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Robert Schumann - Komponistenportrait in der Mittelstufe

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Academic year: 2022

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Robert Schumann – Ein

Komponistenportrait in der Mittelstufe

Katrin Steinmetz, Ulm

Im Jahr 2020 feiert die Musikwelt den 210. Geburtstag des in Zwickau geborenen Komponisten Robert Schumann – ein guter Anlass, sich im Unterricht intensiver mit dem romantischen Kompo- nisten und seinem Werk zu beschäftigen. Dieser Beitrag lädt Schüler der Mittelstufe dazu ein, durch vielfältige Materialien und Methoden ein umfangreiches Bild Schumanns zu erhalten und sich mit einigen seiner Werke auf kreative Art und Weise auseinanderzusetzen.

KOMPETENZPROFIL

Klassenstufe: 8–10

Dauer: ca. 10 Unterrichtsstunden

Kompetenzen: anhand verschiedener Methoden Zugänge zum Komponisten und seinem Werk finden

Thematische Bereiche: Biografie Schumanns, szenische Interpretation der Charakter- stücke, Vergleich Kunstlied und Popsong, Kreativaufgabe

Robert Schumann 1839. Lithografie von Joseph Kriehuber

VORSC

HAU

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6 von 32 I/G Musiker in ihrer Zeit 18 Robert Schumann – Ein Komponistenportrait

© RAABE 2020

Auf einen Blick

1. Lerneinheit (2-3 Stunden)

Thema: Biografie Robert Schumanns

M 1 – 5 Stationen im Leben Schumanns: Texte, Bilder und Zitate/ Erstellen eines Gallery Walks zu verschiedenen Stationen im Leben des Komponisten unter Ver- wendung des vorgegebenen Materials sowie selbst recherchierter Bilder Benötigt: Plakate

2. Lerneinheit (3 Stunden)

Thema: Kunstlied trifft Popsong

M 6 Vom Popsong zum Kunstlied: Xavier Naidoo singt „Sie sieht mich nicht“/

Analyse des Popsongs

M 7 Heinrich Heines Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“/ Texterarbeitung sowie Erarbeitung einer Rezitation des Gedichtes mit passendem Charakter M 8 Robert Schumanns Kunstlied „Ein Jüngling liebt ein Mädchen/ Analyse des

Kunstliedes mittels QR-Code und Arbeitsblatt zu Klavier- und Melodiestimme M 9 Kunstlied vs. Popsong – Ein Vergleich

Klangbeispiele: Jean-Jacques Goldman/ Roland Romanelli: „Sie sieht mich nicht“ (Xavier Naidoo) Robert Schumann „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“ (siehe Linkliste S. 5)

Benötigt: £ Smartphones oder Tablets der Schüler

£ Kopfhörer

3. Lerneinheit (2 Stunden)

Thema: Charakterstücke: Eine szenische Interpretation

M 10 Robert Schumann Kinderszenen/ kurze Analyse und szenische Umsetzung von Charakterstücken in Kleingruppen

Klangbeispiele: Robert Schumann Kinderszenen op 15: „Haschemann“, „Am Klavier“, „Fürchten- machen“, „Volksliedchen“ (siehe Linkliste S. 5)

Benötigt: £ Smartphones mit Lautsprecher oder CD-Player

4. Lerneinheit/LEK (1 Stunde)

Thema: Textieren einer Schumann‘schen Melodie (LEK)

LEK Robert Schumann „Melodie“/ Textieren der tiefer transponierten Oberstimme aus Schumanns „Melodie“ als Abschluss des Komponistenportraits

Benötigt: £ Klavier, Instrumente der Schüler,

£ alternativ: Smartphones mit Apps wie Garage Band oder Virtuoso Piano Free

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© RAABE 2020

Robert Schumann Biografie: Robert und Clara – Eine schicksalhafte Begegnung (Gruppe 2)

1831 zieht Robert Schumann ins Haus seines Klavierlehrers Friedrich Wieck ein. Mit dessen Kindern, der damals 12jährigen Clara und ihren Geschwistern, verbindet ihn zunächst eine gute Freundschaft. Claras Vater hat eine Klaviermethode entwickelt, die ihn sehr berühmt macht und nach der er seine Tochter liebe- voll unterrichtet. Er schafft es, das Mädchen schnell zu einer Pianistin von europäischem Rang zu machen.

