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Archiv "Prophylaxe und Therapie der Viruserkrankungen" (26.11.1986)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESSBERICHT

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EDITORIAL

schienen (Brahn, 1984, Stro- ber, 1983). Hierbei wird analog zur Bestrahlung der Lympho- granulomatose das lymphati- sche System des Körpers bis zu einer Herddosis von 20 Gy mit dem Ziel einer Immunsup- pression belastet. Neben nicht unerheblichen unmittelbaren Nebenwirkungen ist, wie bei allen großflächigen Bestrah- lungen, die weite Teile des blutbildenden Markes einbe- ziehen, mit einer nach 8 bis 15 Jahren zu beobachtenden deutlich erhöhten Leukämiera- te zu rechnen. Eindeutige Hin- weise darauf gaben die Arbei- ten von Doll und Peto (1981).

Unter Beachtung dieser Ein- schränkungen sind für die ge- nannten Indikationen bei seit Jahrzehnten erprobter Technik und Dosierung weder Leukä- mie- noch Tumorinduktion ge- eignet, mit anderen Risiken destäglichen Lebenszu konkur- rieren oder eine Kontrainduk- tion für die Therapie gutartiger Erkrankungen durch Röntgen- strahlen zu motivieren.

Literatur

(1) Baral, E. c.s.: Breast Cancer Follow- ing Irritation of the Breast. Cancer 40 (1977) 2905-2910 — (2) Brahn, E. c.s.:

Total Lymphoid Irradiation Therapy in Refractory Rheumatoid Arthritis. Arthri- tis and Rheumatism 27 (1984) 481-488

— (3) Doll, R., und Peto, R.: Avoidable Risks of Cancer in the U.S. Journal Na- tional Cancer Institute 66 (1981) 1193-1262 — (4) Glauner, E.: Die Ent- zündungsbestrahlung. Thieme, Leipzig, 1940 — (5) Ness, F.: Strahlentherapie gutartiger Erkrankungen. In E. Scherer (Herausgeber): Strahlentherapie, 3.

Auflage, Springer-Verlag Berlin/Heidel- berg/New York 1986 — (6) Shore, R. E.:

Breast Neoplasms in Women Treated with X-Rays for acute Postpartum Ma- stitis. Journal National Cancer Institute 39 (1977) 813-822 — (7) von Pannewitz, G.: Die Röntgentherapie der Arthritis deformans. Ergebn. med. Strahlenfor- schung 6 (1933) 62-126

Anschrift des Verfassers:

Professor Dr. med.

Friedhelm Heß

Leiter der Strahlenklinik der Universität Marburg Klinikum Lahnberge Baldingerstraße 3550 Marburg/Lahn

In seiner Begrüßung betonte H.

Spiess (München) die Bedeutung präventiver Maßnahmen zur Ver- hütung zahlreicher Infektions- krankheiten im Kindesalter; diese Möglichkeiten werden aber von der Öffentlichkeit, und auch von den Ärzten, zu wenig genutzt.

Nach seinen Worten kann es nicht hingenommen werden, daß wei- terhin Rötelnembryopathien, Ma- sernenzephalitiden oder persistie- rende Hepatitis-B-Virusinfektio- nen bei Neugeborenen auftreten.

In den Eingangsreferaten bespra- chen K. Bögel (Genf) und G.

Maass (Münster) die Impfpro- gramme der WHO beziehungswei- se den für die Bundesrepublik von der Ständigen Impfkommission des Bundesgesundheitsamtes er- arbeiteten „Impfkalender für Kin- der". Die Mitgliedsländer der eu- ropäischen Region der WHO ha- ben sich im Jahr 1984 das Ziel ge- setzt, bis zum Jahr 2000 die Polio- myelitis, den Tetanus neonatorum, die Diphtherie, Masern und die kongenitalen Röteln aus dieser Region zu eliminieren. Diese Auf- gabe erfordert — neben organisa- torischen Maßnahmen, wie zum Beispiel der Erfassung zahlreicher Daten — eine Zusammenarbeit al- ler an der Durchführung von Schutzimpfungen Beteiligten, der Gesundheitsbehörden und der niedergelassenen Ärzte.

