim Qabaq-

spieP vertreten sind: Der Polojunge, der unten in der Mitte steht und

auf demselben BUde in der Mitte des hnken Randes noch einmal wieder¬

kehrt, hält sich beim Qabaqspiel am linken Rande in der Mitte auf. Der

Trommler, der beim Polospiel oben links beide Arme emporschwuigt,

ist identisch mit dem, der beim Qabaqspiel rechts oben die gleiche

Haltung einnimmt*, und der Trommler, der beim Qabaqspiel die kleinen

1 Vgl. daraus die Wiedergabe einer Miniatm bei Hädi Hasan, A History

of Persian Navigation, (farbige) Tf. neben S. 154: Kai Husrau auf dem

Schiff. 2 Blocket, Enluminures, PI. LXXVII b. "

ä Qabaqbäzi oder Qabaqandäzi (= „Kürbisspiel") ist ein ostasiatisohes

Beiterspiel, das mit den Mongolen und Türken in den vorderen Orient

gelangte. Es sollte die Reiter im Bogenschießen üben. Als Ziel diente zu¬

nächst, wie der Name des Spieles besagt, ein Kürbis, der auf einer ea. 7 Meter hohen Stange, die sich im Mittelpunkte des Übungsplatzes befand, steckte,

dann aber aueh eine in einem Käfig sitzende Taube oder Ente (so zur Zeit

Bäburs). Die Eeiter mußten im Galopp an der Stange vorbeireiten, sich

dann rasch mit dem Oberkörper rechtsherum nach hinten wenden und

einen Pfeil nach dem Ziele jagen, sodann, während sie einen weiteren Pfeil

aus dem Köcher zogen, sich linksherum wenden, um aueh in dieser Wendung

zu schießen. Am Safawidenhofe hängte man goldene oder silberne Äpfel

oder andere kostbare Gegenstände, wie goldene Gefäße (auf unserer Miniatur scheint es sich um ein solches zu handeln) an der Spitze der Stange auf, und der geschickte Schütze, der sie abschoß, durfte sie sieh als Preis behalten. — Das Spiel war aueh bei den Mamlüken sehr beliebt und ist offenbar während der Kreuzzüge durch ihre Vermittlung ins Abendland gelangt. Hier ist es unter

dem Namen „Vogelschießen" bekannt, denn das bevorzugte Ziel war zu¬

nächst eine lebende Taube oder auch ein anderer Vogel, schließlich ein

hölzerner Vogel, dann meist in der Gestalt eines Papageien. Der msprüng¬

liche Zweck war auch hier das Üben im Bogenschießen. Im 16. Jahrhundert wurden die Bogen freilich durch Feuerschußwaffen ersetzt.

* Wegen des Unterschiedes, der durch den Bart beim Trommler des

Qabaqspieles hervorgerufen wird, muß erwähnt werden, daß die Miniatmen

dieser Hs. naeh Angabe Blochets (Enluminures, S. 126) „ont 6te l'objet

d'additions stupides, de la part d'un maladroit, qui les deflgurent", und daß

gerade auf diesem Büde „le mauvais plaisant qui a retouch^ ces peintmes

a affublö le timbalier, qui parait dans la partie superieure de la composition, d une paire de moustaches sommaires d'un effet grotesque".

(18)

Die Miniaturen im Diwän von Mir 'Ali Sir Nawä'i 299

Trommeln bedient, findet sich beim Polospiel in der Mitte der Kapelle

wieder. Der aufbhckende Poloreiter links unten weist auch gewisse

Ähnhchkeit mit den bogenschießenden Reitern des Qabaqspieles auf,

was bei den übrigen Reitern, durch die unterschiedhchen Spiele bedingt,

nicht so deuthch werden kann. Dafür haben fast aUe Pferde ihr Gegen¬

stück : Das helle und das dunkle Pferd rechts unten stimmen auf beiden

Bildern auch im Standort überein. Das schwarze Pferd des mittleren

Bogenschützen entspricht dem schwarzen Polopferde, das ledighch in

entgegengesetzter Richtung dahinsprengt, und das schwarz beinige

weiße des Qabaqspieles, dessen Satteldecke einen schwarzen Bauch deut¬

lich werden läßt, sprengt beim Polospiel von der Mitte des linken Bild¬

randes auf den Bali zu. Der gezackte Saum der Satteldecke ist hier

angedeutet (es handelt sich ja nur um die Nachzeichnung einer Miniatur !).

•— Schließhch scheint von diesem Maler auch das Polobild der Islami¬

schen Abteilung der Staatlichen Museen Berhn zu stammen^.

