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in neues Verfahren, um den Ultraschall zu beschleuni- gen und treffsicher zu ma- chen, hat das Kompetenzzen- trum Medizintechnik Ruhr (KMR) an der Ruhr-Univer- sität Bochum unter Leitung von Prof. Dr. Helmut Ermert entwickelt. Mit der so genann- ten Echtzeit-Elastographie lassen sich gesundes und tu- morartiges Gewebe zielgenau unterscheiden. Damit können Ärzte zum Beispiel Prostata- krebs frühzeitig erkennen:Die Methode ist sicherer als bisherige Diagnoseverfahren,
wie der digitale Tastbefund oder die PSA-Wert-Analyse.
Die Elastographie ist zwar seit 1991 bekannt, sie konnte jedoch bislang nicht sinnvoll zur Diagnose eingesetzt wer- den. Das KMR hat eine neue Technik entwickelt, mit der die Elastographie in Echtzeit bis zu 30 Bilder pro Sekunde liefert. Erst dadurch lässt sich das Prostatakarzinom sicher erkennen. Die Treffsicherheit erhöht sich, wenn Ärzte die Elastographie mit der „Sono- Histologie“ kombinieren, die das KMR ebenfalls entwickelt
hat. Mit Letzterer lassen sich aus den Rohdaten weitere In- formationen gewinnen, die mit bloßem Auge im her- kömmlichen Ultraschall nicht sichtbar sind. Diese Informa- tionen dienen dazu, das Ge- webe zu charakterisieren.
Die Verfahren bilden die elastischen Eigenschaften von Gewebe ab: Tumoren beste- hen aus festerem Gewebe als gesunde Bereiche. Die Echt- zeit-Elastographie berechnet kleine Verschiebungen in auf- einander folgenden Ultra- schallaufnahmen, die unter ver- schiedenen Gewebekompres- sionen aufgenommen werden.
Harte Gewebebereiche ver- formen sich unter Kompres- sion nicht so stark wie weiche.
Am „Elastogramm“ lassen sich diese Unterschiede able- sen und Veränderungen, wie
Tumoren, frühzeitig erkennen.
Das Verfahren wurde als ei- nes von zehn Leitprojekten in den „Masterplan Gesund- heitswirtschaft NRW 2.0“
aufgenommen (siehe www.ge sundheitswirtschaft.nrw.de).
Das KMR arbeitet fach- übergreifend mit klinischen und industriellen Partnern an Verfahren und technischen Konzepten der diagnosti- schen Bildgebung in der Medizin. Schwerpunkt ist die
„bildbasierte Gewebedia- gnostik“ mit Ultraschall und anderen nichtionisierenden Verfahren, die ohne Röntgen- strahlen auskommen. EB Informationen: Prof. Dr. Helmut Ermert, Institut für Hochfrequenztechnik, Fakultät für Elektrotechnik und Informationstech- nik der Ruhr-Universität Bochum, Telefon:
02 34/3 22 28 42, E-Mail: helmut.ermert
@rub.de, Internet: www.kmr-bochum.de.
V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1515. April 2005 AA1077
Ultraschall-Elastographie
Computer
Echtzeitelastographie zur Prostatakrebsdiagnose: Konventionelles B-Mode-Ultraschallbild und Echtzeit-Elastogramm im Multimode- Betrieb eines digitalen Ultraschallgeräts
B
ei immerhin 40 Prozent der Patienten wird die Differenzialblutbildanalyse bei Auffälligkeiten zurzeit manuell im Labor durchge- führt. Künftig kann eine com- puterassistierte Blutzellen- analyse dieses Verfahren er- setzen. Das Differenzial- blutbild zählt zu den gängig- sten medizinischen Diagnose- verfahren. Krankheiten wie Leukämie, Infektionen oder allergische Reaktionen zei- gen sich den Ärzten in der Regel zunächst im Differen- zialblutbild. Üblicherweise werden die Blutproben mit einem Blutbildautomaten un- tersucht. Bei auffälligen Pro- ben scheitert dieses Gerät je- doch, sodass diese per Handanalysiert werden – eine zeit- aufwendige Methode, denn ausgebildete Fachkräfte am Mikroskop zählen dazu die Zellen.
Wissenschaftler vom Fraun- hofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS, Erlangen, haben mit „HemaCAM“ ei- ne Technik entwickelt, um diese Auswertung zu automa- tisieren und die Qualität der Befunde zu steigern. „Die Kernidee war, ein Mikro- skop mit digitaler Bildaus- wertung zu koppeln“, erläu- tert der Projektleiter Heiko Kuziela. Das neue Verfahren basiert nicht auf physikali- schen Messmethoden, wie die Durchfluss-Zytometrie, son- dern ahmt den Menschen
nach: Wie ein menschli- ches Auge blickt eine Kamera durch das Mi- kroskop. Eine Bildaus- wertungssoftware findet und kategorisiert minde- stens 100 Leukozyten. Je nach Erscheinungsbild und Struktur des Zell- kerns teilt sie die weißen Blutkörperchen in die sechs üblichen Unter- gruppen ein und ermit- telt deren Verhältnis zu- einander.
Das Blut gesunder Menschen kann auch bei Auffälligkeiten mit dem Verfahren bereits klassifiziert werden. Dabei analysiert das System etwa 100 Zellen in drei Minuten. Selbst eine geübte Fachkraft benötigt na- hezu sechsmal so lange. Bis Mitte 2005 wollen die Wissen-
schaftler auch das Blutbild von Leukämiepatienten zu- verlässig auswerten können und ihre klinischen Tests ab- schließen. Hierbei ist die Ana- lyse durch die unreifen Leu- kozyten komplizierter. KBr
Blutbildanalyse per Computer
Rund eine Viertelstunde benötigt eine geübte Laborkraft, um am Mikroskop ein Blutbild manuell zu erstellen.
Foto:LP-IT GmbH
Foto: IIS