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Zusätze und Berichtigungen zu Bd. XL S. 234 ff.
Von M. Griinbaum.
Zu p. 238, Z. 17 V. u. Die hier nur flüchtig orwiihnto Er¬
klürung Raschi's bezieht sich auf die TalmudsteUe, in welcber —
mit Bezug auf Fs. 65, 14 — gesagt wird, dass die Koratthren im
Monat Nisan einen Gesang anstimmen — mmN D^baiD TiniN
'\0K'2 niiTC. Hierzu bemerkt Raschi : Wenn zur Erntezeit im Monat
Nisan das Kom reif (hart) ist, und man bei dem Wehen des
Windes die Kornilhren aneinander schlagen hört, so macht das den
Eindruck , als ob sie silngen — was einer der früher (p. 237) an¬
geführten Erklilrungen der Midraschstelle entspricht. Das im Text
vorkommende miiD mmiN wird gewöhnlich von einem Gesang
religiösen Inhalts gebraucht, wie z. B. Aboda Zara 24b, woselbst
das nilCT 1. Sam. 6, 12 in diesem Sinne gedeutet wird.
Zu p. 256, Z. 8 V. u. Die Stelle Martial's ist XI, 95 (al. 94).
Zu p. 263, Z. 2. Ein ganz iihnlicher Spruch wird von
Lano s. v. ^^s^j (p. 1056 a) als vi^-jJo- angeführt.
Zu p. 279 und p. 304. Neben der Wolkensilule — 1^W
y.y nach Exod. l'i, 20. 21, an andren Stellen maa kzt — die
.\aron zu Ehren (oder seines Vordionstes wegeu mara) da war,
wird Ta'anit 9 a auch der Brunnen zu Ehren Miriam's sowie das
.Manna zu Ehren Moses' erwähnt, welche drei Dinge mit dem Tode
der droi l'er.sonen aufhörten. Bei Albirüni (p. CaI, 4) werden neben
dem Brunnen und dem Manna auch die Wachteln erwiihnt, wahr¬
scheinlich mit B(!zug auf ^j;^JuJ(j (>J^^ '^-^^S 2. '>^-
Dass nun die Laubhütten eine Erinnerung an jene beschattenden
und beschützenden Wolken sein sollen auch Saadias übersetzt
das maoa in der SteUe Lev. 23, 43 mit ^-y» S —
wird, deutlicher als bei Albirüni (p. Tw, 14), iu der (p. 279 er¬
wiihnten) Stelle Abültidas (llist. anteisl. p. 162, Z. 7) gesagt:
j |.U*jo ^ujI |^-*J yiJj)} Ij'lJ'Jü ^i>J^
Grünbaum, Zusätze uml Berichtigungen zu Bd. XL S. '234 ff. 645
ebenso bei Makrizi (De Sacy, Chrestom. arabe I, ^f, Z. 3), der von
r,
dem NJLl3.*Jt 0^-*^^ sagt: iJÜt (^JSj>:i u^Ji ^^1 ^.^jj.
|.L»jt!Lj >-yüt j5 ^'ut. In der vorhergebenden Stelle (p. It". If)
sagt uun Makrizi, dass die Juden wübrend der sieben Tage des
Festes in Lauben wohnen, die aus den gi-ünen Zweigen der Palmen,
Oliven- und andrer Baume, deren Blatter nicht abfallen, bestehen,
wahrend es bei Albirüni (ibid. Z. 8) heisst, dass man wahrend der
7 Tage unter Lauben aus Rohr, Weiden und Aehnlichem wohne
u/jkaüJt^ O^SÜi- ^-j^yi^LÄ.^.! x^t, und ebenso bei Abül-
hdä (ibid. Z. 6): (i>U3 j-j-ij >^A>^k3jL.iL vjbl.s=vlU ^^.,yijÄ*»j.