Vergleicht man die Wiedergabe des Qabaqspieles in unserer Hand¬

schrift (vgl. Abb. 2) mit der des Pariser Codex^, so ist man zwar über¬

rascht, dieselben Gesichter anzutrefi'en, mitunter dieselben Gestalten,

z. B. den Trommler, doch entbehrt die DarsteUung im Pariser Codex

der Bewegung, durch die sich die Reiter unserer Miniatur auszeichnen,

die an dem Mast vorbeireiten, und während sie sich nach beiden Seiten

rückwärts wenden, nach dem auf der Stangenspitze befestigten Ziele

schießen. Hier wird man ohne weiteres das Meisterwerk von dem des

Schülers unterscheiden und unseren Meister unter den namhaften seiner

Zeit suchen. Ein Vergleich unserer Bilder mit etwa gleichzeitigen Werken

läßt am ehesten Muhammadi vermuten. Vor allem die schmalen,

runden, puppenhaften Gesichter der Jünglinge verraten seine Hand,

auch die Anmut ihrer Bewegung und Haltung. Vielleicht vermißt man

die überbetont langen schmalen Hüften, doch handelt es sich meist um

sitzende oder reitende Personen oder um Halbfiguren im Hintergrunde

oder am unteren Bildrande, die immerhin — wofern es sich nicht gerade

um wohlbeleibte Alte handelt — mädchenhaft schmale Schultern und

zum Teil überschlanke Oberkörper aufweisen. Ferner ist auf die sich

diagonal kreuzende Anordnung der Figuren im Bildaufbau unserer

Miniaturen hinzuweisen. Es ist dies, wie Kühnel* hervorhebt, ein

Charakteristikum der Bilder Sultän Muhammads, und Muhammadi

dürfte sich hier an die Regeln seines Vaters mid Lehrmeisters gehalten

haben. — Die letzte der drei weiblichen Gestalten, die unsere Miniaturen

aufweisen, die Alte, die zum Verkaufe Josefs herbeigeeilt ist, um mit

ihrem Bündelchen, ihrer ganzen Habe, als Bewerberin aufzutreten

1 Diem, Asiatische Beiterspiele, Abb. 96.

2 Blochet, Enlumüiures, PI. LXXVII b. ' Survey III, S. 1876.

(19)

300 Gudrun Goeseke

(vgl. Abb. 5), hat er von seinem Vater kopiert: Es ist dessen „Alte vor

Sangar" aus dem Nizämi Tahmäsps^. Der weiße Umhang über dem

in beiden Fällen blauen Mantel, der sich in der Mitte nach imten hin

ölFnet und das Untergewand sichtbar macht, fällt in gleicher Abstufung

der Falten vom rechten Arme aus, mit dem sie sich auf einen Stock

stützt, nach hinten. Der linke Arm unterscheidet sich — bedingt durch

die verschiedenen Handlungen, die die beiden Alten in den einzelnen

Szenen ausführen, — in der Haltung. Die Alte vor Sangar erhebt ihren

Arm und reißt dadurch den Umhang auf dieser Seite geöffnet empor, so

daß er mit seiner weißen Fläche den Untergrund zu dem blauen Mantel

der Gestalt bildet. Unsere Alte streckt ihren hnken Unterarm mit dem

Bündelchen in der Hand nach vom, so daß auch hier der dadurch auf

dieser Seite nach vorn geöffnete weiße Umhang den Untergrund zum

blauen Mantel abgibt. Die Schrittstellung der Beine ist in beiden FäUen

die gleiche, nur die Schuhe haben verschiedene Formen. Unsere Alte

trägt die flachen Schuhe, die wir schon bei der Tracht der Muhammadi-

Mädchen vermerkten. — Weiterhin entdecken wir auf dem Bilde von

Bahräm Gürs Jagd (vgl. Abb. 4) am unteren BUdrand einen Hund, der

bei derselben DarsteUung in der Pariser Handschrift (suppl. turc. 316)

der Kulllyät Nawä'is^ in der linken unteren Ecke des Bildes, ganz

wie imser Hund — mit geöffneter Schnauze und erhobenem Schwänze —

nur in anderer Richtung dahineilt. Die Jagddarstellung des Pariser

Nawä'i stammt aber auffallenderweise wiederum höchstwahrscheinlich

von Sultän Muhammad*. Dieser Hund begegnet uns ferner mehr¬

fach auf einem Tierteppich aus der Grabmoschee des Saih Safi in

Ardabü aus der Mitte des 16. Jahrhunderts (Metropolitan Museum of

Art, New York)* und dürfte hier wohl auf eine Vorlage SuUän Mu¬

hammads zurückzuführen sein. — Die chinesischen stihsierten T'chi-

Wolken, die für Sultän Muhammad charakteristisch sind, hat

Muhammadi ebenfaUs von diesem übernommen*. Auf unseren Minia¬

turen treten sie besonders deutlich als goldene Wolken auf tiefblauem

Himmel (Abb. 4) und als süberne Wolken auf goldenem Himmel (Abb. 5)

in Erscheinung, während sie als weiße Wolken auf hellblauem Himmel

1 Abbn.: Binyon, The Poems of Nizami, PI. IV (farbig); Diez, a. a. O.,

Tf. VI (farbig); Sakisian, a. a. O., fig. 148.

2 Für Abbn. vgl. S. 290 Anm. 5.

' Vgl. Kühnel, Survey III, S. 1877.

