Christiaan Snoucl( Hurgronje
1857—1936. Ehrenmitglied der DMG seit 1928
Von Enno Littmann-Tübingen ^)
Th. Nöldeke schrieb am Schlüsse der Einleitung zu seiner
„Geschichte der Perser und Araber zur Zeit der Sasaniden"
(1879): „Für die Anfertigung des Index bin ich Hrn. Stud.
Snouck Hurgronje in Leyden, einem hoffnungsvollen Schüler
de Goeje's, zu lebhaftem Dank verpflichtet." In wie hervor¬
ragender und ganz ungewöhnlicher Weise dieser junge Ge¬
lehrte die Hoffnungen erfüllt hat, die auf ihn gesetzt wurden,
konnte man damals noch nicht ahnen. Im Jahre 1880/81
studierte er zusammen mit C. Bezold und R. BntJNNow unter
Nöldeke's Leitung in Straßburg. Als Nöldeke in den Ruhe¬
stand getreten war (1906), sagte er mir, wenn er noch solche
Hörer hätte wie jene drei, so hätte er sich wohl noch nicht
emeritieren lassen. Von den dreien war Snouck Hurgronje
der bedeutendste, und seine beiden Mitstudenten erkannten
dies auch freimütig an. Wo es sich um Schwierigkeiten im
Arabischen handelte, mußte er immer aushelfen ; er wunderte
sich aber auch, wenn er sah, daß die anderen beiden in der
arabischen Literatur nicht so zu Hause waren wie er, so u. a.,
daß sie den Dichter al-Mutanabbi — dessen Gedächtnis in
diesem Jahre in Syrien gefeiert wird — nicht gelesen hatten.
Alle drei blieben Zeit ihres Lebens eng befreundet. Bri^nnow
starb 1917 in Amerika, Bezold 1922 in Heidelberg. Nun ist
auch der dritte Mann des Straßburger Triumvirats von
1880/81 heimgegangen. Christiaan Snouck Hurgronje, der
weltberühmte Gelehrte und Staatsmann, die größte Zierde
1) Für Zusendung eines holländischen Nachrufs bin ich Herrn
Th. Folkebb, für mehrere Nachrufe sowie für Angabe einiger Lebens¬
daten bin ich Frl. Chbistibn Snouck Hubobonje dankbar.
446 E. Littmann, Christiaan Snouclc Hurgronje
der Leidener Universität und einer der größten Orientalisten,
die in den an solchen Gelehrten wahrlich nicht armen Nieder¬
landen gelebt haben, ist am 26. Juni im Alter von 79 Jahren
von der Zeitlichkeit in die Ewigkeit abberufen worden.
Er wurde am 8. Februar 1857 in Oosterhout geboren,
einem kleinen Orte nordösthch von Breda in Noord-Brabant.
Dort besuchte er die Elementarschule; dann kam er auf die
Höhere Bürgerschule nach Breda, die etwa einer deutschen
Realschule entspricht. Durch Privatunterricht erwarb er sich
die Kenntnisse im Lateinischen und Griechischen, die für das
Zulassungsexamen zur Universität erforderlich waren, und
dies Examen bestand er im Juni 1874. Im Herbst desselben
Jahres wurde er als Student der Theologie in Leiden imma¬
trikuliert. Nun folgten im Mai 1876 das Kandidatenexamen
in klassischer Philologie und im April 1878 das theologische
Kandidatenexamen. Aber die Theologie zog ihn, der später
einer der gründlichsten Kenner der islamischen Glaubens¬
lehre wurde, nicht an, und er beschloß, ganz zur Philologie
überzugehen. Wie er über Theologie dachte, schrieb er mir
am 24. 11.1926: „Telkens, wanneer ik een brief van u ontvang,
word ik herinnerd aan mijne eerste studentenjaren, waarin
ik, als theoloog, gevoed werd met producten uit de Tübingsche
keuken (F. C. Baur), die destijds hier in hoog aanzien stond.
Maar nergens meer dan in de theologische wetenschappen
paart zieh de vergankelijkheid van al hetgeen geleerd wordt
aan de onvergankelijkheid van hetgeen vroeger al eens ge¬
leerd is. Een blijvenden vooruitgang kan ik in dien cirkelgang
niet ontdekken. Wat het oude testament betreft: Keil —
Ewald — Kuenen x Wellhausen — Kittel . . . Yahuda!
