Afghanistan-Hilfe
Kinder in Deutschland operiert
Spendenbereitschaft von Ärzten und Kliniken hat Hilfe ermöglicht.
M
ehr als drei Monate hat die fünfjährige Fatima aus Afghanistan in der Orthopä- dischen Klinik München-Har- laching verbracht. Mehrere Operationen waren notwen- dig, um die kongeniale Fibu- laaplasie auszugleichen.Wenn das Mädchen nach Kabul zurückkehrt, wird sie fast nor- mal gehen können. In dersel- ben Klinik wurde auch der Beinstumpf von Ramin korri- giert und versorgt.Ermöglicht hat dies unter anderem die Spendenbereit- schaft von Ärzten aus Deutsch- land. Nach einem Aufruf im Deutschen Ärzteblatt flossen rund 25 000 Euro an die Ärzte- Initiative Dr. Hans-Joachim Landzettel/Dr. Jo Kanders, die
gemeinsam mit dem Verein für Afghanistanförderung (VAF) und der Initiative „Kinder brauchen uns“ 25 schwerst- kranke Kinder nach Deutsch- land holten, um sie medizi- nisch zu versorgen. Deutsche Kliniken verzichteten dafür auf rund eine Million Euro Be- handlungskosten.
Sechs der 25 Kinder sind inzwischen in ihre Heimat zurückgekehrt. Der VAF wird sie dort weiter medizinisch betreuen. Außerdem soll es den Kindern ermöglicht wer-
den, eine Schule zu besuchen und eine Berufsausbildung zu machen. Die Kosten dafür liegen bei 50 Euro monat- lich. Spendenkonto: Verein für Afghanistanhilfe, Stichwort
„Ärzteinitiative Dr. Landzet- tel/Dr. Kanders“, Deutsche Bank Bonn, Konto: 07 481 104, BLZ 380 700 24.
BKK für Heilberufe
Finanzkrise
Neuer Vorstand soll die Kasse sanieren.
D
ie beiden Vorstände der BKK für Heilberufe, Hans- joerg Schulten (61) und Klaus Möller (60), sind in den vor- zeitigen Ruhestand versetzt worden. Hintergrund ist ei- ne Finanzkrise der Kasse, die mit 460 000 Mitgliedern zu den bundesweit größten Be- triebskrankenkassen zählt. Der BKK-Landesverband Nord- rhein-Westfalen hat den Vor- stand der BKK Berlin, Jochem Schulz, kommissarisch mit den Vorstandsaufgaben be-traut. Schulz hat den Ruf ei- nes konsequenten Sanierers.
Presseberichten zufolge drücken die BKK für Heilbe- rufe trotz der jüngsten Bei- tragserhöhung auf 13,9 Pro- zent immer noch Schulden in Höhe von 200 Millionen Eu- ro. Zuletzt sei die Kasse nicht mehr in der Lage gewesen, die Gehälter ihrer Mitarbei- ter auszuzahlen. Jetzt stellt der BKK-Landesverband NRW die Liquidität sicher. Die Vor- standsvorsitzenden des Ver- bandes,Theo Giehler und Jörg Hoffmann, sitzen zudem in ei- nem neu eingerichteten Bei- rat, der den Konsolidierungs- prozess vorantreiben soll.
Eine erneute Beitragssatz- anhebung ist wahrscheinlich.
Am 18. März tagt der Verwal- tungsrat der Kasse. Eine „An- passung“ des Beitragssatzes sei nicht auszuschließen, sagte Giehler dem Deutschen Ärz- teblatt. Auf die Frage, warum der bisherige Vorstand abge- setzt worden sei, antwortet er:
„Für den Sanierungsprozess brauchten wir neue Köpfe.“
Zudem sei zuletzt nicht alles
„ganz rund“ gelaufen. Vor dem Konkurs stehe die Kasse aber nicht.
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 821. Februar 2003 AA437
Koronare Bypass-Chirurgie
Off-pump-Technik ist nicht überlegen
D
ie Bypass-Chirurgie ohne Herz- Lungen-Maschine am schlagenden Herzen (Off-pump-Technik) führt zu vergleichbaren Ergebnissen wie die kon- ventionelle Operationsmethode mit ex- trakorporaler Zirkulation. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die Peter de Jae- gere und Mitarbeiter (Universität Ut- recht) im New England Journal of Med- icine (2003; 348: 394–402) veröffent- licht haben. Allerdings: Den Autoren kann ein Interesse an einem positiven Ausgang der Studie unterstellt werden, da an der Klinik für die Technik ein so genannter Stabilizer („Octopus“) ent- wickelt worden ist, an dessen Vermark- tung die Universität verdient. An der multizentrischen Studie nahmen 281Patienten mit Ein- und Zweigefäßer- krankung und einer stabilen oder insta- bilen Angina (Braunwald Klassen IB oder IIB) teil, die ein niedriges Opera- tionsrisiko haben. Primärer Endpunkt war ein Composite aus den folgenden Ereignissen: Tod aus beliebiger Ur- sache, Schlaganfall, Herzinfarkt, erneu- te Revaskularisation (Operation oder Angioplastie). Hier gab es nach einem Jahr keine signifikanten Unterschiede (konventionell 90,6 Prozent, Off-pump 88,0 Prozent). Auch hinsichtlich der Durchgängigkeit der Bypässe gab es keine Unterschiede.
E
inziger erkennbarer Vorteil waren die geringeren Kosten der Off-pump- Technik. Die Gesamtkosten (Kranken- hauskosten plus ein Jahr Nachbetreu- ung) betrugen 14 908 US-Dollar für die konventionelle Methode und 13 069 US-Dollar für die Off-pump-Technik, was einer Einsparung von 14,1 Pro- zent entspricht. Eric Rose von der Co-lumbia-Universität in New York gibt in einem Perspektive-Artikel (2003;
348: 379–380) eine zurückhaltende Ein- schätzung ab.
D
ie Studie zeige „den potenziellen klinischen Wert“ der Off-pump- Technik bei Patienten mit geringem Operationsrisiko. Es fehle aber der letzte Beweis der Überlegenheit zur konventionellen Technik. Nach seiner Meinung war die Studie nicht groß ge- nug, um einen Vorteil hinsichtlich Mor- talität und Komplikationsrate zu bele- gen. Es fehle auch ein Vergleich zu Pa- tienten mit hohem Risiko, für die die Bypass-Operation in erster Linie infrage komme. Für Patienten mit nied- rigem Risiko ist die Angioplastie ei- ne attraktive Therapiealternative. Rose will vor einer abschließenden Beur- teilung eine Analyse der Krankenre- gister der Herzzentren abwarten. Erst dann stünden ausreichend Daten zur Verfügung. Rüdiger Meyer AkutDr. med. Peter Bernius freut sich über die Fortschritte, die Fatima und Ramin machen.
Foto:Jo Kanders