* Abbn.: Altorientalische Teppiche, brsg. v. Österreich. Mus. f. Kunst

u. Industrie, bearb. v. Friedr. Sarre u. Herrmann Trenkwald, Wien/

Leipzig, Bd. II 1928, Tf. 38 (farbig) ; Dimand, A Handbook of Mobammedan Decorative Arts, fig. 150.

* Vgl. Blochbt, Enlumüiures, PI. LXXXIV und Kühnel, Miniaturen¬

malerei, Abbn. 65, 66, 67.

(20)

Die Miniaturen im Diwän von Mir 'Ali Sir Nawä'i 301

(Abb. 2) jetzt nicht mehr so klar zu erkennen sind. Der Flammennimbus Josefs (Abb. 5) ist in gleicher Weise gebildet worden.

Die Möghchkeit, daß Muhammadi der Meister unserer Miniaturen

ist, wird noch durch folgenden Umstand wahrscheinhcher: Der Jüng¬

ling, der beim Verkaufe Josefs (vgl. Abb. 5) mit den beiden Geld¬

beuteln in den Händen oberhalb der ,, Alten" mit rückwärts gewendetem

Kopfe steht, ist von dem Maler, der Husain al-Käsifis Raudat aS-

Suhadä' illustriert hat, übernonunen worden, nur steht er hier auf der

rechten Seite und wendet seinen Kopf nach dem rechten Bildrande. Doch

hat auch Josef hier eine andere Sitzstellung und Blickrichtung erhalten,

so daß der Standort des Jünghngs in bezug auf Josef derselbe geblieben

ist. Ferner ist die Gestalt, die hier — wie auch auf unserer Miniatur —

als einzige direkt in Frontalansicht zu sehen ist, oflFenbar ebenfalls über¬

nommen worden: Hier steht sie in der Mitte des Hintergrundes an der

Mauer unterhalb des Fensters, aus dem Zulaihä schaut, während sie

auf unserer Darstellung im Hintergrimde neben dem linken der beiden

Bäume steht. Hier ist nur das Gesicht nachgedunkelt, imd man kann

ntu" am Originale noch deuthch dieselben Gesichtszüge mit den schie¬

lenden Augen wiedererkennen. Der Maler des Raudat aS-Suhadd" über¬

nahm aber seine Gestalten oflFensichthch mit Vorliebe von Muhammadi.

Der Alte nämhch, der neben dem eben erwähnten Jüngling am rechten

Bildrande steht, und zu dem der Jüngling sich hinwendet, stammt von

Muhammadis Schilderung einer Exkursion von Lehrern mit ihren

Schülern in die Berge^. Hier steht er nur in umgekehrter Blickrichtung

am hnken Bildrande. An die Gestalten der beiden knienden dunkel¬

bärtigen Lehrer mit ihren langen schmalen Gesichtern auf Muhamma¬

dis Bilde erinnern sodann die dunkelbärtigen Gestalten bei der Szene

vom Verkaufe Josefs, die um Josef gruppiert sind. Das läßt vermuten,

daß dieser Maler mit der Übernahme unseres Jünglings ebenfalls Mu¬

hammadi kopierte!

Muhammadi war etwa vom 3. bis zum 9. Jahrzehnt des 16. Jahr¬

hunderts tätig. Sein frühestes uns bekanntes signiertes und 1527/8

(934 H.) datiertes Werk, das Portrait eines Safawidenprinzen^, hat er in

Tabriz geschaflFen, während er ein 1584 (992 H.) datiertes, das zu seinen

letzten Produktionen gerechnet werden darf*, laut Inschrift in Herät

vollendete. Wann und warum er nach Herät ging, läßt sich nur ver¬

muten : Vielleicht nach dem Tode Tahmäsps (1576), denn die daraufhin

entstehenden Thronwirren* boten gewiß einem Künstler wenig Ge-

1 Abb. bei Blochet, Enluminmes, PI. LXXXIV.

2 Im Album Bahräm Mirzäs in Istanbul (vgl. Kühnel, Smvey III,

S. 1883). ä Ebenfalls im Album Babräm Mirzäs (vgl. Kühnel, a.a. O.).

* Vgl. dazu ausführlich bei Hinz, Schah Esma'il (MSOS 36, 1933, II,

(21)

302 GuDBUN Goeseke

legenheit und Muße, schöpferisch tätig zu sein. Ismä'il II., der wäh¬

rend seiner 18 Monate langen Regierung ausschließlich damit be¬

schäftigt war, sämtliche Prinzen seines Hauses ausziu-otten, wird auch

kaum daran interessiert gewesen sein, die Maler der Werkstatt seines

ihm verhaßten Vaters, der ihn eingekerkert und um sein Leben betrogen

hatte, weiter zu beschäftigen.

