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Archiv "Schattenboxen" (17.09.1987)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT

DER KOMMENTA

Richtlinien neu gefaßt

■ Mutterschafts-Richtlinien

■ Sonstige Hilfen

■ Kinder-Richtlinien

Mit Wirkung vom 26. August 1987, dem Tage nach der Veröffent- lichung im Bundesanzeiger, haben die Mutterschafts-Richtlinien und die Sonstige Hilfen-Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen Änderungen erfah- ren, die nachstehend kurz skizziert werden.

Bei den Mutterschafts-Richt- linien erfolgte die Aufnahme eines HIV-Tests auf freiwilliger Basis im Frühstadium einer Schwangerschaft auf Grund einer Beratung der Schwangeren durch den untersu- chenden Arzt über die Möglich- keiten einer AIDS-Infektion. Dabei wurde auch festgelegt, daß weder über eine AIDS-Beratung noch über eine HIV-Untersuchung irgendwel- che Eintragungen im Mutterpaß vor- genommen werden sollen.

Ferner wurde die Möglichkeit für Hebammen erweitert, Mutter- schaftsvorsorgeuntersuchungen im Rahmen ihrer beruflichen Befugnis- se durchführen zu können, sofern hiergegen im Einzelfall ärztlicher- seits keine Bedenken bestehen.

Weiterhin wurden die Normen für die Durchführung der blutgrup- penserologischen Untersuchungen nach den Mutterschafts-Richtlinien an die Neufassung der Richtlinien des Wissenschaftlichen Beirates der Bundesärztekammer zur Blutgrup- penbestimmung und Bluttransfusion angepaßt.

• Die bisherige Bestimmung über die Durchführung einer vagina- len Soor-Prophylaxe vor der Entbin- dung wurde auf Grund von Stellung- nahmen aus Ärztekreisen gegen die- se Regelung wieder gestrichen. Bei einer Neuauflage des Mutterpasses wird dies entsprechend berücksich- tigt.

Die Sonstige Hilfen-Richtlinien erhielten redaktionelle Änderungen im Hinblick auf die Konkretisierung der Leistungsinhalte im Kapitel B X des BMÄ/der E-GO. (Die Richtli- nien-Änderungen werden im Be- kanntgaben-Teil dieses Heftes ver- öffentlicht.

Hans-Dieter Bogwitz

Am 26. August 1987 sind die neu gefaßten Kinder-Richtlinien des Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen in Kraft getreten.

Gleichzeitig wurde als Bestandteil der Richtlinien ein neues Untersu- chungsheft für Kinder eingeführt.

Anregungen aus Praxis und Wissenschaft berücksichtigend, wur- den einige Ziffern des Diagnose- Kennziffernkatalogs erweitert bzw.

klarer gefaßt. So wurden z. B. bei der Diagnoseziffer 04 in der Bei- spielnennung uterin bzw. perinatal erworbene Infektionen aufgenom- men.

In Abschnitt B. der Richtlinien, in dem die durchzuführenden Unter- suchungen aufgelistet sind, wurden eine Reihe von Änderungen vorge- nommen, die sich vornehmlich auf Ergänzungen bei der Erhebung der Vorgeschichte beziehen und damit u. a. der Relevanz der elterlichen Beobachtungen bei bestimmten Auffälligkeiten stärker als bisher Rechnung tragen. Dabei wurden in erster Linie zusätzlich Items zur Hörfähigkeit, zum Sozialverhalten sowie zur Motorik aufgenommen.

Darüber hinaus wurden bei den Vorgaben für alle Untersuchungen (U2 bis U8) neben den Hinweisen auf die Rachitis-Prophylaxe Hinwei- se auf die Fluoridprophylaxe inte- griert.

Die Änderungen der Richtlinien fanden im gelben Untersuchungs- heft Berücksichtigung. Gleichzeitig wurden die Dokumentationsseiten überarbeitet, um einerseits den Do- kumentationsaufwand für die Ärzte zu verringern und andererseits ein effektiveres Monitoring des gesam- ten Früherkennungsprogramms zu ermöglichen. So wurde das Doku- mentationsblatt für die Untersu- chung direkt nach der Geburt (U1) in Anlehnung an die Epikrise im

Mutterpaß gestaltet. Die verschiede- nen Rubriken für Verdachts- und gesicherte Diagnosen auf den Blät- tern der Untersuchungen U2 bis U8, die immer wieder zu Mißverständ- nissen und daraus folgenden Doku- mentationsfehlern geführt haben, sind zu einer Rubrik zusammenge- faßt worden. Eine Numerierung der Durchschlagseiten ermöglicht die Längsschnittauswertung der Unter- suchungsdaten von U1 bis U8.

