B R I E F E
lich und (unter den Fachzeitschrif- ten) avantgardistisch!
Dr. med. Wolfgang A. Stunder,Hauptstraße 28, 77736 Zell am Harmersbach
Ersetzt den Sehtest
Eine Zeitschrift sollte vor allen Dingen gut lesbar sein und nicht den Sehtest beim Augenarzt erset- zen wollen. Bessere Übersicht wur- de leider auf Kosten eines unange- nehm kleineren Schriftbildes er- kauft. Für mich und weitere Kolle- gen unserer Klinik ein deutlicher Kritikpunkt.
Dr. med. Klaus Funke,Kapuzinerstraße 1, 76530 Baden-Baden
Übersichtlicher
Mit Ihrer Ausgabe 37/2006 des DÄ haben Sie das Layout verändert.
Einerseits ist dies durchaus zu be- grüßen, weil es etwas „frischer“
wirkt und zum Beispiel das Inhalts-
verzeichnis übersichtlicher gewor- den ist. Aber: Bis jetzt glaubte ich, noch gute Augen zu haben, aber jetzt benötige ich wohl doch eine Brille und eine stärkere Beleuch- tung in meinem Arbeitszimmer. Die Schrift ist jetzt teilweise deutlich kleiner und damit schwerer lesbar.
Papier wird durch den kleineren Schriftsatz nicht gespart, es bleibt ein breiterer weißer Rand unge- nutzt. Manche Textteile und Über- schriften sind in in zartem Grau ge- halten, sieht nett aus, ist aber bei schummriger Beleuchtung nicht zu erkennen. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Ihr neues Design noch einmal bezüglich der besseren Les- barkeit überdenken würden. Wäre doch schade, wenn die Inhalte unge- lesen blieben, weil die Leser wegen der erschwerten Bedingungen vor- zeitig erschöpft sind und die Zeit- schrift weglegen.
Dr. med. Heinrich Brandt,Westpreußenring 35, 23569 Lübeck
ROBERT SCHUMANN
Ein pathographi- scher Beitrag zum 150. Todestag des Komponisten (DÄ 30/2006: „Robert Schumann [1810- 1856]: Qualen fürch- terlichster Melancholie“ von Priv.-Doz.
Dr. med. Caspar Franzen).
Ergänzungen
In seinem Beitrag kommt der Autor nach Würdigung der Vielzahl von Differenzialdiagnosen, die sich seit Schumanns Lebzeiten in einer um- fangreichen Literatur finden, zu dem heute allgemeingültigen und wohl richtigen Schluss: Der große Kompo- nist hat an einer Neurolues gelitten.
Nicht minder interessant und kunsthis- torisch vielleicht sogar bedeutsamer (weil eine Klaviervirtuosenkarriere beendend und einer Komponistenkar- riere zum Durchbruch verhelfend) ist
A2700 Deutsches ÄrzteblattJg. 103Heft 4113. Oktober 2006
B R I E F E
jedoch Schumanns im Artikel soge- nannte „Fingerlähmung“. Hierbei hat es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht – wie vom Autor in Anlehnung an Böhme vertreten – um eine chroni- sche Sehnenscheidenentzündung oder die häufig spekulierte Quecksilber- oder Arsenintoxikation infolge Sal- benbehandlung der Lues gehandelt.
Hiergegen spricht die weitgehende Schmerzlosigkeit sowie ausschließli- che Bezogenheit auf das Klavierspiel.
Vielmehr ist anhand von Schumanns eigener, von hypochondrischer Selbstbeobachtung geprägter sehr ex- akter Symptombeschreibung seiner Tagebucheintragungen und Briefe am ehesten von einer fokalen Dystonie des rechten Mittel- und später wohl auch Ringfingers im Sinne einer „Pia- nistenkrankheit“ auszugehen – wie auch von Prof. Dr. Eckart Altenmüller vertreten. Hierbei kommt es zu einem schmerzlosen, sehr ausgestanzten Verlust der Kontrolle gerade häufig rekrutierter motorischer Funktions- einheiten durch Interferenz kortikaler Repräsentanzen benachbarter Einhei- ten. Risikofaktoren sind u. a. Extrem- belastung solcher Einheiten z. B. in- folge exzessiven Trainings sowie ängstlich-perfektionistische und zwanghafte Persönlichkeitsmerkmale wie im Fall Robert Schumann. Das nicht seltene, heutzutage z. B. mit Bo- tulinumtoxin recht gut behandelbare Leiden hat dem großen Musiker viele Qualen und Frustrationen beschert und ihm zum Segen der Nachwelt die Entscheidung abgerungen, eine Kom- ponistenlaufbahn einzuschlagen.