Omstreeks 1880, toen bij ons de historiciteit van Jezus door
een aantal moderne theologen bestreden werd, pochte ik
legen een der theol. professoren, dat men Mohammed nooit
tot een mythe zou kunnen trachten te maken: later kwam
Jensen en nam M. in zijn sterrenhemel op!" Schon im Sep¬
tember 1878 bestand er das Kandidatenexamen in semitischer
Philologie und im November 1879 das Doktorexamen. Im No¬
vember 1880 wurde er auf Grund seiner Dissertation ,,Het
B. Littmann, Christiaan Snouclt Hurgronje 447
Mekkaansche Feest" promoviert. Dies war eine Arbeit, die
einem reifen Gelehrten zur Ehre gereicht hätte. Auf Grund
umfangreichen Studiums aller erreichbarer Quellen, darunter
vieler arabischer Handschriften, schilderte er die Bedeutung
der Pilgerfahrt für den Islam und die Gebräuche während
derselben, und mit kritischem Scharfsinn erkannte er in der
mohammedanischen Pilgerfahrt die Überreste des alten
arabischen Heidentums. Nach seiner Rückkehr aus Stra߬
burg (1881) wurde er als Lehrer an der damals noch be¬
stehenden ,,gemeente-instelling voor de opleiding van Oost-
Indische ambtenaren te Leiden" angestellt mit dem Lehr¬
auftrag für Islamkunde. Schon damals zeigte sich, daß
Snouck Hurgronje nicht nur ein theoretischer Gelehrter
war, sondern auch eine ungewöhnliche praktische Veranlagung
und Begeisterung für Politik und Kulturaufgaben hatte.
Nachdem er 1882 ,, Nieuwe bijdragen tot de kennis van den
Islam" herausgegeben hatte, befaßte er sich 1883 mit dem
einheimischen Unterricht „in de Padangsche Bovenlanden",
und 1884, gelegentlich der Besprechung einer im Niederländi¬
schen Ostindien verbreiteten arabischen Flugschrift, die sich
als eine von Mohammed offenbarte Ermahnung ausgab, er¬
klärte er (Verspreide Geschriften 1 S. 143): „De telkens
herhaalde verspreiding van geschriften als het hier mede-
gedeelde in verschillende deelen van onzen Archipel bevat
zeker voor onze Regeering eene vermaning van even ernstigen
aard als die van den Mekkaanschen profeet aan zijne ge-
meente." So konnte denn eine niederländische Zeitung in
einem Nachruf auf ihn schreiben: ,, Waren wetenschap en
scherpzinnigheid zijn wapens, zijn doel was rechtvaardigheid,
zijn drijfveer menschenliefde en een warm medegevoel met
wien hij verongelijkt achtle, zijn vijanden rassenwaan en
onrecht." In allen seinen Erstlingsarbeiten erkennt man ex
ungue leonem.
Im Jahre 1884 trat er seine berühmte Reise nach Arabien
an. Er hielt sich von August 1884 bis zum Februar 1885 in
Dschidda auf, um sich für sein eigentliches Ziel, Mekka, vor¬
zubereiten; dort kam er am 22. Februar an unter dem Namen
448 E. Littmann, Christiaan Snouclc Hurgronje
'Abd al-Ghaffär. Was er in den sechs Monaten seines Auf¬
enthalts in der heiligen Stadt des Islams geleistet hat, davon
zeugen die beiden Bände seines Standardwerkes ,, Mekka".
Im August wurde er vertrieben durch die Intrigen des fran¬
zösischen Vizekonsuls in Dschidda, de Lostalot, der auch die
von Euting bereits erworbene aramäische Stele aus Teima
nach Dschidda schaffen ließ und dem Louvre übersandte.
Eines Tages erschien, wie Skouck Hurgbonje mir selbst er¬
zählte, bei ihm in seiner mekkanischen Wohnung ein türki¬
scher Beamter und sagte ihm, er müsse sofort Mekka ver¬
lassen; von dem l^äimmakäm wurde ihm dann der Aus¬
weisungsbefehl vorgelesen. Als Snouck Hurgronje erwiderte,
er müsse doch sein Hab und Gut mitnehmen, wurde er ge¬
fragt, wieviele Kamele er brauche. „Vier", war die Antwort,
und in kürzester Zeit trafen vier Kamele ein, und die Heim¬
reise mußte angetreten werden. „Het is De Lostalot's schuld
niet, dat ik heelhuids teruggekomen ben", schrieb Snouck
Hurgronje im November 1885 im „Nieuwe Rotterdamsche
Courant". Es war tragisch, daß diese Heimreise gerade mit
dem Beginn des Pilgerfestes zusammenfiel, jenes Festes, das
er so vortrefflich aus theoretischer Kenntnis erforscht hatte
und nun nicht mehr persönlich miterleben sollte. Er nahm
dann in Leiden seine Lehrtätigkeit wieder auf, unterrichtete
auch in Delft an der gemeente-instelling voor de opleiding
van Ost-Indische ambtenaren. Nach dem Tode von A. W. T.
Juynboll (1887) wurde ihm dessen Stelle in Delft angeboten;
aber er zog es vor, in Leiden zu bleiben, und dort wurde er
alsbald zum Lektor für mohammedanisches Recht an der
Reichsuniversität ernannt. Im Jahre 1889 begann seine lange
und segensreiche Tätigkeit im Niederländischen Ostindien.
