• Keine Ergebnisse gefunden

Virus ohne Schrecken?

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Virus ohne Schrecken?"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

B

is heute ist es nicht möglich, einmal er- worbene HI-Viren wieder ganz loszu- werden. Es gibt aber zahlreiche wirksame Medikamente, die ihre Vermehrung (Replikation) gezielt unterbinden.

Antiretrovirale Substanzen Die Medikamente setzen an ver- schiedenen Stellen des Replika- tionszyklus des HI-Virus an:

Zum Beispiel hemmen sie die Reverse Transkriptase (RT), ohne deren Aktivität infizierte Zellen nicht im Sinne einer Virusver- mehrung „umprogrammiert”

werden können. Es gibt Nuk- leosidische beziehungsweise Nukleotidische (NRTI/NtRTI) und Nicht-nukleosidische Inhibitoren der RT (NNRTI). In diese Wirkstoffklassen gehö- ren beispielsweise Tenofovir und Efavirenz. Oder sie blockie- ren ein anderes viruseigenes

Enzym, das im Rahmen der Bil- dung neuer Viruspartikel in der Wirtszelle nötig ist, und machen so die Neubildung infektiöser Viren unmöglich. Diese Gruppe stellen die Protease-Inhibito- ren(PI) wie Darunavir.

Ein weiteres Wirkprinzip be- steht darin, die Einschleusung der Virusnukleinsäure in das Genom der menschlichen Wirts- zelle zu verhindern; dafür sor- gen Integrase-Inhibitorenwie Raltegravir. Die Entry-Inhibi- toren verhindern, dass das Virus überhaupt in die Zelle ge- langt; in diese Kategorie gehört der Fusions-Inhibitor Enfuvirtid, auch als T-20 bezeichnet.

Der Therapieerfolg ist umso größer, je weniger Viren sich noch in der Zirkulation befin- den. Gemessen wird dies an- hand der Viruslast (VL): als Zahl der Kopien an Virus-RNA pro Milliliter (ml) Plasma; ange- strebt werden Werte unter der

Nachweisgrenze – je nach Mess- technik: 20 bis 50 HIV-RNA- Kopien/ml.

Das Virus von mehreren Seiten bekämpfen Um die Selektion von Resistenzen zu vermeiden, werden Anti- HIV-Medikamente stets kombi- niert als HAART (hochaktive antiretrovirale Therapie) gege- ben. Diese umfasst meist drei Medikamente aus mindestens zwei verschiedenen Wirkstoff- klassen. Einige häufig gemein- sam verwendete Substanzen sind auch als fixe Kombinatio- nen erhältlich. Das Ansprechen auf die Therapie wird durch re- gelmäßige Laborkontrollen (Viruslast und CD4-Zellzahl) überprüft.

Antiretrovirale Therapieregime müssen oft umgestellt werden, zum einen, weil sich Resisten- zen gebildet haben, zum ande- ren wegen der häufigen Neben-

PRAXIS HIV/AIDS – TEIL 2

56 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Januar 2013 | www.pta-aktuell.de

ANPASSUNGSFÄHIG

HI-Viren sind in der Lage, sich sehr rasch an neue Bedingungen anzupassen, sie werden daher schnell unempfindlich gegenüber Medikamenten in Mono- therapie. Unter den zahl- reichen Mutationen, die ohnehin permanent im Rahmen ihrer schnellen Vermehrung entstehen, können immer auch Veränderungen an Stellen auftreten, an denen Medi- kamente ansetzen. Ein derart verändertes Virus kann sich dann auch in Gegenwart der betreffen- den Substanz reprodu- zieren, die Medikation wird unwirksam.

HIV-Patienten haben heute nahezu die Lebenserwartung von Nicht-Infizierten.

Sie müssen allerdings eine lebenslange, zum Teil belastende

Therapie

strikt einhalten.

© alexskopje / fotolia.com

Virus ohne Schrecken?

(2)

wirkungen wie zum Beispiel Di- arrhöen und Übelkeit, Neuro- pathien und Schwindel. Lang- fristig problematisch werden können unter anderem Nieren- oder Lebertoxizität sowie Fett- stoffwechselstörungen.

Für viele Patienten besonders belastend, da nach außen hin sichtbar, ist die Lipodystro- phie: eine Umverteilung des Körperfetts, die zusammen mit einer Störung des Lipid- und des Glukosestoffwechsels auf- tritt. Oft schwindet dabei Unter- hautfettgewebe der Wangen und Extremitäten sowie am Gesäß, während in der Körpermitte sowie am Nacken größere Fett- ansammlungen entstehen.

