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Archiv "Erster Schritt" (23.10.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT_

D

er Friedensnobelpreis für die „International Physi- cians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW)" wird in der Öffentlichkeit viel Zu- stimmung finden. Das norwe- gische Preiskomitee hat die Informationsarbeit der Orga- nisation über die Auswirkun- gen eines atomaren Krieges hervorgehoben: sie habe dazu beigetragen, den „Meinungs- druck" gegen die Atomrü- stung zu erhöhen. Im Unter- schied zu dem in diesen Ta- gen ebenfalls verliehenen Medizinnobelpreis an Micha- el Brown und Joseph Gold- stein wird die Verleihung des Friedensnobelpreises gerade wegen dieser nicht unumstrit- tenen „Informationsarbeit"

aber auch auf Kritik stoßen.

Die IPPNW entstanden aus privater Initiative der Kardio- logen Bernard Lown (USA) und Jewgeni Chazow (UdSSR). Ersterer kämpft schon seit etwa 20 Jahren für die atomare Abrüstung. Der zweite begab sich um 1980 mit seinem amerikanischen Kollegen auf die internationa- le Ebene — sicherlich aus

Nobelpreise

ebenso gewichtiger Überzeu- gung wie die meisten Anhän- ger der IPPNW.

Aber es ist eben nicht das gleiche. Die eine Million Un- terschriften, die Chazow 1984 nach Helsinki mitbrachte, hat er mit Zustimmung seiner Re- gierung sammeln dürfen;

aber man hat nie gehört, ob er die Rüstungspolitik seiner Re- gierung schon einmal im Obersten Sowjet, dem er an- gehört, kritisieren durfte (oder auch nur wollte). Oder ob er je versucht hat, „Meinungs- druck" gegen katastrophen- medizinische Fortbildung und gegen vorbeugenden Zivil- schutz zu erzeugen.

Dieser Nobelpreis könnte die- se speziell deutsche Diskus- sion wieder beleben, in wel- cher Katastrophenmedizin als

„Kriegsmedizin" und Zivil- schutz als „Kriegsvorberei- tung" diffamiert werden — als

wäre nicht die ganze Ärzte- schaft gegen jeden und nicht nur gegen den nuklearen Krieg, als hätten nicht die Bundesärztekammer und der Deutsche Ärztetag seit mehr als drei Jahrzehnten im Na- men aller deutschen Ärzte im- mer wieder vor Krieg und sei- nen Folgen für die Menschen in der Welt gewarnt.

Es wird also weiter diskutiert werden, ob eine politisch mo- tivierte Verweigerung ärzt- lichen Handelns — so publizi- stisch wirksam sie offenbar ist

— den richtigen Weg zeigt, den Atomkrieg zu verhindern.

Dazu gehört weiter die Frage, ob dabei in Kauf genommen werden darf, daß Menschen auch ungeschützt bleiben vor den Auswirkungen „ziviler"

Katastrophen oder nicht-ato- marer Kriegshandlungen. Be- kanntlich verdiente Alfred Nobel sein Geld — dessen Er- träge heute durchaus in hu- manitärer Gesinnung als No- belpreise verteilt werden — ja mit einem, wie wir heute sa- gen müßten, „konventionel- len" Sprengstoff. gb

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ie große Strukturreform des Gesundheitswesens, über die seit Monaten orakelt wird und von der nie- mand so recht weiß, was sie überhaupt bringen soll, findet in dieser Legislaturperiode nicht statt. Das überrascht niemanden. Dennoch sei es als ein Ergebnis der Beratun- gen von Spitzenpolitikern der Koalition unter Vorsitz von Kanzler Kohl festgehalten.

Unabhängig davon sollen freilich kurzfristig, noch vor 1987, einige Maßnahmen ge- troffen oder eingeleitet wer- den, damit die Betroffenen zumindest über die Marsch- richtung Bescheid wissen.

Unter den Maßnahmen, die im Gespräch sind, stehen ganz vorne zwei, die die Ärz- teschaft außerordentlich in- teressieren: kassenärztliche

Erster Schritt

Bedarfsplanung und kassen- ärztliche Vorbereitungszeit.

In Sachen Bedarfsplanung wird in Bonn ein Modell dis- kutiert, das schon bei der Kas- senärztlichen Bundesvereini- gung, aber auch bei den Kas- senverbänden die Runde machte. Danach soll es künf- tig möglich sein, „überver- sorgte" Gebiete für begrenzte Zeit zu sperren. Angehende Kassenärzte hätten sich dann in den mehr „unterversorg- ten" Gebieten niederzulas- sen. Die Sperrung würde dann wieder aufgehoben, wenn eine gleichmäßige Ver- teilung erreicht wäre. Über- legt wird auch, daneben die Niederlassung über Honorar-

abschläge und -zuschläge zu steuern. An der kassenärzt- lichen Vorbereitungszeit soll auch nach Einführung des Arztes im Praktikum festge- halten werden: ein Jahr ist im Gespräch.

Wenn Maßnahmen, die — wie die Neuordnung der Bedarfs- planung — Gesetzesänderun- gen betreffen, noch in dieser Legislaturperiode unter Dach und Fach gebracht werden sollen, dann ist höchste Eile geboten. Die nach der Koali- tionsrunde eingesetzte Kom- mission bürgt indes (hoffent- lich) dafür, daß nicht endlos beraten wird, handelt es sich doch um gestandene und viel- beschäftigte Politiker der Ko- alitionsparteien, die unter Vorsitz von Bundesarbeitsmi- nister Norbert Blüm tagen werden. NJ

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 43 vom 23. Oktober 1985 (1) 3137

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