Zunächst wurde er auf zwei Jahre dem Generalgouverneur
zur Verfügung gestellt zum Studium des Islams auf Java
und gegebenenfalls auch in den Außenbesitzungen, mit dem
Wohnsitz in Batavia. Im März 1891 ging er dauernd in den
Indischen Dienst über als ,,adviseur voor de Oostersche talen
en het Mohammedaansche recht". In den Jahren 1891/92
weilte er in Atjeh, das damals bekanntlich noch nicht von der
E. Littmann, Christiaan Snouck Hurgronje 449
Niederländischen Regierung ganz unterworfen und befriedet
war, und dort sammelte er das Material zu seinem zweiten
Standardwerk ,,De Atjehers". In den folgenden Jahren war
er unermüdlich tätig als Erforscher von Sprachen, von Land
und Leuten und als Berater der Regierung. Die im Jahre 1895
erschienene Eherechtsordnung für Niederländisch-Ostindien
war seine Schöpfung. Sein Wirkungskreis wurde 1898 er¬
weitert durch seine Ernennung zum „adviseur voor Inlandsche
zaken", unter besonderer Berücksichtigung seiner Kennt¬
nisse von Atjeh; es wurde ihm aufgetragen, sich so oft wie
nötig dorthin zu begeben und dort so lange wie nötig zu ver¬
weilen, um den Gouverneur zu beraten. Es ist wohl nicht zu
viel gesagt, daß die endgültige Unterwerfung der aufstän¬
dischen Atjehers zu einem großen Teile der klugen Tätigkeit
von Snouck Hurgronje zu verdanken ist; dabei konnte er
sogar auch strategische Fähigkeiten entwickeln, wie man am
besten aus seinem Aufsatze „De excursie ter Noord- en Oost-
kust van Atjeh en bare gevolgen" (Verspreide Geschriften
IV/I 387—415) ersieht. Seine Reisen nach Sumatra benutzte
er auch zu einem gründlichen Studium des Gajo-Landes und
seiner Bewohner. Berufungen nach Cambridge als Nachfolger
des großen Arabisten Robertson Smith und nach Leiden als
Professor für Malayische Sprache und Literatur lehnte er ab;
diese Rufe beweisen, daß er auf beiden Gebieten, der Ara¬
bistik und der malayischen Philologie, als Autorität welt¬
bekannt war. Aber den Ruf auf den Lehrstuhl seines Lehrers
de Goeje, der 1906 in den Ruhestand trat, nahm er an und
kehrte nunmehr in die Stadt seiner Lernjahre und seiner
ersten Lehrtätigkeit zurück. Im Januar 1907 wurde er außer¬
dem zum „adviseur der Nederlandsche regeering voor In¬
landsche en Arabische zaken" ernannt. In Leiden entfaltete
er eine ungemein mannigfaltige und segensreiche Lehrtätig¬
keit. ,,Leerling van Snouck Hurgronje, dat was een eeretitel
waarop men trotsch kon zijn en welken men over de geheele
wereld kon laten gelden" heißt es in „Het Vaderland" (Avond-
blad A vom 29. Juni 1936). Niederländer, die Arabisch und
Islamkunde oder Sprachen, Literaturen und Volkskunde von
3 0
450 E. LiTTMAKN, Christiaan Snouck Hurgronje
Niederländisch-Indien studieren wollten, jüngere und reifere
Orientalisten aus Ost und West erhielten bei ihm die beste
Ausbildung, die man sich denken konnte. Auch die Kron-
prinzess'n Juliana nahm mit fünf Freundinnen an einem
seiner Kurse teil. Die Leidener Jahre vergingen in rastloser
Tätigkeit; der Unterricht, organisatorisches und administra¬
tives Wirken in der Universität, in der Amsterdamer Aka¬
demie und in der Eigenschaft als Regierungsrat, eine aus¬
gedehnte Korrespondenz, Besuche aus aller Herren Ländern
nahmen seine Zeit in Anspruch. Seine größeren Werke stam¬
men zwar aus der Zeit vor 1906; und noch am 24. 11. 1928
schrieb er mir (mit Bezug auf meine Übersetzung von
1001 Nacht): ,,Dat de voltooiing u een pak van het hart
neemt, kan ik ten volle begrijpen; mij ontbreekt al sinds
lang de moed tot ondernemen van werken van zoo langen
adem. Anders had ik eene Qoränvertaling met körten com-
mentaar ondernomen, maar ik durf er niet meer aan denken."