Damals dürfte auch jener Maler, in dem wir einen Schüler Mu¬

hammadis vermuten, Qazwin verlassen haben, um seinem Meister nach

Herät zu folgen: Gayet^ macht für das Polobild (vgl. S. 297) einen ,, per¬

sischen Maler Djhangliir" namhaft. Das legt den Verdacht nahe,

daß die Signatur der betreffenden Miniatur das Wort ,,Gahängiri" ent¬

hält, es sich hier also um den Maler Äqä Rizä-i-Murid handelt, jenen

Äqä Rizä, der schließlich für den Mogulherrscher Gahängir — aber

bereits vor dessen Thronbesteigung (1605) arbeitete und dann seinem

Namen ,,Gahängiri" anfügte. Nach Muhammadis wohl gegen Ende

des 16. Jahrhunderts erfolgtem Tode mag er sich nach Indien begeben

haben. Aus Gahängirs Memoiren wissen wir, daß Äqä Riza von

Herät kam^.

Sein idyllisches ,, Landleben" (Louvre, Paris)*, das 1578 (986 H.) da¬

tiert ist, wird Muhammadi demnach in Herät, fern von der Residenz

und dem höfischen Treiben, gezeichnet haben. Die Exkursion der Lehrer

mit ihren Schülern*, die nach Kühnel*, da dem „Landleben" in den

einzelnen Motiven und auch technisch eng verwandt, nur einige Jahre

zuvor entstanden sein kann, muß dann mindestens noch in die letzte

Qazwiner Zeit Muhammadis fallen, wenn wir voraussetzen, daß der

Maler des Raudat aS-Suhadä', der doch gewiß in Qazwin arbeitete, von

diesem Bilde einige Gestalten übernommen hat. Die Jünglinge mit ihren

puppenhaften Gesichtern, die hier anmutig einen Becher oder ein Buch

in der Hand halten, treffen wir zahlreich auf unseren Miniaturen an.

Aber auch dem Typ des alten Weißbärtigen begegnen wir auf der Dar¬

stellung der Palastszene (vgl. Abb. 3). Hier hockt der Wohlbeleibte in

seinen hellblauen Mantel gehüllt (am hnken Bildrande) unweit von

einem Dunkelbärtigen, der seinerseits wieder gewisse Ähnhchkeit mit

dem einen der beiden dunkelbärtigen Lehrer des Exkursionsbildes auf¬

weist. Noch ähnlicher aber ist ihm mit seinem leicht geneigten nach-

denkhchen Haupte Muhammadis Selbstportrait (Museum of Fine

S. 19—100) und Roemeb, Der Niedergang Irans nach dem Tode Isma'ils

des Grausamen 1577—1581. ^ L'Art persan, Paris 1895, S. 285.

" Vgl. Sakisian, a. a. O., S. 129 Anm. 4; Kühnel, Smvey III, S. 1885.

^ Abbn.: Kühnbl, Miniaturenmalerei, Abb. 65; Sakisian, a. a. O.,

fig. 161; Blochet, Musulman Painting, PI. CXXXVII; Migeon, Les Arts

Musulmans, PI. XXXII; Ders., Manuel d'Art Musulman, fig. 50 auf S. 185.

* Vgl. Blochbt, Enluminures, PI. LXXXIV. ^ Survey III, S. 1883.

(22)

Die Miniaturen im Diwän von Mir 'Ali Sir Nawä'i 303

Arts, Boston)!, das der Meister im Alter von ca. 50 Jahren geschafifen

hat^, also etwa in den Jahren zwischen 1550—1560, so daß dies Werk

bereits in seine Qazwiner Periode fiele. In diesen Jahren mögen auch

tmsere Miniaturen entstanden sein, denn hier malt er noch ganz im

Stile Bihzäds und dessen Tabrizer Schüler. Es ist noch nichts von

dem zu verspüren, was seine späteren Bilder mit ihren idyllischen Land¬

schaften, Land- und Schäferszenen kennzeichnet, auf denen nm noch die

menschhchen Gestalten Muhammadis Hand erkennen lassen.

"^Venn auch bisher für Qazwin keine Malschule bezeugt ist, so dürfte

es keinem Zweifel unterhegen, daß eine solche bestanden hat, diente

doch diese Stadt den Safawiden ein halbes Jahrhundert lang als Resi¬

denz. Warum sollte ausgerechnet Tahmäsp, der noch wenige Jahre

zuvor die Prunkausgabe des Nizämi veranstaltet hatte, in Qazwin auf

eine Werkstätte verzichtet haben ?! Von einigen Tabrizer Künstlern

wissen wir freihch, daß sie an der Übersiedlung nach Qazwin nicht

teilnahmen, sondern es vorzogen, auszuwandern: Sultän Muhammad,

der Leiter des Tabrizer Ateliers, wandte sich nach der Türkei, wo er

ca. 1555 starb. Ferner folgten die beiden Maler Mir Sayyid 'Ali und

'Abd a.s-Samad Humäyün, der seit 1544 als Flüchtling bei Tah¬

mäsp in Tabriz geweilt hatte, nach Indien (1550) und begründeten dort

die Mogulschule. Kamäl, Säh Quli und Wali Gän hmgegen sind

vielleicht erstjetwas später nach der Türkei gegangen. Möghcherweise

hat Äqä Mirak noch in Qazwin für Tahmäsp gearbeitet. 1550 soU er

jedenfalls noch in seinen Diensten gewesen sein*. Bei Muzaffar 'Ali,

der erst kurz nach Tahmäsp starb, darf man noch eher damit rechnen,

daß er auch iu'Qazwin tätig war. Nachfolger Sultän Muhammads

als Leiter der könighchen Werkstatt mag Mir Naqqäs gewesen sein*.