1835 kehrt Clara von einer sehr erfolgreichen Konzertreise mit ihrem Vater zurück, und Robert und sie verlieben sich ineinan- der. Sie schreiben einander lange Briefe. Auch Friedrich Wieck bleibt diese Liebe nicht lange verborgen. Er befürchtet, Clara könnte ihre Karriere als Pianistin zugunsten Roberts aufgeben.

Wieck schickt seine Tochter zum Studium nach Dresden, um sie von ihrem Geliebten zu trennen. Schumann reist ihr nach, wird aber von Wieck des Hauses verwiesen, um ihm jeden Kontakt

zu Clara zu untersagen. Schumann versucht, Clara zu vergessen und beschreibt diese Phase seines Lebens als seine „dunkelste Zeit“. Er komponiert viel, unter anderem entsteht die f-Moll-Sonate, die – wie Schumann an Clara schreibt – „ein einziger Herzensschrei nach dir“ ist.

1837 setzt sich Clara mit Robert in Verbindung und willigt ein, ihn zu heiraten, obwohl ihr Vater weiterhin gegen eine Beziehung der beiden ist. Sie sind häufig getrennt und Robert oft dem Selbst- mord nahe. Im Mai 1839 unternehmen sie rechtliche Schritte, um Wiecks Einwilligung zur Heirat zu erlangen. Erst im September 1840 sind Clara und Robert endlich am Ziel angekommen: Sie geben sich das Ja-Wort.

Im Laufe ihrer Ehe bekommen sie acht Kinder. Sie stellen ihr gemeinsames Leben ganz ins Zeichen der Musik, komponieren zusammen und widmen sich gegenseitig Kompositionen. Ihren Alltag hal- ten sie in einem Ehetagebuch fest, „ein Tagebuch, über Alles, was uns gemeinsam berührt in unse- rem Haus- und Ehestand“.

Bis heute hält sich – auch in vielen Musikbüchern – die Vorstellung der perfekten Ehe des Künstler- ehepaares. Doch die Ehe ist ganz und gar nicht frei von Problemen: Clara hat Schwierigkeiten, ihre Rolle als Hausfrau und Mutter mit der der Künstlerin zu verbinden und Robert leidet darunter, dass seine Frau erfolgreicher ist als er selbst. Er möchte nicht, dass sie konzertiert, sondern will sie in seiner Nähe haben. Um ihn beim Komponieren nicht zu stören, schränkt Clara ihre Übetätigkeit sehr stark ein

Nach der Geburt der zweiten Tochter möchte Clara ihre Konzerttätigkeit gern wieder aufnehmen und auf Konzertreisen gehen. Doch Robert ist in melancholischer Stimmung und fürchtet eine Reise sowie die Einsamkeit im Haus, falls Clara ohne ihn reisen sollte. Er begleitet sie dennoch, ist aber immer wieder krank, leidet unter Schwindelanfällen, Angstzuständen und liegt tagelang im Bett.

Auf den Konzertreisen wird er häufig nur als Gatte der Künstlerin betrachtet, was ihn sehr kränkt.

Solche Ereignisse, ebenso wie Roberts Krankheit erschweren die Ehe der Schumanns. Auch Claras Verhalten in den letzten Lebensjahren ihres Mannes und ihr ungeklärtes Verhältnis zu Johannes Brahms lassen ein verändertes Bild auf das Leben der beiden zu. Clara Schumann hat lange nach Roberts Tod versucht, der Öffentlichkeit ein möglichst harmonisches Bild des gemeinsamen Ehe- lebens zu präsentieren.

M 2

Clara Wieck als 15-Jährige am Klavier

Lithografie von Julius Gierre, 1835.

mauritius images / The Picture Art Collection / Alamy

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10 von 32 I/G Musiker in ihrer Zeit 18 Robert Schumann – Ein Komponistenportrait

© RAABE 2020

„Phantasiere ich am Klavier, so werdens Choräle, schreib ich, so geschieht’s ohne Gedanken – nur einen möchte ich überall mit großen Buchstaben und Accorden hinmalen CLARA.“

(Robert Schumann an Clara)

„Die Lieder sind meine ersten gedruckten, also kritisiere sie nicht zu stark. Wie ich sie componierte, war ich ganz in Dir. Du romantisches Mädchen verfolgst mich noch mit deinen Augen überall hin, und ich denke mir oft, ohne solche Braut kann man auch keine solche Musik machen.“

(Brief Roberts an Clara aus dem Jahr 1840)

„Wie gern möchte ich komponieren. Früh muss ich üben und spät abends haben wir Besuche; dann ist mein Geist völlig erschöpft. Ich tröste mich damit, dass ich ja ein Frauenzimmer bin und die sind nicht zum Komponieren geboren.“

(Tagebucheintrag Claras, 1838)

„Mein Klavierspiel kommt wieder ganz hintenan, was immer der Fall ist, wenn Robert komponiert.