Es ist ein großer Verlust, daß diese Koranübersetzung nicht
zustande kam; denn niemand wäre besser dafür geeignet ge¬
wesen als Snouck Hurgronje. Auch viel Material, das er in
Ostindien gesammelt hatte, blieb leider unbearbeitet; manche
andere Pläne blieben unausgeführt, von denen er sagte, daß
sie ,, Pflaster zum Gahannampfade beisteuern". Aber er hat
doch in den letzten dreißig Jahren seines Lebens noch eine
große Anzahl von kleineren Schriften, Aufsätzen und Be¬
sprechungen veröfientlicht, die wie alles, was aus seiner Feder
kam, nach Inhalt und Form gleich vollendet waren, wenn sie
auch gelegentlich, soweit sie sich auf politische Fragen be¬
zogen, Widerspruch hervorriefen. Als er 1927 nach Erreichung
der Altersgrenze emeritiert wurde und ihm sein treuer Schüler
A. J. Wensinck im Amte folgte, arbeitete er in gewohnter
Weise weiter. Die Teilnehmer am Leidener Internationalen
Orientalistenkongreß 1931 werden sich alle gern erinnern an
die ruhige, sichere und meisterhafte Art, mit der er diesen
Kongreß leitete. Seine letzte bisher erschienene Veröffent¬
lichung war ein Nachruf auf P. G. J. Ferrand (1935) Noch
am 9. März 1936 hielt er einen Nekrolog auf Caetani in der
E. Littmann, Christiaan Snouclc Hurgronje 451
Amsterdamer Akademie der Wissenschaften; aber als er dann
nach Hause gekommen war und noch lebhaft von der Aka¬
demie-Sitzung berichtet hatte, brach er plötzlich erschöpft
zusammen. Von diesem Zusammenbruch erholte er sich zwar
allmählich etwas dank der aufopfernden Pflege seiner Gattin
und der umsichtigen Behandlung durch Professor van Calcar;
aber seinem Leben ward doch am 26. Juni ein Ziel gesetzt.
Das wissenschaftliche Lebenswerk von C. Skouck Hur¬
gronje umfaßt, wie sich aus dem hier kurz geschilderten
Lebensgang erschließen läßt, das Gesamtgebiet der Islam¬
kunde sowie die Sprach-, Landes- und Volkskunde von
Niederländisch-Indien. Er war zusammen mit seinem etwas
älteren Freunde I. Goldziher der Begründer der modernen
Islamforschung. Ohne die beiden ist die Entstehung und Ent¬
wicklung dieser Wissenschaft nicht denkbar. Wer von beiden
der bedeutendere war, darüber mögen die Ansichten ausein¬
andergehen. Mir persönlich ist es so ergangen, daß ich zwar
die geniale literarische Tätigkeit Goldziher's, die in ihrer
Art durchaus auf der Höhe der wissenschaftlichen Leistung
seines Freundes steht, immer vollauf bewundert habe, daß
mir aber Snouck Hurgronje als Gesamtpersönlichkeit einen
gewaltigeren Eindruck gemacht hat. Mit beiden war es so
wie mit Wellhausen und Nöldeke: jeder sagte vom anderen,
der andere sei bedeutender als er selbst. Die größeren selb¬
ständigen Schriften Snouck Hurgronje's sind seine Bücher
über Mekka, Atjeh, die Gajo und seine in Amerika gehaltenen
Vorlesungen über den Islam. Der erste Band seines ,, Mekka"
(XXI 11 und 228 Seiten) erschien 1888 im Haag; der zweite
(XVIII und 397 Seiten) ebendort 1889. Der I. Band trägt den
Untertitel ,,Die Stadt und ihre Herren", der II. Band ,,Aus
dem heutigen Leben". Wie durch dies Werk unsere Kenntnis
der Geschichte Mekkas und des Lebens seiner Bewohner ge¬
fördert worden ist — darüber ein Wort zu verlieren, hieße
Eulen nach Athen tragen. Freilich hat sich das Leben in
Mekka in neuester Zeit stark verändert, einerseits durch das
immer mehr zunehmende Eindringen westlicher Zivilisation,
andererseits durch die wahhäbitische Eroberung von I92.'\
452 E. LiTTMAKN, Christiaan Snouclc Hurgronje
Dessen war sich Snouck Hurgronje wohl bewußt. Er blieb
daher in ununterbrochener Verbindung mit Mekka, las die
mekkanischen Zeitungen und verfolgte die politischen Er¬
eignisse sorgfältig. Am 9. 4.1929 schrieb er mir ausführlich
über das Buch von Amin ar-Raihäni, das den Titel trägt
,, Mulük al-'arab", und verbesserte zunächst den Fehler Ibn
al-Sa'üd; der Fürst heiße 'Abd al-'Azlz b. 'Abd ar-Rahmän
b. Faisal äl Sa'üd und werde abgekürzt Ibn Sa'üd genannt.