Aber er hat sicher nicht mehr lange in Qazwin gewirkt. Er war vermut¬

lich der Vater Mir Sayyid 'Alis, gehörte also noch wie Sultän

Muhammad zur älteren Generation, die im Aussterben begriffen war.

Als maßgeblicher Lehrer der Schule von Qazwin dürfte vielmehr vor

aUem Muhammadi richtungweisend gewirkt haben, der — so viel er

auch von seinem Vater, dem Leiter der Tabrizer Malschule, übernahm

und weiter überheferte — doch einen eigenen Stil entwickelte. Die Anmut

und Grazie der Gestalten mit ihren liebenswerten Gesichtern verleiht

seinen Bildern einen besonderen Reiz. Die weiblichen Personen streifen

ihre frühere konventionelle Starre ab und nehmen mit einem versonnenen

Lächeln, das fast an das Lächeln der Mona Lisa Leonardo da Vincis er¬

iimert, am Leben mit seinen geistig sinnlichen Genüssen teil.

1 Abb.: Sakisian, La Miniature Persane, fig. 131.

2 Vgl. Kühnel, Survey III, S. 1883. ' Vgl. Kühnel, Smvey III, S. 1874.

< Vgl. Kühnel, Survey III, S. 1877; Ackerman, Survey III, S. 2081.

(23)

304 GuDBUN Goeseke

Eine fragmentarisch erhaltene Handschrift von Nizämis Husrau und

Sirm der Bibhothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft in

Halle^ enthält vier Miniaturen, die ganz deutlich auf Muhammadis

Schule zurückgehen, vielleicht sogar vom Meister selbst geschaffen

worden sind. Mindestens gehen die Bilder auf direkte Vorlagen von ihm

zurück, die dann leider nicht mehr erhalten sind. Die Figmen lassen

sich aber auch im einzelnen gut mit denen Muhammadis vergleichen.

Besonders deuthch erkennt man seine Gestalten wieder bei der Dar¬

stellung Sirins im Garten, umgeben von Dienerinnen und Musikantinnen,^

vergleicht man damit z. B. nur seine Exkmsion von Lehrern mit ihren

Schülern in die Berge. Die Szene Husrau entdeckt Sirin beim Bade

erinnert an Sultän Muhammads Bild gleichen Themas im Nizämi

Tahmäsps*. Muhammadi dürfte hier seinerseits auf Vorlagen seines

Vaters zurückgegriffen haben.

Etwa gleichzeitig mit diesen Miniaturen wird die Darstellung Bahräm

Gürs mit einer der Prinzessinnen der sieben Khmate im Palaste, um¬

geben von Musikantinnen und Tänzerinnen, aus der Sammlung Luzac

u. Co., London entstanden sein, ein Bild, das Gangoly* zwar noch der

Schule Sultän Muhammads zuschreibt, das aber vielmehr erst aus

der Qazwiner Schule Muhammadis hervorgegangen sein dürfte. Ver¬

gleicht man die hier wiedergegebene Szene mit der bereits S. 295 erwähnten

Darstellung von Lustbarkeiten anläßlich einer Hochzeit unter der Re¬

gierung Alp Arsläns in der 1604 geschriebenen Handschrift von Mir-

bwänds Raudat as-Safä der Staatsbibliothek Berhn*, so wird deutUch,

daß hier der Maler, der doch bereits dem 17. Jahrhundert angehört,

wenn er nicht gar selbst noch aus der Schule von Qazwin hervorgegangen

ist, mindestens nach Vorlagen malte, die dort in der zweiten Hälfte

des 16. Jahrhunderts entstanden sind. Auch die anderen Miniaturen

der Handschrift erwecken diesen Eindruck*. Außer den für Qazwin

typischen geometrisch ornamentierten Palastwänden' begegnen wir

hier* dem von Palmetten und kleinen rosettenförmigen Blumen durch¬

setzten Spiralrankenornament des Teppichs, das wir vorzugsweise auf

1 Katalog der Bibl. der DMG., Bd. II Handschriften, Teil B: Persische

und Hindustanische Handschriften, bearb. v. Mahommed Mushabbat-

tTL-HuKK, Leipzig 1911, Nr. 23.

2 Obgleich einige der Figmen auf dieser Miniatur nooh deutlich zu er¬

kennen sind, lohnt sich eine Wiedergabe nicht, da die Farben bereits zu

sehr abgeblättert sind.