Nicht ein Stündchen vom ganzen Tag findet sich hier für mich.“

(Tagebucheintrag Claras, 1840)

„Clara ging mit dem ältesten Mädchen voraus, Schumann führte das zweite an der Hand (…) Diesen (Schumann) konnte ich jetzt in seiner Zärtlichkeit als Familienvater betrachten.“

(Eduard Hanslick über das Familienleben der Schumanns) Robert Schumann liebte es, in seinen Kompositionen Botschaften zu verstecken, indem er mit den Namen der Töne spielte. Auch für Claras Namen hatte er ein Motiv gefunden und es in zahlreichen Kompositionen verwendet:

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C L A R A

Aufgaben (Gruppenarbeit)

1. Lest den Text zu eurem Thema! Ihr könnt ihn unter den Gruppenmitgliedern aufteilen und ab- schnittsweise erarbeiten.

2. Entscheidet, welche Informationen ihr auf eurem Plakat festhalten wollt.

3. Sucht aus eurer Materialsammlung passende Zitate aus.

4. Gruppe 5: Sucht im Internet eigenständig nach passenden Hörbeispielen.

5. Recherchiert im Internet und findet zu euren Stationen passende Bilder, die euer Plakat visuell unterstützen. Folgende Internetseiten können euch dabei helfen:

– https://www.schumann-zwickau.de/

– https://www.schumann-portal.de/

6. Notiert zu eurem Plakat außerdem 2-3 Fragen, die ihr eurem Lehrer gebt.

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Robert Schumann Biografie: Stationen im Leben Schumanns (Gruppe 4)

Nach einer recht behüteten Jugend in Zwickau zieht Robert Schumann zunächst nach Leipzig, wo er auf Wunsch seiner Mutter Christine ein Jurastudium aufnimmt. 1829 wechselt er an die Universität nach Heidelberg, aber nicht um Jura zu studieren, son- dern um sich mit Musik zu befassen. Nachdem seine Mutter ihm gestattet, Pianist zu werden, kehrt Ro- bert Schumann nach Leipzig zurück, wo er ab 1830 im Haus seines Klavierlehrers Friedrich Wieck lebt, um dort Theorie und Klavier zu studieren. Doch der Unterricht verläuft schleppend und 1832 zieht Schu- mann aus dem Haus aus und wechselt von da an häufig seinen Wohnsitz.

Schumann gründet im Jahr 1834 die Neue Zeit- schrift für Musik, die zuerst zweimal und dann ein- mal wöchentlich erscheint. Er ist Chefredakteur und

schreibt die meisten Artikel selbst. Mit viel Originalität schreibt er Kritiken über Künstler und Kom- ponisten. So schweigsam Schumann sonst auch ist, so sprudelt es beim Schreiben nur so aus ihm heraus.

Leipzig ist für 16 Jahre seine Heimat. 1840 heiraten Clara, die Tochter seines Klavierlehrers Friedrich Wieck, und Robert Schumann, nachdem ein Gericht ihnen gegen Wiecks Willen die Heiratserlaubnis erteilt. Die nächsten Jahre verbringen die beiden in Leipzig, und gelegentlich begleitet Robert seine Frau auf Konzertreisen, u. a. nach Norddeutschland und Wien. 1843 gründet Felix Mendelssohn Bar- tholdy in Leipzig ein Konservatorium und beruft Schumann zum Klavier- und Kompositionslehrer.

Doch die Lehrtätigkeit liegt ihm nicht: Schumann ist ein recht schweigsamer Mensch, dem es nicht gelingt, seinen Schülern Musik zu vermitteln. Im Jahr 1844 reisen Clara und Robert gemeinsam für fünf Monate nach Russland, wo Clara Konzerte gibt. Die Reise wird für Clara sehr erfolgreich, wäh- rend Roberts psychischer Zustand miserabel ist. Er gibt in Russland keine Konzerte und zeigt sich nur selten in der Öffentlichkeit.

