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Archiv "Humanitäre Hilfen bei Katastrophen: Bundesärztekammer fordert mehr Engagement der Ärzte" (03.07.1992)

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dient ein Albaner monatlich im Durchschnitt. Davon kann er bei ei- ner galoppierenden Inflation von 230 bis 300 Prozent im Jahr aber kaum leben.

In den ländlichen Regionen Al- baniens (65 Prozent Landwirtschaft) werden die Patienten in Gesund- heitszentren versorgt, die jeweils für zwei bis fünf Dörfer zuständig sind.

In den zentralen Orten gibt es Am- bulanzstationen, Beratungsdienste für Mütter und Kinder sowie Entbin- dungsstationen, die sich jedoch in ei- nem katastrophalen Zustand befin- den. Die Neugeborenen werden viel- fach in Zeitungspapier gehüllt, weil weder Tücher noch Babywindeln vorhanden sind. Während der Ge- burt liegen die Frauen auf einem Ge- bärstuhl, der jeder Beschreibung spottet. Oftmals bricht die Stromver- sorgung zusammen. Dann arbeiten Ärzte und Helfer mit Petroleumlam- pen weiter. Die Brutkästen — sie gleichen eher Kisten mit verrosteten Eisenstäben — reichen nicht aus.

Und natürlich mangelt es an der me- dikamentösen Versorgung. Der Arz- neimittelschrank auf der Entbin- dungsstation von Kavaja hat nur die Größe eines Küchenbüffets, und so gut wie leer ist er auch. Narkosemit- tel, Spritzen und Instrumente sind

HILFERUFE

Mangelware. Das Uni-Spital in Tira- na gilt als das am besten ausgestatte- te Krankenhaus des Landes. Das aber besagt im Mai 1992 nicht viel.

Auch dort fällt immer wieder der Strom aus. 15 Ärzte müssen sich ein einziges, uraltes Stethoskop teilen.

Hohe Kindersterblichkeit

Kein Wunder: Albanien hat die höchste Kindersterblichkeit zu ver- zeichnen. Sechs von 1000 Kindern sterben bei der Entbindung, pro 2000 Geburten stirbt eine Mutter.

Die Werte sind 12- bis 14fach so hoch wie der europäische Durch- schnitt. 38 von 1000 Kindern sterben im ersten Lebensjahr, weil die medi- zinische Versorgung und die Ernäh- rung der Mütter miserabel ist. Die Kindersterblichkeitsquote wird vom

„Munzinger-Archiv" aktuell mit 25 Prozent angegeben (1988). Zehn Jahre zuvor waren es sogar noch 51 Prozent.

Wie Bernhard Mieth, ein techni- scher Berater der Kreditanstalt für Wiederaufbau, bei seinen Besuchen in den Krankenhäusern immer wie- der feststellt, gelingt es nicht, die In- fektionsketten zu unterbrechen. In jüngster Zeit steigt der Parasitenbe-

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fall wieder sprunghaft an. Solange ein Drittel der Bevölkerung Kavajas seinen täglichen Wasserbedarf an ei- ner bescheiden eingerichteten Ver- gabestelle abholen muß, weil die öf- fentliche Leitung nicht funktioniert oder einen Leitungsverlust von 65 Prozent hat, wird sich nicht viel än- dern.

Langfristige Hilfe ist geboten, doch zunächst drängen Staatspräsi- dent Dr. Sali Berihsha (ein Herzspe- zialist) und seine vielfach im Umgang mit der öffentlichen Verwaltung un- erfahrenen Helfer darauf, vom We- sten Soforthilfe zu bekommen Für die junge Demokratie Albaniens geht es um das Uberleben. Und das ist ohnehin ein Kunststück ange- sichts der gravierenden wirtschaftli- chen Probleme des Landes, in dem 70 bis 80 Prozent der Erwerbstätigen arbeitslos sind.

Zu den Einrichtungen des Ge- sundheitswesens, die schon bald mit Bonner Hilfe rechnen können, zählt die Zahnstation der Uni Tirana, die zwar einen Behandlungsstuhl hat, aber keinen Bohrer. Wen von den Studenten ein Wehwehchen plagt, der muß sich darauf einstellen, daß ihm kurzerhand der Zahn gezogen wird. Allein die Zange ist noch funk- tionsfähig. Werner Falk

„Der 95. Deutsche Ärztetag bittet Ärztinnen und Ärzte, sich für Aufgaben humanitärer Hilfs- einsätze vermehrt zur Verfügung zu stellen. Damit Ärztinnen und Ärzte diese Aufgaben wahrneh- men können, ohne persönliche Nachteile hinnehmen zu müssen, werden die Tarifpartner aufgefor- dert, in die Tarifverträge entspre- chende Regelungen aufzuneh- men. Die in der humanitären Hil- fe tätigen Organisationen werden

aufgefordert, stärker als bisher ärztlichen Sachverstand in Pla- nung und Organisation humanitä- rer Einsätze einzubeziehen." Die- sen Beschluß hat der Vorstand der Bundesärztekammer (BÄK), der den Antrag dem Deutschen Ärztetag in Köln vorgelegt hatte, im Mai gefaßt.

Die weltweit zunehmende Häufigkeit von Katastrophen und die zu erwartenden humanitären Hilfseinsätze aufgrund politischer

Umwälzungen erforderten ein noch größeres Engagement auch der deutschen Arzteschaft, heißt es in der Entschließung. Außer- dem müßten für den jeweiligen Einsatzzweck geeignete Ärztin- nen und Ärzte gewonnen werden.

Wegen der ausführlichen Dis- kussionen um die Novellierung der (Muster)-Weiterbildungsord- nung war die Entschließung vom Plenum des Deutschen Ärzteta- ges an den BÄK-Vorstand über- wiesen worden. In einem Schrei- ben an das Bundesarbeits- und das Bundesgesundheitsministeri- um sowie an humanitäre Organi- sationen bittet der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Karsten Vilmar, darum, die Forderungen der Ärzteschaft zu berücksichti- gen. Kli

Humanitäre Hilfen bei Katastrophen

Bundesärztekammer fordert mehr Engagement der Ärzte

A1-2374 (26) Dt. Ärztebl. 89, Heft 27, 3. Juli 1992

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