Zu der Stelle Makrizi's führt nun De Sacy (p. 316, N. 24) die
talmudiscbe Deutung des Wortes -nn Lev. 23, 40 mit i3b"<Na lin
nsfflb nso: (Sukka 35a und an andren Stellen), sowie eine ent¬
sprechende Stelle des Plinius (XVI, 19. 20) an. Nun aber ist in
jener Pentateuchstelle nicht von Laubhütteu , sondem — nach der
Ausicht der Rabbaniten, die sich auch bei Josephus (Ant. 3, 10, 4,
ed. Havercamp. 1, 175) findet — vom Feststrausse die Rede. Die
Divergenz zwischeu der Angabe Makrizi's und der Albirüni's und
Abülfidii's scheint nun daranf zu beruhen, dass Ei'sterer den Ge¬
brauch der Karaer — die er in demselben Satze, gelegentlich des
Fastens Gedaija, sowie an andren Stellen (p. il. io. Ia. l.f) erwähnt
— im Sinne hat. Wie nändich Münk (Palestine p. 188 b) und
tieiger (ZDMG. XX , 544 fg.) bemerken , erklären die Samaritaner,
Sadducäer und Karäer die Stelle Lev. 23, 40 dahin , dass die bier
genannten Pfianzen für die Laubhütteu verwendet werdeu sollen,
indem sie diese Vorschrift mit Nehem. 8, 15 fg. in Zusammenhang
bringeu.
Der achte Tag des Laubhüttentestes, im Pentateucb (Lev. 23,36,
Num. 29, 35) msy, wird vou Makrizi (p. ir, Z. 2 v. u.)
^iXÄc^l genannt. De Sacy (p. 289) übersetzt dieseu Ausdruck
mit la fete de la demeure daus le lieu saint und sagt — unter
Anführung der betr. Stelle des Kämüs — in der Note hierzu
(p. 316, N. 23): Le mot arabe _(ix;:c! signifie: demeurer ä prier
ot ä fain* des oeuvres de devotion, dans uue mosquee. In dem¬
selbeu Sinne erklärt auch Lane s. v. ^,a>Cc nach dem Täg al-'anls das Wort. Bei Bohäri (1, p. o.r" — o.1 od. Krehl) ist ein besondrer
Abschnitt vji-X-X-t^t i—>l^! überschrieben uud anknüpfend au die
Stelle Sur. 2, 183: ;.J( jc>Lw-^Jl j ^■yys^'-c. j^iül^ j^.-iuö ^. ,
zu welchem Satze Zamabsari (I, lf".) bemerkt: L^--o k^^Ä.«-«
sji A>JiÄj iX>U». Jl j s^t^ (j».k.>\j ^.jl oi->^^'» . 4 5
646 Grünbaum, Zusätze und Berichtig-ungen zu Bd. XL S. 2-34 f.
Auch Ahülwahd s. v. -i5£5 (p. 543, Z. 4) erklärt N^n risy
Lev. 23, 36 und mxyi pN Jes. 1, 13 mit indem er
ferner (Z. 7) •— entsprechend den angeführten Erklärungen von
v_äJCä£| und ■.jtSic — sagt: u5Lw«LuJ! ^ j ^.-ouJl liUj^
nayn d\oi uiUö J^Jl/c ^ ^.^_j^!_oiJl ^^Lä 'uki' ».a^'U IjÜjü
"II i3cb nas: Ninn Dl^a biNia (1. Sam. 21, 8). Der letzte Tag
des Festes wird nämhch, wie Abülwahd femer sagt, mxy genannt,
von -isy — das er (p. 542, Z. 27) mit ^^y^^s ^»
erklärt —, weil er die Wallfabrenden , die sonst vielleicht , eben
weil es der letzte Tag ist, die Heimreise antreten würden, nocb
zurückbalten soll.
Auch Raschi bemerkt — nach dera Midrasch — zu dem niJty
Lev. 23, 36: Gott sagt: Ich balte euch noch bei mir zurück (Tisy
ibstN aanN); gleicb einem Könige, der seine Söhne auf so und so
viel Tage zu einem Festmahl eingeladen, und der, als die Zeit der
Abreise gekommen ist, zu ihnen sagt: Meine Kinder, ich bitte euch,
verweilt noch einen Tag länger, die Trennung von euch fällt mir
sehr schwer. Ihn Ezra zu Lev. 23, 36 erkliirt msy — unter
Vergleichung des auch von Abülwalid angeführten ii iDcb "ixy; —
als Abgeschiedenheit von weltlichen Geschäften (obnyn ipoy ba?: bua) ; iihnlieh heisst es bei Lano 1. c. : ^iJvÄcl is thus termed, because it is the witholding oneself from the customary exercises of freedom of action in the disposal or management of aflFairs.