Die bisherigen Wachstums- und Kopfumfangskurven wurden durch neue Kurven, die auf der Basis wis- senschaftlich erhobener Daten be- rechnet wurden, ersetzt.

Die neuen Untersuchungshefte sollen nach dem 1. Oktober 1987 eingeführt werden, sobald sie zur Verfügung stehen. Die vor diesem Termin ausgegebenen Hefte müssen nicht umgeschrieben werden, son- dern gelten für die weiteren Unter- suchungen des Kindes bis zur U8.

Peter G. Allhoff Dr. Günter Flatten

Schattenboxen

9.30 Uhr. Pünktlich drei Minu- ten vor der Zeit klopfe ich mit po- chendem Herzen und leicht ver- schwitzten Händen, Routine stellt sich immer noch nicht ein, an die Tür des Sekretariats. Die freund- liche Stimme dirigiert mich in einen unangenehm kühlen Seminarraum.

„Bitte warten Sie doch noch einen Moment hier". Ich sehe auf den Hof des Krankenhauses. Weiße Kittel ei- len mit bedeutungsvollen Mienen von einem Eingang zum nächsten.

Die erste Hürde habe ich geschafft, in wenigen Minuten darf ich mich nett lächelnd und adrett, seriös und ein wenig geistreich, charmant, aber nicht zu, mit anderen Worten, ich darf mich dem Chefarzt von meiner besten Seite präsentieren. Wieviele Minuten er mir wohl von seiner kostbaren Zeit schenken wird und wieviel Interesse? Die letzten sechs Monate habe ich mich durch die Wüste gekämpft wie soviele nach ei- ner Stelle durstende und die Quellen scheinen fast alle versiegt.

A-2440 (20) Dt. Ärztebl. 84, Heft 38, 17. September 1987

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Ein Leserbrief

Neue Praktiken machen sich breit beim Umgang mit Bewer- bungsunterlagen:

Nach acht Monaten Arbeits- losigkeit und rund 100 Absagen bemühe ich mich, meine Bewer- bungsunterlagen zumindest durch ein besonders ansprechendes Äu- ßeres herausragen zu lassen. Ko- sten und Mühen werden dabei nicht gescheut: Fotos vom Foto- grafen, teures Papier und alles zu- sammengehalten von einem Klemmhefter zu 2,50 DM.

Neuerdings erhalte ich diese Unterlagen auf folgende Weise zurück: Das „persönliche" An- schreiben an mich ist entweder gar nicht oder i. A. von der Se- kretärin unterzeichnet, mein An- schreiben an den jeweiligen Chef- arzt liegt bei, so daß ich vermute, es ist nicht mal gelesen worden.

Ansonsten sind die Unterlagen ein- bis zweimal durchgeknickt

und daher nur noch zum Wegwer- fen gut. Der offenbar sehr be- gehrte Klemmhefter fehlt.

Als ich mich wieder einmal telefonisch darüber beschweren wollte, erklärte mir die betreffen- de Vorzimmerdame, sie wäre grundsätzlich nicht dazu ver- pflichtet, Bewerbungsunterlagen überhaupt zurückzuschicken, an- dere würden sie behalten (weg- werfen?).

Zugegeben, wir sind viele, die nunmehr auf Stellensuche sind. Aber unsere Bewerbungen sind nicht dazu gedacht, den Krankenhäusern Büromaterial zur Verfügung zu stellen. Hinter jedem dieser Anschreiben steckt jemand, der/die Hoffnungen, Zeit und viel Geld darin inve- stiert. Es ist für mich eine Frage des guten Stils, wenn man absagt, zumindest dafür Sorge zu tragen, daß die Unterlagen weiterver- wendet werden können.

Claudia Hertel, Essen Damals, es scheint schon Zeiten

her, habe ich mich mit Optimismus und Ehrgeiz auf die Suche begeben.

Examen „sehr gut", Dissertation eingereicht, verheiratet und ein Kind hatte ich einige Monate zuvor auch bekommen, keine Lücke in dem ach so wichtigen Lebenslauf.

