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Archiv "Immer wieder: Fortbildung und die Frage nach ihren Methoden" (05.07.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 27 vom 5. Juli 1979

Immer wieder: Fortbildung und die Frage

nach ihren Methoden

II. Europäischer Kongreß über ärztliche Fortbildung in Bad Nauheim

„Die Fortbildung des Arztes ist ein Recht des Patienten." Diese These, von Dr. Guy Scharf aus Woippy bei Metz vorgetragen, fand die Zustim- mung der Teilnehmer des II. Euro- päischen Kongresses über ärztliche Fortbildung in Bad Nauheim, der sich mit Zielen, Methoden und Kontrolle ärztlicher Fortbildung be- faßte.

Einig war man sich in der — sattsam bekannten — Kritik am bisherigen.

Dr. Walter lrniger aus Urnäsch in der Schweiz zählte auf: Nur ein Teil der Ärzte macht mit, und das sind immer wieder die gleichen. Niemand kon- trolliert Teilnahme und Erfolg beim einzelnen. Die Koordination unter den Veranstaltern klappt nicht. Das Vorwissen der Seminarteilnehmer ist unbekannt. Nichtpraktiker orga- nisieren die Veranstaltung, so daß die Thematik praxisfern wird. Die Referenten mißachten die Grundsät- ze der Didaktik und Methodik. In Frankreich und Italien steht es auch nicht zum besten, wie Dr. Scharf und Professor Dr. Costantino landolo, Rom, berichteten: Die Landärzte kommen nicht zu den Veranstaltun- gen in die Großstädte; die Seminare vermehren nur das Wissen, nicht aber das auf dem Wissen beruhende praktische Können; man verwech- selt die Bildungsziele mit den Inhal- ten der Bildungsprogramme; und

man ändert nicht das Verhalten des einzelnen Arztes.

In Frankreich hat die Fortbildungs- schule aus 25 Jahren der Pseudo- pädagogik Schlußfolgerungen ge- zogen:

> Fortbildung ist ausschließlich Sache der Ärzte, an die sie sich wendet.

> Die Suche nach den Notwendig- keiten und Zielen kann nur die Frucht pädagogischer Techniken sein und setzt die aktive Mitarbeit aller Interessenten voraus.

> Die Fortbildung muß diesen Na- men auch verdienen, daß heißt, sie muß fortwährend sein und nicht nach extrasystolischem Rhythmus verlaufen. Was heute gelegentlich angeboten werde, sei weder Bildung noch Fortbildung.

I> Die allgemeinen Bedürfnisse der Fortbildung sind je nach Berufsaus- übung und Standard verschieden in Stadt und Land, Industriezone und landwirtschaftlichem Bereich. Jede Kategorie müsse aber im Fortbil- dungsprogramm ihre speziellen Notwendigkeiten vorfinden. Das ge- he nur in kleinen Gruppen zwischen 15 und 40 Teilnehmern.

In Frankreich, so Scharf, existieren bereits etwa 400 solcher Gruppen, zusammengefaßt in einer nationalen Union. Die Regierung habe 1979 zwei Millionen Francs zur Verfügung

„Der Fortbilder muß

sein Thema sachlich beherr- schen;

wissen, wie sein Auditorium zusammengesetzt ist;

vom Wissensstand seiner Zu- hörer ausgehen;

die wichtigsten Regeln der Di- daktik anwenden;

die Bedürfnisse seiner Zuhö- rer richtig einschätzen;

die Diskussion nicht dem Zu- fall überlassen."

(Dr. med. Hermann Kerger, Bad Nauheim)

1819

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Ärztliche Fortbildung

gestellt, die vor allem in Seminare zur Fortbildung der Fortbilder und Gruppenleiter investiert werden.

Finanzierungsprobleme

Die Finanzierung ärztlicher Fortbil- dung brachte auch Professor Dr.

Montalbetti, Italien, zur Sprache. Er hielt es für selbstverständlich, daß Fortbildung ein Teil der Arbeit der Krankenhausärzte sei. Die dafür auf- gewendete Zeit sei Arbeitszeit und müsse in den Arbeitsverträgen ent- sprechend berücksichtigt und be- zahlt werden. Der Leiter der deut- schen Akademie für ärztliche Fort- bildung, Dr. Hermann Kerger, Bad Nauheim, gab hier zu bedenken, daß tarifrechtliche Lösungen einer ge- fährlichen Entwicklung den Weg bahnen könnten.

Der überwiegende Teil der Kongreß- teilnehmer aber hatte an dem däni- schen Muster nichts auszusetzen.

Dort werden zwei Prozent des Kran- kenkassenhonorars einbehalten und nur an diejenigen Ärzte ausgezahlt, die an einer Fortbildungsveranstal- tung teilnehmen. Auch der Präsident der Landesärztekammer Hessen, Dr.

