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Archiv "Symposium zur Gesundheitsökonomie: Illusionen in der Gesundheitspolitik" (09.10.1992)

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sorgung durch die wenigen Spezial- einrichtungen, denen die Methode derzeit vorbehalten sei, nicht ge- währleistet werden könne. Schließ- lich sei derzeit weder eine einheitli-

Unter dem Motto „Illusionen in der Gesundheitspolitik" veranstalte- te die Internationale Gesellschaft für Gesundheitsökonomie e. V. (Frank- furt) ein Symposium, das in der Aka- demie der Wissenschaften in Mainz Ende Juni 1992 stattfand.

Der Grundsatz der Beitragssatz- stabilität, der im Sozialgesetzbuch V (SGB V) verankert wurde und der zu einer prinzipiellen Zielvorstellung der Gesundheitspolitik geworden ist, war Thema des Okonomen Prof. Dr.

rer. pol. Klaus-Dirk Henke (Hanno- ver). Dieser Grundsatz könne als Antwort der Politik auf die mangeln- de Meßbarkeit des medizinisch Not- wendigen im Bereich der Versor- gung aufgefaßt werden. Zwar sei die einnahmeorientierte Ausgabenpoli- tik der Krankenkassen nicht ohne Probleme. Die Beitragssatzstabilität sei aber als Zwischenlösung für eine

„Atempause" akzeptabel, in der ver- sucht werden müsse, bessere Anreiz- instrumente zu finden. Solange keine besseren Alternativen verfügbar sei- en, müsse dieser Grundsatz poli- tisches Ziel bleiben.

Im übrigen sei es ein Mißver- ständnis, als handele es sich hierbei um eine Budgetierung im Sinne ei- ner starren Ausgabenbegrenzung in- nerhalb der gesetzlichen Kranken- versicherung (GKV). Die einnah- menseitige Budgetierung bewirke immerhin von Jahr zu Jahr erhebli- che Steigerungen der Einnahmen.

Allein die „Grundlohndynamik" ha- be im Jahr 1986 zu Mehreinnahmen in Höhe von etwa 3,5 Milliarden DM geführt. Die Selbstverwaltungsorga- ne und die Fachgesellschaften seien aufgerufen, Prioritäten zu nennen und unabdingbar notwendige Lei- stungen weniger notwendigen Lei- stungen gegenüberzustellen. In je-

che und vergleichbare Beurteilung der Therapieergebnisse möglich noch eine verbindliche Definition des Indikationsspektrums ausrei- chend gesichert. JM

dem Fall würden der Rechtferti- gungsdruck für die Verwendung knapper Mittel erhöht und eine sorg- fältige Evaluation der Krankenver- sorgung erforderlich.

Henke warnte vor der Vorstel- lung, ein System von der Komplexi- tät des Gesundheitswesens könne durch externe Kontrollen in eine Form gebracht werden, die auf Dau- er Effizienz garantiert. Man müsse auch fragen, wer eigentlich ein Inter- esse an Beitragssatzstabilität habe;

die verschiedenen Beteiligten wür- den sicher unterschiedliche Positio- nen beziehen. Die Bevölkerung ver- füge bisher über keine befriedigen- den Artikulationsmöglichkeiten, die Aufschluß über ihre Zahlungsbereit- schaft oder auch ihre konkreten Wünsche zur Krankenversorgung gä- ben. Die Möglichkeiten innerhalb der Selbstverwaltungen reichten da- für nicht aus. Neue Formen der Par- tizipation der Versicherten müßten entwickelt werden.

Henke bezeichnete den Grund- satz der Beitragssatzstabilität als

„trügerische Zielgröße". Da nie- mand die optimale „Gesundheits- quote" kenne und eine Festschrei- bung eines zufälligen Beitragssatzes immer willkürlich sei (und beste- hende Strukturen tendenziell fest- schreibe), müsse die Suche einem System gelten, das Anreize schafft, die allen Beteiligten den Weg zu mehr Wirtschaftlichkeit und Quali- tät weisen.

Humanität und Menschenwürde

Aus sozialhistorischer Sicht nä- herte sich dem Problem der Kosten- trächtigkeit unseres Systems der Phi-

losoph und Mediziner Prof. Dr. med.

