durchgeführte Umfrage ergab (5), daß es keine einheitlich präferierte, sozusagen standardisierte Zirkum- zisionstechnik gibt. Grundsätzlich stehen die plastischen den radika- len Operationsverfahren gegenüber.
Während bei den plastischen Metho- den versucht wird, möglichst große Anteile des Präputiums zur Deckung der Glans penis zu belassen (siehe Abbildung 2 alb), erfolgt bei den radi-
kalen Varianten dessen komplette Entfernung. Kosmetisch entschei- dend ist, daß unabhängig von den vielfältigen Modifikationen der Schnittführung (6) einerseits mög- lichst wenig Nahtmaterial zur Rea- adaptation verwandt wird und ande- rerseits das innere Präputialblatt bis auf einen schmalen Saum im Sulcus coronarius reseziert wird, da es an- dernfalls zu den oben geschilderten kosmetischen Problemen kommen kann.
Bei Erwachsenen mit einer se- kundär erworbenen Phimose muß ätiologisch eine diabetogen-infekti- öse Genese ausgeschlossen werden.
Aufgrund der krankheitsimmanen- ten Wundheilungsstörungen besteht die Gefahr neuerlicher Restenosie- rungen, so daß die Zirkumzision meist radikal erfolgen sollte. Weitere imperative Indikationen zur radika- len Zirkumzision sind dermatologi- sche Erkrankungen des Präputiums (zum Beispiel Lichen sclerosus, Con- dylomata acuminata), Präkanze- rosen (M. Bowen) und ein infolge des Präputiums am Penisschaft nicht dicht abschließendes Condom-Uri- nal.
Die Zirkumzision bedarf wie je- de operative Intervention einer ge- zielten und sorgfältigen Indikation.
Hierzu gehört nicht nur die Kenntnis der physiologischen präputialen Ent- wicklungsprozesse während der er- sten drei Lebensjahre, sondern auch die Beratung der Eltern, daß eine übertriebene Genitalhygiene mit ei- ner gewaltsamen Frühmobilisation des Präputiums häufig erst den Weg zu einer operationspflichtigen Phi- mosenbildung ebnet. Mit Ausnahme der wenigen absoluten Indikationen für eine radikale Zirkumzision sollte bei entsprechendem Elternwunsch zudem versucht werden, auch das Präputium plastisch zu korrigieren.
Dt. Ärztebl. 89 (1992) A 1 -4087-4094 [Heft 48]
Literatur:
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8. Melchior, H. J.: Gefahren der Elektrochir- urgie. Chirurg, 46 (1975) 370
Überleben nach Infarkt:
die ISIS-III-Studie
Insgesamt 41 299 Patienten mit angenommenem Myokardinfarkt wurden in 914 Krankenhäusern ran- domisiert zwischen Streptokinase (1,5 Millionen E in 1 h), TPA (0,60 Millionen E/kg in 4 h) und APSAC (30 E über 30 min.). Die Hälfte der Patienten erhielt ebenfalls randomi- siert 2 x 12 500 IE Heparin sc für sieben Tage, alle Patienten erhielten Aspirin (162 mg/die in dünndarmlös- licher Form, die erste Tablette wur- de zerkaut). Die Ergebnisse:
Aspirin vs Aspirin plus Heparin Die zusätzliche Gabe von Hepa- rin erbrachte keinen weiteren Nut- zen hinsichtlich des 35-Tage- und 6-Monate-Überlebens. Es traten je- doch mehr Blutungskomplikationen auf.
Streptokinase vs APSAC Unter APSAC traten mehr aller- gische Nebenwirkungen auf, eine er- höhte Blutungskomplikation bezüg- lich nicht-zerebraler Blutungen war nicht zu beobachten, dagegen eine gering erhöhte Anzahl von Schlagan- fällen. Eine unterschiedliche Rein- farkt-Rate ergab sich nicht, ebenfalls
9. Nesbit, T. E.; King, L. R.: Zirkumzision. In:
Hohenfellner, R., Thürhoff, J. W., Schulte- Wissermann, H.: Kinderurologie in Klinik und Praxis. Georg Thieme Verlag, Stutt- gart-New York (1986)
10. Oster, J.: Further fate of the foreskin. Ar- chives of Diseases of Childhood 43 (1968) 228
11. Rathert, P.: Verletzungen der Genitalorga- ne. In: Lutzeyer, W. (Hrsg.): Traumatologie des Urogenitaltraktes. Handbuch der Urolo- gie, Bd. XIV. Springer-Verlag, Berlin—Hei- delberg—New York (1981)
12. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärzte- kammer: Zirkumzision bei männlichen Neu- geborenen. Dtsch. Ärztebl. 70 (1973) 17 Anschrift der Verfasser:
Prof. Dr. med. Peter Rathert Dr. med. Stephan Roth Klinik für Urologie und Kinderurologie,
Akademisches
Lehrkrankenhaus Düren Roonstraße 30 . W-5160 Düren
FÜR SIE REFERIERT
keine signifikant unterschiedliche Mortalität.
Streptokinase vs TPA
Unter TPA traten weniger aller- gische Reaktionen und Hypotensio- nen auf, jedoch mehr nicht-zerebrale Blutungen, aber nicht mehr transfu- sionsbedürftige nicht-zerebrale Blu- tungen. Signifikant erhöht war die Rate der Schlaganfälle unter TPA (1,04 Prozent unter Streptokinase vs 1,39 Prozent unter TPA.
Obwohl die Reinfarktrate unter TPA geringer war (3,47 SK vs 2,93 TPA) war die Mortalität sowohl vom Tag 0 bis 35 als auch bis zu sechs Mo- naten nicht unterschiedlich. Es wa- ren fünf pro 1000 Reinfarkte weniger unter TPA vs SK und vier Schlagan- fälle pro 1000 mehr unter TPA vs SK, die Hälfte dieser vermehrten Schlaganfälle verlief tödlich. mrl
Third International Study of Infarct Survi- val Collaborative Group: ISIS-3.
A randomized comparison of streptokinase vs tissue plasminogen activator vs anti- streplase and of aspirin plus heparin vs as- pirin alone among 41 299 cases of suspec- ted acute myocardial infarction: Lancet 1992; 339: 753 — 770
A1-4094 (46) Dt. Ärztebl. 89, Heft 48, 27. November 1992