Kontinuierlich ausreichend hohe Wirkspiegel sind ent- scheidendDer hohen Gefahr der Entstehung von Resistenz- mutationen kann nur durch eine ununterbrochene Suppres- sion der Virusvermehrung be- gegnet werden. Dafür ist es er- forderlich, dass die Wirkspiegel der Medikamente im Blut stets oberhalb der jeweiligen thera- peutischen Minimalkonzentra- tion liegen. Da die Plasmaspie- gel bei diversen antiretroviralen Stoffen stark von der Nahrungs- aufnahme abhängen, müssen entsprechende Einnahmevor- schriften mit Bezug auf die Mahl- zeiten strikt beachtet werden.

Generell verlangt die Therapie von den Patienten ein hohes Maß an Disziplin bei der Ein- haltung des Therapieplans (Ad- härenz): Schon geringe Unre- gelmäßigkeiten oder wenige ver- gessene Dosen können zu sub- optimalen Arzneispiegeln füh- ren, mit der Folge, dass die Virusvermehrung wieder in Gang kommt und – wegen des erhöhten Selektionsdrucks – Resistenzen entstehen. Die HI- Viren können multiple Resis- tenzen erwerben und unter den Medikamenten gibt es vielfältige

Kreuzresistenzen. So werden die Möglichkeiten für nachfol- gende Therapien mehr und mehr eingeschränkt und es droht der völlige Verlust an wirksamen Therapieoptionen.

Problem Komedikationen Vor allem unter der Behandlung mit NNRTI oder PI sind Inter- aktionen mit anderen Arznei- mitteln zu beachten; zu hohe Wirkspiegel können zu erhöhter Toxizität der Substanzen führen, zu niedrige die Resistenzbildung fördern. Die Liste der betroffe- nen Wirkstoffe ist lang, die möglichen Wechselwirkungen sind vielfältig. Hilfe bieten zum Beispiel die Datenbank der Liverpooler Universität: www.

hiv-druginteractions.org oder der „Arznei check” beim ifap Service-Institut.

Der Aspekt muss insbesondere bei Begleitmedikationen mit Makroliden, Azolantimykotika, oralen Kontrazeptiva, Statinen oder auch Sildenafil bedacht werden. Problematisch sind in bestimmten Kombinationen auch Säureblocker. Grapefruit- saftkann die Bioverfügbarkeit verschiedener Proteasehemmer unterschiedlich beeinflussen.

Gefährlich kann auch die Ein- nahme von Johanniskrautsein, indem es im Extremfall die Kon- zentration verschiedener antire- troviraler Medikamente bis zum Wirkverlust absenkt.

p

Waltraud Paukstadt, Dipl. Biologin

WEBCODE: D1057 k Weitere Informationen zum richtigen Therapiebeginn finden Sie, wenn Sie diesen Artikel online unter www.pta-aktuell.de lesen!

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

folgende internationale Konzerne und ästerreichische Unter- nehmen: ABB, Henkel, Nestle, fohnson etJ fohnson, Bank Austria-Gruppe und Max-Mobi1; von 1995 und 1996

Aus diesen Untersuchungen folgt, daß, entgegen der bisherigen Meinung, Steroide und ihre Bin- dung an Plasma-Proteine sowohl im Plasma als auch im Blut gegen- über den

Im Ge- gensatz zu den chronischen Arthriti- den unbekannter Ursache, darunter die rheumatoide Arthritis, haben die infektassoziierten Arthritiden eine bekannte, infektiöse

Epstein be- richtete in Heidelberg, dass tierexpe- rimentelle sowie Phase-I-Studien zu einer Vakzine gegen das EBV, an der seit mehr als zehn Jahren gearbeitet

uf Waschmittelniveau operie- rende Reklame über Arznei- mittel“, deren Geschmacklo- sigkeit „für einen Akademiker eine glatte Beleidigung darstellt“, erregte 1970 – nicht zum

Die Zentralstelle für Zivilschutz hat in diesem Zusammenhang eine sehr nützliche Broschüre: ,Für den Notfall vorgesorgt‘ herausgebracht, die mit ge- nauen Angaben für

Die Tatsache, daß die Diagnose der Osteoporose noch immer erst dann möglich ist, wenn bereits 30 Prozent der Knochensubstanz verlo- ren sind, ist Anlaß zur Suche nach neuen

Abteilung Hämatologie, Hämostaseologie und Onkologie der mhh, und mosaiques diagnostics GmbH, Hannover, eine Stelle BAT IIa, eine Stelle BAT Vb sowie Sachmittel in Höhe