Mit Bezug auf das Wort msy führt De Sacy (p. 316, N. 22)
die von David de Pomis erwilhnte Erklärung Kimchi's an , dieser
Tag werde so genannt, bnpn mpi:a nabri nsy: ayms iob, (juod
populus retinetur in loco congregationis und fügt hinzu : c'est cette
interpn-tation (ju'a suivie .Makrizi. De Pomis gibt aber noch eine
andre Erklärung des Wortes , wonach der letzte Festtag nisy ge¬
nannt werde — d. h. Zurückhaltung von der Arbeit naNb?2n biua
nbiycn yt: mom nyi:i: — ab operibus cessatio, weil man sonst
leicht denselben als Werktag betrachten könnte. Auch in Kimchi's
Wur/elwi'irterbuch is. v. isy) ist unter den Erklärungen des Wortes
msy auch die, dass an diesem 'l'age , nachdem das eigentliche
Fest zu Ende war, diu Wallfahrer noch zurückgehalten wurden, um
denselben als heiligen Tag zu feiern — ia Di1Sy3 iinuj icb IN
isnp Dvn imN miayb naon an D73ib\ün -inN bain ibiy, welche
Erklärung sich aucb in Sal. b. Melech's id"|i bba» zu Num. 29, 35 findet.
Die von Do Sacy angelührte Erkliirung Kimchi's erwiibnt auch
G(!sonius (Thos. s. v. mxy , p. 1059), der aber das Wort msy
nicht in diesem Siune, .sondern — unter Vergleichung von
4 5
Grünbaum, Zusätze und ISerichtigunf/en zu Bd. XL S. 234 fi'. 647
jjt^Jl., — mit Concio, Coetus erklärt, entsprechend der
chaldäischen und syrischen Uebersetzung jfcijtQiS , |-«<^l«^ ^ )ato ^
NiaijS (Amos 5, 21 JJ-*^)- Auch Arabs Erpen, übersetzt nilty
mit während Saadias dafür das Wort c>jCc gebraucht.
Abülwalid erwähnt (1. c. Z. 14) noch ein andres msy. An¬
knüpfend an seine Erklärung dieses Wortes sagt er femer:
j^!. >JiiAÄ.*o ^iJ niity • myiaan snb Uäi! ^y^*'''
anil ^i^t v_i.*aiAS iAj>tj xj( ».j. Hier ist es
also der Umstand, dass das Wochenfest nur Einen Tag lang dauert,
was die Nichtbeachtung desselben zur Folge haben könnte. Es ist
also niity nach talmudischem Sprachgebrauch gemeint. Es ist in
der That ein merkwürdiges Beispiel von der Begriffsveränderung,
welche biblische Ausdrücke im talmudiscben Sprachgebrauch erfahren
haben, dass in letzterem Nn-ijry , n"isy die Benennung des Wochen¬
festes ist, das als Schluss des Pesachfestes betrachtet wird — auch
mit Bezug auf die Ernte (cf Münk Palestine, p. 187, N.) —,
während der achte Tag des Laubhüttenfestes an biB ''V2ts heisst,
wie z. B. Sukka 48 a, T. jerus. ibid. V, 7, Pesikta d. R. Kahna 192 b.
In den naebtalmudiscben Schriften, in der Liturgie, im gewöhnhchen
Sprachgebrauch und so z. B. auch in den jüdischen Kalendern
herrseht dagegen wiederum der biblische Sprachgebrauch, und so
heisst das Wochenfest myaian an oder myaa und der achte Tag
des Sukkothfestes nnsyn an oder msy ■'j-'affl.
msy als Benennung des Wochenfestes kommt nun auch bei
Makrizi unter der Form ä .^-i.;.r vor, zugleich aber mit der Be¬
merkung, dass diese Benennung späteren Urspmnges sei. Mit Be¬
zug auf den Monat Siwan —• dessen Name, wie De Sacy p. 320,
N. 36 bemerkt, nur in Folge eines Versehens ausgefallen, und der
allerdings bei Albtrüni (p. Ul, 10) der Erwähuung des Wocbeufestes
vorangeht — sagt nämlich Makrizi (p. Ia): ^ft-S^_»J! J^-^-c x-ö;
»yOvOtJl JOjC LuwOj ^5 «XotJt tlÄ^ lil-»-Ti5 .... jAjLw^i jii^ y^i .