Dann fügte er hinzu: „Ik heb over de Wahhäbieten vele
artikelen in ,De Telegraaf geschreven, maar daarvan heb ik
geene overdrukken, en ik achtte die journalistische bijdragen
uwer aandacht niet waard." In einem Nachruf heißt es ,,dat
in den Koningsburcht van Bin Saoud te Mekka van mond
tot mond gaat, dat Abdoel Ghaffaar, de vriend van den
Islam, de broeder, niet meer is". Und der Verfasser dieses
Nachrufs, D. van der Meulen, der Erforscher von Hadramaut
und früherer niederländischer Konsul von Dschidda, fügt mit
Recht hinzu: ,,Prof. Snouck Hurgronje heeft den naam van
Holland in het Moslimsche Oosten omhoog getild, zooals dit
slechts aan weinig anderen gegeven was."
Die Bücher über Atjeh (De Atjehers: I. Batavia — Leiden
1893; II. ebendort 1894) und die Gajo (Het Gajöland en zijne
bewoners, Batavia 1903) haben sicherlich die Wissenschaft
ebenso bereichert wie das Werk über Mekka; doch steht mir
hierüber kein selbständiges Urteil zu. Der zweite Band des
Mekka-Werkes und das ganze Werk über Atjeh wurden ins
Englische übersetzt. Von hoher Warte aus geschaut sind seine
Vorlesungen über den Islam, die er 1914/15 in Amerika hielt;
nur ein Mann, der wie er jahrzehntelang die islamische Lite¬
ratur durchforscht und mit Mohammedanern in persönlichem
Verkehr gestanden hatte, konnte eine so klassische Darstel¬
lung geben von I. The Origin of Isläm; II. The Religious
Development of Isläm; III. The Political Development of
Isläm; IV. Isläm and Modern Thought. Das letzte Kapitel,
(las von dem so wichtigen Problem der Angleichung des
Islams an die moderne Welt handelt, schließt mit den Worten:
„It would be a great satisfaction to me if my lectures might
E. Littmann, Christiaan Snouck Hurgronje 453
cause some of my hearers to consider the problem of Islam
as one of the most important of our time, and its solution
worthy of their interest and of claim on their exertion." Auch
hier kommt wieder zum Ausdruck, wie Skouck Hurgronje
die theoretische Wissenschaft mit der praktischen verband.
Wie ernst er es mit seiner Pflicht gegenüber dem modernen
Islam nahm, zeigt auch die Tatsache, daß er bald nach An¬
tritt seiner Leidener Professur türkische Sprachstudien mit
einem in Stuttgart lebenden Türken trieb, er, der das Ara¬
bische in Wort und Schrift meisterhaft beherrschte, der so
viele indonesische Sprachen gelernt hatte und der außerdem
noch Deutsch, Englisch und Französisch geläufig sprach
und schrieb. So begab er sich denn auch 1908 nach Stambul
und beobachtete mit scharfem Blick die Ereignisse während
der Revolution der Jungtürken, wie sein Aufsatz „Jong-
Turkije" (Verspr. Geschr. III 227—256) zeigt.
Außer seinen größeren selbständigen Werken verfaßte
Snouck Hurgronje noch eine große Anzahl von kleineren
Schriften, die von A. J. Wensinck herausgegeben wurden;
unter dem Titel ,, Verspreide Geschriften van C. Snouck
Hurgronje" (Bonn u. Leiden 1923—27). Der Herausgeber hat
dadurch nicht nur seinem Lehrer und Meister ein bleibendes
Denkmal errichtet, sondern sich auch um die Wissenschaft
ein sehr großes Verdienst erworben. Diese Schriften zerfallen
in 6 Bände, von denen der vierte in zwei Teilen erschien. Die
Überschriften lauten: I. Geschriften betreffende den Islam
en zijne geschiedenis; II. Geschriften betreffende het Moham¬
medaansche Recht; III. Geschriften betreffende Arable en
Turkije; IV, I. u. II. Geschriften betreffende den Islam in
Nederlandsch-Indie; V. Geschriften betreffende Taal- en
Letterkunde; VI. Boekaankondigingen, Verscheidenheden,
Registers, Bibliographie. Eine überaus reiche Fülle von
Untersuchungen und Darstellungen, die sich mit Religion und
Recht, Sitten und Gebräuchen, Sprachen und Literaturen,
Politik und Kulturfragen beschäftigen, wird hier vor dem
Leser ausgebreitet. Nur ganz weniges sei hier daraus hervor¬
gehoben. In dem berühmten Aufsatz ,,Twee populaire dwa-
:{ 0 «
454 E. LiTTMAKN, Christiaan Snouclc Hurgronje
lingen verbeterd" (I S. 295—317) wies Snouck Hurgronje
nach, daß Hidschra nicht ,, Flucht", sondern „Lossagung,
Auswanderung" bedeutet und daß die Verschleierung der
Frauen nicht eine von Mohammed gebotene Sitte ist. Seine
Schrift ,, Mekkanische Sprichwörter und Redensarten", die
bei ihrem Erscheinen (1886) als sehr wertvoller Beitrag zur
neuarabischen Sprachkunde und Volkskunde gewürdigt
wurde, ist hier in Band V S. 1—112 wieder abgedruckt.