Nach der Rückkehr beschließen die Schumanns, nach Dresden umzuziehen. Doch der Umzug ist ein Fehler: Robert Schumann ist hier ein Unbekannter, außer Richard Wagner lebt kein Komponist von Rang in der Stadt. Schumann zieht sich mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück. Eine Reise nach Norderney 1846 bringt Besserung, und das Ehepaar Schumann bricht zur Konzerttournee nach Wien auf. In Dresden zurück komponiert Schumann seine Oper Genoveva und das Album für die Jugend. Im Mai 1849 greift die Revolution auf Dresden über, und die Familie Schumann flieht vorübergehend aufs Land. Bereits im Juni kehren sie zurück.

Ein Jahr später kehren die Schumanns Dresden endgültig den Rücken zu, da Robert eine Anstel- lung als Städtischer Musikdirektor in Düsseldorf annimmt. Das Amt verpflichtet ihn zur Leitung von Chor und Orchester des „Allgemeinen Musikvereins“ und zur Durchführung verschiedener Konzerte.

Doch das Verhältnis zwischen Schumann und den Musikern verschlechtert sich rasch: Es wird be- mängelt, dass Schumann die Sänger und Instrumentalisten in den Proben nicht motivieren kann, und die Rheinländer beklagen Schumanns fehlenden Humor. Die Kritik an Schumann und seiner Arbeit wird immer lauter. Er hat große Zukunftsängste und empfindet die Atmosphäre während der

M 4

Robert und Clara Schumann 1847

Lithografie von Eduard Kaiser

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I/G Musiker in ihrer Zeit 18 Robert Schumann – Ein Komponistenportrait 17 von 32

© RAABE 2020

Vom Popsong zum Kunstlied:

Xavier Naidoo singt „Sie sieht mich nicht“

Der Song „Sie sieht mich nicht“ wurde von Jean-Jacques Goldman geschrieben und von Xavier Nai- doo im Jahr 1999 für den Soundtrack zum Film Asterix und Obelix eingesungen.

Songabschnitte Musikalische Gestaltung

Intro Verse 1:

Wenn sie vorbei geht, dann scheint es wie ein Feuerwerk,

Vor einem Himmel ist es sie, die ich bemerk.

Ihre Königlichkeit ist nur ein König wert Und ich bin wenig königlich.

Chorus: Sie sieht mich einfach nicht.

Verse 2:

Wenn sie tanzt, dann tanzt alles, ihre Hüften und Arme,

Alles erhellt sich im Licht dieser Dame.

Sie hat die Anmut und die Reinheit, die die anderen nicht haben.

Sie hat all das, was ich nicht hab, Chorus: Sie sieht mich einfach nicht.

Bridge 1:

Je mehr ich mich ihr näher, desto unge- schickter bin ich.

Mein Körper, meine Stimme, mein Gesicht.

Es gibt Grenzen, die man trotz Millionen von Soldaten wegwischt, Aber unsere überwindet man nicht.

Verse 3: Er hat Stil, ist delikat, bedient sich Gesten so zart.

Das leichte Leben dieser Welt ist seine Art.

Er ist so sehr auch das, was er nicht zu sein vermag,

doch die Frauen wissen nicht von diesem Ding wenn er spricht, Chorus: Sie sieht mich einfach nicht

Sie sieht mich nicht. Musik: Jean-Jacques Goldman/Roland Romanelli, Text: Jean-Jacques Goldman/Moses Peter Pelham.

© J R G/Pathé Films/La Chunga Music Publishing GmbH/Strictly Confidential (Germany) GmbH/Budde Music Publishing GmbH.

M 6

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© RAABE 2020

Lösung (M 6)

Songabschnitte Musikalische Gestaltung

Intro E-Piano, Streicher (Schmelzklang), Becken, Seufzer des Sängers, gebrochene Akkorde in Begleitung

Verse 1:

Wenn sie vorbei geht, dann scheint es wie ein Feuerwerk,

Vor einem Himmel ist es sie, die ich bemerk.

Ihre Königlichkeit ist nur ein König wert Und ich bin wenig königlich.

Chorus: Sie sieht mich einfach nicht.

Sologesang setzt ein, Soulsänger, sanfte Stimme, Begleitung aus E-Piano und Strei- chern

Chorus sehr kurz, nur eine Phrase Verse 2:

Wenn sie tanzt, dann tanzt alles, ihre Hüften und Arme,

Alles erhellt sich im Licht dieser Dame.

Sie hat die Anmut und die Reinheit, die die anderen nicht haben.

Sie hat all das, was ich nicht hab, Chorus: Sie sieht mich einfach nicht.

Gesang + Background-Gesang (gleiche Stimme wie Leadgesang), Oboe setzt ein Sänger verziert einzelne Phrasen

Bridge 1:

Je mehr ich mich ihr näher, desto unge- schickter bin ich.