De Sacy bemerkt hier/u (p. 321, N. 38) — unter Hinweisung auf
die Noten iu Havercamp's Ausgabe des .losephus 1, p. 179 — dass
die Benennung des Wochenfestes mit n-ilty schon alt sei. In jeneu
Noten werden nun mit Bezug auf das 'Aaugtla des Josephus (Autt.
3, 10, 6) mehrere Talmudstellen angeführt, in denen die Benennung
des Wochenfestes mit nixy so wie die des 8. Tages des Sukkoth¬
festes mit •':-'7:on (ot) vorkommt.
Der letzten! Tag wird bei Albirüni (p. Tw, IT») — eiitsprech(!ud
einigen der oImiu erwähnten Erklämiigi^u — «.*j-\J! gcsnaimt.
648 Cfrünbaum, Zusätze und BerKhtigungen zu Bd. XL S. 234 f.
wie weuigstens zu vermuthen ist, denn die Stelle ist — wie das
auch Sachau in den Noten zu seiner Uebersetzuug (p. 431, zu
p. 270, 1. 39) bemerkt — corrupt, da auch der siebente uud der
achte Tag mit einander verwechselt werden. Bei Annahme einer
Lücke ist vielleicht auch das räthselhafte \.$JiS' (ibid.), !^^, j9\.S>
oder jj^^ 1 aqua murmurans, zu leseu uud bezieht sich möglicher
Weise auf die Ceremonie der Wasserlibation (o-Wn '^lO"':), zu welcher
man das Wasser aus der Quello Siloah schöpfte (Miscbna Sukka IV, 9,
Dachs p. 366 fg. , Wmer 11, 8). Das asb O^Dbrin nban Jes.
8, 6 übersetzt Gesenius — thes. s. v. üN, p. 76 b —: aquae Siloae
euntes cum leni murmure, nach Anführung einer Stelle Abühvalfd's,
die übrigens in Neubauer's Ausgabe — p. 36, Z. 14 fg. — uach
einem zweiten MS. vollständiger mitgetheilt wird.
Das Wochenfest wird bei Albirüni s.aoäjJI und
> \.. '
B^.Aaixi! genannt (p. CaI, Z. 15. 20. 22). Mit Bezug auf die Zeit
zwiscben dem Pesach- und dem Wochenfeste heisst es (Z. 22):
j_ajL*»^I '-^»-ri 5.*jujiJ! ^\ j^^-^^ (•'— ^' ^i' o~^i
> )
v_»lL>b LjOCij J^«-5. (jÄiLaJI f>-if:^ U^j' ,^5^' X*h«>ii
,\l!t. Bei Makrizi folgt in der oben angeführten Stelle nach
j^Lw^l der Satz: JjI^I ^Jlc vi>uj.5 ^ydl j^oL«^!
(jiajI.aJt Es wäre möglicb, dass unter diesem *-oL».! nicht die
Wochen, sondern — ähnlich dem späthebr. myaio statt nynujn an
— das Fest selbst gemeint sei , denn dass während der sieben
Wochen zwischen dem Pesach- uud dem Wocheufeste Gesetze ge¬
gebeu worden seien , wird nirgends erwähnt ; der Tag der Gesetz¬
gebung war, der Traditiou zufolge, der sechste Tag des Siwan, wie
es übrigens auch bei Makrizi , zwei Zeilen weiter , mit Bezug auf
oLlii^l J>_k£ — als zweite Benennung des bya^l Jcxc — heisst:
LiLkw jyL) ijj« J^l_7~'l ^-«-'-'^y.j» .
In deu obeu erwähnten Noten zu Havercamp's Ausgabe des
Josephus bemerkt Bernard — der aucb die Stelle Makrizi's anführt
— dass s.AoijiJt als Benennung des Wochenfestes auch bei Mas'üdi
vorkouune uud ebenso iu der Londoner Polyglotte Act. ap. 2, 1
(^jA.*v.*j<Ü! byi^jii! f,yj, auch in der Ueberschrift by^ixJ! Ijij
— iu der Ausgabe vou Erpenius (^^_w*.*.i:vJi |.Lj!); S-xi^Lc als Ueber¬
setzung von Peutecöte findet sich auch bei Berggren s. v. (p. 622),
bei Ilundiei-t (Guide ite. p. 154) und Dozy (Supplem. II, 181),
Grünhaum, ZuRÖtze und Berichtigungen zu Bd. XL S. '234 ff. 649
welcher gleichzeitig bemerkt, dass früher in Spanieo (und noch jetzt
in Marokko) der St. Johannistag, den auch die Mauren feierten,
Bjoic^ genannt wurde. Bei Albirüni (p. r.A, 12, r.l, 13) wird
das Pfingstfest, syrisch j^^ODOO^oS. ^^L».,ii^J.iÄJl A^c genannt,
iibnlicb Abülfidä p. 166, Z. 7 v. u.
Zu p. 282, Z. 12. Statt (^^anaif-Kara ist Qanai(;'.cara (der
langsam einherschreitende) zu lesen.
Zu p. 283. Ebenso wie iijt*.> wird auch v^^i.**. für „Woche*
oder sonst einen Zeitabschnitt gebraucht , wie auch roiE , das in
Ges. thes. s. v. (p. 1361 a) mit nju-s- verglichen wird. So heisst
es im Tag al-'Ariis s. v. o^**. (p. vo, Z. 1 fg.) — welche Stelle
Lane s. v. ei«-<— (I, 4, p. 1288 a) anführt —: ^ ^^*«':5lt o».>.*>Jl ^-y Lcy.**.! •.iljl J-ki Liu*w ^♦.iü! Lol^, Ui iiotXr=\J!
Ol^^ L_fl...J^...'> Jläj u.i' 1^^! Ktlc ^^jlbli i.;>i.A.>»J!
H,>wi^ ^1 OoLi^ ÄJl^Jli C'^j^' O'* c^-^J^JlJ Oljt 1^.;^*}
Zu dem hier erwiihnten Gebrauch des Wortes ._o,; für „Jahr'
finden sicb einzelne Beispiele in den von Lane s. v. v_i3- (1, 2, 72()b)
und s. V. ^.,1 (I, 1, 109 b) angeführten Stellen. In gleicher Weise
wird in deu Schriften der Inder „hundert Herbstci" und „hundert Winter" für „100 Jahre" gebraucht (H. Zimmer, Altindisches Lebeu,
p. 400 fg., p. 287, N., cf Petersburger WB. Vll, 51. 52. 93. 1620,
Bopp Glo,ss. 384 a).
Ebenso wie ^J^i i> wird aber auch im Sinne von „Jahr"
(■
gebraucht, so Sur. 28, 27 und in den vou Laue s. v. (1, 2, 514 c)
uud Mas'üdi (III, 207. IV, 141) angeführten Stellen.
Hierher gehiirt auch der Gebrauch des Wortes „Tag" l'ür „Tag
und Nacht" , wie denn DT' iu beiden Bedeutungen sehon im (Tsten
Capitel dor Genesis vorkommt, welche Stellen Abülwalid (s. v. CT',
p. 279, Z. 11) anführt, indem er sagt: ^^-^^^^ ^-^J (J^b
JO> iLcU» tX.o! ^JL/»j_» ^-fA -'•^ }-~-^ ^ 'L_i.x^ . Jt*
J-J. jLf.j yS Lo 'l^. (Gen. 1, ."i) CT niNb Qinbs N-pii (il)id.) nns DT n-a ■>!t'i aiy tt'-i JJ:/i iCcU« ^-rJ^-i^j '^»^j' (mf
