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Archiv "Mängel, Resistenzen, Teratogenität: IV. Weltkongreß für Klinische Pharmakologie in Mannheim" (08.02.1990)

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Im medizinischen Bereich sind nicht nur Chirurgen, Op-Schwestern, Pflegepersonal und Zahnärzte ge- fährdet, sondern — wie mehrere Fall- mitteilungen sowie eine eigene Be- obachtung belegen — auch der Pa- tient, wenn er eine derartige Allergie aufweist. So wurden mehrere durch Handschuhe des Chirurgen oder Gy- näkologen oder infolge Verwendung einer latexhaltigen Atemmaske oder eines Kofferdams ausgelöste anaphy- laktische Schockreaktionen und Asthmaanfälle beschrieben (1, 3, 9).

Dies weist auf die Notwendigkeit hin, im Rahmen der präoperativen Anamneseerhebung nach einer La- texallergie zu fragen und im Zwei- felsfall eine gezielte Allergie- diagnostik durchzuführen. Bei posi- tivem Ausfall muß das gesamte Op- Team latexfreie Handschuhe tragen.

Entsprechendes gilt für zahnärzt- liche Eingriffe. Es wird empfohlen, sensibilisierten Personen einen Al- lergiepaß mit entsprechendem Ver- merk auszustellen.

Abbildung 2: Quinckeödem am Oberlid des linken Auges, fünf bis 60 Minuten nach Ex- position gegenüber aerogenem Puder von einem Paar Latex-Handschuhen; ein direk- ter Hautkontakt mit dem Handschuh fand nicht statt. Die Hautreaktion war mit leich- tem Blutdruckabfall und systemischen Krankheitssymptomen verbunden (Proband Nr. 7)

Literatur

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Wrangsjö, K.: IgE-mediated anaphylactoid reactions to rubber. Allergy 42 (1987) 46-50 2. Ehl, W.; Harthen, A.; Thiel, Cl.; Aulepp, J.;

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3. Fabro, L.; Mühlethaler, K.; Wüthrich, B.:

Anaphylaktische Reaktion auf Latex, ein Soforttypallergen von zunehmender Bedeu- tung. Hautarzt 40 (1989) 208-211

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Heese, A.; Peters, K. P.; Koch, H. U.; Halm, H.; Riedl, B.; Hornstein, 0. P.: Allergien und Intoleranzreaktionen gegen Latex- Handschuhe im medizinischen Fachbereich.

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Turjanmaa, K.: Incidence of immediate al- lergy to latex gloves in hospital personnel.

Contact Dermatitis 17 (1987) 270-275 Anschrift für die Verfasser

Priv.-Doz. Dr. med. Xaver Baur Pneumologische Abteilung Klinikum Großhadern Marchioninistraße 15 8000 München 70

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Mängel, Resistenzen, Teratogenität

N. Weltkongreß für Klinische Pharmakologie in Mannheim Arzneimittel

in der Dritten Welt

„Die klinische Pharmakologie hat bis heute nicht die Beachtung und Förderung gefunden, die ihr ei- gentlich zukommen sollte." Dieser auf die Situation der Klinischen Pharmakologie in unserem Lande gemünzte Satz findet sich in einer Entschließung des 92. Deutschen Ärztetages. Vor diesem Hintergrund erscheint es besonders bemerkens- wert, daß Ende Juli die IV. Weltkon- ferenz für Klinische Pharmakologie und Therapie in Mannheim statt- fand. Den mehr als 2700 Teilneh- mern aus 62 Ländern wurde in 9 Ple- narvorträgen, 26 Schwerpunktsym- posien und weiteren rund 1300 Vor- trägen und Posterdemonstrationen ein umfassendes Bild über den Stand der Klinischen Pharmakologie gebo- ten. Aus der Fülle des Gebotenen seien drei Themen herausgegriffen.

Essential drugs for all in the year 2000 — reality or fiction? Unter diesem Titel stand am ersten Kongreßtag der Plenarvortrag von I. Darmansjah (Indonesien) über Arzneimittelpro- bleme der Dritten Welt. Laut WHO- Report „World Drug Situation 1988"

nahm der Anteil dieser Länder am weltweiten Arzneimittelverbrauch in den Jahren von 1976 bis 1985 von 24 auf 21 Prozent ab, obwohl ihr Anteil an der Weltbevölkerung im gleichen Zeitraum von 73 auf 75 Prozent an- stieg. In mehr als 100 Ländern haben weite Teile der Bevölkerung prak- tisch keinen Zugang zu Arzneimit- teln (und Ärzten). Umgekehrt be- steht das Problem eines vielfach irra- tionalen Umgangs mit den zur Ver-

KONGRESSNOTIZ

fügung stehenden Arzneimitteln. Zu fordern wäre neben einer erheb- lichen Vermehrung der Anzahl an Ärzten und einer verbesserten Aus- bildung der Ärzte die konsequente Verwirklichung des Prinzips einer Beschränkung auf eine Liste essen- tieller Medikamente, wie sie von der WHO propagiert wird. Ein solches Verzeichnis könnte 200 bis 400 („the real number ist not important, but the principle is") Mittel enthalten.

Pessimistisch äußerte sich der Vor- tragende darüber, ob diese Ziele in den verbleibenden elf Jahren unse- res Jahrtausends auch nur annä- hernd erreicht werden können.

Das Arzneimittel-Dilemma der Dritten Welt war auch Thema des letzten Vortrages des Kongresses.

Wie S. Bergström (Stockholm) aus- führte, fehlt es in vielen Ländern A-396 (64) Dt. Ärztebl. 87, Heft 6, 8. Februar 1990

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nicht nur an der Möglichkeit zum richtigen Gebrauch und zur Vertei- lung essentieller Medikamente. Hin- zu kommt, daß die Forschungsaktivi- täten der pharmazeutischen Indu- strie weltweit vorwiegend auf die Be- dürfnisse der reichen Länder zuge- schnitten sind. Die Hauptlast bei der Erforschung von Tropenkrank- heiten, von dene viele Millionen be- troffen sind, liegt bei der WHO. Zwar werde deren Budget von ca. 200 Mil- lionen DM wesentlich von den Indu- strieländern getragen, aber auch diese Art der Entwicklungshilfe erscheine nicht immer ganz uneigennützig.

Resistenz

der Malaria-Erreger

Die Prophylaxe und Therapie der Malaria war Thema eines eige- nen Symposiums Sorge bereitet hier die stetige Zunahme resistenter Plas- modien. Nach Angaben von D. Bun- nag (Bangkok) ging beispielsweise in Thailand im Zeitraum von 1983 bis 1986 die Wirksamkeit des Meflo- quins von anfänglich 100 Prozent auf 80 Prozent zurück. Erprobt werden dort derzeit Therapieschemata mit Kombinationen von Antimalariamit- teln, zum Teil unter Einbeziehung von Tetrazyklinen. H. Ginsburg (Je- rusalem) berichtete über Fortschrit- te bei der Erforschung der Wir- kungsmechanismen von Antimala- riamitteln, die zu einem Verständnis der Resistenzmechanismen beitra- gen. So hat man zum Beispiel gefun- den, daß sich eine Chloroquin-Resi- stenz von Malariaerregern durch so- genannte amphiphile Pharmaka wie Kalzium-Antagonisten oder Imipra- min aufheben läßt. Den derzeitigen Stand der Bemühungen um die Ent- wicklung eines Impfstoffes gegen Malaria stellte D. Stürchler (Basel) dar. Da die prophylaktische Wirk- samkeit einer Vakzine nur an gesun- den Probanden erprobt werden kann, ergeben sich ethische Proble- me bei der klinischen Testung. Es sei aber zu hoffen, daß die derzeitige prophylaktische Wirksamkeit von bis zu 30 Prozent in den kommenden Jahren deutlich verbessert werden kann. Erwähnt sei in diesem Zusam- menhang noch ein Beitrag von G.-Q.

Li vom Guangzhou College für Tra- ditionelle Chinesische Medizin. Im Rahmen eines Symposiums über

„Pflanzen als Quelle zukünftiger Pharmaka" berichtete er über eine gute Wirksamkeit und Verträglich- keit von Artemisia bei Chloroquin- resistenter Malaria.