Im Anschluß an diese Schrift kam es zu der bekannten
Kontroverse mit Carlo Landberg, dem Snouck Hurgronje
mit Recht wissenschaftliche und persönliche Unehrlichkeit
vorwerfen konnte (Bd. V S. 123—143). Über Landberg haben
wir uns noch manchmal mündlich und schriftlich unterhalten;
Snouck Hurgronje teilte mir mit, daß Frau de Goeje,
Wellhausen und er selbst den Mann von Anfang an durch¬
schaut hätten. Als Landberg in der Festschrift, die er sich
selbst zu seinem 70. Geburtstag widmete, Deutschland in hä߬
licher Weise beleidigte, worauf ich in der Deutschen Literatur¬
zeitung 1919 Sp. 962 hinwies, schrieb Snouck Hurgronje
mir am 3. 5.1920: ,,Dat hij u persoonlijk niets andeed, is niet
juist: zijne laatste politische uiting was in verband met de
u geschreven briefkaart eene persoonlijke beleediging." Wo
er Ernst und Ehrlichkeit vermißte, konnte er unerbittlich
sein. Das Wort „interessant" haßte er, weil es für ihn ,, dilet¬
tantisch" bedeutete; so spricht er Verspr. Geschr. I S. 365
„van de soort, die men wel — gelukkig met een vreemd
woord — ,interessant' pleegt te noemen, iets, dat ons door
zijne vreemdigheid een uurtje afleiding geeft, al dragen wij
er niet veel van mee naar huis."
Besondere Beachtung verdienen auch seine beiden kleinen
Schriften ,,De Islam" (1912) und ,,De Islam in Nederlandsch-
Indie" (1913) (Verspr. Geschr. I 381—412 und IV/11 359—
392), die zwar allgemeinverständlich geschrieben sind, aber
an die Mitarbeit der denkenden Leser doch ihre Ansprüche
stehen. Er selbst nennt die erstere eine oberflächliche Skizze
und verweist die Leser, die wirklich etwas von dem Gegen¬
stand wissen wollen, auf Goldziher's ,, Vorlesungen über den
E. Littmann, Christiaan Snouclc Hurgronje 455
Islam". Außerordentlich klar und sicher sind seine Ausfüh¬
rungen über die Person Mohammeds, über die Ausbreitung
und das Lehrsystem des Islams. Er sagt, man habe wohl alle
Einzelheiten der Lehre Mohammeds untersucht und ihre Her¬
kunft festzustellen gesucht; es bliebe aber noch eines, die
Persönlichkeit des Propheten, der so Großes gewirkt hat. Die
neuere Anschauung, daß die Ausbreitung des Islams nur auf
wirtschaftliche Gründe zurückzuführen sei, lehnte er ver¬
ständigerweise ab; solche Gründe mögen mitgespielt haben,
aber ohne den Islam wären die großen arabischen Erobe¬
rungen nicht möglich gewesen. Beim Lehrsystem des Islams
weist er immer wieder auf den Unterschied von Theorie und
Praxis, von kanonischem Recht und Gewohnheitsrecht hin;
das waren eben Dinge, die er kannte wie kaum ein anderer.
Auch die Bedeutung der Mystik für den Islam hat er richtig
erkannt, obwohl er selbst kein inneres Verhältnis zu solchen
Dingen hatte; und er hat diese Bedeutung, wo es nötig war,
klar hervorgehoben.
Durch seine Werke und seine Schüler sowie die Schüler
seiner Schüler wird sein Geist noch lange fortwirken. Er hat
aber auch Anregungen zu ganz großen Werken gegeben, die
in Leiden erscheinen: die ,, Enzyklopädie des Isläm" und das
von Wensinck in Verbindung mit anderen Orientalisten
herausgegebene monumentale Werk ,, Concordance et Indices
de la tradition musulmane".
Wenn ich in meinem Nachruf auf Friedrich Rosen
(ZDMG 1935 S. 400) sagte, daß in ihm Diplomat und Ge¬
lehrter vereinigt gewesen seien, daß aber vielleicht in ihm der
Diplomat den Gelehrten überwogen habe, so muß von Snouck
Hurgronje gesagt werden, daß er als Gelehrter und als Poli¬
tiker gleich bedeutend war. Seine Tochter schrieb mir am
9. 7. 19.30: ,,Voor vader stond loch eigenlijk de practisclie
toepassing van 't verkregen inzicht bovenaan; zijn werk voor
Indie beschouwde hij als een plicht en 't was hein 't liefste."