Wilhelm Wieland (Heidelberg). Ei- ne zentrale Ursache sah der Refe- rent darin, daß sich in der westlichen Kultur der Anspruch auf Hilfe im Krankheitsfall auf das Prinzip der Humanität und Menschenwürde gründe. Würde sei nicht quantifizier- bar und unteilbar. In der Folge kom- me dem leidenden Menschen die Krankenrolle — die ja mit attraktiven Dispensen und Prämien ausgestattet sei — immer nur als Ganzes zu. Hier seien die Wurzeln für die häufig er- hobene Forderung zu sehen, im Hin- blick auf das Wohl des Patienten dürften keine Prioritäten, keine Aus- wahlentscheidungen getroffen wer- den. Die allgemeine Elberzeugung, daß für den Kranken alles, aber auch wirlich alles getan werden müsse und daß sich auf dieser Ebene eine Ko- sten-Nutzen-Perspektive verbiete, könne nur historisch begriffen wer- den.

Der Konflikt zwischen Medizin und Ökonomie liege darin begrün- det, daß die Medizin eine wertbezo- gene Disziplin darstelle, die Ökono- mie aber Fragen der Humanität ge- genüber neutral sei. Unter solchen Voraussetzungen müsse die „Ge- sundheitsquote" irgendwann an eine Grenze stoßen. Dann werde sich die Frage stellen, wie die Gesundheits- güter rationiert werden sollen. Ärzte jedenfalls seien auf die Lösung sol- cher Rationierungsprobleme nicht vorbereitet. Einig sei man sich sei- tens der Medizin lediglich darin, daß Gesundheitsgüter und -dienst- leistungen nicht auf einem Markt gehandelt werden dürften, auf dem der Meistbietende den Zuschlag er- hält.

Huber: „Lukrativ ausgeschlachtet"

Dr. med. Ellis Huber, Präsident der Ärztekammer Berlin, analysierte die „Schwachstellen" des medizini- schen Versorgungssystems. Er sparte dabei nicht mit Selbstkritik. Es seien die Ärzte, die für die Strukturen, in denen sie tätig sind, Verantwortung trügen, und die Veränderung dieser Strukturen sei auch ihre Aufgabe, in- dividuell und kollektiv.

Symposium zur Gesundheitsökonomie

Illusionen in der Gesundheitspolitik

Dt. Ärztebl. 89, Heft 41, 9. Oktober 1992 (29) Ar3305

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In der ambulanten Versorgung würden heute banale soziale und Be- findensprobleme zu medizinischen Diagnosen umgewidmet und dann, unter Bezug auf die Gebührenord- nung, durchaus „lukrativ ausge- schlachtet". Vom System gingen für den Kassenarzt Anreize zur Abrech- nungsoptimierung aus. Diese be- herrschten die Praxis häufig stärker als das Streben nach optimaler Pa- tientenbetreuung.

Man könne dafür nicht den ein- zelnen Arzt anschuldigen, weil die strukturellen Anreize ihn geradezu zu solchem Handeln drängen. Aller- dings trage die Ärzteschaft insge- samt Verantwortung für die vorhan- dene Struktur und die in ihrem Rah- men zugelassenen Anreize.

Auf die aktuelle gesundheitspo- litische Diskussion eingehend, stellte Huber fest: Das Dilemma einer fal- schen Umgangsweise mit alltäglichen Patientenproblemen, das aus einem

„perversen" Gebührenordnungssy- stem resultierte, werde auch durch eine Direktbeteiligung der Versi- cherten an den Krankheitskosten nicht gelöst. Der Arzt sei der Funk- tionsträger, der das Gesundheits- sicherungssystem am wirksamsten steuere. 80 Prozent des Finanzvolu- mens in der GKV würden aufgrund

Die Bayer AG hat unter den 18 wichtigsten Unternehmen der Phar- ma-Industrie das beste Firmen-Ima- ge. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Münchener GP Forschungs- gruppe im Auftrag der Hoechst AG durchführte. Befragt wurden 400 niedergelassene Ärzte, die zu insge- samt zwölf Teilaspekten Stellung nehmen mußten.

Die grundsätzliche Einstellung der Ärzte zur pharmazeutischen In- dustrie ist dreigeteilt: 34 Prozent ste- hen der Branche positiv gegenüber, 37 Prozent haben keine eindeutige Meinung, kritisch-distanziert äußer-

ärztlicher Entscheidungen ausgege- ben.

Die Definitionsmacht über den Sachverhalt „krank" oder „gesund"

und die Entscheidungsmacht über Behandlungsleistungen und veran- laßte Folgeleistungen seien die Steu- erungsinstrumente des Arztes.