Mein Körper, meine Stimme, mein Gesicht.

Es gibt Grenzen, die man trotz Millionen von Soldaten wegwischt, Aber unsere überwindet man nicht.

Einsatz Orchester, E-Piano

dynamische Steigerung, etwas bewegter

Verse 3: Er hat Stil, ist delikat, bedient sich Gesten so zart.

Das leichte Leben dieser Welt ist seine Art.

Er ist so sehr auch das, was er nicht zu sein vermag,

doch die Frauen wissen nicht von diesem Ding wenn er spricht, Chorus: Sie sieht mich einfach nicht

E-Piano, Streicher, Background-Gesang, viele Seufzer in der Gesangsstimme

Verzierungen (bei „nicht“), im freien Rhyth- mus gesungen

Sie sieht mich nicht. Musik: Jean-Jacques Goldman/ Roland Romanelli, Text: Jean-Jacques Goldman/Moses Peter Pelham. © J R G/Pathé Films/La Chunga Music Publishing GmbH/Strictly Confidential (Germany) GmbH/Budde Music Publishing GmbH.

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20 von 32 I/G Musiker in ihrer Zeit 18 Robert Schumann – Ein Komponistenportrait

© RAABE 2020

Heinrich Heine „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“

Gemälde von

Moritz Daniel Oppenheim

Ein Jüngling liebt ein Mädchen (Heinrich Heine, 1797 – 1856) Ein Jüngling liebt ein Mädchen, Die hat einen andern erwählt;

Der andre liebt eine andre, Und hat sich mit dieser vermählt.

Das Mädchen heiratet aus Ärger Den ersten besten Mann, Der ihr in den Weg gelaufen;

Der Jüngling ist übel dran.

Es ist eine alte Geschichte, Doch bleibt sie immer neu;

Und wem sie just passieret, Dem bricht das Herz entzwei.

Aufgaben

1. Lies Heines Gedicht und fasse die Strophen inhaltlich in Stichworten zusammen.

2. Welchen Charakter hat dieses Gedicht deiner Meinung nach? Bereite eine zum Charakter des Gedichtes passende Rezitation vor.

Erläuterung (M 7; 2. Lerneinheit)

Heines Gedicht über eine unerreichbare Liebe und die Gefühle des einsamen Jünglings entspricht der Erfahrungswelt der Jugendlichen. Sie werden die im Gedicht beschriebene Situation kennen, sie möglicherweise schon selbst erlebt haben und darum mit einer positiven Einstellung an den Text herangehen. Die Zusammenfassung des Gedichtes kann individuell oder auch in Partnerarbeit erfolgen. Die Beschäftigung mit dem Inhalt hilft den Schülern dabei, passende Emotionen heraus- zuarbeiten, die sie anschließend in ihre Rezitation (Aufgabe 2) einbringen können. Bei der Rezitation sollten die Schüler den Charakter zum Ausdruck bringen, der ihnen passend erscheint. Dabei sind unterschiedliche Vorträge möglich und passend. Allerdings brauchen einige Schüler etwas Ermunte- rung, ihre Version vorzustellen. Möglich wäre auch, dass der Lehrer selbst eine Rezitation vorstellt, um die Schüler zu ermuntern.

Erwartungshorizont (M 7):

1. Strophe: Unglückliche Liebesverflechtungen: Ein junger Mann liebt ein Mädchen, das aber einen anderen liebt. Ihr Erwählter heiratet jedoch ein anderes Mädchen

2. Strophe: Mädchen heiratet aus Wut den nächstbesten Mann; der Jüngling ist darüber betrübt 3. Strophe: Fazit: diese Geschichte wiederholt sich in allen Zeiten und bedeutet ein gebrochenes Herz für alle Beteiligten

M 7

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Schumanns Kunstlied: Ein Jüngling liebt ein Mädchen

INFOBOX: Das Kunstlied ist eine im 19. Jahrhundert beliebte Gattung. Im Jahr 1840 schrieb Robert Schumann 138 Lieder, darunter unter anderem die Liederzyklen „Frauenliebe- und leben“

und die „Dichterliebe“. Man unterscheidet formal drei Liedtypen: Das einfache Strophenlied, das variierte Strophenlied und das durchkomponierte Strophenlied. Das Klavier hat dabei nicht nur die Aufgabe einer harmonischen und rhythmischen Stütze. Gerade bei Schumanns Liedern stei- gert sich die Rolle des Klaviers: Der Klavierpart ist auf das Engste mit der Singstimme verbunden, Stimme und Klavier bilden eine Einheit.

