• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "ROBERT SCHUMANN: Märchen vom tragischen Wahnsinn" (24.09.1987)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "ROBERT SCHUMANN: Märchen vom tragischen Wahnsinn" (24.09.1987)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

ROBERT SCHUMANN Zum Post-scriptum-Beitrag

„Zeitgemäße Psychiatrie" in Heft 30/1987:

Märchen vom

tragischen Wahnsinn

Das . . . von G. Böhme . . . Geschriebene bedarf energischen Widerspruchs.

Schumann hat bezaubernde Lieder und Märchenbilder komponiert, daß man jedoch auch noch mehr als 130 Jahre nach seinem Tod seine Er- krankung märchenhaft be- handelt, hat er nicht ver- dient. Zu seiner Krankheit sei bemerkt: Robert Schu- mann war bereits monatelang vor seinem Suizidversuch (heillos) überarbeitet und (wahnsinnig) erschöpft. In dieser Phase trafen ihn zwei deprimierende Erfahrungen so empfindlich, daß er die Flucht nach vorn antrat. Zum einen verletzte ihn das zuneh- mende Unverständnis seiner Frau und eines Teils seiner Freunde seinem aktuellen kompositorischen Schaffen (vor allem dem Violinkon- zert) gegenüber. Vermutlich hat er das intrigante Verei- teln der Uraufführung des Violinkonzerts durch seine Frau Clara mitbekommen (Die heutige Musikwissen- schaft beurteilt das Spätwerk Schumanns entschieden posi- tiver).

Zum anderen verletzte ihn die Liebesbeziehung seiner Frau zu Johannes Brahms Die damalige Intensität dieser Beziehung sei dahingestellt, da die Eifersucht eines so fein- sinnigen und idealistischen Menschen wie Robert Schu- mann alles ins Unerträgliche gesteigert haben könnte. Je- des dieser Probleme allein hat schon weniger empfindsa- me und weniger selbstkriti- sche Menschen als Schumann in den Freitod getrieben.

Wen verwundert es, daß ein Mensch, der wie Robert Schumann so intensiv die Liebe zwischen Mann und Frau ersehnt, besungen und gelebt hat, über die schier un- überwindlichen Schwierig-

keiten einer Ehe zwischen zwei grundverschiedenen Künstlernaturen, noch dazu mit sieben Kindern, ent- täuscht ist? Der Idealist Schumann wurde von den Realitäten überrollt.

Was die Unterbringung Schumanns in der Heilanstalt Endenich betrifft, so kann auch die dortige Parkanlage nicht über die „Isolations- haft" hinwegtäuschen. Ist es wirklich human, einen solch sensiblen Menschen wie Ro- bert Schumann von seiner Familie abzuschneiden? War- um hat Clara Schumann nicht mit einem Bruchteil der Lie- be um Robert gekämpft, wie er um sie? Bei ihrem Anse- hen hätte sie mit den Ärzten verhandeln können. Betrieb gar sie selbst diese zweijähri- ge (!) Trennung? Wie human die Unterbringung in En- denich war, mag man daran ermessen, daß Robert Schu- mann letztlich im Hunger- streik verhungerte. Wen wundert es, daß die Familie Schumann und der Freundes- kreis dies alles verschwieg und beschönigte?

Dürfen wir aber heute noch dies Märchen vom „tra- gischen Wahnsinn Robert Schumanns" weitererzählen?

Hören Sie sich bitte einmal in Ruhe das Violinkonzert von Robert Schumann an und le- sen Sie die letzten (publizier- ten) Briefe von ihm an seine Frau Clara!

Dr. med. Michael Kirch- ner, Kneppers Gäßchen 2, 4834 Harsewinkel

Anonym

Die Redaktion ver- öffentlicht keine ihr anonym zugehenden Zuschriften. Sollte in einem besonderen Fall eine Zuschrift anony- misiert werden müs- sen, dann kommt die Redaktion einer ent- sprechenden Bitte nach

— aber nur dann, wenn sie intern weiß, wer geschrieben hat. DÄ

SÜD AFRIKA

Zu der anhaltenden Diskussion im Leserkreis:

Post-kolonialer Sonderfall

. . . weder die Gruppe der verharmlosend-ignoranten Reisebeschreibungen, noch die der nebulös-aberwitzigen Brandbriefe wirft wirklich Licht auf Südafrika. Der er- sten Gruppe scheint der Rea- litätssinn infolge zu vieler Lu- xushotels abhanden gekom- men zu sein oder sie hat die Augen und Ohren häufig nicht benutzt.

Die zweite Gruppe attak- kiert Südafrika blindwütig und läßt kein gutes Haar dar- an, nichts scheint ungeheuer- lich oder schrecklich genug, es Südafrika anzuhängen. Bei beiden Gruppen überlegt man: Ist das Absicht oder Unvermögen?