' Abbn. : Binyon, The Poems of Nizami, PI. VII (farbig) ; Sakisian,

a. a. O., fig. 147

* C. Gangoly, Notes on some Persian Miniatmes: Bupam No. 18,

April 1924, Tf. neben S. 61. » Abb. bei Gbohmann/Abnold, a. a. O., Tf. 67.

' Vgl. weitere Abbn. bei Gbohmann/Abnold, a. a. O., Tfn. 68 u. 69.

' Vgl. S. 296f. 8 Vgl. Tfn. 67 u. 69 bei Gbohmann/Abnold, a. a. O.

(24)

Die Miniaturen im Diwän von Mir 'Ali Sir Nawä'i 305

Miniaturen vorfinden, die in Qazwin entstanden sind. Auch bei der Dar¬

stellung der Palastszene in unserer Handschrift fehlt dieses charak¬

teristische Teppichornament nicht (vgl. Abb. 3). Es erscheint ferner in

der Säh-Näma-B.eindsch.Tiit vom Jahre 1593 (Berlin, Staatsbibl. Diez A

Fol. I, fol. 197 r) auf einer Miniatur, die bereits S.297 Anm.4 wegen der

sternförmigen Ornamente der Fhesen erwähnt worden ist^. So wird die

i§äÄ-iV^äma-Handschrift der Bibl. Nat. Paris (Suppl. pers. 489), deren

Abschrift am 9. August 1546 vollendet wurde, wenigstens zum Teil erst

in Qazwin illustriert worden sein. Das Ornament des Teppichs bei der

Darstellimg einer Palastszene (fol. 59 r)^ läßt darauf schheßen. Die Malerei

an diesem Bilde mag in Tabriz begonnen — die Figuren, besonders der

am rechten unteren Bildrande kniende Stabturbanträger mit seinen

Pausbacken, erinnern noch an die Schule Sultän Muhammads —

imd in Qazwin vollendet worden sein. Die DarsteUung einer anderen

Szene derselben Handschrift, Siyäwul reitet durchs Feuer (fol. 104r)*,

ist auf jeden FaU erst in Qazwin und zwar unter 'Abbäs I. entstanden,

wie die Kopfbedeckung Kai Kä'üs' bezeugt. Hier spürt man sogar

schon deuthch den sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts aus der Schule

Muhammadis in Qazwin herausentwickelnden Stil Rizä-i-'Abbäsis,

wie er uns in den Miniaturen einer 1591 geschriebenen und wahrschein¬

lich auch in Qazwin iUustrierten ÄäÄ-iVäma-Handschrift der John

Frederick Lewis CoU. der Free Libr. PhUadelphia (Ms. Nr. 53) ent¬

gegentritt*. Mit dem Wirken Rizä-i-'Abbäsis, der sich schheßlich

unter dem Einfluß europäischer Vorbilder völhg von seinem Ausgangs¬

punkt, der Qazwiner Schule Muhammadis, entfernte, mit den über¬

heferten Traditionen brach und andere Wege aufzeigte, die dann auch

seine Zeitgenossen und Nachfolger beschritten, ist das Ende der Schule

von Qazwin gekommen. Er trat aber erst in Isfahän in 'Abbäs' Ateher

ein, so daß die Tradition der Qazwiner Schule bis zum Ende des 16. Jahr¬

hunderts, bis zu dem Zeitpunkt, da 'Abbäs die Residenz nach Isfahän

verlegte, wirksam war, mögen auch viele Künstler, die nach Tahmäsps

Tode (1576) in Ismä'il II. keinen Gönner fanden, damals wie Mu¬

hammadi Qazwin verlassen haben, um in Herät, in Indien oder in der

Türkei einen neuen Wirkungskreis zu suchen. In Qazwin beschäftigte

'Abbäs noch den Saih Muhammad, einen gebürtigen Siräzer, der

bereits in Tabriz tätig war*, vor allem aber in Qazwin wirkte. Zu dem

wenigen, was uns von ihm erhalten ist, gehören zwei Darstehungen eines

1 Abb. GBOHMAinsr/ABNOLD, a. a. O., Tf. 6ö: Bustam am Hofe des Säh.

2 Blochet, Enluminures, PI. LXIII a.

3 Blochet, a. a. O., PI. LXIVa. * Simsab, a. a. O., Pls. XIV u. XV.

* Hier wird sein Bild des Guläm Hazrat Säh Sayyid 'Ali b. Sayyid

Muhammad der Sammlung Vöver entstanden sein, da dieser noch den

Stabtmban trägt (vgl. Kühnel, Smvey III, S. 1878).

(25)

306 Gudrun Goeseke

knienden Prinzen^, die Saih Muhammad noch als typischen Ver¬

treter der Qazwiner Schule erweisen. Vielleicht stammen auch unsere

Miniatmen im Diwän von 'Ali iSir Nawä'i nicht von Muhammadis,

sondern von seiner Hand, aber an Hand der wenigen Bilder, die uns

von Saih Muhammad erhalten sind, läßt sieh das nicht entscheiden.