Aufgaben (M 8)

1. Lies den Text zu Schumanns Kunstlied „Ein Jüngling liebte ein Mädchen“ noch einmal genau durch und stelle dabei Vermutungen zur Vertonung an (Tempo, Dynamik, Charakter, Betonun- gen/Hervorhebung bestimmter Wörter/Phrasen etc.). Halte deine Überlegungen stichwortartig fest.

2. Folge dem obigen QR-Code und höre dir eine Interpretation des Liedes durch Thomas Quasthoff (Bariton) und Robert Szidon (Klavier) an. (Du kannst das Stück anhören, so oft du willst.). Mache dir Notizen zu Tempo, Dynamik und Charakter des Stückes.

3. Achte beim nächsten Hördurchgang besonders auf die Gestaltung der Singstimme. Beschreibe anschließend die musikalische Gestaltung der folgenden Passagen, indem du die richtige Lösung unterstreichst.

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c) Absteigende/aufsteigende Notenlinie ab dem Ton f‘‘/es‘‘, die den Kummer des Jünglings musikalisch deutet.

M 8

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24 von 32 I/G Musiker in ihrer Zeit 18 Robert Schumann – Ein Komponistenportrait

© RAABE 2020

Kunstlied vs. Popsong – Ein Vergleich

Gemeinsamkeiten:

Textinhalt: Thema unerfüllte Liebe, Liebessehnsucht g zeitloses Thema, verliert nie seine Gültigkeit

Robert Schumann:

„Ein Jüngling liebt ein Mädchen“

Xavier Naidoo:

„Sie sieht mich nicht“

Charakter

Instrumentation/

Besetzung

Singstimme

Textbehandlung

Gattung/Stil

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Fazit des Vergleichs:

Aufgaben

1. Partnerarbeit: Hört euch noch einmal beide Stücke an und besprecht die Analyseergebnisse.

Füllt anschließend die folgende Tabelle aus, in der beide Stücke einander gegenübergestellt werden.

2. Formuliert ein Fazit, wie der Textinhalt – die unerfüllte Liebe – jeweils vertont wurde.

M 9

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© RAABE 2020

Lösung (M 9; 2. Lerneinheit)

Ein Jüngling liebt ein Mädchen Sie sieht mich nicht

Singstimme klassischer Gesang (Bariton) Soulsänger, z. T. Verzierungen (typisch für Soul)

Instrumentation/

Besetzung

Gesang, Klavier

Klavier steht gleichberechtigt neben dem Sänger, unterstützt Emotionen

Gesang, Background-Gesang;

Orchester, Schlagzeug, Dudelsack und E-Piano auf Begleitfunktion und Zwischenspiele beschränkt Gattung/Stil Kunstlied: durchkomponiertes

Strophenlied

Popballade (Soul)

Textbehandlung syllabisch, Zusammenhang zwischen Musik und Text: Musik deutet den Text

syllabisch, kleine Verzierun- gen, relativ viel Text,

keine Ausdeutung des Textes durch die Musik

Charakter ironisch, bitter, zynisch sanft, ruhig, schmerzerfüllt, resignierend, enttäuscht

Mögliches Fazit:

Die Geschichte einer unerwiderten Liebe wird in beiden Stücken musikalisch dargestellt, aber in verschiedenen Stilen, wie sie typisch für die entsprechende Zeit sind:

Kunstlied = populäre Gattung des 19. Jahrhunderts, Soulmusik = populäre Musik des 20./21. Jahr- hunderts

Erläuterung (M 9; 2. Lerneinheit)

Diese Partnerarbeit stellt eine Zusammenfassung der bisherigen Stunden dar. Die Schüler visuali- sieren mithilfe der Tabelle die Unterschiede in der musikalischen Gestaltung des Popsongs und des Kunstliedes. Daraus formulieren sie dann ein Fazit in eigenen Worten, was eventuell Schwierigkei- ten bringen könnte. Die Lehrkraft sollte je nach Bedarf Hilfestellung dabei anbieten und in der ab- schließenden Plenumsphase verschiedene Lösungsmöglichkeiten vorstellen lassen. Allerdings sind beide Stücke bereits thematisiert worden, was ihnen die Arbeit erleichtert.

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26 von 32 I/G Musiker in ihrer Zeit 18 Robert Schumann – Ein Komponistenportrait

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Charakterstücke: Eine szenische Interpretation

„Am Kamin“

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