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Archiv "Gesundheitspolitik: Gnadenloses Streichen" (24.01.1997)

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Reise

Zu dem Varia-Kurzbeitrag in Heft 51–52/1996 „Golf rund um die Welt“ gingen uns mehrere Zuschriften zu. Hier ein charakteristischer Brief:

Dekadent

. . . Diese Reise „über- trifft“ in der Tat „alles bisher Dagewesene“ an Dekadenz.

Denn zum ersten fliegt die Concorde mit geradezu schamloser Energiever- schwendung, Luftverschmut- zung und Lautstärke, zum zweiten sind in den Reiselän- dern Dubai, Singapur und Bali Menschenrechtsverlet- zungen an der Tagesordnung, und zum dritten kann man angesichts des Elends in die- ser Welt eine dreiwöchige Ur- laubsreise zum Preis von 47 660 DM pro Person nur als Perversion bezeichnen. Für 300 DM pro Jahr könnte man einem hungernden und von Geburt aller Chancen be- raubten indischen Landarbei- terkind Nahrung und Ausbil- dung schenken . . .

Sie fallen mit diesem Arti- kel jenen Kollegen in den Rücken, die in diesen Wo- chen um ihre Existenz und ihren Beruf fürchten müssen.

Was soll denn die Öffentlich- keit denken? Zuerst gehen die Ärzte aus Angst um ihre Existenz auf die Straße, und dann wirbt ein Artikel des ärztlichen Standesblattes für solch eine Reise!

Rudi Held,

Budgetierung

Zum Verordnungverhalten:

Beispiel: Zahnärzte

. . . Ohne Budgetierung werden die [von den Zahnärzten für Labor, Mate- rial und Zahntechnik] veran- laßten oder verordneten Lei- stungen bis zu einem festge- legten Satz von den Kranken- kassen erstattet, im übrigen ohne Abstriche von dem Patienten beglichen. Würde der Gesundheitsminister die

Zahnärzte wie uns Kas- senärzte behandeln, müßten sie wie wir durch Budgetie- rung für die von ihnen veran- laßten Leistungen mit ihrem Honorar belangt werden.

Da dieses Gott sei Dank nicht so ist, sollten wir Kas- senärzte verlangen, in unse- rem Verordnungsverhalten wie die Kassenzahnärzte be- handelt zu werden. Kommt doch wie bei ihnen auch bei uns ausschließlich dem Pati- enten das zugute, was wir ver- ordnen oder veranlassen . . .

Dr. med. Christian Watz, Frankfurter Straße 74, 64293 Darmstadt

Gentechnik

Zu dem Beitrag „Gentechnik in der EU: Die Argumente der forschenden Industrie“ in Heft 50/1996:

Patentrecht ist harmonisiert

Jeder Patentanwalt weiß, daß Entdeckungen über den Weg der Erfindung patentier- bar sind. Damit ist auch DNA, Protein oder RNA pa- tentierbar, wenn nur eine ein- zige Verwendung bis zur Of- fenlegung der Anmeldung of- fenbart ist. Bei dem in den USA und in Europa fehlge- schlagenen Versuch, transge- ne Tierarten zu patentieren, haben die Anmelder die Er- findung nach EPÜ Artikel 83 unvollständig offenbart. Tier- arten dürfen auch nicht nach Artikel 53b EPÜ in Europa patentiert werden. Das ist na- tionales Gesetz in der EU, in der BRD in Paragraph 2, Ab- satz 2, Satz 1 PatG umgesetzt.

Intensivere Studien mit den nationalen Patentrechten in Europa und dem EPÜ hätten zeigen können, daß das Pa- tentrecht in Europa tatsäch- lich harmonisiert ist. Das ist Recht und keine Rechtsunsi- cherheit. Der noch nicht exi- stierende Stoffschutz für Arz- neimittel in Spanien oder Portugal wird die Pharmain- dustrie wohl kaum verarmen lassen. Dann eben in den „Ti- gerstaaten“ Asiens entwik- keln? Der US-Regierung ist

es erst durch hohe Strafzölle gelungen, die VR China zur Unterbindung der Produktpi- raterie, zumindest dem Au- genschein nach, zu bewe- gen . . . Die Industrie weiß ganz genau, was das für ihre Patentrechte in diesen Billig- Lohn-Ländern und damit für den asiatischen Markt bedeu- tet.