Die braunen DIN-A4-Umschläge, die ich verschickte, lagen drei Tage später wieder im Briefkasten, zer- knickt und der Inhalt unbrauchbar gemacht für weitere Startversuche.

Nur nicht persönlich nehmen, Chir- urgie ist sowieso nichts für dich mit Familie, redete ich mir ein. Meine Kommilitonen, weiblich wie männ- lich, die bisher auf Familie verzich- tet hatten, lebten mir vor, wie ein- fach es auch in dieser Zeit ist, eine Stelle zu bekommen. „Bisher hat noch jeder eine Stelle bekommen", war ein gutgemeinter Trost. Also umsteigen auf ein anderes Pferd.

Wie war das noch mit Psychiatrie?

Da gab es noch vor einiger Zeit ei- nen gewaltigen Mangel an Ärzten.

Von fünf Versuchen zwei Einla- dungen zu einem Vorstellungsge- spräch. Na also, das war doch schon was.

Herr Dr. X gibt sich freundlich und geduldig, es macht den An- schein, als interessiere er sich tat- sächlich für mich. Bewerber gäbe es natürlich genug und vor zehn Jahren hätte ich kommen sollen, dann hätte ich sofort eine Stelle bekommen, mit diesen Worten entläßt er mich doch recht zuversichtlich, um jedoch spä- ter in einem Gespräch mit einer Kol- legin zu erfahren, daß er diese mit den gleichen Worten wieder auf den Weg geschickt hat. Eine recht dis- krete Methode, um sich Bewerbern zu entledigen, wie ich finde.

Das nächste Gespräch sollte symptomatisch

für alle folgenden werden...

16.30 Uhr stehe ich vor der ent- scheidenden Tür. Herr Dr. Y öffnet sogleich mit den Worten, ich sei die letzte in einer langen Reihe von Be- werbern. Nur nicht abschrecken las- sen, der Verwaltungsleiter, dem wohl eine entscheidende Funktion in

dererlei Gesprächen zukommt, schaut mühsam lächelnd und erhebt sich schwerfällig, um sogleich für die nächsten Minuten schweigend auf dem Stuhl zu verharren. Auf einem Tisch stapelweise die Bewerbungs- unterlagen meiner Vorgänger. Wie die Schatten ihrer Verfasser fallen sie auf das nun folgende Kurzinter- view. Gegen welche Konkurrenz muß ich hier bestehen? Wie kann ich gegen diese Schatten kämpfen? Auf diese Situation bin ich nicht vorbe- reitet. Wie setzt man sich ins beste Licht, wenn man gar nicht weiß, was

„ankommt", was zählt, was negativ bewertet wird. Jede Aussage kann im Zweifelsfall gegen mich verwen- det werden.

Herr Dr. Y macht eifrig Noti- zen, hört sich wohlwollend nickend meine Geschichte an. Ein tiefer Blick in meinen Lebenslauf: „So, so Sie haben vor acht Monaten ein Kind bekommen, was haben Sie denn in der Zwischenzeit

gemacht?"

Durchhalten und immer lächeln heißt die Parole. Nach zehn Minuten der Blick zur Uhr, eigentlich hätten

sie sich ja einen Kandidaten mit et- was Berufserfahrung vorgestellt, und wenn ich mich intensiv bemühe, bekäme ich sicherlich auch bald eine Stelle, heißt der letzte Rat.

Mit einem ziemlich demontier- ten Selbstbewußtsein fahre ich nach Hause. Nur nicht persönlich neh- men, ich konnte ja alles bieten, nur eben keine Berufserfahrung. In den folgenden Gesprächen hilft das auch nicht mehr. Nach einer solchen Aus- bildung als „Jobsucher" zu enden und immer mit den gleichen Phrasen verabschiedet zu werden, das muß ich mir wohl selbst zuschreiben, war- um habe ich meine berufliche Kar- riere nicht frühzeitig und sorgfältiger geplant, sondern erst einmal dafür gesorgt, daß der Generationenver- trag erfüllt wird und meine Herren Kollegen später ihre Rente beziehen können?

Um die Geschichte zum Ende zu bringen, es gibt natürlich kein

„happy-end". Das o. e. Gespräch

verlief stereotyp. Für Mütter keine Chance?!

Ricarda Adelmund, Laatzen Dt. Ärztebl. 84, Heft 38, 17. September 1987 (21) A-2441

Referenzen

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