Wenn man der Überlieferung Glauben schenken kann, daß Saih Mu¬

hammad als erster in Persien nach europäischen Vorlagen gearbeitet

habe^, so wird er das allenfaUs erst in den letzten Jahren der Qazwiner

Epoche getan haben. Der Aufenthalt der Brüder Sherley, die 1598 bei

'Abbäs I. in Qazwin eintrafen, um das persische Heerwesen zu re¬

formieren*, könnte den Anstoß dazu gegeben haben.

' Abbn. Sa-Kisian, a. a. O., figs. 122, 123 u. Kühnel, Miniaturenmalerei, Abb. 77.

- Vgl. Kühnel, Miniaturenmalerei, S. 34; ders., Smvey III, S. 1878.

' Vgl. Sü E. Denison Ross, Sir Anthony Sherley and his Persian ad¬

venture, London 1933; A. Wilson, Some early travellers in Persia and the

Persian Gulf (SA: Journal of the Central Asian Society, Vol. XII 1929),

S. 10—15; L. Lockhart, The Persian Army in the Safavi Period (Der

Islam 34. 1959, S. 89—98).

Literatur:

Ackerman, Phyllis: TextUes of the Islamic Periods (A) History (A Sur¬

vey of Persian Art from Prehistoric Times to the Present, ed. Arthur

Upham Pope, Vol. III, London/New York 1939, S. 1995—2162).

Arnold, Thomas W. : Vgl. Grohmann, Adolf.

Binyon, Laurence: The Poems of Nizami, described, London 1928.

Blochet, Edgard: Catalogue des Manuscrits turs de la Bibliotheque Na¬

tionale, Tome II, Supplement, nos. 573—^1419, Paris 1933.

Ders. : Les Enluminures des Manuscrits Orientaux — turcs, arabes, per¬

sans — de la Bibliotheque Nationale, Paris 1926.

Ders.: Musulman Painting XII"' — XVII*'' century. Translated from the

French by Cicely M. Binyon, London 1929.

Diem, Carl: Asiatische Reiterspiele, Berlin 1942.

Diez, Ernst: Iranische Kunst, Wien 1944.

Ders.: Die Kunst der islamisohen Völker (Handbuch der Kunstwissen¬

sehaft), Berlin-Neubabelsberg 1917.

Dimand, M. S. : A Handbook of Mohammedan Decorative Arts (The Metro¬

politan Museum of Art), New York 1930.

Ethe, Hermann: Catalogue of Persian Manuscripts in the Library of the

India Office, Oxford 1903.

Goetz, Hermann: The History of Persian Costume (A Survey of Persian

Art from Prehistoric Times to the Present, ed. Arthur Upham Pope,

Vol. Ill, London/New York 1939, S. 2227—2256).

Grohmann, Adolf und Arnold, Thomas W. : Denkmäler Islamischer Buch¬

kunst, München 1929.

Hinz, Waither: Irans Aufstieg zum Nationalstaat im fünfzehnten Jahr¬

hundert, Berlin/Leipzig 1936.

(26)

Die Miniaturen im Diwan \ on Mir 'Ali Sir Nawä'i 307

Debs.: Schah Esma'il. Ein Beitrag zur Geschichte der Safawiden (Mit¬

teilungen des Seminars für Orientalische Sprachen in Berlin, 36. 1933

II. Abt., S. 19—100).

Kühnel, Ernst: History of Miniature Painting and Drawing (A Smvey

of Persian Art from Prehistoric Times to the Present, ed. Arthm Upham

Pope, Vol. Ill, London/New York 1939, S. 1829—1897).

Dees.: Islamische Kleinkunst (Bibliothek für Kunst- und Antiquitäten-

;8ammler, Bd. XXV), Berlin 1925.

Debs.: Die Lacktruhe Schah 'Abbas I. in der Islamischen Abteilung der

Staatlichen Museen (Jahrbuch der Preuß. Kunstsammlungen 58. 1937,

S. 47—58).

Debs.: Miniaturenmalerei im islamischen Orient (Die Kunst des Ostens.

hrsg. V. William Cohn, Bd. VII), Berhn 1923.

Migeon, Gaston: Les Arts Musulmans (Bibliotheque d'Histoire de l'Art),

Paris/Bruxelles 1926.

Debs. : Manuel d'Art Musulman. Arts plastiques et industriels. Tome I, 2™«

edition revue et augmentee, Paris 1927.

Mülleb, August : Katalog der Bibliothek der Deutschen Morgenländischen

Gesellschaft II. Handschriften, Inschriften, Münzen, Verschiedenes,

Leipzig 1881.

MuSHABBAF-UL-HuKK, Mahommed : Katalog der Bibliothek der Deutschen

Morgenländischen Gesellschaft, Bd. II Handschriften, Teil B: Persische

und Hindustanische Handschriften, Leipzig 1911.

Peetsch, Wilhelm: Verzeichnis der persischen Handsehriften der Kgl.

Bibliothek zu Berlin, Berlin 1888.

Pbetobius, E. : Persische Miniaturen, Meisterwerke orientalischer Buch¬

malerei, Leipzig 1940.