Der Anspruch der Indu- strie, Motor gentechnologi- scher Entwicklung zu sein, ist wohl ein frommer Wunsch.

Es ist fraglich, ob die Indu- strie in der Lage gewesen wä- re, die von den Nobel- preisträgern Köhler und Mielstein durch Mittel der englischen Steuerzahler er- fundenen monoklonalen An- tikörper zu schaffen, die zu Milliarden-Gewinnen der In- dustrie führen.

Dr. Dr. med. Otto Zierer, Wolfratshauser Straße 64, 81379 München

Gesundheitspolitik

Zu dem „Seite eins“-Beitrag „Blick zurück mit Wut“ in Heft 51–52/1996:

Endlich

Seit langem endlich ein Artikel, der die Veröffentli- chung auf „Seite eins“ ver- dient hat. Mit Recht fällt der Rückblick auf das Jahr 1996 düster aus. Die Berichte über die Tagungen der Standesver- tretung hörten sich eher an wie das „literarische Quar- tett“, nichts als heiße Luft!

Hat jemand ernsthaft ge- glaubt, daß bei den nervtö- tenden Diskussionen etwas Vernünftiges herauskommen würde?

Die amorphe Masse der Mediziner steht paralysiert vor den Schlagwörtern Ethik, Selbstverwaltung, Kosten- dämpfung, Berufsethos, Ar- beitslosigkeit etc. wie das Wild im Lichtkegel eines Scheinwerfers. Brecht hat einst gesagt: „Es setzt sich im- mer nur so viel Vernunft durch, wie zur Aufrechterhal- tung bestehender Zustände nötig ist.“ Mit mehr dürfen wir bei einem Verein von

Zwangsmitgliedern nicht rechnen, eher mit weniger.

Die Franzosen und die Süd- koreaner haben uns vorge- macht, wie eine organisierte Berufsgruppe Druck ausüben könnte . . .

Dr. A. Djalali, Kaulbachplatz 11, 90408 Nürnberg

Wer soll entscheiden?

Ihrem Artikel entnehmen wir, daß Sie offenbar die Mei- nung vertreten, in der Bun- desrepublik Deutschland gä- be es de facto eine „klassen- lose“ Medizin. Mehr noch, Sie glauben, so müssen wir je- denfalls Ihrem Artikel ent- nehmen, die Triage bezüglich erstattungsfähiger medizini- scher Leistungen (stillschwei- gend: vordergründig zu- nächst einmal, und dann viel- leicht später auch in anderen Bereichen) im Bereich der gesetzlichen Sozialversiche- rung sei nichtder Ärzteschaft zu überlassen.

Offen bleibt in Ihrem Ar- tikel – den wir mit erhebli- chen Irritationen gelesen ha- ben (Beweis: wir haben Ihnen vorher noch nie geschrie- ben!) –, wer denn dann wie- der einmal über das, was wir Ärztinnen und Ärzte zu tun und zu lassen haben, ent- scheiden soll . . .

Dr. med. Ulrich Heidbüchel, Emmeransstraße 3, 55116 Mainz

Gnadenloses Streichen

. . . Wenn es doch das wäre, was NJ geißelt; wenn es doch wenigstens eine Sparpolitik wäre! Noch nicht einmal ums Einsparen geht es, es wird vielmehr gnadenlos gestri- chen, und ich denke, hier soll- ten wir auch zu verbaler Klar- heit kommen und nicht von Spar-, sondern von Liquidati- onspolitik sprechen.

Wenn ich dennoch mit Hoffnung auf 1997 blicke, so deshalb, weil es bis heute noch kein Politiker geschafft hat, mir meine Freude am Arztbe- ruf madig zu machen.

Dr. med. Friedrich Michael Zimmer, Bremer Straße 1, 27749 Delmenhorst A-132 (8) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 4, 24. Januar 1997

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