• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Karies bei Säuglingen: Lokale Infektion mit Streptococcus-Bakterien" (26.05.1995)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Karies bei Säuglingen: Lokale Infektion mit Streptococcus-Bakterien" (26.05.1995)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

THEMEN DER ZEIT

Untersuchungen zum Kariesbe- fall bei Kindern im Grundschulalter belegen, daß bis zu 80 Prozent aller Schulanfänger von der Zahnerkran- kung betroffen sind. Die Zahnfäule ist aber nicht gleichmäßig auf alle Kinder verteilt. Vielmehr werden bei einer bestimmten Gruppe — sie macht etwa ein Fünftel aller Kinder aus — 80 Prozent aller Karieserkrankungen festgestellt. Welche Kinder sind nun besonders kariesgefährdet?

Als wichtigster Verursacher ist das Dauernuckelsyndrom zu nennen.

Besonders schädlich ist dabei die zu- sätzliche Verabreichung kohlehydrat- haltiger Getränke wie Tee, Frucht-

Um der Entstehung von Karies im Säuglingsalter vorzubeugen, sollte der Konsum kohlenhydrathal- tiger Getränke einge- schränkt werden.

Foto: Mauritius, München

oder Gemüsesäfte vor allem in der Nacht. Gefährdet sind weiterhin Kin- der mit mangelhafter Zahnhygiene und solche, die aus einem niedrigen sozio-ökonomischen Milieu stam- men, weil sie ihre ungünstigen Ernährungsgewohnheiten in der Re- gel nicht ändern.

Die Fluoridierung des Trinkwas- sers und die genetische Prädisposition spielen nach Ansicht von Professor M. J. E. Curzon (Universität Leeds) eher eine untergeordnete Rolle.

BERICHTE

Größere Bedeutung kommt hingegen dem Umgang mit kohlehydratreicher Nahrung zu. Curzon stellte vier For- derungen auf: Reduzierung des Kon- sums kohlehydrathaltiger Getränke bei Kindern unter sechs Monaten, Vermeidung der Übertragung des Ka- riesbakteriums Streptococcus mu- tans, bessere Aufklärung der Eltern über die Gabe kohlehydrathaltiger Getränke, Verbesserung der Mund- hygiene bereits bei Säuglingen und Kleinkindern.

Daß Karies als lokale Infektion aufgefaßt werden könne, belegte Dr.

J. Suhonen von der Zürcher Klinik für präventive Zahnheilkunde. Der ka-

riotische Befall korreliere hervorra- gend mit der mikrobiologischen Bela- stung mit dem Erreger Streptococcus mutans. „Kariotiker sind Streptococ- cus-mutans-Millionäre", meinte Su- honen. Schon beim Durchbruch der ersten Zähne blieben die Erreger an diesen haften und besiedelten sie, wo- bei sie Zucker als Energiequelle für ihren Zellstoffwechsel nutzen. Je früher die Kolonisation beginne, de- sto häufiger entstehe Karies, erläuter- te Suhonen.

Auch das bleibende Gebiß sei ge- fährdet, da die zweiten Zähne ausge- hend von den noch verbliebenen Milchzähnen ebenfalls besiedelt wer- den. Um die Infektion zu bekämpfen, hat Suhonen einen speziellen Schnul- ler entwickelt, der den unaufschlüs- selbaren Zuckeraustauschstoff Xylit und Fluorid enthält. Dadurch werde die Säurebildung langfristig gehemmt und die Mundflora verbessert. Um ei- ne Kolonisation der kindlichen Mundhöhle mit dem Karieserreger zu verhindern, sollte die Mutter nie den Schnuller ablecken, das Fläschchen nicht zum Vorkosten in den Mund nehmen und nicht vom gleichen Löf- fel essen.

Auch gestillte Kinder bekommen Karies, wenn sie lange genug auch nachts ohne Pause die Brust bekom- men, berichtet Professor M. J. Lentze von der Universitätskinderklinik in Bonn. Die Süße der Lactose in der Muttermilch sei genau auf den Kohle- hydratbedarf des Säuglings abge- stimmt. Der Zusatz weiterer nicht-ka- lorischer Süße erhöhe den Milchkon- sum, obwohl der Energiebedarf be- reits gedeckt sei. Gesunden Säuglin- gen zusätzlich Fruchtsäfte zu geben sei unnötig, da die modernen Baby- milchnahrungen bereits mit Vitaminen supplementiert sind, betonte Lentze.

Durstigen Kindern gebe man am besten abgekochtes Wasser. Um ein Dauernuckeln zu vermeiden, sollen Babys ihr Fläschchen nicht selbst hal- ten. Dabei hilft die Verwendung der schwereren Glasfläschchen und das möglichst frühzeitige Trinken aus der Tasse. Vorsorgeprogramme zur Än- derung der Ernährungsgewohnheiten sind auch aus entwicklungspsycho- logischer Sicht erforderlich. Professor Leann Birch von der Pennsylvania State University hat in neueren Un- tersuchungen herausgefunden, daß Kinder bei der Nahrungsauswahl

„neophobisch" sind.

Werden neue Nahrungsmittel aber immer wieder angeboten, so werden sie mit der Zeit akzeptiert, konsumiert und schließlich sogar be- vorzugt. Auch die angeborene Vorlie- be für Süßes könne auf diese Weise modifiziert werden, und Klein- und Schulkinder könnten einen adäqua- ten Umgang mit Naschereien erler- nen. Susi Ajnwojner

Karies bei Säuglingen

Lokale Infektion mit

Streptococcus-Bakterien

A-1508 (38) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 21, 26. Mai 1995

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Nach gegenwärtigen Erfahrun- gen können zahlreiche Infektions- krankheiten bei Kindern mit einer Immundefizienz als Folge einer HIV-Infektion schwerer verlaufen als bei

Auch bei den Erwachsenen liegen die Anerkennungsquoten bei Dia- gnosevorwürfen über dem langjäh- rigen allgemeinen Durchschnitt von einem Drittel; es bestätigen sich bei

Diese Annahme kann auch durch die Beobachtungen von BULLERMANN (2012) gestützt werden, da dieser nach Verfütterung eines groben Schrotes an Absetzferkel nicht nur eine

dere zeigt sich dies an dem Bach-Beispiel: Während die 5- bis 10-jährigen Mädchen diese Musik (mit Ausnahme in der Gruppe der 8-Jährigen) lieber hören möchten als die Jungen,

Weitere Analysen zeigten unabhängig vom Alter der Säuglinge eine maximale Sensitivität und Spezifität zwischen 93,2 und 94,9 Prozent. Unter Berücksichtigung des Alters

Extrapyramidale Störungen (insbeson- dere bei älteren Patienten, bei hoh. Dos.) (in Ausnahmefäl- len). Wechselw: Vasodilatanzien: Wirkung der Vasodilatanzien ver-

Neben den Fah- rern, die aufgrund von Alko- hol-, Drogen-, und Medika- mentenmißbrauch auffällig geworden sind, müssen sich auch solche Fahrer einer MPU unterziehen, an die

Bei Kin- dern, deren Mütter am Geburtster- min das Vollbild von AIDS zeigten, war das Risiko für opportunistische Infektionen oder Enzephalopathien um 50 Prozent erhöht, 44 Prozent