Roemeb, Hans Robert: Der Niedergang Irans nach dem Tode Isma'ils

des Grausamen 1577—1581, Würzburg 1939.

Sakisian, Armenag: Mahmüd Mudahhib — Miniatmist, Enlumineur et

CaUigraphe Persan (Ars Islamica IV 1937, S. 338—347).

Debs. : La Miniature Persane du XII« au XVII<* siecle, Paris/Bruxelles 1929.

Simsab, Muhammad Ahmad: Oriental Manuscripts of the John Frederick

Lewis Collection in the Free Library of Philadelphia. A descriptive Cata¬

logue, Philadelphia 1937.

Stchoükine, Ivan: Les Peintures des Manuscrits Timürides (Institut

Franfais d'Archeologie de Beyrouth, Bibliotheque Archeologique et

Historique, Tome LX), Paris 1954.

Abbildungen -.^

1. Illuminiertes Textblatt (fol. 216v).

2. Qabaqspiel (fol. 13r).

3. Unterhaltungsszene im Palast (fol. 27v).

4. Bahräm Gürs Meisterschuß (fol. 53 v).

5. Josef wird nach Ägypten verkauft (fol. 151 v).

6. Sirin empfängt aus der Hand einer Dienerin einen Becher.

1 Abbn. 1—5: Mir 'Ali Sir Nawä'i, Diwän garä'ib as-sigar, Hs. der

Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Halle, Acc.

Nr. 266.

Abb. 6: Nizämi, Husrau u Slrln, Ms. pers. Nr. 23 der Bibliothek der

Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Halle.

21 ZDMG 111/2

(27)

Die Verse des Sarabhanga-Jätaka

von Uleich Schneidee, Freiburg i. Brsg.

Abkürzungen: DN = Digbanikäya, Ausg. der PTS. Francis = The

Jätaka or Stories of the Buddha's Former Births, V, transl. G. = Gäthä.

Geiger = Päli, Literatur u. Sprache (Grundriß I 7). Jät = Jätaka, Ausg.

V. Fausböll. Jones = The Mahävastu, III, transl. (= SBB XIX). Litdebs

(ohne nähere Angabe) = Bhärhut u. die buddhist.Literatur (= AKM.XXVI 3).

Lüdebs, Beob. = Beobachtungen über die Sprache des buddhist. Urkanons.

MN = Majjhima-Nikäya, Ausg. der PTS. Mv = Mahävastu, Ausg. v. Se¬

nabt. P = Päli-Fassung des Sarabhanga-Jät. PED = The Päli Text So¬

ciety's Päli-Engl. Dictionary. Phl = Philologica Indica (Festschrift Lü¬

debs). Pischel = Grammatik der Präkrit-Sprachen (Grundriß I 8). pw

= kleines Petersb. Wörterbuch. Eäm = Rämäyana, Ausg. v. T. R. Kbish-

nachabya (Bombay, 1905). S., = Sarabhanga, bzw. Sarabhanga. SJ

= Sarabhanga-Jät. Smith = Saddaniti, Texte ötabli par H.S., IV Tables,

le Partie (Lund, 1949), S. 1151fr. SN = Samyutta-Nikäya, Ausg. der PTS.

Sn = Sutta-Nipäta, Ausg. der PTS von D. Andebsen u. H. Smith.

Heineich Lüdees hat unter den Flachrehefs des Stupa von Bhärhut

u. a. auch eine Szene aus dem SJ entdeckt^ und ist in seiner meister¬

haften Abhandlung Bhärhut und die buddhistische Literatur, S. 112—129,

auf die beiden Fassungen dieses Jätaka, Jät Nr. 522 (= V 125 ff.) und

Mv III 361—375, näher eingegangen. Im folgenden sollen seine Aus¬

führungen ergänzt werden.

1. Bestand und Reihenfolge der Gäthäs

Lüdees hat, S. 128 f., als wichtigstes Ergebnis seiner Untersuchung

herausgestellt, daß eine falsche Anordnung der Gäthäs schon bei der

Aufnahme der Erzählungen in die Sammlung vorgekommen ist und

daß ,,man sich nicht scheute, gelegentlich kleine Zusätze zu den Gäthäs

zu machen, wenn man auch im allgemeinen den überkommenen Text

pietätvoll bewahrte". Die ursprünghche Reihenfolge der Gäthäs muß

nach ihm folgende gewesen sein (die Zählung von P zugrunde gelegt):

G. Nr. Inhalt

1—12 Die Gespräche, die geführt werden, als die Be-

(= Mv III 366, 1 — 368, 12) sucher bei den Rsis anlangen.

Fragen der Könige u. S.s Antworten

20—25 Was mit den vier Königen Dandaki, Nälikera,

(= 368, 14 — 369, 21) Arjuna u. Kalabha nach ihrem Tode geworden

sei.

! Es handelt sich um T. XLIV 6 bei Cunningham, The Stüpa of Bharhut

(London, 1879).

Abbildung

TAFEL II
TAFEL IV

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE