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Archiv "Finden Sie, daß Herr Schmieder sich richtig verhält?" (24.02.1977)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen FORUM

Herr Wilfried Schmieder von der Re- daktion „Der Kassenarzt" hat in Heft 17 seiner Zeitschrift im September 1976 einen mit Si. gezeichneten Arti- kel geschrieben, in welchem er aus- drücklich auf einen Aufsatz von Tho- mas Eich im gleichen Heft hinweist.

Auf meine telefonische Anfrage, wer denn Herr Thomas Eich sei, ich hätte noch nie etwas über Arzneimittel von ihm gelesen, erhielt ich die Ant- wort: „Das kann ich Ihnen nicht sa- gen. Ich muß als Schriftleiter meine Autoren schützen." So weit so gut.

Ein anonymes Pamphlet.

Die Artikel von Herrn Schmieder, Herrn Eich und einem weiteren An- onymus (im Heft 18) wurden nun als unerbetenes Weihnachtsgeschenk in Form von Sonderdrucken aus der Zeitschrift „Der Kassenarzt" an viele (alle?) Ärzte in der Bundesrepublik Deutschland verschickt. Absender ist eine mir unbekannte „Arbeitsge- meinschaft für Parität der Heilme- thoden" in München. Was bezweckt wohl Herr Schmieder mit solch ei- nem ungewöhnlichen Unterneh- men? Stand ihm dabei auch „eine Pharma-Firma hilfreich zur Seite", als „Sponsor" (!), wie er stolz in Heft 19 seiner Zeitschrift anläßlich einer Diskussionsveranstaltung schrieb?

Sucht er nun mit eigenen und an- onymen Artikeln Publizität in bun- desweiten Räumen?

Die jetzt zu Großversand gelangte Septemberbotschaft von Herrn Schmieder enthält in bewährter Mi- schung Freundliches und Tadeln- des, Historisches und Modernes, wohlverteilte Rügen und gute Rat-

schläge, die allerdings — was die Ärzte betrifft — nicht immer für gro- ßen Sachverstand sprechen. Einige wenige Zitate müssen doch genannt werden:

„Werbung auf dem Gebiete der Gesund- heit, eine gewiß fragwürdig anmutende Erscheinung. Aber sie ist eben auch Aus- druck eines freiheitlichen Gesellschafts- systems, das keine Ausnahme duldet.

Der freie Wettbewerb, der hinter der Wer- bung steht, ist also das höher zu veran- schlagende Gut" ...Konkurrenz hebt das Geschäft."

„Die Ärzte werden das kleinere Übel in Kauf nehmen müssen, auch weiterhin eine Vielzahl von Arzneimitteln zu über- blicken, einzuordnen und damit richtig zu therapieren. Und sie werden dabei sich bemühen müssen, von der Rolle des ,unbezahlten Vertreters' der Pharma-In- dustrie wegzukommen. Fürwahr, kein leichtes Unterfangen ..."

„Da haben wir zum Exempel die Arznei- mittelkommission der deutschen Ärzte- schaft, die in gewisser Weise eine Art

‚Amtskirche' sein möchte und gerne be- stimmen möchte, was sich auf dem Arz- neimittelmarkt tun darf und was nicht."

„Lesen Sie hierzu den Aufsatz von Tho- mas Eich, der sich sehr kritisch mit der Arzneimittelkommission auseinander- setzt . . . Wir halten es für dringend erfor- derlich, Meinungen zu Wort kommen zu lassen, die den Finger in die zweifellos vorhandenen Wunden dieses Gremiums legen."

„Der Pharma-lndustrie müßte man natür- lich das gleiche ins Stammbuch schrei- ben, denn sie hat doch in den letzten Jahren zu oft den Arzt nur als Werbe- Erfüller gesehen und Praktiken einge- führt, die zu ausschließlich das wirt- schaftliche Fortkommen des Unterneh- mens zum Ziel hatten."

Im vorletzten Absatz seines Artikels meint Herr Schmieder schließlich, daß das neue Gesetz doch „tatsäch- lich manchmal sehr wischiwaschi formuliert wurde". Ich weiß nicht, ob Herr Schmieder bei dieser Stilkritik gut beraten war.

Herr Thomas Eich überschrieb sei- nen Aufsatz mit folgendem Titel:

„Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft — ein Kuratel- Verein"

Was soll diese Überschrift besagen?