Huber forderte die Übernahme der Systemverantwortung durch die Ärzteschaft und eine Gesundheitsre- form aus ärztlicher Sicht, in Koope- ration mit den Versichertengemein- schaften. Dazu gehöre neben dem System der Gebührenordnung für Kassenärzte auch die Medizineraus- bildung. Der Arzt von morgen müsse eine möglichst autonome Persönlich- keit sein, denn nur ein autonomer Arzt sei in der Lage, autonome Pa- tienten zu fördern.

Stärkung der Selbsterfahrung, Befähigung zur Selbstreflexion und Mut zur Selbstkritik müßten Rah- menziele der Aus- und Weiterbil- dungsordnungen für Ärzte werden.

Ein Fazit Hubers: „Es ist nicht so, daß uns die Kosten im Gesundheits- wesen davonlaufen, es ist aber so, daß uns die Moral davonläuft, die Zivilcourage, die Verantwortlichkeit der Ärzteschaft als Profession und die soziale Orientierung medizini- schen Handelns." I. W.

ten sich 29 Prozent der Befragten.

Jüngere Ärzte halten durchgängig weniger von der Pharma-Industrie als ihre älteren Kollegen.

Hinter dem Gesamtsieger Bayer belegen die Behringwerke den zwei- ten Platz. Das Unternehmen gilt — gemeinsam mit den Giganten Bayer und Hoechst — als das fachkompe- tenteste. In den Einzeldisziplinen

„Verantwortungsbewußtsein", „Öf- fentlichkeitsbild" und „Umweltbe- wußtsein" hat Behring die Nase so- gar ganz vorn.

Auf dem dritten Platz folgt Hoechst, das lediglich auf dem Sek-

tor „Außendienst" einen Punktsieg über Bayer erringen kann. Aller- dings sind die „Claims" zwischen bei- den Firmen so abgesteckt, daß sie sich kaum ins Gehege kommen Hoechst gilt als Spezialist bei der Be- handlung von Diabetes, Bayer kon- zentriert sich vor allem auf den Bereich Bluthochdruck/Koronare Herz-Kreislauferkrankungen. Zu- dem liegen die Plätze eins bis drei im Bereich der statistischen Irrtums- wahrscheinlichkeit. Das bedeutet, daß die Ränge in einer Nachfolge- Untersuchung auch anders verteilt sein könnten.

Als Hecht im Karpfenteich er- weist sich Ratiopharm. Zwar muß sich das Unternehmen in Teilberei- chen wie auch im Gesamt-Image mit der Rolle des „Underdog" zufrieden geben. Auf den Sektoren „Größe des Präparate-Angebots" und „Preisge- staltung" läßt es die Konkurrenz je- doch weit hinter sich. In Sachen „Er- folgreiches Marketing" läßt Ratio- pharm nur Bayer knapp vorbeizie- hen.

Den beiden Schweizer Firmen Sandoz und Ciba Geigy machen noch die zurückliegenden Störfälle zu schaffen. Zwar gelten beide als kompetent, der Faktor „Umweltbe- wußtsein" wird jedoch von den Ärz- ten als der zweitwichtigste — nach der „Fachkompetenz" — eingestuft und fällt somit besonders stark ins Gewicht.

Als kaum auseinanderzuhalten- de „zweieiige Zwillinge" schätzen die Befragten Boehringer Ingelheim und Boehringer Mannheim ein. In vielen Bereichen sind sie dem Spit- zentrio Bayer, Behring und Hoechst dicht auf den Fersen. Ihnen fehlen jedoch bedeutende Präparate-Neu- entwicklungen, um ganz oben mitmi- schen zu können.

Als Preistreiber der Branche gelten Ciba Geigy und MSD. Letzte- res Unternehmen verfügt dafür nach Meinung der Ärzte über hochmoder- ne Präparate sowie ein ausgezeich- netes Forschungs-Image. Ein „Mau- erblümchendasein" fristet Madaus als Vertreter der grünen Medizin.

Nur in puncto „Umweltbewußtsein"

trumpft das Unternehmen auf, muß sich allerdings auch hier von Bayer geschlagen geben. ch

Untersuchung zum Image von Pharmafirmen

Die Großen der Branche haben die Nase vorn

A1-3308 (32) Dt. Ärztebl. 89, Heft 41, 9. Oktober 1992

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