nach (liMii MS. von li'outni statt drs ira DT im Texte). Auch in
4 5*
650 Grünbaum, Zusätze und Berichtigungen zu Bd. XL S. 2.34 ff.
der von Gesenius (Thes. s. v. dt', p. 583 b) angefiihrten Stelle
Kimchi's — im Wurzelwörterbuche s. v. — werden diese beiden
Verse als Beispiele angeführt. Wenn übrigens Gesenius gleichzeitig bemerkt, dass die syrische Uebersetzung das erste nv mit J>c>v>. ^ das zweite mit J y>n . wiedergibt, so findet sich dieselbe Unter¬
scheidung bei Saadias und Arabs Erpen. , welche dt im engeren
Sinne nicht mit sondem mit übersetzen , so in den er¬
wähnten wie auch in andren Stelleu, z. B. Gen. 1, 14; 8, 22; 31, 40.
Dass den eigentlichen Tag bezeichnet, findet sicb auch im Kämüs
(Ges. thes. s. v. mns, p. 858 b), so wie bei KazwlnJ (1, lf) und
Albirüni (p. o).
Aber auch das Umgekehrte, dass „Nacht" der Ausdruck für
„Nacht und Tag" ist, kommt vor. Auf der Vorstellung beruhend,
dass die Nacht dem Tage vorangehe, findet sich nämlich — wie
Zimmer p. 360 nachweist — eine Zählung nach Nächten im indischen
und germanischen Alterthum wie auch im Avesta. In der von
Zimmer aus dem Rigveda angeführten Stelle, in welcher „Nächte
und Herbste" für „Tage und Jahre" gebraucht wird , ist also wie unter „Herbst" das Jahr so unter „Nacht" Nacht und Tag gemeint.
Dasselbe ist auch der Fall bei dem englischen Sennight und Fort¬
night, in welchen Wörtern sich die altgermanische Zählung erhalten
hat sowie in allen andren ähnhchen Ausdrücken.
Die arabischen Dualformen ...L/i^':^!!,KJ ^ ' ,.,IJdl, y J "...tJ^iiil•V ?
o'y;W^', O^v-^'» ü^''^'' O^^^ ol-^'> ü^y^^'> O^^J^-
j.jtJu04^, das persische (^^^ ioL-i) j^JL-i^ )sj^, türkische
^ ^ ^.,.0, jiJ^^^ , griechische NvxärjfiEQOV, die indischen
ahorätra, divani9a, divärätra, ahanii9a, naktandina, rätrindiva (Bopp
Gloss. 31b, 187 a, 187 b, Petersb. WB. I, 573, IV, 7, VI, 319) —
Alle in der Bedeutung „Nacbt und Tag" können wobl als Beweis dafür
dienen, dass es kein Wort giebt, um die Zeit von 24 Stunden zu
bezeichnen. Dass in fast aUen diesen Ausdrücken das Wort für
„Nacht" dem für „Tag" vorangeht, beruht wahrscheinlich wiederam
auf der Vorstellung, dass die Nacht das frühere sei. Auch Albirüni
(p. 1, Z. 1 fg.) sagt , dass die Araber bei ihrer Zeitrechnung den
Tag auf die Nacht folgen lassen und dass diejenigen, die mit ibnen
darin übereinstimmen , als Grund anführen , dass in der Ordnung
der Dinge das Dunkel dem Lichte vorangehe und dass das Licht
erst entstand, als die Finstemiss bereits vorhandeu war. Auch bei
deu Indem wird — wie aus Zimmer 1. c. zu erseben — als Ana¬
logie für das Vorhergeheu der Nacht angeführt, dass ja aucb aus
dem Dunkel und der Kälte das Licht uud die zeugende Wärme
entstaud.
4 5*
Grünbaum, Berichtigungen und Zusätze zii Bd. XL S. 2-34 ff. 651
Zu p. 284, Z. 7 fg. V. u. Mit Bezug auf die, in einer Rede
vorkommende, Stelle der 21. Abhandlung der lauteren Brüder ist
zu bemerken , dass der Sprechende ein Jude , es also auch sach¬
gemäss ist, wenn derselbe den biblischen Ausdruck gebraucht.
Zu p. 287, N. 41. Das Dian bis niTiinTi kommt allerdings
in der von Buxtorf angeführten Stelle (B. Mezia 23 b, Z. 1) vor.