Wolfgang Bechtoldt, meinte, eine Gesellschaft, die erwarte, daß ihre Ärzte auf dem neuesten Stand der medizinischen Wissenschaft seien, müsse diese zusätzliche Dienstlei- stung auch bezahlen. Ob das in Ta- rifverträgen für Krankenhausärzte oder mit einem Zuschlag zu den Ge- bührensätzen der niedergelassenen Ärzte geschehe, sei nur eine techni- sche Frage.

Einen Beitrag zur Methodenkritik lieferte Professor Dr. Hans Rensch- ler, Bonn. Er meinte, die Universitä- ten seien nicht in der Lage, die beste Methodik des Lernens und Lehrens für die Fortbildung zu entwickeln und zu fördern. Ihnen seien die Au- tonomie und die finanzielle Unab- hängigkeit genommen worden. Die Arbeitsbedingungen werden ihn'en von außen aufgezwungen. Die Un- terrichtsmethoden seien durch Ein- seitigkeit und Verlust an Wissen- schaftlichkeit gekennzeichnet. Für die ärztliche Fortbildung in Deutsch- land werde es in Zukunft entschei-

dend sein, ob es gelinge, der staatli- chen Reglementierung zuvorzu- kommen.

Einen Blick in die Zukunft und ihre Notwendigkeiten warf auch Dr. Ker- ger, der sich mit der Ausbildung von Fortbildungslehrern beschäftigte. Er stellte sechs Forderungen auf, die an den Fortbilder gestellt werden müßten. Er muß:

C) sein Thema sachlich beherr- schen,

® wissen, wie sein Auditorium zu- sammengesetzt ist, damit er seinen Vortrag danach ausrichten kann,

® vom Wissensstand seiner Zuhö- rer ausgehen,

® die wichtigsten Regeln der Di- daktik kennen und anwenden können,

C) die praktischen Bedürfnisse sei- ner Zuhörer richtig einschätzen,

® die Diskussion nach seinem Vor- trag lenken und nicht dem Zufall überlassen.

Wie kontrolliert man die Effizienz der ärztlichen Fortbildung?

Ein wichtiges Thema ärztlicher Fort- bildung ist die Kontrolle ihrer Effi- zienz. Alle Fortbildung hat ja nur Sinn, wenn sich aus ihr — global ge- sprochen — eine Änderung des Ver- haltens des fortgebildeten Arztes gegenüber seinen Patienten entwik- kelt. Wie „kontrolliert" man das? In den Niederlanden, so berichtete Dr.

A. J. Simons, Almelo, hat man sich für eine interkollegiale Prüfung der ärztlichen Tätigkeit an Krankenhäu- sern entschieden. Durch die Prü- fung unter Gleichgestellten ruhe nunmehr auf der gesamten Ärzte- schaft eine gemeinsame Verantwor- tung. Simons fand die Zustimmung Professor landolos, der die Kon- greßteilnehmer und alle Ärzte bat, sich daran zu gewöhnen, von Kolle- gen kritisiert zu werden: „Wenn wir es nicht tun, tun es die Politiker, und unser Unheil nimmt kein Ende". pp

FORUM

Sauerstoff- Mehrschritt- Therapie

Zu der Buchbesprechung in Heft 11/1979, Seite X

Die Rezension des neuen Manfred von Ardenne (Physiologische und technische Grundlagen der Sauer- stoff-Mehrschritt-Therapie, Thieme Verlag 1978) von Kaltenbach und Dierkesmann zeichnet sich durch besondere Unsachlichkeit aus. Auf das eigentlich Interessante in dem besprochenen Buch, nämlich die Entdeckung, daß sich durch kurzfri- stige Sauerstoffzufuhr und einige flankierende Maßnahmen der arte- rielle 0 2-Partialdruck älterer Perso- nen langfristig anheben läßt, wird überhaupt nicht eingegangen. Es handele sich nur um einige Einzel- beobachtungen (nach A. immerhin weit über 100 Fälle). Statt dessen erregen sich die Autoren über Ar- dennes Erklärungsversuche, welche sie als Spekulationen abzuwerten versuchen.

In der Tat handelt es sich um solche, und zwar im Sinne von Hypothesen

— um Versuche, für unerwartete Be- obachtungen eine wissenschaftliche Erklärung zu finden. Diese Art von Spekulation ist ebenso geläufig wie legitim.

Ein Verhalten wie das der Rezensen- ten führt letzten Endes dazu, daß gute therapeutische Methoden in ei- ne Außenseiterexistenz gedrängt werden, wo sie der Mehrzahl der Pa- tienten nicht mehr zugute kommen.

Dr. med. H.-J. Penn Von-Alten-Straße 23 3006 Burgwedel

Schlußwort

Da wir uns bei der Besprechung des Buches auf einige Punkte beschrän- ken mußten, haben wir uns entspre-

1820 Heft 27 vom 5. Juli 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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