Meint der geheimnisvolle Autor, die Arzneimittelkommission solle unter Kuratel gestellt werden, solle einen Kurator als Pfleger oder Wärter be- kommen?

So schwach fühlen wir uns keines- wegs, daß wir der Pflegschaft eines Herrn Eich bedürften. Oder ist ein Kuratel-Verein eine Vereinigung von Kuratoren? Auch das sind wir sicher nicht, sondern ein Fachausschuß der Bundesärztekammer, ein Exper- tengremium, welches sich aus 40 aktiven und 76 korrespondierenden Mitgliedern zusammensetzt. Phar- makologen, Pharmazeuten und Chemiker, Kliniker aller Fachdiszi- plinen und Subspezialitäten, nieder- gelassene Fachärzte und Allgemein- praktiker beraten die deutsche Ärz- teschaft kollegial und ehrenamtlich in Arzneimittelfragen.

Und nun zum Inhalt: Woher Herr Eich weiß, daß ich mich zu einer kleinen Gruppe (welcher denn?) lin- ker Gesundheitspolitiker gesellt habe, bleibt eines seiner vielen Ge- heimnisse. Er muß jedenfalls meinen Kommentar in Heft 25 und mein Schlußwort in Heft 37 (1976) des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES nur sehr flüchtig gelesen haben. Meine

„schlechte Prognose" bezog sich nur auf die Umkehr der Beweislast in

§ 8 des 2. AMG (die eine Neuord- nung auf dem Werbesektor prak- tisch unmöglich macht), auf die Schwächen des schließlich über- stürzt ausgehandelten Zulassungs- verfahrens (§ 25) und auf die pau-

Finden Sie,

daß Herr Schmieder sich richtig verhält?

Bemerkungen zu den weitgestreuten Aussendungen von Sonderdrucken über „Arzt und Arzneimittel"

522 Heft 8 vom 24. Februar 1977

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Arzneimittelkommission

schale Zulassung aller Altspezialitä- ten (Artikel 3, § 7) ohne den gering- sten Ordnungsversuch.

Das Rentnerproblem und die stän- dig angestiegenen Kosten für die Gesetzliche Krankenversicherung zeigen jetzt schon, wie wichtig eine vernünftige Gliederung und Über- sicht gewesen wäre, um den Ärzten eine rationelle und gezielte Verord- nung zu ermöglichen bzw. zu er- leichtern. Das hat mit „Sparsam- keitsgetue" und „Billigmedizin" gar nichts zu tun_ Für die Patienten scheint sich Herr Eich überhaupt nicht zu interessieren, für die das Abwägen von Nutzen und Risiko doch so wichtig ist. Die von allen Politikern immer wieder beschwore- ne „Transparenz" des großen Arz- neimittelangebots in der Bundesre- publik läßt sich nur erreichen, wenn der Gesetzgeber für brauchbare Vergleichsmaßstäbe und Gruppie- rungen sorgt. Es ist eine Täuschung, daß als Beurteilungskriterium für die erwünschte Wirkung immer der doppelte Blindversuch nötig (oder verlangt worden) sei. Sonderrege- lungen für Homöopathika, pflanz- liche Hausmittel und Anthroposo- phika waren übrigens seit 1969 im- mer schon im Gespräch. Die Arznei- mittelkommission der deutschen Ärzteschaft hat ausdrücklich für die Erstellung eines modernen homöo- pathischen und eines anthroposo- phischen Arzneibuches plädiert.

Bezüglich der „Aschenbrenner- schen Bonmots" wäre interessant zu wissen, ob der anonyme Herr Thomas Eich an der Pressekonfe- renz in Köln am 7. Juli 1976 selbst teilgenommen hat oder ob er die Diskussionen nur vom Hörensagen her kennt. Selbst Herr Schmieder, der ja anwesend war, hat Erinne- rungslücken ( . . es war sehr heiß!).

Auf dem Kuratel-Panorama-Foto fehlt Frau Prof. Ellen Weber (Heidel- berg), und in der Mitte sitzt nicht Prof. Dölle, sondern Prof. Henschler (Würzburg).

Sollte besagter Herr Eich anwesend gewesen sein, so hat er entweder geschlafen oder er konnte seine

„Lust zu fabulieren" nicht zähmen.

