Ausland
EG-Kommission:
Keine Angleichung der Pharmapreise
BRÜSSEL. Die Kommis- sion der Europäischen Ge- meinschaft hat ihre Vorstel- lung für eine Anpassung der Arzneimittelpreise in der EG vorerst aufgegeben. Im Au- genblick sei es „weder mög- lich, noch wünschenswert"
die unterschiedlichen Preis- mechanismen in den EG- Staaten weiter anzugleichen, sagte der für Wettbewerbsfra- gen zuständige EG-Kommis- sar, Leon Brittan, in Brüssel.
Wie in Brüssel weiter zu er- fahren war, haben sich meh- rere Staaten gegen die Pläne der Kommission der Europäi- schen Gemeinschaft ausge- sprochen.
Nach Brittans Ansicht sollten jedoch die von einigen Staaten praktizierten direk- ten Preiskontrollen für Medi- kamente langfristig ver- schwinden. Frankreich, Bel- gien, Luxemburg, Italien, Spanien, Portugal und Grie- chenland haben feste staatli- che Regelungen für die Preis- festsetzung. Deutschland, Großbritannien, die Nieder- lande und Irland nehmen in- direkt auf das Preisniveau Einfluß. Nur in Dänemark werden die Preise durch den freien Wettbewerb geregelt, sagte Brittan. afp
Chile erhält Kredite für
Gesundheitssystem
SANTIAGO. Zur Verbes- serung seiner staatlichen Ge- sundheitsversorgung erhält Chile von der Weltbank Kre- dite in Höhe von 146,5 Millio- nen Dollar. Das wurde in Santiago de Chile offiziell mitgeteilt. Das Gesundheits- system des südamerikani- schen Landes steckt wegen Geldmangels in einer schwe- ren Krise. Patienten müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen, bis sie behandelt
werden. Mitte Oktober wurde die Lage explosiv, als rund 800 Ärzte aus Protest gegen das schlechte Gesundheitssy- stem mit der Schließung ihrer Praxen drohten. Mit den Gel- dern der Weltbank, die durch eine Investition des chileni- schen Staates begleitet wer- den, sollen außerdem Projek- te im Umweltschutz finanziert werden. afp
Neuer Katechismus der katholischen Kirche vorgestellt
PARIS. Der neue Kate- chismus der katholischen Kir- che ist vorab in Frankreich vorgestellt worden. Da Fran- zösisch die Arbeitssprache der Kommission war, er- scheint der Text in seiner Ur- fassung zuerst in Frankreich, Belgien und der Schweiz. Die Übersetzung ins Lateinische wurde erst anschließend vor- genommen. Die italienische Fassung wurde am 7. Dezem- ber in Rom offiziell vorge- stellt. Die deutsche Überset- zung wird erst im Laufe die- ses Jahres vorliegen.
Der Katechismus, der dem katholischen Christen als Leitfaden für das Leben in Familie, Gesellschaft und Staat dient, war zuletzt bei dem Trienter Konzil von 1566 überarbeitet worden. Dem Arbeitsausschuß aus sieben Kardinälen und Bischöfen hatten rund 24 000 Ände- rungsanträge vorgelegen. Der neue Text, der den Proble- men des Menschen in der mo- dernen Welt Rechnung tra- gen soll, nimmt auch zu Fra- gen wie Gentechnologie, Asylrecht, Organverpflanzun- gen und Sterbehilfe Stellung.
Eingriffe in das genetische Gut und die Produktion von menschlichen Embryos zu Versuchszwecken werden verurteilt. Während aktive Sterbehilfe mit Tötung gleichgesetzt wird, kann die Unterbrechung einer stark belastenden und gefährlichen medizinischen Behandlung dagegen als erlaubt gelten.
Homosexuelle werden nicht mehr verurteilt, aber
zum Verzicht auf „widerna- türliche Handlungen" aufge- fordert. Man müsse ihnen mit Respekt und Takt begegnen.
Abtreibung, außereheliche Sexualität und Geburtenver- hütung mit nicht-natürlichen Methoden gelten weiterhin als Sünde, doch erstmals äu- ßert der Katechismus sich po- sitiv zur Sexualität als Quelle körperlicher und geistiger Freude. afp
Verhütungsmittel gratis
WIEN. Die österreichi- sche Familien- und Umwelt- ministerin Maria Rauch-Kal- lat von der konservativen Österreichischen Volkspartei hat angekündigt, sie wolle in das Budget ihres Ministeri- ums die kostenlose Abgabe von Kondomen und Ovulati- onshemmern an Jugendliche übernehmen. Anders als Ge- sundheitsminister Ausser- winkler (Sozialdemokrat) will die Familienministerin die Abgabe aber nicht den Schu- len überlassen — dort fürch- tet sie eine „wahllose Vertei- lung" — , sondern den Famili-
enberatungsstellen. Dort ge- be es Ärzte, die für die Abga- be zuständig gemacht werden könnten. bt
Kehrtwendung bei weichen Drogen
ROM. Der italienische Ministerpräsident Amato hat angekündigt, daß der Besitz kleiner Mengen weicher Dro- gen und ihr privater Konsum nicht mehr strafbar sein solle.
Ein entsprechender Gesetz- entwurf liege schon in der Schublade. Damit würde ein Gesetz zurückgenommen, das erst im Frühjahr 1990 auf Be- treiben des Sozialistenführers Craxi in Kraft gesetzt wurde und dem die Christdemokra- ten nur widerwillig zuge- stimmt hatten. Das Pikante ist, daß Amato auch Sozialist ist. Das Gesetz habe sich nicht bewährt, sagte Amato, der Drogenkonsum sei nicht geringer geworden, nur die Überfüllung der Gefängnisse habe zugenommen. Man solle die mit der Exekution dieses Gesetzes beschäftigten Justiz- bediensteten lieber in der Steuerfahndung einsetzen. bt
Spendenbitten
Für das Krankenhaus Oswaldo Cruz in Sao Paulo/
Brasilien werden ein Gastroskop, ein EKG- und ein UKG-Gerät, Herz- und Blutdruck-Monitore, Anästhe- siewagen sowie ein Beatmungsgerät benötigt. Informa- tionen: Dr. Hans-Georg Jester, Innere Klinik, Kreis- krankenhaus Seligenstadt, W-6453 Seligenstadt, Tel:
0 61 82/83 244.
Der Verein Ost-West-Ärztepatenschaft wendet sich an Ärzte, die eine Patenschaft für einen Arzt aus Osteuro- pa übernehmen möchten. Eine Liste mit Anschriften kann bei dem Verein angefordert werden. Für ihre Ar- beit bittet die Organisation um Spenden. Kontaktadres- se: Ost-West-Ärztepatenschaft e.V., Postfach 1135, W-7800 Freiburg. Bankverbindung: Postgiroamt Karls- ruhe, Konto 3692-750, BLZ 660 100 75.
Der Youth Recovery Fund „Berehinya" organisiert Er- holungsmaßnahmen für Kinder in der Tschnerobyl-Re- gion. Er würde gern mit deutschen Ärzten, die ähnliche Initiativen anbieten, Kontakt aufnehmen. Informatio- nen: Youth Recovery Fund „Berehinya", P.Box. 23, Kiew, 253091, Ukraine, Fax: 007/044-228 72 72. EB
Die Redaktion des Deutschen Ärzteblattes kann keine Verantwortung für die Angaben übernehmen, da sie auf Informationen der genannten Organi- sationen beruhen.
Dt. Ärztebl. 90, Heft 4, 29. Januar 1993 (23) A1-167