Zu p. 296. Das Ueberspringen der Pinger beim Nägelschneiden
findet sich noch in einer dritten Stelle als Vorschrift. In Spiegel's
Uebersetzung des Avesta wird I, p. 224, Note 4 (zu Vend. 17, 10)
aus Anquetil ZAv. II, 117 angeführt: Lorsqu'on se coupe les ongles,
on commence par celui qui est prös du petit doigt .... on rogne
ensuite . . . l'ongle qui est prfes du grand doigt, puis l'ongle du
petit doigt, celui du grand doigt et celui du pouce qui est au milieu.
In derselben Note so wie im Texte werden noch einige andre
beim Schneiden der Haare und Nägel zu beobachtende Vorschriften
gegeben, darunter auch das Begraben derselben. Hiermit hat es
eiue gewisse Aehnlichkeit, wenn im Talmud (Moed Katon 18a,
Nidda 17 a) von den abgeschnittnen Nägelfragmenten gesagt wird :
Wer sie verbrennt ist ein sehr frommer, wer sie vergräbt, ein
frommer Mann, wer sie wegwirft ist ein Gottloser; es wird aber
zugleich als Grund dafür angegeben , dass wenn eine schwangere
Prau über die abgeschnittnen Nägel — die in dei'selben Stelle als
etwas Hässliches (oiNn) bezeichnet werden — hinweggeht, sie leicht
abortirt. Wie Raschi z. St. bemerkt, hat das Verbrennen derselben
den Vorzug vor dem Vergraben, dass sie alsdann nicht wieder zum
Vorschein kommen können.
Andres Hierbergehörige findet sicb in der Zeitschrift Melusine II, 481 fg.
IUI. XLI. 48
652
Die verschiednen Stufen der Trunkenheit in der
Sage dargestellt.
Von M. Griinbaum.
Unter den ZDMG. XL, 412 mitgetheilten Sprüchen von in¬
disclien Weisen steht cler Spruch über die vier Eigenschaften des
Weines (Text p. 425, Z. 5 fg.) allem Anscheine nach in Zusammen¬
hang mit der von Goldziher (ZDMG. XXIV, 200, Note 2) erwiihnten
Legende bei Damiri oder mit einer andren ähnlichen Erzählung.
Hei Damiri (s. v. (j-^LIj, ed. Bulak 11, 1.1) wird nämhch erzählt:
Als Adam den Weinstock pflanzte, kam Iblis und schlachtete über
demselben einen Pfau , dessen Blut der Boden trank ; als sich die
Blätter zeigten , schlachtete er einen Affen , als die Prucht zum
Vorschein kam, eineu Löwen, und als sie gereift war, ein Schwein.
Der Weinstock trank so das Blut dieser vier Thiere und so zeigen
sich die verschiedneu Eigenschaften derselben iu den einzelnen
Phasen des Weintriukers. Zuerst geht er gravitätisch einher, seine.
Farbe ist schön uud glänzend wie die des Pfauen (._.»._>iu. *Jj ,J>ij
L' ^ J
ähnlich ^0)0X0)0 O»-»«*^ V^lt. v2i*X>J I- c. Z. (i). Fängt er an,
berauscht zu werdeu , so beginnt er zu scherzen , zu hüpfen und
die Hände aneinander zu schlagen — gleich einem Affen. Wird
der Itausch stärker , so zeigt sich die Eigenschaft des Löwen
(ÄJcX.--.';^! Ai*aJ!) darin, dass er Streit anfingt, Schaden stiftet und
allerlei unnütze und iiiisiuuige Handlungen begeht. Alsdann (weun
die Trunkenheit den hcichsten Giad erreicht hat) gleicht er dem
Soliweiiie, er wälzt sich (im Kothe), darauf I'olgt Erschlaffung und
Scliliii'rigkeit.
Auf eine iihuliche Sage hinzieht sich wahrsuhciinlicb auch eiue
Stelle Mas'üdi's (l'aiiser Ausg. II, 92). Nach Erwähnung eiuer
orieutalischen Sage über deu Ursprung des Weines fi'ihrt Mas'üdi
l'l lit : Man sagt aueh, Noah sei es gewesen, der deu ersten Wein-