Dr. Christian Lange-Asschenfeldt, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Heinrich-Heine-Universität, Bergische Landstraße 2, 40629 Düsseldorf
Schlussfolgerung nicht zulässig
Die psychische Erkrankung Robert Schumanns ist seit seinem Tod in zahlreichen Biografien und Pathogra- phien behandelt worden . . . Die darin enthaltenen Diagnosen reichten von einer schubförmig verlaufenden Schi- zophrenie, einer unsystematischen Schizophrenie, einer manisch-depres- siven Psychose, einer reaktiven De- pression, einer progressiven Paralyse, einer tuberkulösen Meningitis über ei- nen alkoholbedingten vorzeitigen Ab-
bauprozess bis zur Persönlichkeits- störung bzw. einer Kernneurose mit fi- nalem Selbstmord durch Hungerstreik oder einer Flucht in die Krankheit nach psychischer „Kastration“ durch Clara Schumann und Brahms . . . Nach den Ausführungen von Karl Leonhard in seinem Buch „Bedeuten- de Persönlichkeiten in ihren psychi- schen Krankheiten“ spricht vieles dafür, dass Schumann an einer beson- deren Form der unsystematischen Schizophrenie (Periodische Katatonie) gelitten hat . . . Im Einzelnen zählt Leonhard mindestens drei Krankheits- schübe auf, die Schumann durchlitten hat und die jeweils zu leichteren resi- dualen Veränderungen geführt haben, wie diese bei Patienten mit manisch- depressiven Erkrankungen zumindest in der bei Schumann gezeigten Form nicht vorkommen. Die von Richarz beschriebenen pathologischen Verän- derungen waren auch Leonhard be- kannt. Auch er sprach vom möglichen Vorhandensein einer progressiven Paralyse, an der Schumann dann viel- leicht auch starb. Das über Jahrzehnte bei Schumann bestandene Krankheits- bild mit schubweisem Verlauf und mit für eine unsystematische Schizophre- nie typischer psychopathologischer Symptomatik allein auf eine progres- sive Gehirnparalyse zu beziehen – wie Franzen dies tut – ist aufgrund der viel- fältigen, insbesondere psychiatrischen pathographischen Literatur, nicht zulässig. Allerdings – Rätsel bleiben.
Dr. med. Hans-Otto Dumke,
Zentrum für Psychiatrie (ZfP), Klosterhof 1, 88427 Bad Schussenried
KRANKENHAUS
Die öffentliche Hand zieht sich zurück, die Privaten rücken vor (DÄ 30/2006:
„Geschäft für Groß und Klein“ von Nor- bert Jachertz).
Große Hilfe
Mit Freude und Genugtuung registrie- ren gegenwärtig viele Bürger des Kreises Meißen (auch über die Ärzte- schaft hinaus) die Aufmerksamkeit, die das DÄ dem unmittelbar drohen- den Verkauf unserer Elblandkliniken entgegenbringt. Parteienübergreifend (von DSU über Grüne, SPD, PDS bis
zu Teilen der CDU) betreiben viele Menschen hier ein Bürgerbegehren, um den Überrumpelungsbeschluss des Kreistages durch deutlich erklär- ten Bürgerwillen zu korrigieren. Der Artikel ist uns dabei eine große Hilfe zur sachlichen Argumentation . . .
Reinhard Heinrich,Lachenweg 2 a, 01640 Coswig
BEDARFSPLANUNG
Bereits 24 Planungs- bereiche gelten als kritisch im Sinne ei- ner drohenden Un- terversorgung (DÄ 33/2006: „Kassen- ärztliche Bedarfspla- nung: Bessere Aussichten für Frauen- und Nervenärzte“ von Dr. rer. pol. Thomas Kopetsch).
Schlusslicht in der Einkommensskala
Sie schreiben in Ihrem Artikel, dass bessere Aussichten für Frauen- und Nervenärzte vorliegen, und weisen darauf hin, dass z. B. in Niedersachsen sechs offene Planungsbereiche für Nervenärzte existieren und dass die Nervenärzte und ärztlichen Psycho- therapeuten ein relativ überaltertes Völkchen sind. Es wundert mich nicht, dass in Niedersachsen Planungsberei- che offen sind, und ich kann Ihnen prophezeien, dass es schwierig sein wird, die Stellen zu besetzen. Wie dem Niedersächsischen Ärzteblatt zu ent- nehmen ist, rangieren die Nervenärzte in der Einkommensskala mit großem Abstand als Schlusslicht, können meistens die Praxiskosten mit Kassen- patienten kaum decken. Sich in einer solchen Situation niederzulassen und evtl. Schulden zu machen, ist wirt- schaftlicher Wahnsinn. Ursache für dieses Missverhältnis ist der nieder- sächsische Honorarverteilungsmaß- stab, der die Nervenärzte als Gruppe extrem benachteiligt, insbesondere da auch die ärztliche Psychotherapie mit festem Punktwert zu einem Großteil aus diesem Topf bezahlt wird. Diese Tatsache ist wenigen bekannt, wird aber in nicht allzu ferner Zukunft zu einer Gefährdung der Versorgung der von Nervenärzten betreuten Patienten führen . . .
Dr. med. Wilhelm Wenzel,Kurwickstraße 34, 26122 Oldenburg