Arzneimittel

und Schwangerschaft

Diesem Themenkreis waren zwei Symposien gewidmet. F. M Sul- livan (London) gab einen Überblick über die derzeitigen Möglichkeiten zur Teratogenitäts-Prüfung im Tier- experiment. Wie der Redner hervor- hob, gibt es keine Spezies, die hier- für anderen Tierarten eindeutig überlegen ist. Bei einer Gruppe von 38 bekannten Teratogenen ergab sich bei Maus und Ratte mit 85 be- ziehungsweise 80 Prozent richtigen Vorhersagen die höchste Treffer- quote, während bei Affen nur 30 Prozent richtig angezeigt wurden.

Andererseits ergaben sich bei Maus und Ratte häufig auch falsch positive Ergebnisse, während diese beim Af- fen selten sind. Kritisiert wurde die zu kurze Beobachtungsdauer der Ver- suchstiere bei Untersuchungen zur Teratogenität. Zu fordern sei eine Be- obachtung über die gesamte Dauer der Schwangerschaft, wie sie in Japan bereits vorgeschrieben ist. Bei der In- terpretation der im Tierversuch ge- wonnenen Ergebnisse sind nicht nur Unterschiede in der Pharmakodyna- mik und im hormonellen System zwi- schen Tier und Mensch zu berücksich- tigen. Auch pharmakokinetische Fak- toren spielen eine Rolle für die Tera- togenität. Zu unterscheiden sind Substanzen, die nur bei Überschrei- tung bestimmter Grenzkonzentratio- nen teratogen wirken („peak height teratogens", wie Valproinsäure, Kof- fein), und solche, bei denen die Schädigung besser mit der Fläche unter der Konzentrations-Zeit-Kur- ve korreliert („AUC-teratogens", zum Beispiel Cyclophosphamid).

Nach den Ergebnissen der von der WHO an über 10 000 Frauen in 15 Ländern durchgeführten „Coope- rative Study an Drug Use in Pregnan- cy" nehmen 86 Prozent der Schwan-

geren Arzneimittel ein. Wie A. Czei- zel (Budapest) und P. C. Rubin (Not- tingham) übereinstimmend feststell- ten, wird das damit verbundene Risi- ko aber weit überschätzt, was zu ei- ner Vielzahl von nicht gerechtfertig- ten Schwangerschaftsunterbrechun- gen führt. Nach Angaben eines Dis- kussionsredners werden allein in Ka- nada pro Jahr mehrere Hundert Schwangerschaften wegen Medika- menteneinnahme abgebrochen. Wie Rubin weiter ausführte, müsse bei der Risikoabschätzung nicht nur der Einnahmezeitpunkt, sondern auch Häufigkeit und Dosis berücksichtigt werden. So sei eine kurzfristige Ex- position gegenüber Tetracyclinen keine Indikation für einen Schwan- gerschaftsabbruch. Zu wenig beach- tet werde auch, daß es im Verlauf ei- ner Schwangerschaft zu erheblichen Veränderungen der Pharmakokine- tik kommen kann. Beispielsweise nimmt die Clearance von Phenytoin oder Theophyllin erheblich zu, was eine entsprechende Dosiserhöhung notwendig machen kann, die am be- sten anhand von Plasmakonzentra- tionsbestimmungen erfolgen sollte.

Der Grundsatz, Arzneimittel bei Schwangeren nur nach einer sehr sorgfältigen Nutzen-Risiko-Abwä- gung zu verwenden, gilt auch für me- dizinisch „begründete" Indikationen, wie Keirse (Leiden) am Beispiel der Therapie mit Tokolytika ausführte.

Eine Auswertung der bisher durch- geführten kontrollierten Studien mit Tokolytika zeige, daß der Nutzen dieser Therapie die damit verbunde- nen Risiken nicht aufwiege.

Eine Zusammenstellung aller Kurzfassungen der Vorträge und Posterdemonstrationen ist in einem Sonderheft des European Journal of Clinical Pharmacology erschienen.

Es bleibt zu hoffen, daß bei der nächsten Weltkonferenz für Klini- sche Pharmakologie, die 1992 in To- kio stattfinden soll, das eingangs zi- tierte Statement an Aktualität verlo- ren haben wird.

Privatdozent Dr. med.

Burckhard Fichtl

Walther-Straub-Institut für Pharmakologie und Toxikologie Nußbaumstraße 26

8000 München 2

Dt. Ärztebl. 87, Heft 6, 8. Februar 1990 (65) A-397

Referenzen

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