Er war eine geborene Herrschernatur. Sein ganzes Wesen
hatte etwas Königliches in sich, und WeUjH.vusex sagte mif
einmal, Snouck Huugkonje hätte König von Holland werden
Zeitscbrift cl. DMG. Bd. 90 (Neue Folge Bd. 15) ".{)
456 E. Littmann, Christiaan Snoucli Hurgronje
sollen. Einmal sollte er Vizepräsident des „Raad van Indie"
werden; aber er lehnte ab. Darüber unterhielten sich zwei
seiner Freunde, und der eine sagte zum Schlüsse: ,, Hältst du
ihn denn für einen Mann, um in der Welt einen zweiten Platz
zu besetzen? Unter Menschen wie Snouck Hurgronje dient
man." Er konnte durch seine bloße Anwesenheit beherrschend
wirken; wenn er auch nicht sprach, so schien es doch, als ob
seine klaren, ruhigen Augen alles durchdrängen. Daß er
keinen Widerspruch erduldete, läßt sich leicht verstehen;
denn in den allermeisten Fällen war er im Rechte, und er
maßte sich nicht an, über Dinge zu sprechen, die er nicht
selbst genau kannte. Person und Sache wußte er immer zu
trennen; hie und da mag persönliche Abneigung sein Urteil
etwas stärker beeinflußt haben, als er selber ahnte und
wünschte. Als Politiker und Staatsmann sagte er stets offen
seine Meinung; die niederländische Regierung und Verwal¬
tung hat er oft genug mit scharfen Vorwürfen kritisiert, wie
auch aus manchen Stellen in seinen Schriften hervorgeht.
Besonders wandte er sich gegen alles, was nach kolonialer
Ausbeutungspolitik aussah, und vertrat den Standpunkt der
ethischen Assoziation der Einheimischen. Während des Welt¬
kriegs verhielt er sich gewissenhaft neutral; darüber konnten
wir uns nicht recht verständigen, und wir haben manchen
Brief über den Kampf des Germanentums um seine Selbst¬
behauptung gewechselt. Er kritisierte die Politik aller Gro߬
mächte, die zum Kriege geführt hatte. Besonders schmerzte
ihn die Erklärung des heiligen Kriegs durch die Türkei, da er
hierin einen Rückfall in mittelalterlichen Glaubensfanatismus
sah und Unruhen unter der islamischen Bevölkerung von
Niederländisch-Indien befürchtete. Den verletzenden Titel
„Heilige Oorlog made in Germany" (in De Gids 1915) änderte
er aber bald in ,,Duitschland en de heihge oorlog" (in ,, Neder¬
land en de Isläm", Leiden 1915, HoofdstukV).
Ehren und Auszeichnungen wurden ihm in reichem Maße
zuteil. Er war auswärtiges Mitglied einer Reihe von Akade¬
mien und Ehrenmitglied gelehrter Gesellschaften, auch der
Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, was ihr zu beson-
E. Littmann, Christiaan Snoucli Hurgronje 457
derer Ehre gereicht. In seiner Heimat erhielt er die höchsten
Orden. Auf diese legte er kein großes Gewicht. Prof. van Calcar
erzählt darüber: „Slechts een enkele maal heeft hij gebruik
gemaakt van zijn bijtend sarcasme, om een onderscheiding
belachelijk te maken, doch daarmede wilde hij deze niet zelf
treffen, doch wel den persoon, die haar ontving. ,Het i»
jammer', zoo sprak hij, ,dat er geen warenhuis in ridderkruisen
bestaat. Ware zulks het geval, dan zou ik dezen man van
harte als mannequin hebben aanbevolen.'" Als seine höchste
Auszeichnung sah er die folgende an: ,,Gaarne erken ik, dat
ik de vriendschappelijke opdracht van het eerste deel hiervan
[d. i. von Goldziher's „Muhammedanische Studien"] steeds
beschouwd heb als de hoogste, mij ten deel gevallen weten¬
schappelijke onderscheiding" (Verspr. Geschr. VI 456).
Wer Snouck Hurgronje nicht näher kannte, möchte
vielleicht meinen, er sei ein reiner Verstandesmensch ge¬
wesen. Das war er aber durchaus nicht. Sein warmes Gefühl
sprach er, der Niederdeutsche, dem Sentimentalität fremd
war, mündlich selten aus; aber in seiner treuen Freundschaft
mit Nöldeke, Wellhausen, Goldziher und seinen nieder¬
ländischen Freunden sowie in den Nachrufen auf de Goeje,
Nöldeke, Goldziher kam es zum Ausdruck; ebenso wenn er
in seinen Briefen von seiner Familie schrieb oder nach der
meinen fragte. Er hatte auch einen treffenden Humor, und
dieser sprach sich oft mündlich und schriftlich in origineller
Weise aus. Von Goldziher nahm er Abschied am 10. August
1914: ,,Staande legen een coupe-venster in een volgepropten
trein, wuifde Goldziher mij een laatsten groet toe; geen van
ons dacht eraan, dat dit de laatste groet zou zijn" (Verspr.
Geschr. VI S. 463). Für mich ist es ein beglückendes Gefühl,
daß ich noch im Januar dieses Jahres drei Tage bei ihm sein
konnte. Er war schon körperhch etwas schwach, aber geistig
ganz der alte Löwe. In unseren Unterhaltungen verwies er
zuweilen auf Dinge, von denen er meinte, daß er sie mir
früher erzählt habe, an die ich mich aber nicht mehr erinnerte.