Nachdem der „Impfkalender für Kinder" auch als Grundlage ent- sprechender Vereinbarungen zwi- schen den Kassenärztlichen Verei- nigungen beziehungsweise der Bundes-KV und den Trägern der gesetzlichen Krankenversicherun- gen gedient hat, kann er auch als Ratschlag an die niedergelasse-

nen Ärzte zur optimalen Durchfüh- rung der verschiedenen Schutz- impfungen dienen. Ziel dieses Impfkalenders ist, daß jedes Kind in den ersten beiden Lebensjahren dreimal gegen Diphtherie und Te- tanus sowie dreimal gegen Polio- myelitis geimpft werden soll, und daß es ab dem 15. Lebensmonat mit einer einmaligen Kombina- tionsimpfung gegen Masern, Mumps und Röteln geschützt wird. Hierdurch soll gewährleistet sein, daß alle Kinder vor Eintritt in den Kindergarten — auf jeden Fall aber vor dem Schuleintritt — gegen diese Erkrankungen geschützt sind. Die Impfungen gegen Tuber- kulose und gegen Pertussis sind nach Ansicht der Ständigen Impf- kommission dagegen auf be- stimmte Risikogruppen oder Risi- kosituationen begrenzt.

Impfstoffherstellung

Von G. Siegt (Bern) wurde die Be- deutung der Molekularbiologie für die Impfstoffherstellung bespro- chen, deren Methoden eine plan- volle Entwicklung von Impfstoffen ermöglichen, etwa durch Feststel- lung molekularer Unterschiede zwischen attenuierten und patho- genen Viren oder durch Identifi- zierung antigener Determinanten eines Virus zur Auslösung der schützenden Immunantwort. Hier- durch ist die Herstellung atte- nuierter, stabiler Impfviren in greifbare Nähe gerückt, die in Zu- kunft zumindest einige der bisher weitgehend empirisch gewonne- nen Impfstoffe ablösen werden.

Über Erfahrungen mit einer neu entwickelten Polypeptidvaccine gegen Hepatitis B, die durch klo- nierte virale Gene in Hefen erzeugt

Prophylaxe und Therapie der Viruserkrankungen

Bericht über die Tagung der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten e. V.

in Verbindung mit dem Deutschen Grünen Kreuz, München, 1986

76 (58) Heft 48 vom 26. November 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Viruserkrankungen

wird, berichtete W. Jilg (Mün- chen). In kontrollierten Studien bei verschiedenen Personengrup- pen erwies sich diese rekombinan- te Hepatitis-B-Vaccine als ebenso wirksam und verträglich wie die bisher übliche, aus Plasma HBV- infizierter Personen gewonnene Vaccine.

Ch. Kunz (Wien) berichtete über Erfahrungen mit dem seit mehre- ren Jahren verfügbaren FSME- Impfstoff; Infektionen mit diesem Virus kommen nach seinen Anga- ben in der Bundesrepublik vorwie- gend in Niederbayern und in den südlichen Landesteilen von Ba- den-Württemberg vor. Die Grund- immunisierung besteht aus drei Impfungen mit diesem Totimpf- stoff, der sich als gut verträglich erwiesen hat. Nach der dritten Impfung können bei 99 Prozent der Geimpften Antikörper gegen FSME-Virus nachgewiesen wer- den; die durch Feldversuche in Österreich in den letzten Jahren ermittelte Schutzrate liegt in der gleichen Größenordnung.

Lebendimpfstoff

Über Erfahrungen mit dem seit En- de 1984 in der Bundesrepublik verfügbaren Lebendimpfstoff ge- gen Varizellen sprach G. Zoulek (München). Nach einmaliger Imp- fung Gesunder läßt sich nach sei- nen Angaben bei mehr als 90 Pro- zent eine humorale und/oder zel- luläre Immunantwort feststellen.