Südafrika ist ein mit nichts vergleichbarer post-kolonia- ler Sonderfall, der extrem kompliziert und vielschichtig ist. Vom Standpunkt eines europäische Verhältnisse Ge- wöhnten mutet das Apart- heidssystem seltsam, schwer verständlich und kaum er- träglich an, wer ein Herz hat, muß mit den Nichtweißen, insbesondere den Schwarzen, leiden. Trotzdem sieht man aber auch, daß es den Schwarzen hier besser geht als sonstwo in Afrika, unter anderem medizinisch

Um südafrikanische Pro- bleme beurteilen zu können, sind ein enormes Wissen und Kenntnisse über die Stand- punkte der vielen Gruppen hier unabdingbar, einschließ- lich der Geschichte des Lan- des.

Nach zwei Jahren vor Ort und intensiver Beschäftigung mit der Problematik däm- mert so etwas wie Verständ- nis in mir auf. Daher ist mir die Unqualifiziertheit vieler, zur Lage Südafrikas etwas zu sagen, nicht verwunderlich.

Konkrete Aussagen sprengen jetzt leider den Rahmen, Be- merkungen müssen genügen:

Die simplizistische Lösung

„ANC = Mehrheit" ist er- stens wahrscheinlich falsch, denn es gibt -zig schwarze Organisationen, zweitens un- sinnig, da eine akzeptable Lösung für Südafrika nicht allein nach Mehrheitslage ge- funden werden kann, drittens ist Terrorismus nirgendwo to- lerabel, viertens ist der ANC heute völlig kommunistisch unterwandert, und wir Euro- päer sollten die Entstehung eines weiteren sozialistischen Jammerstaates sicherlich nicht fördern.

Das ursprüngliche Kon- zept der Apartheid ist hier allgemein (außer bei Minder- heiten) als Irrweg erkannt worden. Jedoch können die Folgen nicht von heute auf morgen beseitigt werden. Die bereits erfolgten Reformen mögen vielen im Ausland als lächerlich erscheinen, für vie- le weiße Südafrikaner jedoch waren es schwierige und ge- wöhnungsbedürftige Schritte.

Wir Europäer sollten diese Richtung fördern und den Einfluß, den wir durch unse- re Firmen und Investitionen und den Handel haben, dazu nützen, die Südafrikaner ge- sellschaftlich, wirtschaftlich und politisch in unserem Sin- ne zu beeinflussen, anstatt uns diese Möglichkeit durch Disinvestment, Meiden, Sanktionen und Boykotte zu nehmen, die obendrein noch genau die am härtesten tref- fen, denen es zu helfen gilt.

(Ich arbeite seit August 1985 am Cecilia-Makiwane- Krankenhaus in Mdantsane bei East London. Mdantsane ist das zweitgrößte schwarze Township Südafrikas nach Soweto und hat knapp 1 Mil- lion Einwohner. Seit der Gründung des „unabhängi- gen" Homelands Ciskei 1980 liegt Mdantsane nicht mehr in Südafrika. Das Cecilia- Makiwane-Hospital hat et- was über 1000 Betten und verfügt über alle wichtigen Fachabteilungen, es arbeiten dort etwa 100 Ärzte aus knapp 30 Nationen.)

Dr. Udo Saueressig, Don- kin Terrace 4, Bonza Bay Road 112, Beacon Bay 5241, South Africa

A-2518 (14) Dt. Ärztebl. 84, Heft 39, 24. September 1987

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Clara Schumann schrieb ihrem langjährigem Freund nach einem Theater-Auftritt seiner Tochter Antonie (verh. Kwast) begeistert: „Nur ein Wort, lieber Freund, Ihnen zu sagen wie

Wenn auch ein Fragezeichen hinter der – auch heutzutage noch – „anrüchigen“ Diagno- se steht, so vermittelt doch die in sich schlüssige und auf den ersten Blick plausibel

1 Satz 1 der Gemeindeordnung für den Freistaat Sachsen (SächsGemO) in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. 138) hat der Stadtrat der Stadt Zwickau in seiner Sitzung am

Una parte importante della storia culturale di Zwickau è la Ratsschulbibliothek, la prima biblioteca pubblica della Sassonia nota in tutto il mondo per il suo impressio-

M 7 Heinrich Heines Gedicht „Ein Jüngling liebt ein Mädchen“/ Texterarbeitung sowie Erarbeitung einer Rezitation des Gedichtes mit passendem Charakter M 8 Robert

Dort besserte sich sein Zustand zunächst sehr rasch, sodass Schumann wiederholt Spaziergänge unternahm und auch komponierte, unter ande- rem den Choral: „Wenn mein Stündlein

Günz erklärte Schumann für den Dienst in der Kommunal- garde als untauglich, stellt aber die Behinde- rungen nicht so klar heraus, so dass nach einem Jahr der

Ein knisterndes Feuer im Kamin, ein als Ritter verkleidetes Kind auf dem Steckenpferd, aber auch das arme Waisenkind: Bilder, die Robert Schumann als Klavierstücke vertonte.. In