Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 109|
Heft 50|
14. Dezember 2012 A 2493 Der ehemalige unparteiische Vorsit-zende des Gemeinsamen Bundes- ausschusses, Dr. Rainer Hess, ist vom Stiftungsrat der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) als Interims-Vorstand benannt wor- den. Ab 1. Januar 2013 wird er für ein Jahr die Führung der DSO über- nehmen. Dabei soll er die private Stiftung zu einer Einrichtung mit stärker öffentlich-rechtlichem Cha- rakter umstrukturieren.
„Wir freuen uns, mit Hess eine Persönlichkeit gefunden zu haben, die die Selbstverwaltung im deut- schen Gesundheitswesen wesentlich gestaltet und geprägt hat“, sagte der
DEUTSCHE STIFTUNG ORGANTRANSPLANTATION
Hess wird neuer Interims-Vorstand
Vorsitzende des Stiftungsrates, Prof.
Dr. med. Wolf Bechstein.
Auf Hess komme die Auf - gabe zu, die Umstrukturierung der DSO, vor allem die notwendigen Satzungsänderungen, zügig voran- zutreiben, erklärte eine Sprecherin der DSO dem Deutschen Ärzte- blatt. Im kommenden Jahr solle dann die Besetzung der demnächst vakanten Stelle des Medizinischen Vorstands sowie eines Kaufmänni- schen Vorstands erfolgen. Der derzeitige Medizinische Vorstand, Prof. Dr. med. Günter Kirste, schei- det altersbedingt am 31. Januar 2013 aus dem Amt. ER
RANDNOTIZ
Sabine Rieser
Draußen ist es kühl und feucht.
Drinnen im Max-Liebermann-Haus am Brandenburger Tor sitzen auf Einladung des Vereins Märchenland etwa 50 Kinder auf Kissen im War- men und erwarten denjenigen, der ihnen vorlesen will: Daniel Bahr.
Märchenland lädt regelmäßig Politi- ker auf eine Märchenstunde ein.
Pünktlich um zehn erscheint der Bundesgesundheitsminister, nimmt Platz im blauen Ohrensessel und freut sich über den Beifall: „Mensch, so nett werde ich aber nicht immer
begrüßt!“ Bevor er anfängt, aus dem Sammelband „Die Märchen-Apothe- ke“ zu lesen, fragt er noch Wissen ab: Ob den Kindern klar sei, was ein Politiker ist? Was ein Minister denn so mache? Die Zehn- und Elfjähri- gen zögern mit den Antworten. „Vie- le Politiker bilden eine Partei“, weiß dann einer, ein anderer: „Sie sind in der Freien Demokratischen Partei.“
Geschickt vermittelt Bahr den Kindern zwischen den Märchen, wo- rüber ein Politiker so zu entscheiden hat und welche Spielregeln in einer Demokratie gelten: Wer möchte
„Hans im Glück“ hören, wer „Prin- zessin Mäusehaut“? Abstimmung.
Wieso trägt er nun vor, was die Mehrheit sich gewünscht hat?
Bahr riskiert etwas, liest auf Wunsch vieler Kinder auch das trau- rige „Totenhemdchen“, am Ende dann „Die kluge Bauerstochter“ mit gutem Ausgang. Das Märchen, das er sich ausgesucht hatte, ist aller- dings „Schneeweißchen und Rosen- rot“. Warum der Minister die Erzäh- lung von zwei guten, einander innig verbundenen Schwestern gewählt hat, erzählt er den Kindern nicht.
Erwachsene wissen: Zwei von einer Sorte, beide gleich gut und edel wie Schneeweißchen und Rosenrot, sind selten – in den Grimm’schen Märchen wie in Koalitionen.
Minister im Ohrensessel
Die Menschen in Deutschland se- hen keine Anzeichen für einen Ärztemangel. Zu diesem Schluss kommt eine von Barmer-GEK und Bertelsmann-Stiftung in Auftrag gegebene Studie im Rahmen des Gesundheitsmonitors 2012. Nach der Befragung sieht die Bevölke-
rung keine Probleme in der Erreich- barkeit von Haus- und Fachärzten.
Signifikante Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt es nicht.
„Die Bevölkerung spürt keinen Mangel an Ärzten“, sagte Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer-GEK. In Bezug auf die Ho- norarverhandlungen mit den Ärzten sehe er keinen Grund zu „hekti- schen oder aggressiven Aktionen“.
Er räumte ein, dass es in Zukunft zu Problemen in der ärztlichen Versor- gung auf dem Land kommen könn- UMFRAGE
Ärztemangel noch nicht spürbar
te. Das Problem der Landarztpra- xen seien aber nicht die schlechten Verdienstmöglichkeiten.
„Es ist zunächst einmal bemer- kenswert, dass eine Krankenkasse die hohe Qualität der wohnortnahen ambulanten Versorgung anerkennt und von einem hohen Vertrauens -
beweis der Bevölkerung spricht“, bemerkte der Vor- standsvorsitzende der Kas- senärztlichen Bundesvereini- gung, Dr. med. Andreas Köh- ler. Bis 2020 gingen jedoch 66 830 Niedergelassene in den Ruhestand. „Wer den Ärztemangel jetzt noch infra- ge stellt, verkennt eindeutig die Situation“, so Köhler.
Prof. Dr. med. Frank Ul- rich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, wies auf die Belastungsgrenze der Ärzte hin:
„Ärzte in Klinik und Praxis kom- pensieren durch überlange Arbeits- zeiten die Folgen des Ärztemangels – oftmals auch auf Kosten der eige- nen Gesundheit und natürlich zum Nutzen der Krankenkassen.“ Dies gehe aber nicht mehr lange gut.
Nach Zahlen des Deutschen Kran- kenhausinstituts seien schon heute in den Kliniken etwa 6 000 Stellen
unbesetzt. SK
Mit der ärztli- chen Versorgung ist die Bevölkerung derzeit noch zufrieden.
Foto: dpa