Ich war bei diesem Unternehmen nicht Alleinunterhalter (s. Photo), und die Diskussion mit den Medizin- journalisten war z. T. sehr lebhaft und interessant. Ich habe weder be- hauptet, daß nur fünf Prozent der vorhandenen Arzneimittel wirksam seien (s. meinen Leserbrief vom 26.

August 1976 in der FAZ) noch daß die Anthroposophen vor den Zim- mern der Abgeordneten geschlafen hätten, um diese morgens gleich un- ter Druck setzen zu können. Für diese (unerwartete) Sensation sorgte Herr Adam, der ehemalige Referent beim Bundestagsausschuß für Jugend, Familie und Gesundheit (s. „Der Deutsche Arzt", Nr. 15/16, 1976, und „Der Deutsche Apothe- ker", Nr. 9, 1976).

Auch die übrigen Geschichten, die Herr Eich mitteilt, stimmen nicht, und es nützt wenig, wenn er an an- derer Stelle herablassend bemerkt:

„Aschenbrenners Kritik ist in diesem Punkte wohl so unrichtig nicht!"

Eine Seite vorher hat er mich noch den „Systemveränderern" zuge- zählt. Es sind zu viele unverbind- liche Phrasen.

Auch für den Beitrag „Arzneimittel- sicherheit — Therapiefreiheit" (Son- derdruck aus Heft 18) konnte Herr Schmieder mit einem anonymen Au- tor aufwarten. Dieser meint, ich müsse doch eigentlich sehr genau wissen, was sich der Gesetzgeber bei den später von mir so hart kriti- sierten Maßnahmen gedacht hat. Si- cher; das ist mir jetzt ganz klar ge- worden.

Sehr merkwürdig finde ich aber, daß der Autor mir unterstellt, ich hätte den das Gesetz begleitenden Be- richt des Ausschusses für Jugend, Familie und Gesundheit vom 28.

April 1976 unerwähnt gelassen.

Mein Kommentar „Unordnung statt Neuordnung" vom 17. Juni 1976 be- steht zu einem sehr großen Teil aus wörtlichen Zitaten, welche diesem Ausschußbericht entnommen sind.

Wenn sich der Autor die Mühe macht, im DEUTSCHEN ÄRZTE- BLATT (Heft 25/76) noch einmal

nachzulesen, wird er dort in meinem Kommentar den gleichen Abschnitt über die „Wirksamkeit" finden, den er selbst in seinem Artikel auf Seite 3 zitiert. Noch merkwürdiger ist aller- dings, daß bei uns beiden der glei- che Druckfehler vorkommt (den ich damals nicht mehr korrigieren konnte). In den zwei letzten Zeilen dieses Absatzes muß es heißen:

„Der Wirksamkeitsnachweis ist demnach entscheidungstheoretisch anzugehen" (nicht: „anzusehen"!).

Wer die einschlägige Literatur kennt, weiß übrigens auch, daß die- ser aufsehenerregende Satz nicht von den Bundestagsabgeordneten ersonnen wurde.

IV.

Die (aus einem bekannten Theater- stück von William Somerset Maug- ham entlehnte) Titelfrage muß ich also leider verneinen. Für die Ärzte sind die schwierigen Arzneimittel- probleme eine sehr wichtige Angele- genheit. Mit oberflächlichen oder falschen Informationen ist weder Ärzten noch Patienten geholfen. Ich erlaube mir, Herrn Schmieder zu empfehlen, in seinem „Büchmann"

über die Herkunft des Zitates „Schu- ster, bleib bei deinem Leisten"

nachzu lesen.

R. Aschenbrenner, Hamburg-Altona im Namen der Mitglieder der Arznei- mittelkommission der deutschen Ärzteschaft, die an dem Pressege- spräch in Köln am 7. Juli 1976 teilge- nommen haben:

H.-J. Dengler, Bonn D. Henschler, Würzburg W. Kreienberg, Kaiserslautern K.-H. Kimbel, Köln

K. Überla, München Ellen Weber, Heidelberg

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Dr. h. c.

Reinhard Aschenbrenner, Vorsitzender

der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft Max-Brauer-Allee 186 2000 Hamburg 50

DEUTSCHES ARZTEBLATT Heft 8 vom 24. Februar 1977

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