Immunsupprimierte Impflinge zei- gen in etwa 80 bis 90 Prozent eine Serokonversion, die mittleren postvaccinalen Antikörpertiter sind bei ihnen niedriger als bei Ge- sunden. Die Schutzwirkung vor ei- ner apparenten Infektion mit Vari- zellen-Zoster-Virus beträgt bei

leukämiekranken Kindern, bei de- nen die Varizellen eine lebensbe- drohliche Erkrankung sind, etwa 80 Prozent. Während Nebenwir- kungen der Impfung bei immun- kompetenten Impflingen nur sel- ten auftreten und leicht sind, ver- laufen sie bei Immunsupprimier- ten um so häufiger und schwerer,

je ausgeprägter die Immunsupres- sion ist. Die Varizellen-Impfung ist nach dem gegenwärtigen Erfah- rungsstand vor allem für varizel- lenempfängliche, immunsuppri- mierte Patienten und deren emp- fängliche Pflegepersonen, die sonst eine Infektionsquelle für ihre Patienten sein können, indiziert.

Chemoprophylaxe und virusspezifische Chemotherapie

In seinem einleitenden Referat zur Chemoprophylaxe und zur virus- spezifischen Chemotherapie er- läuterte H. J. Eggers (Köln) einige Grundprinzipien der selektiven Hemmung der Virusvermehrung in der infizierten Zelle und im infi- zierten Organismus durch sehr unterschiedliche Substanzen.

Während zum Beispiel einige Ver- bindungen die Bildung von Struk- turbestandteilen des Virus in der infizierten Zelle hemmen, können andere die Synthese virusspezifi- scher Enzyme verhindern, ohne daß vitale Stoffwechselprozesse der Zelle beeinflußt werden.

Von M. Ho (Pittsburgh) wurde die für die klinische Praxis sehr wich- tige Therapie und Prophylaxe von Viruserkrankungen — vorwiegend durch Viren der Herpesgruppe — bei immunsupprimierten Patien- ten dargestellt. Erkrankungen durch Herpes-simplex- und Vari- zellen-Zoster-Virus werden durch Acyclovir gut beeinflußt, wenn die Infektion hierdurch auch nur sup- primiert, dagegen nicht ausge- heilt, wird. Die Prophylaxe einer Infektion mit Herpes-simplex-Vi- rus und Varizellen-Zoster-Virus ist aus diesem Grund nur während der Verabreichung des Medika- mentes erfolgreich. Dagegen er- wies sich Acyclovir (und auch Vi- darabin) als wirkungslos zur Be- handlung von Infektionen mit Zy- tomegalievirus und Epstein-Barr- Virus.

M. Forsgren (Stockholm) legte Er- gebnisse vergleichender Untersu- chungen zur Wirksamkeit von

Acyclovir und Vidarabin bei der Behandlung der Herpes-simplex- Enzephalitis vor. Hiernach erwies sich das Acyclovir dem Vidarabin als überlegen, da durch die Thera- pie mit Acyclovir nicht nur die Le- talität der Erkrankung deutlicher gesenkt wurde, auch neurologi- sche Dauerschäden wurden selte- ner beobachtet. Nach den Anga- ben der Autorin ist eine frühe Dia- gnosestellung und ein früher Be- handlungsbeginn wesentlich für den Therapieerfolg.

Interferone

Über die biologischen Aktivitäten und die möglichen Wirkungsme- chanismen der verschiedenen In- terferone sprach H. Kirchner (Hei- delberg). Nach seinen Angaben haben Interferone zwar in einigen kontrollierten Studien zu objekti- vierbaren Besserungen der klini- schen Symptome nach Virusinfek- tionen und auch zu Rückbildun- gen bei Tumorerkrankungen ge- führt, können jedoch derzeit bei keiner dieser Erkrankungen als Standardtherapeutikum angese- hen werden.

Über seine Erfahrungen bei der Therapie der chronischen He- patitis B mit Interferonen und verschiedenen virusspezifischen Chemotherapeutika berichtete R.

Müller (Hannover). Bei einigen Pa- tienten konnte zwar nach einer derartigen Therapie eine dauer- hafte Remission der Erkrankung und auch eine Erregerelimination beobachtet werden, doch trat dies bei behandelten Patienten nicht eindeutig häufiger als bei unbe- handelten auf, bei denen zum Bei- spiel eine Serokonversion von HBeAg nach anti-HBe gleich häu- fig einsetzte.

Professor Dr. med.

Günther Maass

Hygienisch-bakteriologisches Landesuntersuchungsannt

„Westfalen"

Von-Stauffenberg-Straße 36 4000 Münster

3378 (60) Heft 48 vom 26. November 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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