Als wir am 7. Januar am frühen Morgen Abschied nahmen,
dankte ich ihm für die vielen Anregungen und auch für die
30«
458 E. Littmann, Christiaan Snouck Hurgronje
Wiederholung dessen, was ich vergessen hätte. Er lächelte
fröhlich, wandte sich dann aber mit traurigem Blick um; ich
schaute ihm einen Augenblick nach — wir beide ahnten wohl,
daß wir einander nicht wiedersehen würden. Für mich ist
nun der letzte lebende gemeinsame Freund mit de Goeje,
Wellhausen und Nöldeke dahingegangen.
In seinem Nachrufe auf Ferrand (Jaarboek der K. Aka¬
demie van Wetenschappen 1934/35) zitiert Snouck Hurgronje
die Worte Ferrand's über Hendrik Kern: ,,Le maitre re¬
grette ... etait un orientahste illustre; mais il fut aussi un
grand citoyen, epris de verite et de justice, inflexible en
matiere de droit et d'honneur, affectueux et tendre dans son
milieu familial, fidele et devout ä ses amis et ses el^ves,
inlassablement obligeant ä tous, ainsi qu'en peut temoigner,
avec bien d'autres, le signataire de ces lignes. Le savant
etait, chez lui, de premier ordre; l'homme fut toujours egal
au savant. Tel parmi nous son souvenir demeure, admirable
modele et perpetuel enseignement." Snouck Hurgronje
wandte diese Worte auf Ferrand an ; mit dem gleichen Rechte
können sie auf ihn selbst angewandt werden.
Snouck Hurgronje hatte bestimmt, daß ihn auf dem
Wege zur letzten Ruhestätte niemand begleiten solle als sein
Arzt und Vertrauter, Professor van Calcar, der ihm in den
Monaten der Krankheit so treu beigestanden hatte. So wurde
der weltberühmte Mann in aller Stille beigesetzt; wh- be¬
wundern die menschliche Größe, die darin zum Ausdruck
kam, die Größe eines Mannes, der allem falschen Schein und
allem Gepränge abhold war.
In dem Buche, das ich Julius Wellhausen und Christiaan
Snouck Hurgronje widmete, indem ich von letzterem sagte,
er habe wie kein anderer das Leben der Morgenländer aus
eigener Erfahrung kennengelernt und seinen Geist und die
in ihm waltenden Gesetze zu erfassen verstanden, singt ein
abessinischer Dichter:
So schweige und staune stumm,
seit dieser Tapfre dahinsank!
Bücherbesprechungen
Blüten der ossetischen Volksdichtung im Auftrage der
Ungarischen Akademie der Wissenschaften gesammelt, über¬
setzt und mit Anmerkungen erläutert von Dr. Bernhard
MunkAcsi. — Budapest: V. Hornyanszky 1932. 246 S.
(Sonderabdruck aus Keleti Szemle XX und XXI).
Dieses leider mit starker Verspätung angezeigte Buch
bedarf keiner Empfehlung mehr, da es längst bei allen Inter¬
essenten die gebührende Würdigung gefunden hat. Es enthält
volkstümliche Texte, die der Herausgeber von fünf osseti¬
schen Kriegsgefangenen gehört und in genauer Lautschrift,
mit durchgehender Angabe der Betonung, aufgezeichnet hat.
Es sind 13 Märchen, 18 Lieder und einige ethnographische
Miszellen, darunter die Namen der Wochentage, Monate und
Feste. Den Schluß bildet ein Wortregister. Alle Texte sind
von einer deutschen Übersetzung und ausführlichen Anmer¬
kungen begleitet, die das Verständnis sehr erleichtern. Häufig
ist auch noch die von den Gewährsleuten selbst in ihrem
charakteristisch fehlerhaften Russisch gegebene wörtliche
Übersetzung angeführt. Alle Märchen, bis auf das verstüm¬
melte Nr. 13, sind im ostossetischen Dialekt erzählt. Sie sind
typisch kaukasisch, im besonderen südkaukasisch, und be¬
weisen damit, wie wenig sich die Märchen in ihrer Verbreitung
durch Sprachgrenzen aufhalten lassen. Das im 1. Märchen
verwertete Motiv von dem unterirdischen Reich, in dem der
Held einen das Wasser absperrenden Drachen tötet und aus
dem er durch einen Adler wieder auf die Oberwelt gebracht
wird, findet sich in zahlreichen kaukasischen Märchen, z. B.
in dem georgischen vom Sprosser und der Nachtigall (Dirr,
Kaukasische Märchen, 1922, Nr. 8) und im awarischen von
„Bärenohr" (SMK 14 Abt. II 102 ff.). Das 2. erinnert an