Die Information:
Bericht und Meinung AUS DEN BUNDESLÄNDERN
NORDRHEIN-WESTFALEN
Ärztekammer befürchtet Qualitätsverschlechterung der ärztlichen Ausbildung
Angesichts der wachsenden Zahl der Medizinstudenten bei unver- änderter Ausbildungskapazität der Hochschulen und angesichts des abzusehenden Mangels an Weiter- bildungsmöglichkeiten für Ärzte hat die Kammerversammlung der Ärztekammer Westfalen-Lippe in einer Resolution Vorschläge für die kurzfristige Verbesserung der Ausbildungslage gemacht. Man müsse befürchten, daß eine Quali- tätsverschlechterung der ärztli- chen Aus- und Weiterbildung die künftige ärztliche Versorgung der Bevölkerung gefährdet; die Situa- tion werde noch dadurch ver- schärft, daß sich heute ein Arzt unmittelbar nach Abschluß der Universitätsausbildung ohne Wei- terbildung niederlassen kann, oh- ne daß ihm zuvor die für eine ver- antwortliche Tätigkeit am Patien- ten erforderlichen praktischen Kenntnisse und Erfahrungen in genügendem Maße vermittelt wor- den sind.
In der Resolution werden vorge- schlagen: Verlängerung und In- tensivierung der praktischen Aus- bildung an den Lehrkrankenhäu- sern; bauliche und personelle An- passung der Universitäten an die gewachsenen Ausbildungsaufga- ben; Ergänzung der Wissenskon- trollen durch Prüfungen, die alle Seiten der ärztlichen Qualifikation erfassen.
Im einzelnen hat die Kammerver- waltung der Ärztekammer Westfa- len-Lippe vorgeschlagen, das jet- zige Praktische „Jahr" auf minde- stens 15 Monate zu verlängern.
Um den Studenten mehr Patien- tenkontakte als bisher zu ermögli- chen, sollten für die praktische Ausbildung mehr Plätze geschaf- fen werden, indem ein Zahlenver- hältnis von einem Studenten pro Krankenstation, das heißt pro 15 bis 20 Betten, festgelegt wird. Fer-
ner sollte die bisherige schriftliche Prüfung nach dem Praktischen Jahr entfallen zugunsten einer er- weiterten mündlichen Prüfung. Ei- ne Verwirklichung dieser Vor- schläge könnte schon vor einer grundsätzlich notwendigen Neu- ordnung der Approbationsord- nung für Ärzte kurzfristig die der- zeitigen Mängel in der ärztlichen Ausbildung vermindern. ÄP-WL
BERLIN
„Sechs Ärzte
für jeden Notarztwagen"
„Die unzureichende personelle Ausstattung behindert den effekti- ven Einsatz des Notarztwagens", erklärte Professor Dr. Hans Hoch- rein, Chef der III. Medizinischen Klinik des Berliner Rudolf-Vir- chow-Krankenhauses, unter des- sen Verantwortung 1974 der erste Versuch mit den fahrbaren Inten- sivstationen begann, zur personel- len Situation beim Einsatz der fünf Berliner Notarztwagen. Zur Bewil- ligung von nur vier Arztstellen pro Wagen meint Professor Hochrein:
Wenn man den Notarztdienst ord- nungsgemäß durchführen wolle,
„und der jeweilige Notarzt auch wirklich Tag und Nacht in drei ver- schiedenen Schichten unmittelbar und sofort einsatzbereit sein und darüber hinaus auch keine Ver- dünnung des Ärztepersonals in der Klinik zur Versorgung der Pa- tienten stattfinden soll, dann müs- sen sechs Ärzte zur Verfügung ste- hen. Alles andere wäre überflüssi- ge Schau, die keinem nützt."
Auch am Klinikum Charlottenburg der Freien Universität wurden die Erfahrungen aus vier Monaten in der Forderung zusammengefaßt, sechs statt vier Ärzte für den Not- arztwagen abzustellen. Die günsti- geren Bedingungen der Intensiv- station ermöglichten bisher je- doch einen kombinierten Dienst- plan für Reanimationszentrum und Notarztwagen, so daß dort die bisher acht bis zehn Einsätze in- nerhalb von 24 Stunden gut be- wältigt werden konnten. zel
RHEINLAND-PFALZ
54 Krankenhäuser unterhalten
Sozialdienst
Von 110 Krankenhäusern im Lan- de Rheinland-Pfalz haben bisher 54 einen Sozialdienst eingerichtet.
Zum Teil betreiben mehrere Häu- ser einen solchen Dienst gemein- sam. Bei weiteren 36 Krankenhäu- sern nehmen die Gesundheits-, Sozial- und Jugendämter die Auf- gaben des Sozialdienstes wahr.
Diese in Rheinland-Pfalz auf ge- setzlicher Grundlage bestehende Ergänzung zur ärztlichen und pfle- gerischen Betreuung im Kranken- haus soll durch persönliche Hilfe und soziale Therapie „die durch die Krankheit gestörten Beziehun- gen des Patienten zum Beruf und zur Familie normalisieren".
Sozialminister Dr. Georg Gölter, der diese Zahlen im Landtag be- kanntgab, fügte hinzu, daß der So- zialdienst auch wirtschaftlich meßbare Erfolge erbracht habe:
die Verweildauer im Krankenhaus lasse sich durch einen funktionie- renden Sozialdienst verkürzen. WZ
HESSEN
Modellversuch zur Früherkennung der primären Hypothyreose
Ein „Modellversuch" für die Früh- erkennung der Hypothyreose bei Neugeborenen hat nach Mittei- lung des Staatssekretärs im Hessi- schen Sozialministerium, Dr. Gün- ter Steinhäuser, in Nordhessen be- gonnen. In den nächsten zwei Jah- ren sollen 25 000 bis 30 000 Neu- geborene aus dem Raum Kassel, Fulda, Marburg, Gießen, Wetzlar und Dillenburg untersucht wer- den. Der Radioimmuntest wird beim Staatlichen Medizinalunter- suchungsamt in Dillenburg durch- geführt; das Sozialministerium rechnet daher nur mit zusätzlichen Kosten von etwa 70 000 DM EB
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 20 vom 18. Mai 1978 1173