handlung eventuell vorhandener symbiotischer Züge bei der Haupt- bezugsperson gleichwertig neben der des Kindes stehen (15). Die Progno- se ist relativ gut und wird von der Kooperationsbereitschaft der Eltern mitbestimmt, die in ihrer überfür- sorglich verwöhnenden Haltung the- rapeutische Absprachen unterlaufen können. Als günstig für die Prognose haben sich ein Alter unter zehn Jah- ren, akuter Beginn und die sofortige Rückführbarkeit in die Schule erwie- sen. (5, 6, 12).
4. Angstsymptomatik im Rahmen anderer psych- iatrischer Erkrankungen
Kinder mit autistischen Syndro- men (frühkindlicher Autismus [Kan- nersyndrom] und Aspergersche Per- sönlichkeitsstörung) entwickeln im
allgemeinen massive Ängste gegen- über auch nur geringfügigen Verän- derungen ihrer dinglichen Umwelt, die als Veränderungsängste bezeich- net werden, aber behandlungsbe- dürftig sind, da sie ansonsten die Symptomatik verstärken.
Bei hyperkinetischen Syndro- men und bei dissozialen Verhaltens- störungen kommt es nicht selten zu ängstlich-depressiv getönten Stim- mungsveränderungen. Die jeweiligen Verhaltensauffälligkeiten führen in der Regel zu Verärgerung und allge- meiner Unzufriedenheit der Famili- enmitglieder, wodurch bei Kindern und Jugendlichen diffuse Ängste, Verunsicherung, Schuldgefühle, Be- strafungsängste und Selbstwertpro- bleme aktiviert und noch expansive- re Verhaltensweisen provoziert wer- den können, so daß eine eventuelle emotionale Symptomatik weiter zu- gedeckt wird. Auf diese Weise wer-
den Kinder und Jugendliche mit sol- chen Störungen oft fälschlicherweise nicht nur als unempfindsam und emotionslos eingestuft, sondern für die Therapie relevante emotionale Störungen nicht erkannt.
Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literaturverzeichnis im Sonder- druck, anzufordern über die Verfasser.
Anschrift der Verfasser
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat.
Martin H. Schmidt Dr. med. Bernd Blanz
Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik am Zentralinstitut
für Seelische Gesundheit J5
W-6800 Mannheim 1
Rückenschmerzen und funktionelle
Oberbauchbeschwerden
Viele Patienten mit funktionel- len Oberbauchbeschwerden klagen darüber hinaus über Rückenschmer- zen, Kopfweh, Dyspareunie und Be- schwerden beim Wasserlassen. Die Autoren untersuchten gezielt bei 39 stationären Patienten mit funktio- nellen Oberbauchbeschwerden und 38 gesunden Kontrollpersonen die Wirbelsäule. 72 Prozent der Patien- ten, aber nur 17 Prozent der gesun- den Kontrollpersonen klagten über Rückenschmerzen. Bei 75 Prozent der Patienten mit Rückenschmerzen ließen sich bei der körperlichen Un- tersuchung Abnormitäten der Wir- belsäule nachweisen. Es handelte sich um Wirbelblockierungen im Be- reich der unteren Brustwirbelsäule oder des thorakolumbalen Über- gangs, Segmenten, die auch den obe- ren Verdauungstrakt innervieren.
Offensichtlich spielen viszerosomati- sche und somatoviszerale Reflexe mit Triggerzonen im Darmbereich oder in Haut, Muskeln, Sehnen oder
Bändern eine Rolle bei der Patho- physiologie funktioneller Ober- bauchbeschwerden. 51 Prozent der Patienten wiesen Symptome eines Colon irritabile auf, 41 Prozent klag- ten über Sodbrennen.
Jegensen L. S., J. Fossgreen: Back Pain and Spinal Pathology in Patients with Functional Upper Abdominal Pain; Scan.
Journal of Gastroenterology 25 (1990) 12:
1235-1241.
Dept. of Surgical Gastroenterology, Aar- hus Kommunehospital, Dept. of Surgery and Dept. of Rheumatology and Rehabili- tation, University Hospital of Aarhus County, Aarhus, Dänemark.
Diastolischer Blutdruck und kardiovaskuläre Mortalität
Ob niedrige diastolische Blut- druckwerte mit einer geringeren kar- diovaskulären Mortalität einherge- hen, wurde von den Autoren anhand von Daten aus der Framinghamstu- die untersucht. Dabei zeigte sich bei Patienten ohne bisher stattgehabten
FÜR SIE REFERIERT
Herzinfarkt eine lineare Korrelation zwischen diastolischen Blutdruck- werten und kardiovaskulärer Morta- lität. Bei Patienten mit stattgehab- tem Herzinfarkt fand sich dagegen auch nach Berücksichtigung von Va- riablen wie Serumcholesterin, Dia- betes, Nikotinabusus, Adipositas, Blutdruckmedikation, Herzvergrö- ßerung und Linksherzinsuffizienz ei- ne U-förmige Korrelation von diasto- lischen Blutdruckwerten und kardio- vaskulärer Mortalität.
Die Ursache sehen die Autoren in der bei KHK-Patienten erniedrig- ten Koronarreserve, die bei niedri- gen diastolischen Blutdruckwerten zu einer unzureichenden Koronar- perfusion führt. acc
D'Agostino, R. B., Belanger, A. J., Kannel, W. B., Cruickshank, J. M: Relation of low diastolic blood pressure to coronary heart disease death in presence of myocardial in- farction: the Framingham study. BMJ 303 (1991) 385-389
Dr. D'Agostino, Dep. of Mathematics, Bo- ston University, College of Liberal Arts, Boston MA 02215, USA.
Dt. Ärztebl. 88, Heft 45, 7. November 1991 (65) A-3847